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chimbuM Tageblatt Filialen: in TMaistwalbenkLrg bei Herrn 81'chsmt tLylich «it Lu?nah«e der Tage Kaufmann Otto Förster; in Penig bei Herrn Kaufmann Roü. Härtiq, Mandelqaffe: in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. D-etze, in Wechselburg bei Herrn Schmied Webs»; in Lichtenstein b. Hrn.Buchh. I. Wehrmann. nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Jnferaten für die nächster- f^einende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Ker Rbonnsmentspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. »5 Pf. 8«:erate pro Zeile 10 Pf., Eingef. 20 Pf. EWMtion: Waldenburg, Obergafse 2Sls. Zugleich wett verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichteustein-Calluberg Md in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Sgidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen. lerba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. ^LH2. Mittwoch, den 15. Mai 18»S. WttterungsauSfichten für den 15. Mat: Ziemlich trübes Wetter bei etwas kühlerer Temperatur. Barometerstand am 14. Mai, nachmittags 3 Uhr: 757 wm. Gefallen. 'Waldenburg, 14. Mai 1889. Die Disciplin in der französischen Armee ist seit 1871 ganz bedenklich gelockert worden; es ist dies vielleicht das schlimmste aller unerwünschten Resultate, welche sich unter der gegenwärtigen Republik ergeben haben. Die Lockerung der militärischen Zucht berührt Offiziere sowohl, wie Mannschaften; General Boulan ger ist derjenige General, welcher mit der Widersetz lichkeit gegen die Befehle des Kriegsministers am wei testen gegangen ist, er kam bekanntlich eigenmächtig von Clermont nach Paris, obgleich ihm ein Urlaub verweigert war und griff hinterher noch den Minister öffentlich in den Zeitungen an, aber er ist nicht der einzige französische Offizier, welcher von der Disciplin sonderbare Begriffe hatte. In dem politischen Partei- zank sind wiederholt, trotz des strengen Verbotes der Pariser Regierung, Offiziere hervorgetreten und es be durfte erst des sehr scharfen Erlasses des Kriegsmini sters Freycinet, um dieser Unsitte einigermaßen zu steuern. Die Achtung vor der Pariser Negierung ist in einem erheblichen Theile des Offiziercorps gering; Thatsache ist es ja, daß, als die Prinzen von Orleans noch in Frankreich waren, Dutzende von Offizieren diesen ihre Aufwartung machten und sich in streng roya listischen Kreisen bewegten. Daß die Dinge noch immer nicht zu offenen Unzu- träglichkeitcn geführt haben, liegt daran, daß der zum Generalissimus der französischen Armee designirte Gou verneur von Paris ein überzeugungstreuer Republika ner und rücksichtslos energischer Offizier ist. Das An sehen, welches General Saussier genießt, hält die un ruhigen Elemente im Offiziercorps in Schranken und Boulanger wurde von der Ausführung seiner verschie dentlich auftauchenden Staatsstreichgelüste immer durch die Rücksichtnahme auf Saussier abgehalten, der treu zu der Regierung stand. Viel schlimmer wie im Offiziercorps sind aber die Verhältnisse unter den Mannschaften. Die Soldaten haben keinen Respect vor ihren Offizieren und deutlich genug ergiebt sich dies aus den bekannten Revolten der letzten Zeit: ^An der belgischen Grenze trat fast eine ganze Jägercompagnie auf benachbartes Gebiet über und in Tours feierten mehrere hundert Infanteristen Boulanger, als ob er bereits Kaiser von Frankreich sei. In beiden Fällen, die mehrfach Vorgänger gehabt ha- ben, widerstanden die Mannschaften offen den Ermah nungen ihrer Offiziere. Aber die Lockerung der Dis ciplin spricht sich auch schon zur Genüge im Verkehr zwischen Offizieren und Mannschaften aus; die Letz teren zeigen dem Offizier eine wenig respektvolle Hal tung, nehmen sich im Dienst allerlei heraus und die Offiziere, statt auf Strenge zu halten, drücken ein Auge zu oder alle beide. Natürlich fehlt es nicht an Regimentern, in welchen die militärische Disciplin mit voller Energie aufrecht gehalten wird, aber das böse System, Fälle von Unbotmäßigkeit zu vertuschen, statt sie gebührend zu bestrafen, gewinnt immer weitere Aus dehnung. Militärische französische Fachblätter äußern sich mit Besorgniß über diese Frage, die durch die neue Heeresorganisation verschärft wird. Um Maffcncorps auf die Beine zu bringen, ist die Dienstzeit in Frankreich gegen früher erheblich abge kürzt, die Präsenzstärke hingegen bedeutend erhöht wor den. Dies Verfahren hat den Nachtheil, daß bei den einzelnen Leuten die Strammheit eine geringere wird und aus dem Mangel an tüchtiger Ausbildung entwi ckelt sich dann naturgemäß der Mangel an Disciplin. An der französischen Ostgrenze stehen die besten Regi menter der Republik und dort tritt die böse Sache noch nicht so deutlich hervor. Je mehr man aber nach dem Westen und Süden Frankreichs kommt, um so deutlicher tritt das ungebührliche Verhalten der Soldaten und die Gleichgiltigkeit der Offiziere dagegen in Erscheinung. Die Letzteren verstehen es auch oft absolut nicht, sich in Respect zu setzen, und die Sache ist schon so arg geworden, daß sich selbst gute Freunde Frankreichs darüber lustig machen. Wenn neulich rus sische Offiziere davon erzählten, wie in Nizza ein fran zösischer Hauptmann mit einem seiner Unteroffiziere zusammen kneipte, so ist das durchaus keine Ausnahme. Es ist sogar noch ganz Anderes zu sehen. PMtLsche MmMschan. Deutsches Reich. Am Montag früh arbeitete der Kaiser zunächst allein und begab sich dann nach dem Tempelhofer Felde, wo er den militärischcn Uebungcn beiwohnte. Nach der Rückkehr ins Schloß arbeitete der Monarch mit dem General von Hahnke, dem Geh. Nath von Lucanus, dem Admiral von Goltz, dem Staatssekretär Admiral Heusner; nachmittags machte der Kaiser eine Spazierfahrt und hatte dann eine Unterredung mit Fürst Bismarck. Am 16. d. M. reist der Kaiser voraussichtlich nach Stolpe an der Nordbahn zur Jagd. Die für letzten Sonntag geplante Reise des Kai sers nach dem bereits festlich geschmückten Braun schweig ist dringender Regierungsgeschäfte wegen ab gesagt worden. Der Kaiser kommt nächsten Sonn abend und bleibt bis Sonntag Abend. Die Zusammenkunft zwischen dem russischen und deutschen Kaiser findet im August in Kiel statt. Nach Berlin kommt der Czar nicht. Die Kaiserin Augusta hat, wie die „N. A. Z." mittheilt, den preußischen Hofbanquier, Baron Cohn aus Dessau, in besonderer Audienz empfangen und ihm ihren Dank für die Kaiser Wilhelm I. geleisteten Dienste ausgesprochen. Die Kaiserin schenke dem Baron Cohn ein Bild des verstorbenen Kaisers als Erinnerungszeichen. Die Kräfte der Königin-Mutter von Bayern nehmen schnell ab; die kranke Fürstin dürfte kaum noch diese Woche überleben. Die dritte Lesung des Altersversicherungsge setzes wird definitiv am Freitag im Reichstage be ginnen. Die Parteien, aus welchen die Mehrheit für die Vorlage sich zusammensetzt, werden bis dahin noch eine Reihe von Abänderungsanträgen vereinbaren, durch welche die gegenwärtige Form der Vorlage verbessert werden soll. Aus dem westfälischen Strikegebiet lauteten die Nachrichten am Montag leider nicht so günstig, wie erwartet war. Aus Dortmund wird berichtet, daß drohende Ansammlungen von Arbcitermassen vor den Zechen stattfinden, um den Betrieb der Wasserhaltungs maschinen zu stören und die Gruben zum Ersaufen zu bringen. Mehrere hundert Mann starke Banden von Strikenden ziehen umher, um die zur Arbeit ge neigten Bergleute von der Wiederaufnahme der Thä- tigkeit zurückzuhalten. Die Belegschaft der Zeche „Margarethe", Kreis Hörde, hat die Arbeit wieder ausgenommen und will die Arbeit fortsetzen, wenn sie auf dem Wege von und nach der Zeche vor Gewalt- thätigkeit Strikender geschützt wird, was jetzt nicht zu erreichen ist. Unter derselben Voraussetzung würden auch auf einigen anderen Zechen die Arbeiten wieder ausgenommen werden. Die Wasserwerke an der Ruhr, welche den ganzen Jndustriebezirk versorgen, sind be droht. Die entgegenkommende Erklärung der Zechen verwaltungen, nach der Wiederaufnahme der Arbeit den Bergleuten eine Lohnerhöhung zugestehen zu wollen, hat bisher keine Wirkung gehabt. Vielmehr ist Montag auch im Essener Revier die Arbeit eingestellt. Die Zahl der Strikenden beläuft sich jetzt auf 90,000 mit einer Tagesförderung von 93,000 Tonnen. Die Ruhe und Ordnung ist im gejammten Oberbergamtsbezirk Dortmund seit Sonnabend nirgendwo gestört. Alle gegentheiligen Mittheilungen sind falsch. Bei Aplerbeck schossen junge Leute auf Soldaten, wovon zwei Exce- denten verhaftet wurden. In Essen und Umgebung liegt noch kein Militär, es sind Hilfspolizeibeamten eingestellt. In den vorwöchentlichen Krawallen sind 15 Arbeiter getödtet, 20 verwundet. Die Kohlenpreise sind um das dreifache gestiegen, ein Kohlen-Ausfuhr verbot wird erwartet. Alle berittenen Gendarmen der elften Brigade zu Fulda sind nach Dortmund befohlen. Dagegen sind die Meldungen von der Verhängung des Belagerungszustandes unwahr. Dazu liegt auch kein Grund vor. Es ist am Montag versucht, die Arbeiter durch allarmirende Nachrichten, die zum Theil auch telegraphisch weiter verbreitet wurden, aufzuregen, es herrschte indessen im ganzen Strikegebiet volle Ruhe, die noch andauert. Eine aus drei Personen bestehende Deputation der westfälischen Grubenarbeiter ist am Montag Vormittag in Berlin eingetroffen. Der Kaiser hatte telegraphisch nach Dortmund die Nachricht gegeben, er werde die Leute sofort empfangen. Unter Vorsitz des Reichskanzlers hielt das preußische Staatsministerium eine Sitzung ab, die sich ebenfalls mit der Strike- srage beschäftigte. Es wird doch gehofft, daß dem vereinten Zusammenwirken die Beruhigung der Arbeiter gelingen wird. Ueber die Verhandlungen der Samoa-Conferenz wird aus London berichtet: Die Conferenz nahm bis her einen günstigen und glatten Verlauf. Ueber die Landfrage und deren Nebenfragen sind alle Mächte thatsächlich einig, ebenso über die Beschränkungen, denen Einfuhr und Verkauf von Schußwaffen und berau schenden Getränken unterworfen werden sollen. Der Vorschlag des Unterausschusses, die ausländische Con trolle solle eine dreitheilige sein, wurde genehmigt. Die Wahl des neuen Königs soll den Samoanern überlassen werden. Die Frage, welche Form die Con trolle des Königs Seitens der Conferenzmächte erhalten soll, dürste noch beträchtliche Erörterungen verursachen, aber schließlich durch einen Compromiß gelöst werden. Frankrerty- Die Nachrichten von einer ernstlichen Krankheit Boulangers werden von seinen Zeitungen zwar ent schieden bestritten, verstärken sich aber immer mehr. Der General soll angeblich an inneren Blutungen leiden. Der Besuch der Weltausstellung an den ersten fünf Tagen derselben hat 296,322 Personen betragen. Die deutsche Kunstabtheilung auf der Pariser Weltausstellung verstärkt sich durch neueingesandte Bil der noch fortwährend. Die betreffenden Künstler er freuen sich, wie sie versichern, der zuvorkommendsten Behandlung und haben sich über nichts zu beklagen. Aufgehoben kann die deutsche Abtheilung, da sie nun einmal besteht, natürlich nicht wieder werden.