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wird von der möglichsten Steigerung unserer Kohlenförde rung abhängig sein. Gelingt eS, unsere Kohlenförderung auf einen höheren Stand zu bringen, so dürste nach Auf fassung der deutschen Bevollmächtigten damit zu rechnen sein, daß eine Unterbrechung in den Minettlieferungen nicht eintritt. Im Rheinlandabkommen zeigt die Entente einiges Entgegenkommen. In ihrer Antwort sagt sie. daß ihre Be dingungen aber nur gelten sollen, wenn Deutschland die Friedensbedingungen einhält. Der Vor sitzende der deutschen Friedensdelegation Freiherr v. Lersner hat die Entente erneut gebeten, endlich die Frage der Heimbeförderung der deutschen Kriegs gefangenen in Angriff zu nehmen. Minister Loucheur versprach, Clemenceau davon Kenntnis zu geben. Auf der Fahrt von Hamburg nach Frankfurt a. M. wur den zwei Mitgliedern der Waffenstillstandskommission im überfüllten l) Zug die Koffer, die sie zwei mitreisenden Soldaten zur Aufsicht übergeben hatten, von diesen ge stohlen. Die Koffer enthielten außer Formularen mit dem Stempel der Kommission „WaKo" sehr wichtige Papiere und Dokument« über die Rücklieferung von Maschinen an Belgien und Frankreich. Die Einstellung des Luftpostdienstes wird nach Infor mationen vom ReichSpostminifterium und der Direktion der Deutschen Lustreederei nur ganz kurze Zeit währen. In folge der Kohlenstreiks konnten die Benzvllieserungen nicht rechtzeitig erfolgen; es steht aber zu erwarten, daß sie als bald eintreffen. Der Verkehr wird dann in vollem Um fange wieder ausgenommen. Wie der reine Hohn klingt es, daß in Paris die Er hebung eines Wertzolles aus die Einfuhr von deutschen Waren erwogen wird, um die deutsche Konkurrenz abzu halten. Englische, französische und amerikanische Waren machen uns in Deutschland Konkurrenz, die wir gar nicht imstande find, so billig zu erzeugen. ES mehren sich ja schon die Meldungen, daß deutsche Warenofferten, besonders von den Amerikanern, bis zur Hälfte unterboten werden. Außerdem ist die Anlage des amerikanischen Geldes in deut schen Fabriken in hohem Maße festzustellen. Die Breslauer Fleischerinnung beschloß, falls bis Montag der Magistrat nicht die Schließung der städtischen Wurstfabrik anordne und die Wurstmacherei den Fleischern wieder freigebe, den städtischen Fleischverkauf einzustellen und in den Streik einzutreten. Seit Sonnabend sind die Rheinübergänge gesperrt. In Straßburg und Mülhausen sollen revolutionäre'Un ruhen auSgcbrochen sein. Dort wurde der Generalstreik auSgerufen. In der Schweiz ist seit Mittwoch keine Post aus dem Elsaß eingegangen. In Rheinhessen droht ein Erntestreik wegen Ablehnung von Lohnforderungen auszubrechen. Die Arbeiter der Kali Bergwerke in Staßfurt, Leopolds- Hall und Neustaßfurt traten in den Streik. Der Münchener Spartakistenführer Max Levien ist am Brenner Paß durch eine italienische Grenzpatrouille ver- haftet worden. In Danzig werden keine polnischen Truppen einrücken, vielmehr wird die Stadt vorübergehend unter Verwaltung der Entente kommen. Dem Mailänder „Secold" zufolge wird Fürst Bülow seine Billa Malta in Rom der deutschen Regierung zur Verfügung stellen. Die deutsche Botschaft wird, sobald der Vertrag in der italienischen Kammer ratifiziert ist, ihre Tätigkeit aufnehmen. Bei Besprechung der von den Rechtsparteien eingebrachten Beamteninterpellationen in der Deutschen Nationalversamm- Va banque. Detektivroman von F. Eduard Pflüger. 65) (Fortsetzung.) Dalberg stand auf, war; ein paar Taler auf den Tisch, drehte sich dann nach dem langen Kerl nm und fragte: »Du weißt das Haus?" »Jawohl, Doktor, das Haus weiß ich." »Run sag's der Eule draußen, hier braucht keiner etwas zu erfahren." Als Vater Wittig Dalberg Geld heraus gab, flüsterte er ihni zu: „Halte Dich mit dem laugen Iakob, das ist ein braver Kerl und versteht einen Diassemalten zu handeln. Er ist gehorsam und treu. Nun gute Nacht und brecht Euch den Hals." Dalberg ging hinaus, er blieb stehen, schaute sich eine ganze Zeit laug um, als ob er eine bestimmte Richtung watnrn wollte und als er in einer dunklen Ecke gegenüber der lustigen Kneifzange eine schwarze Gestatt stehen sah, ging er langsam nach dein Aleranderplag weiter. Sein scharfes Ohr hörte noch eitlen leisen Pfiff und zurückblickend, sah er seine beiden Kameraden aus der Tür der Keller- kueip« in den nebligen Abend heraustreten. Er lachte still vor sich hin. Das war ein Scherz, wie er ihn lange nicht gemacht hatte, zwei Verbrecher waren von ihm auf geredet worden, in feinem eigenen Hanse einzubrechen und chm seine paar schönen Sachen zu stehlep. Schnellen Schrittes ging er weiter, dis er vor seiner Wohnung halt machte, eine«, Augenblick stehen blieb und dann schnell eintrat. Er hatte einen Umweg gemacht, absichtlich, damit er später als die neuen Kameraden eintreten würde. Und siehe da, die Zeit ivar sehr gut abgepaßt, sie waren schon da, denn die Kellertür stand offen. Er schlüpfte rasch hinein und fand am Ende eines langen Ganges die beiden Bürstchen zusammengedrückt in der Ecke kauern. Es dauerte auch nicht lange, so Hörle man von außen den Nachtwächter schließen, dann kam der Vizewirt mit einer Laterne, leuchtete das Vorder- und Hinterhaus ad und al« er die Kellertür offen stehen fand, ging er lung erklärte der Reichsminister des Innern Or. David, daß er nicht in der Lage sei, sich über das Streikrecht der Beamten klipp und klar zu äußern. Der Streik müsse in den Organisationen der Beamten selber ausgetragen werden. Das Reichskabinett kommt Anfang dieser Woche nach Berlin. Der Ministerpräsident hat für Mittwoch die Ver treter der Bergarbeiterorganisationen, der Gewerkschafts zentrale der Angestelltenorganisationen, des Rheinisch-west fälischen Zechenverbandes und der Obcrschlesischen Zechen nach Berlin geladen. Es wird hier über Maßnahmen zur Erhöhung der Kohlenförderung beraten werden. Oesterreich-Ungarn. Die Sowjetregierung in Ungarn hat ausgespielt, an ihre Stelle ist eine rein sozialistische Regierung unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten Julius Beide! getreten. Minister des Innern ist Karl Payer, Kriegsminister: Josef Haubrich, Minister des Aeußeren: Peter Agostor. Die neue Re gierung erklärt in einer Proklamation, daß sie als ihre erste Aufgabe die Aufrechterhaltung der inneren Ordnung und die Einleitung von Verhandlungen mit der Entente betrachte. Die Ursache des Regierungssturzes ist das Vordringen der Rumänen bis vor Budapest. Die ungarische Regierung hegt schon insofern die größten Besorgnisse, als sich infolge der von der gestürzten Räteregierung vorgenommenen Beschlag nahme von Vermögen außerordentlich große Werte an Gold, Juwelen und Effekten in Budapest angehäuft haben, die nun von den Rumänen unter dem Titel Kriegsentschädigung weggeschleppt werden können. Das neue Kabinett soll übrigens nur ein Uebergangsministerium sein. Es hat sich bereits dem Willen der Entente unterworfen. Abzuwarten bleibt, ob diese die neue Regierung anerkennen wird. Nach letzten Meldungen wird die Entente die neue ungarische Regierung anerkennen. Die Diktatoren sind teils geflüchtet, teils wurden sie im Internierungslager zu Drosendorf untergebracht. Tibor Szamuely tötete sich durch Revolverschuß in den Kopf. Schweiz. Ter Baseler Generalstreik dauert unverändert fort. Auch die Gasarbeiter haben die Arbeit niedergelegt. Bei den letzten Zusammenstößen wurden zahlreiche Personen verletzt. Auch der Streik in Zürich geht weiter, da die Arbeiter auf ihren Forderungen bestehen. Trantreich. Der Friedensausschuß der französischen Kammer bestätigte den Friedensvertrag mit 35 Stimmen gegen eine Stimme und zwei Stimmenthaltungen. Der Friedensausschuß be steht aus 60 Mitgliedern. Die französische Kammer wird am Dienstag oder Freitag bis zum 25. August oder 2. September in die Ferien gehen. Vor dem Schluß wird Barthou namens des Friedensausschusses den allgemeinen Bericht über den Friedensvertrag erstatten, so daß die Be ratung sofort nach de» Ferien erfolgen kann. Frankreich hat in Amerika 100,000 Tonnen Kohlen bestellt und unterhandelt wegen Lieferung von weiteren 50,000 Tonnen. Ribot wiederholte in der Kammer seine Erklärungen, daß Frankreich kein direktes Friedensangebot an Deutsch land gerichtet habe. Wie aus St. Germain verlautet, wird die österreichische Antwort auf den Friedensvertragentwurf am Montag oder Dienstag überreicht werden. England. Nach Meldungen aus London erwies sich der dortige Polizistenstreik als ein Fehlschlag. Von 5000 Polizisten, die in der Nacht Dienst hatten, verließen nur 311 ihren Posten. Alle Polizisten, die gestreikt haben, werden entlassen. einige Stufen hinunter, fragte laut, ob noch jemand im Keller sei, und als er keine Antwort erhielt, schlug er die Tür fest zu. Die drei Burschen saßen in der dunklen Ecke und und kasperten leise zusammen. Man hörte von Zeit zu Zeil einen Hausbewohner die Tür auf- und zuschließen und nach seiner Wohnung verschwinden. Langsam krochen die Stunden Hin. Dalberg wurde still, lehnte sich in die Ecke und den Kopf an die kalte Mauer gedrückt, schickte er sich an einzuschlafen. Der kühne Geheimpolizist hatte ja Nerven von Stahl, er konnte über den Schlaf befehlen, wann und wo er wollte. Und jetzt blieb ihm ja weiter nichts zu tun übrig, als abzu warten, bis die Sache ihren Fortgang nahm. Daß sie be obachtet worden waren, hatte er bemerkt. Was aber daraus werden würde, konnte er noch nicht sagen. Endlich verfiel er in Schlaf, er hörte und sah nichts mehr, ferne Gedanken versanken in dem Meere des Nichts. Da ... er glaubte nur fünf Minuten geschlafen zu haben, fühlte er sich leise an der Schulter gerüttelt und der spitze, grünliche Strahl einer Acetylenblendlaterne fiel ihm ins Gesicht. »Es ist Zeit. Die Eule soll die Haustür öffnen und draußen Schmiere stehen. Du, Doktor, führe mich und komme mit." Sie zogen beide die Schuhe aus und glitten Gespenstern gleich die Treppen hinckuf bis an die Tür, hinter der Dal berg wohnte. „Er verschließt die Tür nie," flüsterte Dalberg dem laugen Jakob zu. „Unten ist eine Sicherheitskette, oben ein Riegel, aber die ganze lange Seite unten ist mit einer dünnen Stahlblechplatte beschlagen." „Da ist schweres Durchkommen, Kamerad, ob wir den Massematten nicht lieber aufgeben?" „Dummkopf, bist Du der Bahnherr oder ich, gehorche und bohre die Sicherheitskette und den Riegel heraus." Der lange Iakob schüttelte bedenklich den Kopf. Es ivar schon drei Uhr in der Nacht und das Eindringen schien sehr schwierig. „Schläft die Alte fest?" Der Minister für das Luftwesen, Seely, erklärte, daß sämtliche deutschen Luftschife den Alliierten ausgeliefert werden müssen. Die Auslieferung der Luftschiffe soll durch eine interalliierte Kommission für Luftwesen erfolgen, und zwar durch die britische Abteilung dieses Ausschusses. (ES wird also höchste Zeit, die Luftschiffe zu zerstören.) Bulgarien. Die „Agentur Dacia" meldet aus Sofia: Mit Rücksicht auf die Zusammenstöße zwischen den Bulgaren und den französischen Truppen hat der Oberkommandierende der alliierten Truppen General Franchet d'Espercy, die Be setzung Bulgariens durch französische Truppen be schlossen, die die Aufrechterhaltung der Ordnung und den ganzen Sicherheitsdienst übernehmen werden. Ueber Sofia, Rustschuk, Warna und Schumla wurde der Belagerungszu stand verhängt. In der Sitzung des Pariser Fünferaus schusses über die Grenzen Bulgariens verlas Tardieu eine Auseinandersetzung über Thrazien, der die Angliede rung Thraziens an Griechenland befürwortete. Die ameri kanische Delegation teilte aber diese Ansicht nicht, weil ße der Meinung ist, daß Bulgarien nicht völlig vom Meere abgeschnitten werden darf. Amerika. Die Rundreise Wilsons in den Vereinigten Staaten wird 13 Tage dauern. Der Präsident, der gegen den 15. August seine Reise zu beginnen gedenkt, wird im Ver laufe der Reise 25 Reden halten. In Amerika wurde ein großer Streik der Eisenbahn angestellten und Werkstättenarbeiter verkündet. Allein in Chikago haben über 900t) Angestellte die Arbeit nieder gelegt. Im Senat ging eine Botschaft Wilsons ein, die einen Vorschlag enthält, der es ermöglicht, den Kriegszustand mit Deutschland zu beenden, bevor die Frage der Ratifi kation endgültig geregelt ist. Wilson soll dagegen sein, daß die Vereinigten Staaten irgendeinen Teil der deutschen Entschädigungszahlungen für sich beanspruchen oder an nehmen. Aus dem MuldenEsle. "Waldenburg, 4. August. In letzter Zeit wurde wie ander wärts so auch hier über dumpfigen Geschmack des BroleS geklagt. Wie uns mitgeteilt wird, ist vorige Woche den hiesigen Bäckern ein Waggon mit 200 Zentnern dumpfigen Mehles zugewiesen worden, deren Annahme von diesen verweigert wurde. Bor der Zwangswirtschaft hätten die Bäcker dauernd große Vor räte an Mehl gehabt. Dank ihrer Vorsorge durch Bearbeitung der Mehlbestände sei es niemals vorgekommen, daß das Mehl einen dumpfigen Geschmack angenommen hätte. Auch dieser Umstand gibt dem Wunsche nach Aufhebung der Zwangs wirtschaft Berechtigung. * — Nach der tschecho slowakischen Republik sind gewöhn liche und eingeschriebene offene Briefsendungen jeder Art (Briefe, Postkarten, Drucksachen, Geschäftspapiere und Waren- proben) zugelosfen. * — Von heute an ist die inländische Bewirtschaftung für Fische und Fischprodukte aufgehoben. Sämtliche in- und ausländischen frischen Fische gehen in die Auktionen, die vom Reichskommissar für Fischverwertung genehmigt find und unter dessen Kontrolle stehen. Die Einfuhr von Fischen und Fisch waren bleibt nach wie vor zentralisiert. * — Eine Rückkehr der Gefangenen aus Sibirien ist keines falls vor dem nächsten Jahr zu erwarten, da der Landweg durch die bolschewistische Front gesperrt und der Seeweg für dieses Jahr bereits nicht mehr benutzbar ist. * Tie Hauptverwaltung der Dar lehnskasse in Berlin »Ja, außerdem ziemlich weit hinten." „Gut, daun sprenge ich die Tür mit dem Krummkopf." „Wie Du meinst, daß mußt Du besser verstehen als ich." Der Spitzbube setzte eben das meißelartige Ende des Brecheisens an, als die Eule das Alarmzeichen „großer Lampen" gab. Das heißt soviel als Polizeistüruug. „Vorwärts auf den Boden und zum Dach yinans," flüsterte Dalberg und sprang mit langen Schritten die Treppe hinauf. Aber Iakob blieb stehen und faßte fest den Krummkopf, denn er wollte erst sehen, wie stark der »Auf stoß" sei und ob er sich nicht durchschlagen könnte. Aber da hörte er einen unangenehmen metallischen Ton, ivie das Einschnappen von Handschellen und mußte, daß die Eule „verschult" gegangen, das heißt, verhaftet worden ivar. Er folgte deshalb schnell Dalberg, den er schon da bei fand, daß Dachfenster zu öffnen und hinaus zu klettern. Als er herankam, reichte Dalberg ihm die Hand hinunter und half ihm hinauf. So schnell als auf dem regenfeuchten Dach möglich war, eilten die beiden vorwärts, bis sie wieder ein Dachfenster fanden, in das sie hineintanchten, um mit kühnem Sprung die beträchtliche Höhe bis auf den Trockenboden des Hanfes zu nehmen. Vorläufig waren sie in Sicherheit, aber da. Wäsche auf dem Boden hing, war die Bodentür verschlossen und so sahen sie ein, daß, wenn sie jetzt erst lange Zeit brauchten, um durch das Haus auf die Straße zu gelangen, sie dort von den Kriminal beamten sreuudschafttich in Empfang genommen würden. Was sollten sie also tun? Fraglos mußten sie zurück aufs Dach, um vielleicht über einen Seitenflügel und ein Quergebäude hinweg die nächste Parallelstrage zu erreichen. Dort waren sie wahrscheinlich sicher, denn bis dorthin ver folgte sie kaum ein Schutzmann. Aber lange zögern durften sie nicht, denn vorläufig waren ihnen ja nur uniformierte Polizisten auf den Fersen, wenn diese erst Kriminalbeamte geholt hatten, dann war es zu spät. Denn diese sind viel mebr mit den Schlichen der Verbrecher vertraut und hätten vielleicht die Absicht, nach der anderen Straße zu ent weichen, vorausgesehen und vereitelt. cSoryeMn« folgt.)