Volltext Seite (XML)
chimburger TagMati Srs-rr«t täglich mit Ausnahme dvr Tage nach Sonn- «ns Fasttagen. »««ahme von Innersten für die nächster» scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Der Abonnementsprers beträgt vierteljähr lich I Mk. Aü Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Oberhasse 2S1s. —— und MÄlmi fir Sm Mdlmttz j« DsiLkiÄNg. Filialen: in Mftadtwaldenbnrg bei Herr» Kaufmann Otto Förster; in Penig bri Herrn Kaufmann Rob. Härris, Mandelqaife : in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. Dietze, in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein L. Hrn.Buchh. I. Wehrmann. rR-z Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lrchtenftein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Tgrdien, Shrenham, Frohnsdorf, Falken, GruMbach, Kaufungen, Langenchurssorf, Langen« lenba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergrüfenhain, Oberwiera, Oöerwinkel, Oelsnitz i. E., Reicheirbach, Reinse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. Dienstag, den 8. Januar 1MS. WitLcrungsansfichtcn für dm 8. Januar: Vorwiegend trockenes Wetter mit geringer Bewölkung und wärmerer Temperatur. Barometerstand am 7. Januar, nachmittags 3 Uhr: 765 mm. Gefallen. Geffken-Prozeß eingestellt. *Wa!deudurg, 7. Januar 1889. In seiner Neujahrsrede brachte der ungarische Pre mierminister Tisza Friedenshoffnungen zum Ausdruck, an welche das englische Blatt „Standard" Erörterungen knüpft, die ziemlich skeptisch lauten. Es sei an keinen Frieden zu denken, so lange Frankreich und Rußland dauernde Kriegsabsichten hegten. Das dem englischen Kabinet nahestehende Blatt führt diesbezüglich aus: „Ist es wahr, daß kein Staat in Europa Krieg wünscht? Notorisch und unbestreitbar ist das Gegen theil der Fall. Sowohl Frankreich, wie Rußland, wünschen Krieg, und wollen, daß er eines Tages aus breche. Die einzige Frage ist, wann der Augenblick kommen wird, daß Jedes von Beiden oder Beide zu sammen sagen werden „Jetzt!" Wir stimmen voll kommen mit Tisza überein, wenn er sagen will, daß weder Frankreich, noch Rußland den Ausbruch eines Krieges in diesem Jahre wünschen. Sicherlich nicht, und wahrscheinlich auch noch nicht im nächsten Jahr. Aber warum? Nun, weil sie noch nicht bereit und die Aussichten jetzt noch gegen sie sind. Wie Jemand glauben kann, daß der Frieden dauernd gesichert ist, weil Deutschland, Oesterreich und Italien ein Schutz- und Trutzbündniß geschlossen haben gegen gewisse andere Mächte, übersteigt unsere Einsicht. Wenn Frankreich dadurch wirklich so entmuthigt würde, daß es von ferneren Rüstungen abließe, und Rußland seine Heeres macht verminderte, dann würden wir die Beweisgründe gelten lassen, welche augenscheinlich soviel Tröstliches für den ungarischen Premier besitzen. Die Folge der Veröffentlichung des zwischen Deutschland und Oester reich abgeschlossenen Bündnißvertrages aber war die, daß sowohl Frankreich, wie Rußland, ihre Rüstungen verdoppelt haben und noch kühler gegen die Mitglieder des Bundes geworden sind. Wir gestehen, daß wir wenig finden, was die Aussicht auf ein tausendjähriges Reich des Friedens, welches uns Herr Tisza verkündet, zu rechtfertigen vermag, und glauben, daß man in St. Petersburg und Paris seine Friedensbotschaft für 1889 mit Befriedigung, aber mit skeptischem Hohn lächeln aufnehmen wird." Dafür, daß das „vertraute Verhältniß zwischen Frankreich und Rußland jetzt eine festere und concre- tere Gestalt" angenommen habe, glaubt der Wiener Correspondent der „Times" die Thatsache anführcn zu sollen, daß Frankreich sich beim Vatikan höchst wirk sam zu Gunsten des St. Petersburger Cabinets ins Mittel gelegt habe. Er schreibt diesem Umstande den Erfolg zu, den Rußland in Rom erzielte und der so weit geht, daß nun auch Verhandlungen über die An nahme der russischen Sprache beim nicht liturgischen Theil des Gottesdienstes in den römisch-katholischen Kirchen Rußlands eröffnet werden. Es ist bezeichnend, daß man in England mit einem Male so aufmerksam und mißtrauisch auf die russisch französischen Beziehungen blickt. Vor nicht gar lan ger Zeit war es der „deutsche Militarismus", den Han jenseits des Kanals als die Ursache bezeichnete, Welche die Völker nicht zur Ruhe kommen lasse. Sollte °ie jüngste Bedrohung der englischen Interessen durch Rußland in Asien diese bessere Einsicht gezeitigt haben? Politische Rundschau. Deutsches Reich. Bei der Hofjagd im Grunewald erlegte der Kaiser 31 Stück Wild, darunter prächtige Schaufler. Im Ganzen wurden 307 Stück Wild erlegt. Sonntag Vormittag wohnte Ler Kaiser dem Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche bei und erledigte dann Regierungs sachen. Später stattete der Großherzog von Weimar vor seiner Abreise aus Berlin dem Kaiser einen Besuch ab. Nachmittags um 5 Uhr begab sich der Kaiser mit kleinem Gesolge, unter dem sich auch Graf Her bert Bismarck befand, auf Einladung des Kammer herrn Grafen Philipp Eulenburg vom Stettiner Bahn hof nach Lieberode, wo am Montag und Dienstag Jagden stattfinden werden. Dienstag Abend erfolgt die Rückkehr nach Berlin. Vom 14. bis 17. Januar wird der Kaiser in Bückeburg (nicht in Detmold) den dortigen Hosjagden auf Hochwild und Fasanen bei wohnen. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht an der Spitze seines amtlichen Theiles nachstehenden Erlaß des Kaisers an den Reichskanzler vom 3l. December: „Lieber Fürst! Das Jahr, welches uns so schwere Heimsuchungen und unersetzliche Verluste gebracht hat, geht zu Ende. Mit Freude und Trost zugleich er füllt mich aber der Gedanke, daß Sie mir treu zur Seite stehen und mit frischer Kraft in ein neues Jahr eintretcn. Von ganzem Herzen erflehe ich für Sie Glück und Segen, vor Allem andauernde Gesundheit, und hoffe zu Gott, daß es mir noch recht lange ver gönnt sein möge, mit Ihnen zusammen für die Wohl fahrt und Größe unseres Vaterlandes zu wirken. Wilhelm." Wie noch bekannt wird, hat der Kaiser Herrn von Putt kam er die Verleihung des Schwarzen Adler ordens selbst telegraphisch mitgetheilt. Minister von Bötticher beging am Sonntag seinen 56. Geburtstag. Herr von Bötticher ist seit 1880 Staatssekretär im Reichsamt des Innern, seit 1881 Vertreter des Reichskanzlers und seit 1887 Viceprä sident des preußischen Ministeriums. Das Ende des Geffcken-Prozesses ist zum all gemeinen Erstaunen eine plötzliche Einstellung des Verfahrens, während noch in diesen Tagen mitgetheilt wurde, die Verhandlung werde ganz sicher im März stattfinden. Das Reichsgericht, gegen dessen Erkenntniß es keine Berufung giebt, hat ausgesprochen, daß das Anklagematerial die Erhebung eines Hochverrathspro- zesses nicht rechtfertigt, und ist daraufhin Professor Geffcken nach einer Untersuchungshaft von 97 Tagen am Sonnabend Mittag aus dem Moabiter Unter- suchungsgefängniß in Berlin entlassen worden. Der Erste Staatsanwalt hatte dem Arrestanten selbst die Entscheidung mitgetheilt. Geffcken stattete noch einen Besuch in Lvipzig ab und begab sich dann mit der Bahn zn seiner Familie nach Hamburg. Die Affaire ist damit zu Ende, vorausgesetzt, daß keine weiteren Publikationen von Seiten der Reichsregierung erfolgen, was keineswegs ausgeschlossen ist. Verhaftet wurde Professor Geffcken am 29. September 1888 abends, als er von Helgoland nach Hamburg zurückkehrte, um sich dem Gerichte zu stellen. Er hat also im Ganzen 97 Tage in Untersuchungshaft zugebracht unter der Anklage, durch die Veröffentlichung des Ta gebuches des Kaisers Friedrich aus den Jahren 1870/71 in der „Deutschen Rundschau" sich des Landesverrathes schuldig gemacht zu haben. Die Anklage erhob Fürst Bismarck auf kaiserlichen Befehl. Am 16. September wurde das Octobcrheft der „Rundschau" welches das Tagebuch enthielt, ausgegeben. Am 27. September veröffentlichte der Reichsanzeiger den Jmmediatbericht des Fürsten Bismarck an den Kaiser, auf Grund dessen der Justizminister ersucht wurde, die Staatsanwalt schaft zur Einleitung des Strafverfahrens gegen den Urheber der Publikation anzuweisen. Fürst Bismarck ließ die Frage offen, ob das Tagebuch echt oder un echt sei; dieser Zweifel ist aber bekanntlich längst be seitigt, und das Strafverfahren nunmehr durch Reichs- gcrichtsbeschluß niedergeschlagen. Geffcken soll in ziem licher Aufregung über diesen Verlauf der Angelegenheit sein. Die „Köln. Ztg." erfährt, wie sie sagt, aus bester Quelle, das Folgende: „Die Thatsache, daß durch die Veröffentlichung des Tagebuches Landesver- rath begangen worden, bleibe trotz der Reichsgerichts entscheidung bestehen. Weshalb das Gericht dabei das Bewußtsein eines landesverrätherischen Charakters ver mißt, sei nicht angegeben; man dürfe annehmen, daß das Gericht voraussetzte, der verbohrte Haß gegen den Fürsten Bismarck habe Geffckens Einsicht in die Trag weite seiner Handlungsweise verhindert. Uebrigens sei der Zweck, den Ler Jmmediatbericht Fürst Bis marcks beabsichtigte, erreicht worden. Der unmittelbare Urheber der Veröffentlichung sei ermittelt, die Hinter männer ebenfalls, welche durch ein Jntriguenspiel den Reichskanzler zu stürzen drohten und in deren Interesse die Veröffentlichung erfolgte, wenn auch ihr Vorwissen darum nicht nachgewiesen werden konnte." Aus Ham burg wird noch mitgetheilt, der Ober-Reichsanwalt habe durch Einreichung der Anklage den Antrag auf Eröffnung des Hauptverfahrens gegen Geh. Rath Geffcken gestellt, während zu gleicher Zeit des Letzteren Vertheidiger beantragte, den Angeklagten außer Ver folgung zu setzen. Das Reichsgericht erkannte hiernach. In der Morier'schen Sache vertritt die „Köln. Ztg." weiter die Ansicht, daß Bazaine der Brief an Morier, in welchem Ersterer bestreitet, von Letzterem Nachrichten erhalten zu haben, in die Hände gespielt sei. Ein solches Französisch, wie das dieses Briefes, schreibe kein geborener Franzose. Oetterrerav-Ungarn. In Graz ist der ehemalige Präsident des öster reichischen Abgeordnetenhauses, einer der tapfersten Vor kämpfer des Deutschthums, Or. Karl Rechbauer, ge storben. Das Begräbniß wird heute Montag unter großer Theilnahme erfolgen. Hrwntreiü?. Die Chancen für Boulangers Wahl in Paris wach sen. Die Monarchisten werden keinen eigenen Candi daten aufstellen, also stillschweigend für Boulanger stimmen und die Bonapartisten haben dessen Unter stützung ganz offen proclamirt. Die Wahl des Generals ist also recht leicht möglich. Der Panamakanalgesell schaft scheinen am Orte des Kanalbaues selbst ernste Schwierigkeiten aus der Masse der beschäftigungslosen Arbeiter erwachsen zu wollen. Die Leute sind von allen Mitteln entblößt und drohen mit Gewaltthätig- keiten am Eigenthum der Gesellschaft. Rusttanv. Das Kriegsministerium hat ein Gesetz über die Altersgrenzen in der Armee ausgearbeitet und den Corpscommandeuren zugeschickt, welches die Verjün gung des Offiziercorps bezweckt. Wer mit 45 Jahren nicht Regimentscommandeur, mit 58 nicht Divisionscommandeur ist, wird verabschiedet. Die Be stimmungen treten wahrscheinlich im Frühjahr in Kraft. Der größte Theil der Militärbaracken bei Jaros-