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ZchSnbuM Tageblatt SHchrint täglich mit «»«nähme der Lage nach Sonn» und Festtagen. «»nähme von Inseraten für die nüchstsr- ichemende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Ker SdonnemenLSpreis beträgt vierteljähr lich 1 Ml. SS Pf. Zsserats pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. AMedition: Waldenburg, Obergasse 29 ls. «NÄ KÄsdiM ftr dm AMrath ji Wsidmdmg. Filialen: in Nltffadimsldenbnrg bei Her?» Kaufmann Otto Förster; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Häctia, Mandelgaff«: in Rschsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. Dish.e, in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn.Buchh. I. Wehrmann. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichteuftein-Callnberg Md in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: MtstadL-Waldenöurg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Lanzenchursdorf, Langen» 'ruba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. Sonnabend, den 16. Februar N 40. 1889 Witterungsansfichten für den 16. Februar: Vorwiegend trübes Wetter mit Neigung zu Niederschlägen bei wenig veränderter Temperatur. Barometerstand am 15. Februar, nachmittags 3 Uhr: 746 mm. Gefallen. Floquet demissicnirt. "Waldenburg. 15. Februar 1889. Die wirthschaftlichen Verhältnisse in Italien haben sich gegenwärtig wenig erfreulich gestaltet. Das Kö nigreich macht jetzt dieselben Schwierigkeiten durch, die dem deutschen Reiche vor etwa zehn Jahren aufgelegt waren. Es mangelt an Arbeit, Absatz und an Ver- dienst. Italien hat diesen mißlichen Zustand jetzt erst kennen gelernt, weil die Industrie und der Unterneh mungsgeist sich gerade in den letzten zehn Jahren be deutend entwickelten. Vorher war das Land in in dustrieller Beziehung meist auf Frankreich und Oester reich angewiesen. Heute steht die italienische Industrie Achtung gebietend da, es ist immerhin eine Leistung, wenn sie die technisch sehr complicirten Schisfsbauten ganz selbstständig ausführen kann; aber mit dem Wachsthum hat der Gewerbefleiß auch die Schwierig keiten einer Vermehrung des Absatzes kennen gelernt. Zu diesem Verhällniß, welches natürlich schwer auf die ; Lage von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zurückwirkt, um so schwerer, als Italien kein kapitalkräftiges Land ist, sind nun noch andere Umstände gekommen, die wirthschaftlichen Zustände zu verschlechtern. Der Ab bruch des Handelsvertrages mit Frankreich hat für ; Letzteres, wie für Italien erheblichen Schaden im Ge« ; folge gehabt; aber man führt den Zollkampf der Ehre ' halber weiter. Endlich kommen die recht schweren La- ! sten in Betracht, welche Italien drücken. Das junge t Königreich hatte bei seiner Gründung vor kaum 30 Jahren keinen eigenen Besitz; was blieb ihm übrig, ' als Schulden zu machen? Der Italiener ist ein äußerst einfacher Mensch, mit d Geringem zufrieden, der für die Macht seines Landes ! gern hohe Steuern zahlt. Und er hat sie willig bis heute gezahlt, obgleich die Abgaben naturgemäß mehr und mehr wuchsen. Besonders in den letzten Jahren war die Zunahme der Abgaben eine recht erhebliche. Italien nahm eine wirkliche Großmachtstellung ein, und dazu gehörte selbstverständlich auch eine entsprechende Macht. Für Marine und Armee sino colossale Sum- men ausgegeben worden, welche natürlich vom Lande getragen werden mußten. Nun ist aber mit der Steuererhöhung, gegen die an sich nichts eingewendet worden wäre, starker Verdienstrückgang und Arbeits mangel eingetreten; die Folge ist eine Gährung, die sich schon in zahlreichen Städten Italiens bemerkbar gemacht hat und nun am deutlichsten in Rom aufge treten ist. Diese Unruhen bedeuten keinesfalls den Ausbruch einer socialistischen oder revolutionären Be wegung, sie zwingen die Regierung auch nicht zur Er greifung von besonderen Marnahmen, wohl aber nö- thigen sie zur eingehenden Beachtung von Italiens wirthschaftlicher Lage. Es ist neulich schon auf das Deficit von 192 Millionen hingewiesen, welches sich im vorigen Jahre herausgestellt hat, und auch für dies Jahr ist kein glatter Abschluß zu erwarten, denn die Einnahmen aus den Steuern sind erheblich gesunken. Das sind die wenig angenehmen Aussichten für den Staat, wenig angenehme Aussichten für die Bevöl kerung, dir in eine ungewisse Zukunft schaut. Rom, die ewige Stadt, hat die Brodlosen von ganz Italien in hohem Maße angezogen, und jetzt, wo dort alle industrielle und gewerbliche Thätigkeit schwer gelähmt ist, muß sich die Erregung doppelt bemerkbar machen. Der Italiener ist überhaupt geneigt, seine Regierung für Alles, was ihm schlimmes passirt, verantwortlich zu machen. Er verlangt ein einfaches, sehr beschei denes Auskommen, aber er verlangt ein Auskommen. Daher kommt es ja auch, daß in einzelnen Städten, außer in Rom besonders in Neapel, ein Theil der großen Volksmenge das frühere patriarchalische Re giment der strammen modernen Regierung vorzieht. Wurden auch vom Papsttyum und den Bourbonen sonst keine großen Aufwendungen gemacht, für die Zu friedenheit der Volksmenge wurde immer gesorgt. Das geht nun heute nichts mehr, wo auch andere Ansprüche an das Staatswesen herantreten, die Bertheilung von baarem Gelbe ist in einem constitutwnellen Staate ein überwundener Standpunkt. Aber läßt sich mit veralteten Mitteln nicht erreichen, so muß es mit mo dernen geschehen. In dem fruchtbaren Italien liegt noch gewaltig viel Land unbebaut da, das früher rei chen Feldersegen bot; die Regierung wird zur Urbar machung und Besiedlung der nutzlos daliegenden Ge biete schreiten müssen, um die darbenden Leute zum Schweigen zu bringen. Daneben ist strengste Spar samkeit und Erleichterung gar zu drückender Lasten und Förderung der Industrie geboten. Die Millionen, welche die Expedition nach Massauah schon verschlun gen, hätten so zum Besten des ganzen Staates vor trefflich verwendet werden können. Die Verhältnisse in Italien interessiren uns um so mehr, als Italien bekanntlich unser Bundesfreund ist. PoLMsche Rundschau. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm erledigte am Donnerstag in ge wohnter Weise die laufenden Negierungsgeschäfte und ertheilte verschiedene Audienzen. Man sagte, der Monarch habe sich etwas erkältet und werde deshalb sich einige Tage schonen müssen. Die Geschenke des Kaisers für den Sultan von Marokko sind dem Botschafter bereits übergeben wor den. Dieselben bestehen hauptsächlich in Gegenständen der deutschen Industrie, wie Jagdgewehren und Gerälh- schaften, Schmuckgegenständen u. s. w. Pferde sind nicht darunter; die bezügliche, vor einigen Tagen durch die Blätter gegangene Nachricht war unrichtig. Die Kaiserin Victoria Augusta hat kostbare Porzellanvasen als Geschenke übermittelt. Die beiden Schlösser von Berlin und Kiel sollen durch eine Telephonleitung verbunden werden. An der Berliner Börse war am Donnerstag die Nachricht verbreitet, Fürst Bismarck Hube dem Kaiser sein Entlassungsgesuch unterbreitet. Die Mstthei- lung ist indessen grundlos, obwohl sie sehr bestimmt auftrat. Der Reichstagsabgeordnete v. Kardorff Hst den Plan, sein Mandat niederzulegen, in Folge der Vor stellungen seiner politischen Freunde aufgegeben. Die Abreise des Hauptmanns Wißmann nach Ost afrika soll nunmehr definitiv für heute oder morgen festgesetzt sein. Ein Theil der Expedition ist bereits abgegangen, der übrige Theil folgt je nach Bedürfniß nach. Die von Hamburg abgehenden Dampfer der Expedition sollen möglichst Mitte März in Zanzibar sein. Englische Blätter theilen aus Ostafrika mit, die gefangenen deutschen Missionare seien von den Arabern noch nicht freigelassen. Die Aufständi schen hätten von der bevorstehenden Bildung der deut schen Kolonialtruppe gehört und sich nun im letzten Moment geweigert, die Gefangenen freizulassen. Eine Aufklärung über die sich widersprechenden Nachrichten bleibt abzuwarten. Die Zukunft der deutschen Centrumspartei wird im Moment vielfach erörtert; es werden Ansichten laut, welche glauben, eine Umbildung der Partei zu einer conservativen katholischen Fraction sei nur noch eine Frage der Zeit. Im Centrum, das bisher Herrn Windlhorst's Ralhschlägen gefolgt ist, giebt es zwei Richtungen: Die eine steht den Deutschconservativen allerdings recht nahe; in allen wirthschaftlichen Fragen, und darauf kommt es ja doch im Reichstage vor Allem an, unterscheidet sie sich von den Conservativen nicht im Geringsten. Dieser Flügel der Partei hat sich erst neulich im Reichstag entschieden gegen die Wiederauf hebung der Kornzölle ausgesprochen. Die zweite Rich tung hat den Lharacter einer demokratischen katholischen Partei; in rein politischer Beziehung tritt sie wesentlich anders auf, als die erstere. Letztere hat stets dem Socialistengesetz zugeslimmt, der linke Flügel des Cen- ' trums hingegen dasselbe entschieden bekämpft. Beide Richtungen haben trotzdem in ihrer großen Hauptfrage, in dem Eintreten für die katholische Kirche fest zu sammengehalten, und in dieser Einigkeit beruht auch die Stärke der Partei. Das weiß Herr von Schor- s lemer-Alst so gut, wie Herr Windthorst, und deshalb ist auch nicht recht an die Nachricht von einer Auf- lösung des Centrums zu glauben. Geändert hat sich l die Haltung der Partei in letzter Zeit jedenfalls. Mit ! Ausnahme eines einzigen Mitgliedes stimmte das ganze ! Centrum im preußischen Abgeordnetenhause für die , Erhöhung der Krondotation, obgleich dieser Vorlage j in einer ganzen Reihe von katholischen Blättern sehr ernster Widerstand entgegengesetzt worden ist. Es scheint sich doch Manches hinter den Kulissen abgespielt zu haben und noch abzuspielen, wovon sich die Welt nichts träumen läßt, und die Unterredung zwischen . dem Kaiser und Herrn von Schorlemer dürfte nicht blos den Besuch des Monarchen in Westfalen oder , den westfälischen Bauernbund betroffen haben. Wer s weiß, ob der Tag noch fern ist, an welchem ein Mit glied der Centrumspartei denselben Weg macht, den die Abgg. v. Bennigsen und v. Maltzahn-Gültz ge macht haben. Nicht ganz mit Unrecht ist es anzuneh men, daß Kaiser Wilhelm II. in der inneren Politik nicht nur seine ganz bestimmten Pläne hat, sondern auch entschieden an ihre Ausführung denkt. Und Fürst Bismarck zieht sich mehr und mehr auf sein Alten theil zurück. Wir brauchen nur daran zu denken, wie sehr der Reichskanzler sich seit dem Tode Kaiser Fried richs im Hintergründe gehalten hat. Er ist eigentlich nur zweimal in den Vordergrund getreten, bei der Geffcken-Angelegenheit und bei der Wendung in der ostafrikanischen Politik, und das waren ganz besondere Angelegenheiten. Im Uebrigen stand bei allen Er örterungen der inneren Politik die Person des Kaisers im Vordergründe, und die Ernennungen v. Bennigsens und v. Maltzahn's sind aus seiner persönlichen Initia tive hervorgegangen. Eine Note des Fürsten Bismarck an den deutschen Gesandten in Washington, welche die prinzipielle Dar legung des deutschen Standpunktes in der Sa moa-Angelegen heit enthält, lautet wörtlich: „Ich habe Ew. Excellenz bereits benachrichtigt, daß, telegraphi schen Meldungen aus Apia zu Folge, am 18. Decem- ber v. I. ein Detachement deutscher Marine-Soldaten, welche auf Requisition des kaiserlichen Crnsuls zum Schutze der deutschen, durch die zwischen den Eia-