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Trichrmr tSziich m>« NuLiisHmr der Tagc nach Soner- und Festtagen. A-iMhme von Inseraten für die nächster- scheinende Nunrmer bis nachmittags 2 Uhr. Der ASonnenentspreis beträgt vierteljähc- , >-ch 1 Mk. Süi Äs. Z^s-rat- pro Zeile 10 Pf., Singes. 20 Pf. «U-Mtion: Waldenburg, Obergasse Mis. —<>-» und Akvdlat! siir dm AMrO z« WoltMirz. Ktiia:«»: in Altstadtwatderchnrs bei Herr« Kaufmann Otto Förster; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgasse; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn, Buchhändler E. D:stze, in Wechselburg bei Herrn Schmied Webe,; in Lichtenstein b. Hrn.Buchh. I. Wehrmann. —» v-» Zugleich wett verbreitet in den Städten Penig, Luuzennu, 8ichLe«^em-CallNberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Mftadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen« leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oöergräfenhain, Oberwiera, Obsrwintel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagroitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkmburg und Ziegelheim. 57. Freitag, den 8. März 1««S. Witterungsanssichteu für den 8. März: Veränderliche Bewölkung bei verhältultzmätzig warmer Temperatur. Barometerstand am 7. März, nachmittags 3 Uhr: 763 mm. Gefallen. Dem Marschall Msltke. Du Feldherr, Mckgebadet Wie wenige vor Dir, Schlachtdenker, siegbegnadet — Zum Feste nahn auch wir. An Deines Lebens Grenze, Vom Herm so weit gespannt, Wirft Dir noch einmal Kränze Das deutsche Vaterland- 8. März My. Das war vor siebzig Fahren, Da griffst Du zu der Wehr: Erst fremd bei fremden Schaaren, Dann deutsch in Preußens Heer. Ein kluger Zukunftsrüster Mit Augen auf und ab — So trugst Du im Tornister Geheim den Marschallstab. Und als die Tage kamen, Die Tage schwer und groß — Du sprachst: „In Gottes Namen, Ich denk', wir schlagen los, An meines Königs Seite Hab' ich den Plan erdacht, Mit meinem König reite Ich dreist ins Graun der Schlacht. Da donnerten die Lüfte Im Ring bei Königgrätz, Da füllten tief die Grüfte Sich von Paris bis Metz; Da brausten deutsche Lieder, Aus war der Michelschlaf — Der Kaiser brachte wieder Den Marschall und den Graf. Dein Leben geht zur Neige — Hüt's Gott noch manches Jahr! Du gingst so selt'ne Steige, So hoch und wunderbar! Und ob sich wirr und wilde Der Streit des Tages kraust — Hoch drüber auf blankem Schilde Hält Dich die deutsche Faust. Victor Blüthgen. König Milan abgedankt. "WsldeuSmg, 7. März 1889. König Milan von Serbien ist in der Lhat der Regierung seines unruhigen Ländchens, das ihm schon so viel Sorgen und Aerger bereitet hat, überdrüssig geworden. Der König kann allerdings ein Lied von den Lasten und Mühen einer Königskrone singen. Jung zur Regierung gekommen, glaubte er sich 1876 durch den Feldzug gegen die Türkei große Lorbeeren holen zu können; aber die schwache serbische Armee erlitt eine schwere Niederlage nach der anderen, und es bedurfte einer energischen Drohung Rußlands, die Türken vom weiteren Vordringen abzuhalten. König Milan schloß Frieden mit dem Sultan. Als die türkische Macht sich zum Beginn des Jahres 1878 gegen Rußland fast verblutet hatte, griff Serbien von Neuem in den Krieg ein und errang nun leichte Lor beeren, für welche ihm das Gebiet von Nisch durch den Berliner Friedenskongreß zugesprochen wurde. Nach dem Kriege verheiratete sich Milan mit Nata lia Keschko, aber wie seine Ehe unglücklich war, so wollten sich auch die inneren Verhältnisse im Lande in Folge der maßlos erbitterten Parteikämpfe nicht günstig gestalten. 1882 wurde das Fürstenthum Serbien zum Königreich proclamirt. Dies Ereigniß wirkte im Lande, dann aber kam der unglückliche Krieg mit Bulgarien, welcher Serbien schwere finanzielle Opfer zufügte und das Ansehen des Königs und seiner Regierung erheb lich schwächte. Und zu seinen Feinden gesellte sich schließlich die eigene Gemahlin. Milan regierte mit allen möglichen Parteien im Innern, während er nach Außen hin ein fester Freund Deutschlands und Oester reichs blieb, zeigte den Parteien gegenüber äußerste Entschlossenheit und es schien auch, als ob er trotz der zahlreichen Hindernisse und der wider ihn eingeleiteten Verschwörungen das Feld behaupten würde. Dann kam die peinliche Scheidung von seiner Gemahlin. Den Angriffen aus dem Lande hingegen suchte er durch eine freie Verfassung zuvorzukommen, aber auf die Dauer hat auch dies Mittel nicht geholfen. Die übermächtige radikale Strömung im Lande bedrohte dircct seine Person, und so hat er sich denn entschlos sen, das Feld zu räumen, jetzt, wo er es noch mit Ehren räumen kann. Am Mittwoch, als dem siebenten Jahrestage der Erhebung Serbiens zum Königreiche, hat König Milan in Gegenwart aller Staatsbehörden, der fremden Ver treter, der Offiziere der Garnison zu Gunsten seines einzigen Sohnes, des dreizehnjährigen Kronprinzen Alexander, abgedankt. Der Letztere heißt also fortan König Alexander I. von Serbien. Der Knabe um armte seinen Vater unter Thronen. Belgrad ist ruhig, auch aus dem Lande wird nichts Auffälliges gemeldet. Man sieht den König doch recht ungern scheiden und hat viele Versuche gemacht, ihn zum Bleiben zu be wegen. Milan hat indessen alle Aufforderung rund weg abgelehnt, er ist dermaßen nervös, daß er nichts als Ruhe will und Befreiung von der schweren Re gierungslast. Jovan Ristics, der Serbien während der Minder jährigkeit Milans bereits als Regent leitete, ist aber mals mit der Regentschaft betraut für den minorennen Kronprinzen Alexander, und der König geht mit Letz terem ins Ausland, um dort zwar ohne Macht, aber doch ruhig zu leben. Ristics neigt zu Rußland. Es ist aber klar, daß er die Regentschaft nicht ohne Zu stimmung des so sehr interessirten Oesterreich ange treten hat, diesem also Garantien für sein Wohlver halten, in nächster Zeit wenigstens, gegeben haben muß. Es ist wohl anzunehmen, daß die neue Regierung sich auf innere Reformen beschränken und sich um das Auswärtige nicht kümmern wird, unsicher bleibt die Sache indessen immer. Die Exkönigin Natalie wird sicher zu intriguiren versuchen, und wenn der Regent sich auch nicht von ihr am Gängelbande führen lassen wird, zurückstoßen kann er die Muller des dereinstigen Herrschers auch nicht gerade. Der Regent Ristics hat sofort die große National- skupschtina berufen. Die russische Panslawistenpresse kann ihr Frohlocken über diesen Ausgang nicht ver bergen. In Wien und Pest hofft man das Beste von der Zukunft, ist aber doch nicht ganz ohne alle Be sorgniß. Daß der König sich nicht länger halten konnte, ist Thatsache. Jede Möglichkeit, gegen die radikale Partei aufzukommen, war geschwunden. Auch der neue Regent wird mit diesen Elementen seine liebe Noth haben. Die Wiener Blätter widmen dem Könige Milan auf richtige Theilnahmebezeugungen und heben hervor, daß derselbe stets ein treuer Freund Oesterreich-Ungarns gewesen ist. Der neue Regent werde wissen, daß Ser bien nur gedeihen könne, wenn er an der Politik des Königs festhalte. Den Willen wird Herr Ristics schon haben, aber wer kann für Zwischenfälle? Aus dem Bischen Herzegowina entspann sich der russisch-türkische Krieg, aus dem Bischen Bulgarien ging eine lange Beunruhigung Europa's hervor, wer weiß, was nun das Bischen Serbien bringen wird. Römische Kundschmr. Derrtsches Reich. j Kaiser Wilhelm arbeitete am Mittwoch Vormit- s tag zunächst längere Zeit allein und empfing dann den : preußischen Gesandten Grafen Eulenburg aus Olden- : bürg. Später arbeitete der Kaiser mit dem Geh. ; Rath v. Lucanus und dem Grasen Bismarck. Vor ! der Mittagstafel unternahmen beide Majestäten eine i Spazierfahrt. Am Freitag werden der Großherzog und die Großherzogin von Vaden zur Theilnahme an i dem Trauergottesdienste für Kaiser Wilhelm I. in s Berlin ein treffen. . -- ; Der Kaiser und die Kaiserin haben am Diens- ! tag bei dem französischen Botschafter in Berlin, Herrn i Herbette gespeist. Obgleich dieser Thatsache keine be- ! sondere Bedeutung beizumessen ist, denn der Kaiser ist ' ebenso der Einladung des Vertreters Frankreichs ge- i folgt, wie in voriger Woche der des italienischen Bot schafters und der vorvorigen der des Vertreters des Czareu, beschäftigen sich doch die Pariser Zeitungen damit. Der bessere Theil erkennt an, daß es sich um eine schätzenswerthe Höflichkeit des jungen Kaisers gegenüber Frankreich handelt, der Rest weiß nicht recht, was er sagen soll. Wäre das Kaiserpaar nicht in die französische Botschaft gekommen, würde von einer Be leidigung Frankreichs die Rede gewesen sein; nun da es erschienen ist, wird von zu großer Liebenswürdigkeit des neuen Ministers des Auswärtigen gegenüber Deutsch land geknurrt. Uebrigens entsprach auch Kaiser Wil helm I. regelmäßig den Einladungen der Vertreter Frankreichs und legte für diese Besuche das Großkreuz des Ordens der Ehrenlegion an. Kaiser Wilhelm II. besitzt diesen Orden nicht. Der Kaiser hat den Staats sekretär und Vicepräsidenien des preußischen Staats ministeriums, Herrn v. Bötticher, der bisher Major in dem ersten Aufgebot des Landwehrbezirks II Berlin war, zum Oberstlieutenant befördert. Der Kaiser hat ferner die Offiziere und Aerzte empfangen, welche in diesen Tagen unter Leitung des Premierlieutenants v. Gravenreuth nach Ostafrika gehen werden, um sich dort der Wißmann'schen Expedition anzuschließen. Der Monarch unterhielt sich lebhaft mit den Herren und bekundete sein warmes Interesse für die Expedition. Die Verlobung des russischen Thronfolgers mit der hessischen Prinzessin Alice scheint wirklich nicht zu Stande kommen zu sollen. Dem russischen Hofe nahestehende Zeitungen versichern, der Großherzog von Hessen habe mit der Prinzessin Alice nur seine in Petersburg verheirathete ältere Tochter besuchen wollen.