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bezeichneten Verordnung vom 18. Juli 1918 oder auf Grund von Z 8 der Verordnung vom 4. September 1919 bestraft, ß Neben der Strafe können die Vorräte, auf die sich die strafbare Handlung bezieht, eingezogen werden, ohne Unter schied. ob sie dem Täter gehören oder nicht, soweit sie nicht gemäß ß 17 der Verordnung vom 18. Juli 1918 für ver fallen erklärt worden find. Die Bekanntmachung tritt sofort in Kraft. BezirkSverband. K.-L.Nr. 1068 Getr. a. II. Nachstehende Bekanntmachung vom 4. 2. 19. wird hier mit erneut zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Freiherr v. Weick, Amtshauptmann. Hinterkorn. Die Besitzer nicht wahlfähigen Brotgetreides, insbesondere von Hinterkorn, haben diese Bestände unter Beifügung einer Probe sowie einer Bescheinigung des landwirtschaftlichen Vertrauensmannes der Amtshauptmannschaft Glauchau an zuzeigen, die über die Verwendung nähere Bestimmung treffen wird. Die eigenmächtige Verwendung derartiger Vorräte durch die Besitzer ist verboten. Zuwiderhandlungen werden nach 8 80 der Reichsgetrcideordnung bestraft. Glauchau, den 25 September 1919. Freiherr V. Welck, Amtshauptmann. Generalstreik der Eisenbahner Das GeschSftsgevahren der «riegsgesellschafte« wird einer Prüfung unterzogen. Angehörige der demokratischen Partei sollen wieder tu die Reichsregierung ausgenommen werden. Lie Kommunisten rüsten sich zum Sturze der Regierung. Die Unabhängigen erlitten bei den Stichwahlen in Braunschweig eine nene Niederlage. Dem unerhörten Wucher mit Nahrungsmitteln soll eutgegrn getreten werden. An Berlin hat sich der Metallarbeiterstreik verschärft. Ler Hamburger Hafeustreik hat sich verschärft. Ludendorff spendet 20 Millionen Mark für Kriegs beschädigte. Die heimkehrenden deutschen Kriegsgefangenen werden t« Belgien mit Steiuwürfen empfangen. Clemencea« erklärte sich in der Kammer gegen die Rheingrenze. In Paris machen sich für 1. Oktober Streikbewegungen bemerkbar. Zn Italien ist eine Partei d'AnnuuzioS in der Bil dung begriffen. Der Ubsotkrieg war die Beranlassung zur Schlacht am Skagerrak. ' Die Zahl der Streikenden in England beträgt 965,400. Japan entlätzt die deutschen Kriegsgefangenen. Wilson hat wegen Erkrankung seine sämtlichen Reden abfagen müssen. Amerika soll die bulgarische Tadakernte aufgekauft Haven. *WalVe«d«rg, 29. September 1919. Die Denkwürdigkeiten des Großadmirals von Tirpitz, die jetzt erschienen sind, haben für die Beurteilung der KriegSereigniffe außerordentlich großen Wert. Ueber die Aufnahme des verschärften Ubootkriegs» im Januar 1917 berichtet er: Die Vorgänge, welche zur Ausnahme des uneinge- schränkten UbootkriegeS am 1. Februar 1917 geführt haben, kann ich als daran Unbeteiligter nur kurz berühren. Soweit ich unterrichtet bin, sind sie bezeichnend für die Desorganisation der Bethmannschen Regierungsweise. Wenn es wahr ist, daß gerade um die Jahreswende 1916/1917 Verhandlungen zwischen Bethmann und Wilson schwebten, die uns einen brauchbaren Frieden verhießen oder die wenigstens Bethmann selbst sür aussichtsreich hielt, so ist eS unverständlich, daß er gerade dann den Ubootkrteg hiueinplatzen ließ. Ich kann mir nicht denken, daß die militärische» Autoritäten, wenn ihnen die poli tische Leitung von diesen Verhandlungen genügende Mit teilung gemacht hätte, sich einem Aufschub bis zur Klä rung der diplomatischen Aussichten widersetzt haben würden Im Herbst 1916 hatte die Oberste Heeresleitung angesichts des rumänischen Angriffs geglaubt, die durch den Kanzler und den Gesandte» v. Kühlmann unrichtig dargestellte holländische Kriegsgefahr ernst nehmen zu müssen, und hatte deshalb einer gewissen Verzögerung des Uboot krieges zugestimmt. Nach der Niederwerfung Rumäniens veränderte sich das Bild. Die Oberste Heeresleitung bezweifelte wohl, daß wir einen weiteren Kriegswinter (1917/1918) aushalten könnten. Da nun der Admiral stabschef v. Holtzendorff glaubte, versprechen zu können, daß England nach einem halbjährigen UbootSkrieg srie- deuSreif würde, so ergab sich aus dem Wunsch, bi» August 1917 zu einer Friedensmöglichkeit zu gelangen, der An satz, daß der UbootSkrieg im Februar 1917 beginnen müßte. Diese Berechnung hatte aber nur einen begrenzten Wert und durfte nicht dogmatisiert werden. Ich glaube, wie gesagt, auch, daß, wenn den EinzelnssortS ausreichend« Fühlung mit der Gesamtpolitik eingeräumt worden wäre, keines von ihnen starr an seiner Sonderrechnung festge halten haben würde. Wenn eS ferner richtig ist, daß Wilson sich durch diese brüske Wendung auch in seinem Vertrauen zur deutschen Politik beleidigt fühlen konnte, so läge hier wieder ein Parallelfall zu der UrberrumpelungSmethode vom Juli 1914 und zu der polnischen „Ohrfeige ins Gesicht des Zaren" vor. Eine Wiederholung derartiger Methoden kamen aber in diesem Stadium des Krieges fast dem endgültigen Verlust unserer internationalen Berhand- lungssähigkeit gleich. Den Schaden bezahlte dann nicht sowohl unsere Diplomatie, als daS deutsche Volk im ganzen und die hohenzollernsche Monarchie im besonderen. Die Erstaunlichkeit deS Vorganges würde noch größer erscheinen, wenn die Nachricht zutrifft, daß der Kanzler den Entschluß zum UbootSkrieg auch damals selbst miß billigte und sich von andern habe überstimmen lassen. Es bleibt unverständlich, weshalb dann Bethmann nicht die Folgerung aus seiner Ueberzeugung gezogen hat, und weshalb der Kaiser ihn nicht gehen ließ und durch einen Kanzler ersetzte, der an den UbootSkrieg glaubte. Das letzte Rätsel einer bei aller Gewandheit gefähr lichen Zerfahrenheit würde darin liegen, daß Bethmann seiner inneren Ueberzeugung zuwider im Reichstag die Meinung verbreitete, nunmehr wäre marinetechnisch und politisch der erfolgverhetßende Augenblick für den unein geschränkten Ubootkrieg gekommen. Nur nebenbei sei daran erinnert, welche Ueberhebung darin lag, eine solche Auffassung gegen jene Gutachten von Reichsmarineamt, Admiralstab, Hochseeflotte, Marinekorps und Oberste Heeres leitung vom Frühjahr 1916 zu vertreten, selbst wenn der Admiralstabschef um die Jahreswende 1916/17 sich dem Bethmannschen Standpunkt etwas angepaßt ha ben sollte. Wie dem auch, es war ein Unglück, daß der UbootS krieg nun von einem Staatsmann geleitet wurde, der ihm mit ablehnenden Grundgesühlen gegenüberstand und ihn deshalb, so wie er ihn bisher verhindert hatte, nun mehr auch in diesem letzten Stadium noch lähmte. Im Jahre 1916 konnten wir eS vielleicht noch verantworten, in England. die Wirkung deS UbootkriegS durch Ausnahmen zugun sten einzelner und Neutraler und anderes zu durchlöchern. Im Jahre 1917 war es dann zu spät. Benn wir alles auf diese eine Karte setzten, w-ir erste« Erfordernis, daß alle militärischen, politischen, personellen und technischen Mittel in den Dienst dieser Sache gestellt wurden. Die Marine hatte jede andere Aufgabe zurückzustellen, alle irgend verfügbaren Menschen und Einrichtungen dem UbootS- bau der Werften und dem Motorbau zuzuweisen. Die Armee mußte jetzt die Arbeiter stellen, die Politik die Kriegsführung ergänzen, die Diplomatie nicht abwartend beiseite stehen, sondern sich mit ganzem Herzen dafür einsetzen. Statt dessen wurden Ausnahmen zu Gunsten europäischer Neutraler zugelaffen, die die Wirkung de« UbootSkriegeS abschwächten, und auch technisch und mili tärisch dem Ubootskrieg nicht diejenige äußerste Konzen trierung gegeben, welche allein in diesem vorgerückten Stadium ihm noch die erforderliche Durchschlagskraft gewährte. Der Urfehler unserer ganzen Kriegsführung, der Mangel einer dem englischen KciegSwillen ebenbür tigen Einigkeit und Festigkeit bestand fort, solange daS Bethmannsche System am Ruder blieb. Wenn sich die Reichsleitung damit belud, einen Uboots krieg zu verantworten, an den sie nicht recht glaubte, und sodann seine Ausführung zu schädigen, so hatten sich in Wirklichkeit die Aussichten deS UbootSkriegeS gegen 1916 in gewaltigem Umfang verschlechtert. Bis zu meinem Rücktritt hat da« Reichsmarineamt so viel Uboote gebaut, wie überhaupt möglich waren. Ich bin dreimal auf allen Werften herumgereist und habe jede Helling persönlich untersucht und festgestellt, ob eine Mehrleistung zu er zielen wäre. In seiner weiteren Darstellung deS UbootkriegeS be handelt Großadmiral von Tirpitz die feindlichen Abwehr mittel, die zu einer Einschränkung seiner Wirkungen und und zu größeren Verlusten unserer Uboote führten, die nicht in vollem Maße ersetzt werden konnten. dkundfichin Deutsches Reich. Die Mitteilung, däß Deutschland im Begriff stände, von den Vereinigten Staaten eine Anleihe aufzunehmen, ent spricht nicht den Tatsachen. Es ist die Bildung eines Ausschusses von dem britischen Militärgouverncur vorgesehen, wodurch es ermöglicht werden soll, dem Schiebertum im besetzten Gebiet wirksam entge gen zu treten. In einer Kommunistenversammlung erklärte der frühere Präsident von Braunschweig, MergeS, daß die Kommuni sten in allen Orten des Reichs zurzeit ungestört Waffen verteilen, um gerüstet zu sein für den unmittelbar bevor stehenden Sturz der jetzigen Regierung Amtlich wird mitgeteilt, daß die auf der Heimkehr durch Belgien befindlichen deutschen Kriegsgefangenen durch die Um des Kindes Glück. ' Novelle von Fritz Gantzer. 1t) (Fortsetzung.) Als sie Dora sah, stieß sie einen leisen Schrei aus. Mein Gott! Verweint, verstört, bleich, ganz gebrochen! ! .Aber mein liebstes, bestes Kindchen, ivas ist denn geschehen? Wie schen's denn nur aus? »Hab' ich mir doch gleich gedacht, daß etwas passiert sein müßt', die Äugst hat mich ja bald aufgefressen. Dörnchen, Dorachen, sagen's um Gotteswillen was ist's?", bat die gute Seele inständig. Dora stand sekundenlang regungslos, die Arme hingen schlaff am Körper herunter, ihre Augen schauten mit einem herzzerreißenden Ausdruck die alte Haune an. Und plötzlich ließ sie Korb und Elas fallen, eilte auf Hanne zu und umschlang den Hals der mütterlichen Freundin. Schluchzend barg sie den Kopf an Hannes Brust. — Wo waren alle unterwegs gefaßten Vorsätze geblieben? 0, sie war eine so schlechte Schauspielerin! Das „Sichuicht- merkenlaffen" und das „Alleintragen" hatten elenden Schiff bruch gelitten! O, wie wohl tat es ihr, sich an dem Herzen der treuen Alten auszuweine,t. — Hanne fragte nichts mehr! Leise strich sie nur über das braune, seidige Haar ihres Lieblings. Sie wußte, solch ein Schmerz muß sich erst anstoben, neue Fragen uyd erneutes Drängen um Aufklärung wären ja jetzt auch nur rohe Eindringlinge gewesen in seine Große und Heiligkeit. — Nach und nach wurde Dora ruhiger; sie schluchzte nur noch ein paarmal heftig auf. Dann lösten sich ihre Arme vom Halse der Getreuen. „O Hanne", sagte sie! „Nun erst ein ganz kleines Angenblickchen Ruhe, Dprachen, gehen's oben und legen's sich aufs Bett. Später erzählen's mir alles." Doras Augen begannen sich schon wieder mit Tränen zu füllen, doch sie kämpfte sie tapfer nieder. „Aber, Hanne, um Gotkeswillen, der Vater darf nichts wissen, sage ihm kein Sterbenswort, wie ich heimgekonunen bin", bat sie langsam und stockend. „Am liebsten blieb ich gleich in meinem Zimmer", fuhr sie dann müde fort, „aber was wurde der Vater sagen, wenn ich bei Tisch fehlte? Hat der Vater überhaupt noch nicht nach mir gefragt, Hanne?" — Muß wohl vor lauter Studieren ipute noch gar nicht an seine Tochter gedacht haben — aber, liebstes Kindchen, gehen's doch erst, fallen's sonst noch um, sehen aus wie eine Kalkwand. Hier erst schnell ein Schlückchen vom Kräuterlikör und dann partout nach oben." Dora machte keinen Einwand. Sie nahm wider spruchslos den gereichten Likör und stieg dann langsam hinauf in ihr Stübchen. Droben stand sie noch einmal mit tiefgesenktem Haupt am Fenster und ließ den Tränen freien Lauf. — Dann aber richtete sie sich energisch empor, goß frisches Wasser in das Becken und wusch sich die heißen Augen und das verweinte Gesicht, glättete das Haar vor lern Spiegel und stieg wieder die Treppe hinab. Leise schlich .sie über den Flur und schlüpfte in den Narten hinaus. Hanne würde jedenfalls ein energisches Veto gegen diese Absicht eingelegt haben. Aber nur jetzt richt im Zimmer bleiben! Draußen im Freien, zwischen ihren Lieblingen, würden sich die vibrierenden Nerven eher beruhigen, würde sie das Gleichgewicht eher wieder finden. — Und als sie nach einer Viertelstunde ihren, Later gegenübertrat, da zeigte ihr Gesicht zwar noch eine tiefe Blässe; aber sonst waren ihre Züge fest und ruhig and verrieten nichts von dem Sturm, der vor kurzem ourch ihre Seele gezogen und dessen Nachwehen sie noch nicht zur Ruhe kommen ließen. — Wohl ruhten des Vaters Blicke einigemale prüfend und forschend auf ihrem Gesicht, aber Dora wußte das Gespräch auf Dinge zu ll..keu, die weitab lagen von dem, was seit gestern abend Pater und Tochter erlebten. — Karstens zog sich nach dem Essen zu seinem gewohnten Mittagsschläfchen zurück; Dora ging in den Garten und suchte ihr Lieblingsplätzchen unter der breitüstigen Linde auf. Hier lehnte sie sich weit in den bequemen Gartenstuhl zurück und blickte sehnsüchtig den weißen Wolkenfetzen nach, die hoch über ihr dahiusegelten. O, wer mit ihnen eilen könnte, weit, weit fort, hin zu dem, der ihr ganzes Sein erfüllte und den sie hatte gehen heißen. Hatte sie wirklich recht gehandelt, wirtlich das Nichtige getan, als sie ihn abwies? Sollte es doch nicht möglich gewesen sein, daß der Pater seinen Sinn geändert hätte, wenn er gewußt, daß seine Tochter den Alaun liebte den er haßte? Und würde sie nicht an ihrer hoffnungslosen Liebe zn Grunde gehen, würde sie die Kraft besitzen, das nun einmal Begonnene bis znm Ende durchzuführen? — So zogen die ungelösten Fragen an ihrem Geiste vorüber und machten ihr das Herz schwer und den Sinn trüb'. — Sie konnte schließlich nicht mehr denken, die seelischen Erschütterungen der letzten Stunden waren zu groß ge- wesen — ermattet schloß sie die 'Augen. — Sie bemerkte es nicht, daß Hanne leise herangeschüche» kam, um dann mit besorgten, mitleidigen Blicken vor ihr stehen zu bleiben. Gott sei Dank! Dora schlief! So leise wie die Alte gekommen, wollte sie wieder gehen. Aber da trat ihr Fuß auf einen dürren Zweig, — es knackte, und Dora öffnete erschrocken die Augen. „Hat Sie die dumme Hanne glücklich aufgeweckt, liebe- Kindchen", sagte sie, sich selbst schellend. „O, nicht doch, Hanne", beruhigte sie Dora mit müder Stimme und zwang sich zu einem Lächeln, „ich habe ja gar nicht, geschlafen. Und nun bleib' nur bei mir, hier setz' Dich auf diesen Stuhl, ich muß Dir mein Herz attsschütten, allein kann ichs nimmer tragen. Du mußt mir mit Deinem erfahrenen Kopfe und Deinen alten, treuen Herzen wieder zurechthelsen, mir sagen, ob ich recht gehandelt habe." (Fartsetzung)folgt).