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Metemt tügkich »«t «uSnahme d«r Taz» nach Ssnn- und Festtagen. Abnahme ssn Jnssroten für dir nächster» scheinende Nummer bis nachmittags 2 ULr. B«r Avonnementspreig betrügt vierteljähr lich 1 Mk. «S Pf. Inserats pro Zeile 10 Pf., Emgrs. SO Pf. Txprdiiion: Waldenburg, Obergasts 28 Is. —— »NS AM^lÄ M des Mdl»H ft WalSkÄsrz. Fiüolen: in Altstadtn>aILend»rg sei Herr, Kaufmann Otto Förster; in Penig bei Herrn Kaufmann Rüb. Härtig, Mandeigafi- ' in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchfänsiec E. Dietze, in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn.Buchh. I. Wehrmann. Zugleich Weit verbreitet in den Städten Penig, Lnnzenan, Lichtenstein-Callnderg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrsnham, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen« lruba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederrviera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oäerwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. 48. Dienstag, deu 26. Februar 1889. Witterungsaussichten für den 26. Februar: Veränderliche Bewölkung, zeitweise heiter, bei verhältuitzmüfzig kalter Temperatur. Barometerstand am 25. Februar, nachmittags 3 Uhr: 758 mm. Gestiegen. 'Waldenburg, 23. Februar 1889. Vor einigen Tagen ging die Mittheilung durch die Blätter, am Reichsseminar für orientalische Sprachen in Berlin habe der erste deutsche Kaufmann seine Prü fung in der chinesischen Sprache bestanden und darauf hin sofort einen einträglichen Posten in Ostasien er halten. Diese Meldung bestätigt nur die bekannte Thatsache, daß der deutsche Kaufmann im Durchschnitt seinen College« in allen anderen Nationen an Sprach kenntnissen weit voraus ist, daß er nicht nur eine Welt macht erst werden will, sondern bereits geworden ist. Was der deutsche Kaufmann bedeutet, sehen wir we niger bei uns, als vielmehr im Auslande. In London beschäftigen selbst viele englische Geschäftsleute mit Vorliebe deutsche Comtoristen. Nicht nur, daß Letztere fleißiger und williger sind, als ihre britischen College», sie übertreffen dieselben auch recht oft an Kenntnissen. Die Zahl der selbstständigen deutschen Geschäftsleute in der englischen Metropole ist außerordentlich groß und sie haben in verschiedenen Branchen ihre heimische» Concurrenten aus dem Felde geschlagen. In Paris wüthet man gegen die Deutschen, aber der deutsche Kaufmann behauptet in der Seinestadt unvermindert seinen stillen Einfluß. Deutsche Agenturen sind heute ? noch vielfach für die Preisstellung maßgebend und die ? Pariser wissen selbst kaum, wie viele Artikel, die sie s für echt französisch HUten, deutschen Ursprungs sind. Cs ist auch noch eine große Zahl deutscher Kaufleute in französischen Geschäften thätig, denn so lebendig die französischen Comtoristen auch sind, so viel lassen sie f an Gründlichkeit zu wünschen übrig. In Spanien ; und Portugal hat der deutsche Kaufmann besonders s in Barcelona und Lissabon seine Hauptplätze und wirkt s dort mit großem Erfolg. Was Italien anbelangt, so sind Genua und Neapel geradezu Filialen deutschen Handels. Ansässige deutsche Geschäfte geben in ver schiedenen Industriezweigen direct den Ton an. Auf der Balkanhalbinsel rückt der deutsche Kaufmann von Serbien und Rumänien aus unaufhaltsam vor, beson ders groß ist sein Einfluß in Konstantinopel, während Griechenland mehr von Frankreich abhängig ist. In Rußland wird der heimische Industrielle von dem Deutschen fast ganz in den Schatten gestellt. Wer reell und preiswerth kaufen will, der geht zu einem deutschen Geschäftsmann. In fremden Wclttheilen hat der deutsche Kaufmann besonders in Ostasien einen hervorragenden Standpunkt. Der barsche Engländer und auch der schlaue Franzose haben vielfach weichen müssen. So sind wir denn in den noch nicht zwan zig Jahren, die seit der Gründung des Reiches ver flossen sind, dahin gelangt, daß es keinen auch nur einigermaßen bedeutenden Welthandelsplatz giebt, in welchem Deutschland unvertreten wäre. Allerdings ist der englische Handel immer noch ganz erheblich größer, als der unsrige. Aber das ist erklärlich: Was die Briten Dutzende von Jahrzehnten uneingeschränkt besessen, das ist ihnen nicht in zweien wieder abzu- nehmen. Der deutsche Kaufmann verdankt seine sehr hervor ragende Stellung auf den Welthandelsplätzen seinen Kenntnissen und seiner Reellität. Daß diese beiden Eigenschaften nicht verloren gehen, sondern im Gegen theil sorgfältig weiter gepflegt werden, davon dürfen wir überzeugt sein. Ein weniger günstiges Bild bietet nun die Lage des Kaufmannsstandes bei uns zu Hause. Es ist eine ganz entschiedene Ueberproduction zu be klagen, die zu unerfreulichen Resultaten führt. Die Zahl der jungen Kaufleute ist zu groß, demgemäß die Zahl der Stellenlosen sehr bedeutend. Das Angebot übersteigt die Nachfrage so enorm, daß zuweilen selbst Leute mit sehr hervorragenden Kenntnissen sich mit be scheidenen Posten begnügen müssen, wenn sie überhaupt eine Stellung haben wollen. Erst später können sie dann darauf rechnen, zu avancircn. Diese Stellen losigkeit tritt am schärfsten in den größeren Städten hervor, zu welchen sich die Brodlosen drängen, und so werden hier besonders jene unerfreulichen Verhält nisse sichtbar, welche die Folgen des „Zuviel" sind. Nicht zu verschweigen ist freilich auch, daß eine An zahl der jungen Leute den an sie herantretenden, sehr hoch oft gespannten Anforderungen nicht gewachsen sind. Daß die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit und die Kenntnisse gewachsen sind, erklärt sich ganz von selbst aus dem erweiterten Geschäftsbetrieb, zu dem sich so ziemlich alle Firmen haben entschließen müssen. Der Verdienst am einzelnen Artikel ist gering, der Absatz muß deshalb erweitert werden und erhöhte Tüchtigkeit dafür sorgen, daß der Concurrenz die Spitze geboten wird. Kapital und Kenntnisse sind heute die unbedingten Forderungen für das Gedeihen eines Ge schäftes, und der Chef beansprucht von seinem Per sonal wieder ein verständnißvolles Eingehen auf seine Intentionen. Der Geist des Kaufmannsstandes zeigt sich nicht hinter dem Ladentisch, sondern im stillen Com- tor, von dessen schweren Sorgen das Publikum wenig bemerkt. Unter den heutigen Verhältnissen bietet sich deshalb nur den jungen Leuten Aussicht auf gedeihliches Fortkommen im Kaufmannsstand, die über gute Kennt nisse verfügen. Die Stellenlosigkeit ist ein beredtes Warnungszeichen; wer in den Kampf ums Dasein hier nichts Besonderes in die Wagschale zu werfen hat, der wird total in den Hintergrund gedrückt. Daran sollten auch die Eltern denken. Die Lehrjahre im Kaufmannsstande gehen schon vorüber, die Laufbahn nachher kann aber unter Umständen recht dornig werden. Politische VLnndschau. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm besuchte am Sonnabend Mittag die Militär-Turnanstalt in Berlin, um daselbst dem Schlußturnen der zur Anstalt commandirten Officiere beizuwohnen. Der Monarch sprach seine volle Zu friedenheit mit den Leistungen aus und unterhielt sich mit mehreren Herren. Ins Schloß zurückgekehrt, er ledigte der Kaiser die laufenden Regierungsangelegen heiten. Am Abend begaben sich beide Majestäten in die russische Botschaft, um der Einladung des Grafen Schuwalow zum Diner zu entsprechen. Die Räume des Botschafterpalais Unter den Linden prangten im glänzendsten Festschmuck. Die Tafel war zu 37 Ge decken hergerichtet und mit massiv silbernem Geschirr geschmückt. Nach russischer Sitte war in einem Neben saal ein Buffet mit kalten, appetitreizenden Speisen errichtet. An der breiten Marmortreppe erwartete Graf Schuwalow in großer Generalsuniform das Kaiserpaar. Der Kaiser trug gleichfalls russische Uni form. An der Tafel hatte der Kaiser seinen Platz zwischen den Gräfinnen Schuwalow und Waldersee, die Kaiserin den ihrigen zwischen dem Botschafter und dem Prinzen Albert von Altenburg. Sonntag Nach mittag unternahmen beide Majestäten eine Schlitten fahrt, später war Familientafel im Schlosse. Englische Blätter hatten die Meldung gebracht, daß ein englischer Arzt die bevorstehende Entbindung der Prinzessin Heinrich von Preußen überwachen werde. Nachdem die deutsche Presse von dieser Mittheilung Notiz genommen, wird der Hamb. Corr, von Berlin aus in die Lage versetzt, dieselbe als vollständig aus der Luft gegriffen zu bezeichnen. Einzelne bayerische Blätter berichten, der älteste Enkel des Regenten Luitpold, Prinz Rupprecht von Bayern, sei von einem nervösen Leiden befallen. Diese Mittheilung muß sehr überraschen und ihre Be stätigung ist abzuwarten. Der etwa zwanzigjährige Prinz ist äußerst einfach erzogen und galt als durch aus gesund. Vielleicht handelt es sich nur um ein momentanes Unwohlsein. Neulich verlautete, die Prinzessin Victoria von Preußen werde sich früher oder später mit dem Prin zen Karl von Schweden verloben. Jetzt heißt es, der im vorigen Jahre mit ihr so häufig zusammen ge nannte Fürst Alexander Battenberg habe sich an der Riviera mit der Darmstädter Sängerin Fräulein ' Loisinger verheirathet, oder gedenke diesen Schritt doch i in allernächster Zeit zu thun. Es soll sich um eine i seit langer Zeit bestehende Herzensneigung handeln, s Fräulein Amalie Loisinger ist die Tochter eines höheren - österreichischen Militärs, ungefähr 25 Jahre alt, eine i schöne Blondine von gewinnendem Wesen. Sie ist auf dem Prager Conservatorium ausgebildet, nahm i dann Gesang-Unterricht beim Kapellmeister Stolz, war zuerst in Troppau, dann in Linz engagirt, und s kam hierauf an die Darmstädter Hofbühne, wo sie sich großer Beliebtheit erfreut; ihre Eltern leben in Ungarn. Mit Rücksicht auf diese Verbindung ist wohl i der Austritt des Fürsten aus der preußischen Armee , erfolgt. ! Ueber das parlamentarische Diner beim Für sten Bismarck am Freitag werden die folgenden Ein- zelheitm bekannt: Der Reichskanzler empfing, unter stützt von der Fürstin, seinen beiden Söhnen, der Schwiegertochter, den Geheimräthen von Rottenburg und Schwartzkoppen, seine Gäste im Drei-Kaisersaal. Das Essen fand im Congreßsaal statt, die Tafel war mit dem Tafelaufsatze und dem prächtigen Silberge schirr der Familie Bismarck ausgestattet. Die Ehren plätze halten zur Seite des fürstlichen Paares die Präsidenten. Dann folgten die Schriftführer und an deren Abgeordneten in parlamentarischer Ordnung. Dem Fürsten und der Fürstin gegenüber saßen die beiden Grafen und die Gräfin Bismarck. Der Kaffee wurde in dem Dreikaisersaal eingenommen. Der Reichs kanzler ließ sich unter dem Bilde des Kaisers von Oesterreich nieder, war in bester Stimmung, versam melte einen aufmerksamen Zuhörerkreis um sich und schmauchte behaglich eine Pfeife Taback. Das Gespräch berührte zunächst landwirthschaftliche Fragen, der Kanz ler erzählte interessante Episoden aus dem Jahre 1848, sprach sich über parlamentarische Regierung und kräf tige Monarchie aus und streifte alsdann die Auswär tige Politik. Fürst Bismarck beklagte sich über die Beschwerden, welche ihm die neuen Colonieen bereiteten, und schob einen Theil der Schuld dem Auftreten der Colonialbeamten zu, weil sie nicht mit völliger Kennt- niß der Verhältnisse aufträten und die Eingeborenen nicht klug zu behandeln wüßten. Deutschland dürfte sich nicht in kleinlichen Colonialstreitereien gefallen und müsse die Trübung der Verhältnisse zu den auswär tigen Staaten vermeiden, weil daraus sich schwere Nachtheile für den Handel ergäben. Das vier Kriegsschiffe starke deutsche Schulge-