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sammengetreten. An den gegenwärtigen Beratungen beteili- feierte, keine Wände, sondern nur Säulen und Fenster bis Oktober hat das falscher den Ausdruck aber alle Ab» Erregung auf sprach daraus nur aus Not ¬ ganz dem zu sollen, könne der der Kritik Parteien wenn Abg. Graf gegen Vorgehen Sternbergs und sagte, er erwarte des Bedauerns von Seiten Sternbergs, bitte geordneten, die Redefreiheit zu wahren, was deutscher Seite hervorrief. Graf Sternberg dem Hause sein Bedauern aus, er habe aber leisten. Dazu gehöre „in erster Linie eine Portion Frechheit", und „Goldstein fehle diese gute Gottesgabe nicht", er werde „diesen Politikern schon mit der nötigen Ruppigkeit derbe Wahrheiten sagen". Die „Volksztg." selbst läßt diesen Ton schon leise anklinaen, indem ste die Freisinnigen, weil diese traf und ihn an der Hand leicht verletzte. Es entstand des halb großer Tumult und der Präsident unterbrach die Sitzung. Nach ihrer Wiederaufnahme rügte der Präsident Kaiser das wehr gehandelt. Tann entzog ihm der Präsident das Wort. Sternberg appellierte darauf an das Haus, der Präsident aber schloß die Sitzung. Ebenso wie in Brünn hauste der tschechische Pöbel auch in den nahen Vororten. Bei vielen Verhafteten wurden Gegenstände gefunden, die die Plünderer mitgenommen hatten. Tie Zahl der am Dienstag Schwerverletzten beträgt 10, der leichter Verletzten weit über 100. Tie Gesamtzahl der in den letzten vier Tagen Verwundeten wird auf 600 geschätzt. wein halten. Gegen 4 Uhr folgt dann unter Vorsitz des Herrn Amtshauptmanns Ebmeicr die Nachversammlung im Oehmigenschen Gasthof, in welcher Herr Pfarrer ena. Laube auS Dresden einen Vortrag über die innere Mission auf dem Lande halten wird. — Als man in Weideusdorf die Asche des am Sonntag abgebrannten Strohfeimens durchwühlte, fand man auf zwei Stellen eine Masse, die als Ueberreste menschlicher Körper erscheint. Es ist daher wahrscheinlich, daß in dem Feimen zwei Menschen genächtigt und das Feuer aus Unvorsichtig keit veranlaßt haben, dabei aber umgekommen sind. Die Maste ist gesammelt und der Polizei übergeben worden. — Aus einem Aborte des Güterbahnhofes in Glaucha» wurde am Mittwoch Mittag der in der Oberstadt wohnhafte Gelegenheitsarbeiter K. erhängt aufgefunden. — Tie Bezirksvcrsammlung der Mililärvereine deS Bundcsbezirks Glauchau findet Dienstag, den 31. Oktober (ResormationSfest) im Theaterlokal zu Glauchau statt. — Ein wegen verschiedener Delikte vorbestrafter Bäcker geselle in Glauchau versuchte in Niederlungwitz in der Uniform eines Matrosen der deutschen Kriegsmarine mehrere Schwindeleien auszusühren. Glücklicherweise blieb es nur bei den Versuchen. Der „Matrose" ist seitdem verschwunden und beglückt wahrscheinlich andere Orte mit seiner Gegenwart. — Ter Kgl. sächs. Militärverein ehem. 105er in Zwickau veranstaltet im Juni 1906 eine Sonderfahrt nach dem Kyff häuserdenkmal, an der auch andere Militärvereinsmitglieder teilnehmen können. — Ter Garantiefonds für die Gewerbe- und Industrie- Ausstellung 1906 in Zwickau hat den Betrag von 300,000 Mk. überschritten. — Eine 70 Jahre alte Frau sprang am Dienstag Nach mittag in selbstmörderischer Absicht in Zwickau in den Schwanenteich. Sie wurde ohnmächtig aus dem Master ge zogen. Wiederbelebungsversuche waren zunächst von Erfolg, doch verschied die Frau bereits, als sie nach dem Stadt krankenhause gebracht wurde. Ihre Persönlichkeit ist noch unbekannt. gen sich 90 koloniale Vereine gegen 70 vor drei Jahren. In 24 Sitzungen werden 80 Borträge gehalten werden. Drei Ausstellungen sind mit dem Kongreß, der in seiner heutigen ersten Vollsitzung von Vertretern der Reichsregie, rung begrüßt werden wird, verbunden. Tie deutsche Rrichsregierung hat, wie die „Tägl. Rdsch." erfährt, gleich allen übrigen Staaten eine Einladung zur zweiten Friedenskonferenz von Rußland erhalten. Eine Antwort ist noch nicht erteilt, weil zunächst noch ein Schriftwechsel zwischen der russischen Regierung und einigen Großmächten über das Programm der Konferenz stattfindet. Das Zustandekommen der zweiten Friedens- konferenz ist aber schon heute als gesichert anzusehcn. Oesterreich-Ungarn. Im österreichischen Abgeordnetenhause gab es am Mittwoch Abend einen großen Spektakel. Graf Sternberg (Tscheche, wild) wurde während seiner Rede wiederholt unterbrochen. Er sagte: „Sie werden ein paar Watschen (Ohrfeigen) fasten, Aus -em Sachsenlan-e. — Der Rektor des Gymnasiums in Zittau Professor Or. Seeliger ist unter Verleihung des Titels und Ranges eines Geh. Schulrats zum vortragenden Rate im Kultusministerium, der seitherige Oberlehrer an der Fürsten- und Landesschule in Meißen Professor Or. pstii. Schmidt zum Rektor deS Königl. Gymnasiums zu Wurzen, der seitherige Oberlehrer an letztgenannter Anstalt, Professor Or. plril. Steuding zum Rektor des Königl. Gymnasiums zu Schneeberg, der derzeitige Rektor des Königl. Gymnasiums zu Schneeberg Professor Or. pin! Weinhold zum Rektor des Gymnasiums in Zittau und der bisherige Oberlehrer am Landständischen Seminar zu Bautzen Professor Or. psiil. Beyer zum Direktor des Seminars zu Pirna ernannt worden. — Der Ton, den der Sozialdemokrat Goldstein-Zwickau in den Sächsischen Landtag bringen wird, scheint Sauherdenton der „Leipz. Volksztg." entsprechen Tas Organ Mehrings meint, viel positive Arbeit eine Mann ja nicht leisten, um so mehr aber in des „jämmerlichen Treibens" der bürgerlichen König haben beschlossen, die getreuen Stände des Königreichs Sachsen zu einem gemäß Z 115 der Verfassungsurkunde abzuhaltenden ordentlichen Landtag für den 24. Oktober dieses Jahres in die Residenzstadt Dresden einberufen zu lassen. Tie Mitglieder der beiden ständischen Kammern werden vom Ministerium des Innern noch besondere Zu schriften erhalten." Ziegelheim, 4. Oktober. Sonntag, den 15. d., Nach mittags 2 Uhr findet in hiesiger Kirche das JahreSsest des Glauchauer Kreisvereins für innere Mission statt. Die Predigt wird Herr Pfarrer Or. Klette aus Etzdorf bei Roß- Sie mich unterbrechen." Als nun der Alldeutsche K. H. Wolf wieder einen Zwischenruf machte, warf Sternberg ein vor ihm stehendes volles Wasserglas Wolf, das den nebenstehenden Abgeordneten Wastian versehen worden sind. *— Ter ungemein rührige Landesverein des Evangelischen § Bundes bietet jetzt seinen Mitgliedern eine vollständige Kirchen- I geschichle, populär geschrieben, aber auf wissenschaftlicher Grundlage. Bis Ende 1905 werden die ersten 300 Jahre der Kirchengeichichte erscheinen. *— Allen Biertrinkern wird eine Entscheidung des Mün- chener Oberlandesgerichts zur Genugtuung gereichen. Dieses schlechte Einschänken der Gläser als Vorspiegelung Tatsachen bezw. als vollendeten Betrug qualifiziert. Tas Gesamtministerium erläßt folgende vom 3. datierte Bekanntmachung: „Seine Majestät der stößen zwischen Sozialdemokraten, die das allgemeine Wahl recht fordern, und den bürgerlichen Koalitionsparteien, die es als eine Gefährdung ihres bisher maßgebenden Einflusses verwarfen. Die nächsten Wahlen finden wahrscheinlich schon nach dem neuen Wahlmodus statt. Frankreich. Dem „Temps" zufolge sind von einem Pariser Komitee von Bankiers und Kreditinstituten kürzlich die Bedingungen der neuen russischen Anleihe erörtert worden. Die An leihe soll, wie das Blatt weiter berichtet, 1,800,000,000 Francs betragen und gleichzeitig in Frankreich, Deutschland, England, Nordamerika und Holland zur Emission gelangen. Tie Hälfte, 900 Millionen Francs, soll Frankreich Vorbe halten werden. Falls infolge der Kursdifferenzen der russischen Rente auf den verschiedenen Plätzen nicht überall derselbe Emissionskurs festgesetzt werden könnte, würde die Anleihe aus den französischen Markt beschränkt werden und eine Milliarde Francs betragen. Rußland. Die Reichsduma, für deren Wahl die Vorbereitungen aus Befehl des Zaren beschleunigt werden, wird in dem Tauri- .chen Plais in Petersburg tagen. Nach der „Franks. Zig." 'esitzt das Palais, in dem einst Katharina II. ihre Feste „ in Sachsen jedoch nur solche Lose vertrieben werden, die In Budapest kommt es noch immer zu Zusammen- zuvor durch das Polizeiamt zu Leipzig mit dessen Stempel zur Oberlage: es ist ein überdachter freier Platz, in dem es so gewaltig schallt, daß sich schon zwei Personen darin nicht verstehen können. Das Palais ist der denkbar ungeeignetste Raum für die Volksvertretung. Aus -em Muldentale. *Waldeab»rg, den 5. Oktober. Ihre Durchlauchten Frau Prinzessin Julia zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg und Prinzessin- Tochter Anna haben sich heute Vormittag am Fürstlichen Hofe hierselbst verabschiedet und sind abgereist. * — Graf Heinrich Dohna-Schlodien und Gemahlin sind heute Nachmittag zum Besuche am Fürstlichen Hofe hierselbst eingetroffen. * — Ihre Durchlaucht die Frau Prinzessin Ulrich von Schönburg-Waldenburg geb. Prinzessin von Löwenstein ist am 4. d. auf Schloß Guteborn bei Ruhland von einer Prinzessin glücklich entbunden worden. * — Bei den AufgrabungSarbeiten des gegenwärtigen Schleusenbaues in der Mittelstadt wurde gestern in einer Tiefe von anderthalb Metern ein anscheinend vom Schloß brand 1848 herrührendes Huseisen ausgefunden, an dem die Spuren des Brandes noch sichtbar sind. Das Hufeisen ist dem hiesigen Altertumsmuseum übergeben worden. * — Die Niederschlagsmenge betrug in der dritten Dekade des Monats September nach Mitteilung des kgl. meteorologi schem Instituts in Dresden im unteren Tale der Zwickauer Mulde 13 mm (normal 14), im mittleren 10 (normal 15) und im oberen 8 (normal 18). Tie wenigsten Niederschläge hatte das Flußgebiet der Weßnitz mit 4, die meisten das untere Elstertal mit S5 Mw. Auf hiesiger Station wurden im gleichen Zeiträume l l,, win Niederschlag gemessen, im ganzen Monat 76„ gegen 55„ ww im Vorjahre. *— Von dem Königlichen Ministerium des Innern ist dem „Verein für Massenverbreitung guter Volksliteratur" Genehmigung erteilt worden, von der für die Jahre 1905, 1906 und 1907 durch ihn peplanten Bücherlotterie in jedem dic,er drei Jahre je 30,000 Lose zu I Mk. inuerhalb deS Königreichs Sachsen zum Vertriebe zu bringen. Es dürfen Unterhaltungsteil. Nach einer Viertelstunde erst stieg er langsam die breite barer Unterschied trennte sie. Etwas Kaltes in den Augen 1) Von > Wall Wort lag für ihn alles. Wort zu sagen, ehe er seiner Zukunft sicher war. Jetzt als ob sie ihn etwas zu bieten. stand er auf eigenen Füßen, hatte ihr Wenn es auch wenig war, es war doch eine Selbständigkeit. nicht recht verstanden hätte. Ich dachte Es war, als ob diese Stunde vorhin sein Leben in die Stirn in vielleicht Warum hast du mir denn nichts davon gesagt? So schnell De- ohne direkt zu Anna wird sich Schmalwand des Zimmers, ein Münnerkopf. Wie Franz anrichtete, legte sich allmählich. Er fing an zu über- Es fiel ihm ein, daß er seiner Mutter die Sache und laut ihrem lebhaften Ton an, diese Nachricht als alles, was Franz ihr zu sagen hatte. Zeit nicht über noch Ziel hingearbeitet, dem Mädchen ein seine und Durch Jahre hatte er nur aus dieses Er hätte es für unehrenhaft gehalten, Er sehen. Un- nun trat Namen, den er ein paarmal hinsprach. hätte. Jetzt hob „Max hat mir ein paar Tage." Man hörte es war ihr wichtiger Gedanken an den langsam vor sich „Anna!" In dem einen „Verlobt? Du? Mit wem denn?" „Mit Anna Heilmann." Tie Frau beugte sich vor und sah ihn an, sie den Brief auf, der vor ihr lag. auch geschrieben, er kommt morgen auf doch nicht gekommen! Aber das ist ganz, wie du bist, so was bis zum letzten Augenblick zu verheim- Genau wie dein Vater." wies mit einer ruckweisen Kopfbewegung nach rück- ohne sich umzusehen. Ein Bild hing da an der vorbei, er jetzt Tie danken legen. Tie andere Hälfte war die Erfüllung. In die ein. Unordnung, die das Glück in Franz Frielings ist das immer lichen. Sie wärts, gegeben hatten. Zuletzt hinter dem herbstbunten Obstbaumkronen, die braune Giebelspitze. Seine Augen klammerten sich an das Dach, haben, sonst käme er ja nicht. Ist es dir recht?" Doktor Frieling schüttelte nur den Kopf, antworten. „Er kann ja gleich Verlobung mitfeiern, Treppe des altmodischen Hauses herunter. Frau Doktor Frieling bewohnte ein großes Eckzimmer, durch dessen eines Fenster man die roten Giebeldächer des Städtchens sah, während das andere auf die Wiesen mit ihrem schmalen Wasserlauf ging. gebeugt. In dem Gesicht unter dem eisengrauen Scheitel, in der ganzen Gestalt war etwas Strenges, Hageres Ge radliniges, das zu den schmucklos steifen Empiremöbeln stimmte. „Tu hier? Und jetzt?" sagte sie nur kühl erstaunt, als Franz hereinkam. Er ging durch das Zimmer und lehnte ihr gegenüber am Fensterbrett. „Verzeih', wenn ich störe, Mutter. Ich muß dir etwas sagen. Ich habe mich verlobt." Jetzt kam doch etwas Interesse in die Augen, die vorher noch zerstreut über die Zeilen des Briefes hinliefen. vor zehn Minuten gegangen war, über die Weidekämpe, die sich wie flache, grüne Tafeln zwischen den hohen Hecken hinbreiteten. Dann das Hecktor, wo sie sich zuletzt die Hand reise, die er zu machen hatte. Er war noch so froh den Vertrauensvosten. Die ganze Geschichte kann doch nicht abgemacht sein." „Davon weiß ich nichts, aber er muß doch wohl sehr freuen, daß er kommt. Sie und Max waren immer so gute Kameraden. Und, Mutter —" Er stockte einen Augenblick und sah sie mit fast knaben haft bittendem Ausdruck an. (Fortsetzung folgt.) „Anna? Wie ist denn das möglich? immer, die —" Sie unterbrach sich ganz plötzlich und zog Falten. zwei Hälften zerschnitt. Die eine Hälfte von Fragen, ruhe, angestrengtem Streben, Erwartung. Die war Das Erbe. Novelle von Lulu von Strauß und Lorney Nachdruck verboten. konnte Von seinem Fenster aus das Dach gerade Erst hinter der Gartenmauer kam der Weg, den er Ter Gedanke zuckte ihm flüchtig durch den Sinn, aber ganz ohne Bitterkeit; er war es so gewohnt. „Max? Schon wieder?" fragte er nur, aufmerksam werdend, „er schrieb doch neulich von der längeren Geschäfts ¬ ein Bekannter von mir, der in Heidorn Arzt ist, mir seine Praxis abtreten, wenn ich ihm sein Haus abkaufe. Dazu reicht mein bißchen Kapital gerade. Und die Praxis ist gut, daraufhin kann ich es wagen." i „Ja so." Die Frau nickte ein paarmal, aber zerstreut, als ob sie nur die Hälfte seiner Auseinandersetzung gehört des Bildes, ein skeptischer Zpg um die Mundwinkel, der bei dem Lebenden fehlte. Dieser hatte nur die Schultern gezuckt. „Ich dachte, du hättest cs längst gemerkt, Mutter. Es j sollte keine Heimlichkeit sein, aber ich wollte nicht gern Die Frau saß am Fenster, den Kopf über einen Brief darüber reden, ehe ich Annas Wort hatte. Und ich konnte -' ' sie nicht fragen, ehe meine Zukunft sicher war. Jetzt will war ihm, als ob er seinen Gesichtsausdruck noch nichts wieder in der Gewalt hatte, als ob jeder ihm ansehen Frieling zufällig dieselbe Stellung hatte, glich er ihm über- müßte, daß er eben etwas erlebt hätte. Und er liebte die raschend. Dieselbe schmale, hohe Stirn, dieselben blassen Gesichter nicht, auf denen man daS Innere lesen konnte - Augen unter Hellen Brauen, die große Nase der klugen wie auf den Etiketten der Schubfächer eines Krämerladens. Menschen, derselbe bartlose Mund. Nur ein undestimm- sagen mußte; das war ihm kein Bedürfnis, nur Pflicht. Aber er wollte lieber noch etwas damit warten. Es