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tendm russischen Kreisen energisch auf eine Vermeh rung der Feldartillerie hingearbeitet werde. Aus dem MuldenthaLe. "Waldenburg, 10. Juli. Zum Besuch am Fürst!. Hofe traf ferner hier ein die Gräfin Marie zu Münster aus Moritzburg. *— Der vor einiger Zeit beim Spielen mit einem Gewehr durch einen Schluß in den Kopf schwer ver letzte Knabe des Herrn W. hierselbst befindet sich glücklicherweise auf dem Wege der Besserung und ist Hoffnung vorhanden, daß derselbe vollständig wieder hergestellt wird. Das Gehirn scheint nicht verletzt zu sein, vielmehr ist anzunehmen, daß die Kugel sich an einer noch nicht bekannten Stelle im Knochen festge setzt hat. *— Bei Herrn Gastwirth Gräfe in Falken ist am 8. d. eine amtliche Verkaufsstelle für Postwerthzeichen eröffnet worden. *— Am Sonntag Abend gegen 6 Uhr ertrank in der Mulde in Rochsburg der 8jährige Sohn des dor tigen Einwohners Lohse beim Baden. *— Im Handelsregister des hiesigen Kgl. Amts gerichts wurde am 8. d. verlautbart, daß der Kauf mann Herr Robert Dietzsch hierselbst aus der Firma Robert Dietzsch als Inhaber ausgeschieden und solche auf Fräulein Emilie Agnes Richter, welche nunmehr Robert Dietzsch Nachf. firmirt, übergegangen ist. — Herr Stadtrath Stauß in Glauchau hat der Stadtgemeinde daselbst die Summe von 6000 Mk. zur Begründung einer Sammelkasse für den Bau einer evangelischen Kirche des Wehrdigts zur Verfügung gestellt. — Unter Leitung des Gendarmerie-Ober-Jnspectors, Herrn Major v. Heygendorf, fand am Dienstag Vor mittag im Schützenhause zu Glauchau das Probe schießen mit den neuen Dienst-Revolvern für die Ober gendarmen statt. An der Uebung betheiligten sich außer Herrn Kreis-Obergendarm Rothe aus Zwickau noch 6 Obergendarmen aus der Kreishauptmannschaft Zwi ckau, und soll, wie wir hören, der Erfolg ein zufrie denstellender gewesen sein. — Am Montag wurde auf dem Bahnhofe in Zwickau beim Entleeren der Latrinenfässer der Leich nam eines neugeborenen Kindes aufgefunden. Das Verbrechen kann erst in den letzten vier Tagen verübt worden sein. Aus dem Sachsenlande. — Se. Majestät der König hat sich heute Mittwoch früh '/r6 Uhr mit Sonderzug nach Franzensbad be geben, um Ihrer Königl. Hoheit der Frau Kronprin zessin von Schweden, welche sich, wie auch Ihre Kaiser!. Königl. Hoheit die Frau Erzherzogin Maria Josefa zum Kurgebrauch daselbst aufhält, einen Besuch abzu statten. Se. Majestät beabsichtigt Donnerstag wieder nach Dresden zurückzukehren. — Die am 27. Mai 1885 zu Freiberg gegründete Wittwen- und Waisenkasse von Lehrern an sächsischen Realgymnasien und Realschulen ist durch Beschluß der Feuilleton. Deuraskirt. Kriminal-Roman von Karl v. Leistner. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) Es mußte sein! Mit innerlichem Schauer berührte Liddy leicht seine ihr entgegengestreckte Rechte. Ein Lächeln des Triumphes umspielte des Mannes Lippen. „Was hilft es mir," sagte das Mädchen leise, „wenn ich mich länger sträube, Ihnen zu folgen; ich bin bereit, an Ihrer Seite das Haus zu verlassen, wenn Sie heute noch einen Wagen besorgen, der uns nach der Bahnstation bringt. Aber wohin wollen Sie mich führen?" „Weit, weit fort, liebste theuerste Liddy! Aus diesem Lande weg in ein schöneres und freieres, wo sich unserem dauernden Bunde keine kleinlichen Hinder nisse entgegenstellen. Sie sollen mit mir zufrieden sein und Ihre verständige Sinnesänderung nie be reuen! Ist diese auch vorläufig nur dem Einflüsse der zwingenden Umstände zuzuschreiben — leider muß ich dies annehmen —, so wird die Liebe und Fürsorge, mit welcher ich Sie von nun an umgebe, wie ich hoffe, doch vielleicht endlich auch Ihr Herz mir zuwenden, so wie Sie in diesem Augenblicke Ihre Hand mir ge währt haben." „Vielleicht täuschen sie sich nicht — jetzt aber ist es noch zu früh, um mich über diese Möglichkeit zu äußern und sie mir begreiflich erscheinen zu lassen," sprach Liddy. „Ueberlassen Sie alles Weitere der Zu kunft und geloben Sie mir für jetzt nur soviel, daß Sie dem Zustande meines Innern Rechnung tragen und meine Gefühle schonen wollen, wenn ich mich soweit in Ihren Willen füge, daß ich Sie begleite." „Ich will es versuchen, Liddy," erwiederte Zechini, „das Feuer der Leidenschaft, welches in mir lodert, zu dämpfen, wenn es auch schwer für mich sein wird." Generalversammlung vom 15. Juni d. I. in eine Kasse von Lehrern der höheren Schulen Sachsens um gewandelt worden und hat damit eine wesentliche Er weiterung erfahren. — Die diesjährigen Manöver und vorhergehenden Uebungen in größeren Verbänden (Brigade- und Di- visions-Uebungen) beginnen zeitiger als in früheren Jahren und enden dementsprechend auch früher. Die Brigade Uebungen beginnen am 15. August, und bis 12. September sollen die Truppentheile bereits in ihren Standorten eingetroffen sein. Da nun sofort nach dem Eintreffen vom beendeten Manöver die Ent lassung der alten Mannschaften und Dispositionsurlau ber erfolgt, so werden in diesem Jahre die „Reserve männer" annähernd 10 Tage früher zu Muttern rc. und in ihr Cioilverhältniß zurückkehren. Diese Aus- sicht wird den Betheiligten gewiß Freude machen. — Die Bundesfahne der Deutschen Turnerschaft, welche seit dem letzten großen Turnfeste, das bekannt- ; lich in Dresden abgehalten wurde, sich auf dortigem i Rathhause in Verwahrung befindet, wirv behufs Ueber- ! führung nach München am 17. d. M., abends 6 : Uhr durch eine größere Abtheilung Turner in feier- i lichem Aufzuge unter Vorantritt eines Musikcorps vom j Rathhause daselbst abgeholt werden. s — In einer am Sonnabend in Werdau stattge fundenen öffentlichen Versammlung des „Wahlvereins ' für volksthümliche Wahlen", in welcher Herr Restau- rateur Wilhelm Stolle in Gesau als Redner gegen i die indireclen Steuern auftrat, wurde als Candidat für die Landtagswahlen im Wahlkreise Crimmitschau- Werdau Herr Restaurateur Colditz in Crimmitschau proclamirt. — Der am 23. Mai verstorbene Rentier Kutz leben in Crimmitschau hat außer je 4000 Mark der dortigen Kirche und dem Verein für freiwillige Armenpflege auch dem Verschönerungsverein 2000 Mk. letztwilliz vermacht, mit der Bestimmung, die Summe zur Verschönerung des Sahnparkes zu verwerthen. — In der Kaserne zu Döbel« erschoß sich am ! Montag Morgen ein Sergeant der 8. Compagnie des : 139. Regiments. Liebeskummer soll die Ursache sein. — Im Garten des auf dem Berge bei Hohen- steiu gelegenen Restaurants „Windmühle" wird dem- , nächst ein eiserner Aussichtsthurm von 22 Meter Höhe ! errichtet. Der Bau ist Herrn Schlossermeister Lud wig in Grüna, dem Erbauer des Josepha-Thurmes auf dem Todtenstein, übertragen. — In Avnaberg fand am Sonntag die Weihe f des neuen Turnplatzes des Allgemeinen Turnvereins statt. An die Feier schloß sich ein Wettturnen. — Der Gemeinderath in Rodewisch hat die Er richtung einer Gasanstalt beschlossen. Der Bau des Gasometers ist auf 100,000 Mk. veranschlagt. — Am vorigen Sonnabend Nachmittag ist die Gegend von Schwarzenberg von Hagelschlag betroffen worden, durch den an Gärten und Feldern mannich- facher Schaden angerichtet wurde. In der Gegend von Schneeberg, Aue und Lauter trat das Schloßen- Liddy erfaßte bei diesen Worten ein inneres Grauen vor dem Elenden, mit dem sie nun vielleicht Tage lang beisammen zu sein genöthigt war, bis die günstige Ge legenheit erschien, welche es ihr ermöglichte, ihm zu entfliehen oder fremde Hülfe anzurufen, und ihr Herz pochte zum Zerspringen. „Hüten Sie sich, Graf, durch den Triumph, welchen meine mit schweren Kämpfen verbundene Nachgiebigkeit Ihnen jetzt über mich gewähren mag, sich zu einer ver wegenen Ausnutzung meines Zugeständnisses verleiten zu lassen! Jede vertrauliche Annäherung Ihrerseits würde jetzt noch meinen Entschluß zunichte machen und mich zum Widerrufe veranlassen. Ich werde Sie ver trauensvoll begleiten, aber Schmach über Sie, wenn Sie es einer Hülflosen gegenüber wagen, Ihr Wort zu brechen." „Es sei!" antwortete Zechini. „Aber Sie werden nicht so grausam sein und mich nicht auf die Folter spannen, von mir mehr verlangend, als menschliche Kraft vermag. Ich liebe Sie so, daß Ihr Anblick schon mich in Entzücken versetzt, theures, liebes, süßes Mädchen!" Er wollte nochmals ihre Hand erfassen, aber Liddy trat zurück und machte eine entschiedene abwehrende Geberde. Blaß werdend und dann wieder erröthend schlug sie die Augen nieder. Ob sie sich nicht zuviel zugemuthet hatte, als sie diese List durchzuführen be schloß!? — Zechini betrachtete sie schweigend, sie war in dieser Stellung und diesen inneren Kämpfen, die ihr Aeußeres erkennen ließ, wirklich eine Erscheinung, deren zauberischer Reiz auch einen Besseren, als ihn, hätte berücken können. Er rang offenbar mit sich sesbst, bis er wieder Worte fand: „Mädchen, Du bist ein Engel an Schönheit und Gestalt! Blicke mich an und sieh, wie liebend mein Auge auf Dir ruht! Kannst Du es über Dich bringen, dem noch längere Qualen aufzuerlegen, der Dich ge liebt hat vom ersten Augenblicke an, als er Dich sah? Wetter zum Glück nur leicht auf. Der Blitz schlug bei demselben Gewitter in Schneeberg in einen vor dem Hause des Glasermeisters Rothe stehenden Baum, zerspaltete denselben und richtete an mehreren Gebäuden durch Zertrümmern der Fensterscheiben rc. mehrfachen Schaden an. — Am Sonntag Nachmittag wurde durch einen Blitzstrahl die Dienstmagd Auguste Lehmann in Wils deuhain getödtet. Dieselbe war mit dem Besitzer Friedrich Kockisch nebst dessen Kindern auf dem Felde mit Kornmähen beschäftigt gewesen. Vor dem heran nahenden Gewitter hatte ein Jedes in einer Kornpuppe Schutz gesucht und hierbei wurde die Unglückliche von dem tödtenden Strahl getroffen. — Eine wohlverdiente Strafe ist dem aus dem Orte Lauschgrün bei Netzschkau gebürtigen Fortbil dungsschüler Karl Hermann Hartmann zu Theil ge worden. Derselbe hat im vergangenen Februar auf dem Heimwege von der Fortbildungsschule zu Netzschkau eine Cigarre geraucht. Dies hatte sein Lehrer bemerkt und ihm dieselbe aus dem Mund gestrichen. Darüber erzürnt, beleidigte der junge Mensch seinen Lehrer durch Schimpfworte. Wegen dieser Rohheit mußte sich Hart mann am 3. Juli vor dem königlichen Landgerichte zu Plauen verantworten und wurde wegen öffentlicher Beleidigung zu 2 Monaten Gefängniß verurtheilt; außerdem wurde auch dem beleidigten Lehrer das Recht zugesprochen, das Urtheil binnen 4 Wochen nach Er langung der Rechtskraft desselben an einem den Fort bildungsschülern zugängigen Orte in Netzschkau 14 Tage lang auf Kosten des Angeklagten anschlagen zu lassen. — Am Sonnabend Nachmittag 4 Uhr 55 Min. brach plötzlich bei Ebersbrmm ein starkes Gewitter los. Der Gartenhausbesitzer und Hülteninvalid Kretzsch mar, welcher die Grasnutzung am dortigen Bahndamm gepachtet hatte und dort gearbeiiet, wollte noch über das Bahngeleis, hörte aber wahrscheinlich vor Wetter rauschen den heranbrausenden Zug nicht und wurde überfahren. Der linke Oberarm ist vollständig abge schnitten und am Kopfe zeigen sich erhebliche vom Räumer herrührende Wunden. Der Verunglückte war sofort eine Leiche. — Ein plötzlicher Tod ereilte am Sonnabend den im 76. Lebensjahre stehenden Strumpfwirkermeister und Gartennahrungsbesitzer Teumer in Gornsdorf. Im Begriff, auf dem Felde Klee zu mähen, fiel der Greis nach einigen Sensenhieben um und war eine Leiche. Wahrscheinlich hatte ihn ein Herzschlag getrof fen. Als ehemaliger Militär hatte derselbe am letzten Sonntag noch das Militärfest in Auerbach in rüstig ster Weise mitgefeiert; auch sollte dessen goldene Hoch zeit in den nächsten Tagen begangen werden, wozu bereits die Ehrengeschenke bestellt waren. — Wie bereits gemeldet, ist am Montag Nachmit tag in Altenburg eine ruchlose blutige That an dem in der Pohlhofsgasse wohnenden Verlagsbuchhändler Herrn Victor Dietz verübt worden. Ein junger Mann, welcher Herrn Dietz unter dem Vorgeben, sich in Crim« — Liddy! Warum sollen wir das Glück erst in der Ferne suchen?" Unheimlich glühten die Augen des Ungeheuers. Jetzt glich er dem Tiger wieder, dem nach der ihm sicheren Beute gelüstet! — In solchem Munde erschien das Wort „Liebe" als eine Blasphemie! Liddy schauderte, Sie nahm alle ihre Kraft zu sammen. Würde cs ihr noch einmal gelingen, diese Bestie zu bändigen? — „Zurück, Verruchter!! Rühre mich nicht an!" rief sie. „Dein Athem ist Gift, Deine Hand klebt von vergossenem Blute! Mörder!! Zurück!!" Zechini erwiederte mit einem gellenden Lachen und keuchend stieß er die Worte hervor: „Ha! Du wolltest mich betrügen! Ist das Deine Fügsamkeit?! Du wolltest mich glauben machen, daß Du Deinen Sinn geändert habest, um bei günstiger Gelegenheit, wenn Du aus diesem Hause gebracht bist, mir zu entrinnen! — Nun kenne ich aber Deine Schliche, Täubchen. Aber mein bist Du und mußt es sein! Warum soll ich warten und den Schmachtenden spielen, wo ich der Herr bin, der gebieten kann." Liddy wankte zurück vor dem Fürchterlichen, der sich ihr wie ein schleichendes Raubthier näherte. Sie war verloren! „Hexe, Du bist schön! Laß Dich küssen!!" rief der Unmensch, auf sie losstürzend, um sie zu umfassen. Das Mädchen stieß einen gellenden Schrei aus. — Aber auch draußen ertönte eine laute, rufende Stimme. Stürmisch wurde die Thür aufgerissen, gegen welche Liddy zugeeilt war, und ehe noch der Gegner sie berührt hatte, lag sie in den Armen Eugen Hell- muth's, das Haupt an seiner Brust bergend. Eugen Hellmuth war der Spur des mittelst Frem denbuches aufgefundenen Grafen so lange gefolgt, bis dieselbe zum Waldhause führte. (Fortsetzung folgt.)