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alleinige Schuld trägt, beweist folgende Tatsache: Am 7. November 1918 war bei den ersten Verhandlungen zwischen dem General von Winterfeld und Marschall Foch in St. Quentin die Entente zu einem entschädigungslosen Frieden bereit. Als dann nach eingeholter Zustimmung der obersten Heeresleitung der deutsche General zum Marschall Foch zum Abschluß des Waffenstillstandes zürückkehrte, emfing ihn dieser mit den Worten: „Ich habe eben die telegraphische Meldung erhalten, daß in Deutschland die Revolution aus- gebrochen ist. Das ändert die ganze Lage. Nun ist Deutsch land erledigt, das frühere Angebot ist hinfällig. Deutsch land hat jetzt folgende Bedingungen zur Gewährung eines Waffenstillstandes anzunehmen." Nun kamen die unerhörten Bedingungen, die uns wehrlos machten. Die deutsche Regierung hat wegen der Heimsendung der Gefangenen eine neue Note an Clemenceau gerichtet. Der Reichswehrminister Noske hat an den General feldmarschall v. Hindenburg anläßlich seines Rücktritts vom Oberkommando ein sehr herzlich gehaltenes Telegramm ge richtet, worin er ihm den unauslöschlichen Dank des Vaterlandes für seine treu.geleisteten Dienste aussprach. „Wie Sie als ruhmgekrönter Feldherr unser Heer in Feindes land geführt haben, wird unvergeßlich in der Geschichte bleiben. Besonders aber muß Deutschland Ihnen dankbar sein für die Ruhe und Sorgfalt, mit der Sie in der letzten schweren Zeit die militärischen Geschicke unseres Vaterlandes gelenkt haben." Gleichzeitig mit der am Donnerstag erfolgten Abreise Hindenburgs von Kolberg wurde auch die oberste Heeres leitung aufgelöst. Aus diesem Anlaß hat auch Minister präsident Bauer an Generalfeldmarschall von Hindenburg im Namen der Reichsregierung ein Danktelegramm gesandt, das mit den Worten schließt: „Wir, die wir im Zwang der Pflicht auf unseren Posten bleiben müssen, werden immer ein großes Vorbild in der Art sehen, w,ie Sie die Pflicht gegenüber dem Vaterlande höher gestellt haben als persön liche Gefühle und Anschauungen." Nach dem „Neuen Wiener Tageblatt" stellte die amerika nische Grenzkontrollkommisfion fest, daß in der letzten Woche zahlreiche kommunistische Agitatoren über Deutsch-Oester- reich nach Deutschland reisten. Viele von ihnen benutzten Flugzeuge und begaben sich nach Hamburg. Sie führten große Geldbeträge zur Unterstützung der spartakistischen Be wegung in Deutschland mit sich. Einer der verhafteten Agitatoren erklärte, Bela Khun habe sein Wort verpfändet, daß in der ersten Juliwoche die Räterepublik in Deutschland proklamiert würde. Aus Weimar wird berichtet, daß die Steuergesetzentwürfe für die Vermögensabgabe, die Reichsabgabeordnung und die Umsatzsteuer im Reichsfinanzministerium fertig sind und der Nationalversammlung unverzüglich zugehen, so daß sie noch vor den Sommerferien Gesetzeskraft erhalten können. Im Berliner Eisenbahnerftreik wurde am Donnerstag früh die Arbeit wieder ausgenommen. Der Fernverkehr wickelt sich bereits normal ab. Im Vorortverkehr fehlen die Lokomotiven. Da aber in den Werkstätten wieder gearbeitet wird, ist dem Mangel bald abzuhelfen. Ein neuer Eisenbahnerstreik wird aus Frankfurt a. M. gemeldet. Der Streik ist dort in einer Versammlung be schlossen worden, in der man auch die Entlassung des Eisen bahnministers Oeser verlangte, und hat Donnerstag früh mit aller Schärfe eingesetzt. Der Fernverkehr ist nachts 12 Uhr bereits eingestellt worden. Um 6 Uhr früh ist aller andere Verkehr ausgeschaltet worden mit der Ausnahme der Züge, die in das besetzte Gebiet fahren. Außerdem hat man drei Arbeiterzüge iw der Richtung nach Fulda, nach Homburg und nach Friedberg fahren lassen. Der Haupt bahnhof und das Gebiet um ihn herum ist stark mit Streik- Va banque. Detektivroman von F. Eduard Pflüger. 49) (Fortsetzung.) Justizrat Malchow: v oaw oer Herr Zeuge nur die 'eben angeführten inneren Gründe für seine Annahme oder auch äußere? ' Dalberg: Nein, Herr Jnsuzrat, ich hatte auch äußere. Vor allem die Tatsache, daß ein falscher Bart im Ofen ver brannt war. Ich hatte mich, gefragt, warum verbrennt der Verbrecher den falschen Bart nud entfernt nicht auch Lie Asche auS dem Ofen. Justizrat Malchow: Ich meine, Herr Zeuge, er läßt die Asche in dem Ofen, damit die Polizei dahinter kommt und nach einem Verbrecher ohne Bart fahndet. Dalberg: Ganz recht, daraus schloß ich, daß der Personenwechsel stattgesundcn habe, weil ;a Günther Malling bartlos war und er ans diese Weise am besten Len Verdacht von sich ableuken konnte. Robert Malling trug ja einen natürlichen Bart. Justiz rat Malchow: Wie sind Sie nun zu dem Schluß gekommen, daß trotzdem Robert Malling der über lebende Bruder sei? Präsident: Ich muß den Herrn Verteidiger darauf aufmerksam machen, daß wir hier eigentlich nur noch Fragen, die zu dem Tatbestand gehören, zu erörtern haben. Ich dächte, die JdcntitaGfrage wäre für jeden Menschen klar gelegt, denn es ist in die Augen springend, daß wir es mit Robert Malling zu tun haben. Justizrat Malchow: Ich bin der Meinung, das Gericht darf sich nicht auf einen derartigen Standpunkt stellen, wo es sich um Leben und Tod eines Menschen handelt. Wir, mein Herr Kollege und ich, sind keineswegs der Meinung des Gerichtes, daß die Jdentitätsfrage ge klärt sei, wir sehen wohl, daß Herr Doktor Dalberg ernst hafte Gründe hatte, zu dieser Auffassung zu kommen, darum, gerade darum liegt uns so außerordentlich viel daran, diese Gründe als absurd hinzustellen. Es ist ein unglücklicher Zufall, daß der Manu, der sich in Halle einen blonden posten besetzt. Die Ein- und Ausgänge find stark bewacht, nur ein Ausgang freigemacht. Das Telegraphenamt im Hauptbahnhofsgebäude mußte seinen Dienst einstellen. Tausende von Reisenden müssen in Frankfurt infolge des Ausstandes liegen ^leiben. Als Vorsitzender der Ententekommisfion für Oberschlesien wird der Amerikaner Clark genannt. Dieser ist in den Kreisen der oberschlefischen Industrie als ein sehr humaner Mann bekannt. Der VolkSwirtschckstsausschuß in Weimar hat den Zucker preis um 1 Mk. 50 Pf. für den Zentner erhöht. Aus dem Ausland soll Zucker eingeführt werden. Einmachzucker kann nicht verteilt werden. ' Die Rückbeförderung der deutschem Kriegsgefangenen soll im September vollendet sein. Zur Ratifikation des Friedensvertrages wird die Reichs regierung in den nächsten Tagen der Nationalversammlung einen Entwurf vorlegen. Der Gesetzentwurf über die Aufhebung der Militär gerichtsbarkeit ist fertig gestellt und geht demnächst dem Reichskabinett zu. Die Militärpersonen werden dem Zivil gericht unterstellt. Wie aus Kreisen der in Berlin weilenden Ententekommisfion bekannt wird, ist für den Fall, daß durch die deutschen Streiks die Vertragserfüllungen Deutschlands gegenüber den Alliierten und die Lebensmitteldurchfuhr nach dem tschecho-slöwakischen Staate über deutsche Staatsgebiete gefährtet werden sollten, unter allen Umständen mit militärischen Sicherheits maßnahmen der Alliierten zu rechnen. Nach Ansicht der Ententekommissionen würde ein deutscher Generalstreik an sich den Alliierten die Berechtigung zu Sichcrungsmaßnahmen ohne weiteres gegeben. , Gegen die Ausschreitungen in Spaa hat der in Spaa zurückgebliebene Vositzende der deutschen Kommission, Gene ralmajor Freiherr v. Hammerstein, den Alliierten eine scharfe Protestnote überreichen lassen. Außerdem hat General v. Hammerstein eine Note an die belgische Mission in Spaa gerichtet, worin er wegen der schweren Ausschreitungen der dortigen Bevölkerung in scharfem Tone Genugtuung inner halb kürzester Frist fordert. Marschall Foch ließ der deutschen Waffenstillstandskommis sion in Spaa am 2. Juli mitteilen, der interalliierten Waf- senstillstandskommisfion werde als zukünftiger Stand ort Köln zugewiesen. Als Sitz für die deutsche Waffen- stillstandskommisfion schlage er Düffeldorf vor. Oesterreich-Ungarn. Die tschecho-slowakischen Machthaber haben-bekanntlich auch ein radikales Agrar-Programm aufgestellt. Daß 'es sich gegen die Deutschen richtet und die Vertschechung Deutsch böhmens fordert, beweist u. a. die Tatsache, daß bisher 25 Großgrundbesitze unter staatliche Zwangsverwaltung ge stellt wurden, die durchweg Deutschen gehören oder Güter der toten Hand find, darunter die geistlichen Stifte Ossegg bei Dux und Tepl bei Marienbad. Das Revolutionsgericht in Budapest hat 42 Todes urteile gefällt, die bereits vollstreckt wurden. Bei der Niederwerfung des letzten Putsches wurden außer zahlreichen Soldaten und Zivilisten fast sämtliche Offiziere der Offiziers akademie und zahlreiche Zöglinge derselben, 14- bis 15 jährige Knaben, die sich an der Besetzung der Telephon zentrale beteiligt hatten, erschaffen. Frankreich. Nach Lyoner Blättermeldungen beschäftigte sich der inter alliierte Admiralitätsrat mit der Verteilung von acht deut schen Panzerkreuzern und acht leichten Kreuzern. England und Amerika wollen sie zerstören, Japan wird sich unter f ^olloart rasieren ließ, nicht ermittelt werden konnte Die Verteidigung hat zwar alle Biittel anfgeboten, große Be lohnungen ausgeschrieben, aber der Mann hat sich nicht gemeldet, das ist eine betrübende Tatsache, denn sie kann unserm Klienten den Kopf koste», ist. es doch der einzig wirkliche Punkt, der dafür spricht, daß wir es mit Robert Malling zu tu» haben. Präsident: Ta hat der Herr Verteidiger ganz recht, denn nach dem Zeugnis des Schiffers der „Lukretia" hat sein Maschinist sich während der Ueberfahrt den Bart wachsen lassen. Glatt rasiert war er angekommen. Justizrat Malchow: Immerhin ist die Rasur in Halle vorgenommen worden und der Angeklagte mußte in Jüterbog umstxigen, um nach Dresden zu gelangen. Er hat dies auch getau. Kann der Herr Zeuge uns vielleicht angeben, wie er diesen Widerspruch zu lösen gedenkt? Dalberg: Ganz einfach, Herr Justizrat, wir stehen hier vor einer Behauptung des Angeklagten, die eben nur eine Behauptung ist und keineswegs bennesen werden kann. Justrzrat Malchow: Der Herr Zeuge ist der An sicht, daß in dem Ofen ein falscher Bart verbrannt worden sei. Dalberg: Jawohl, Herr Justizrat Malchow. Justizrat Malchow: Worauf stützt sich diese An nahme? Ich meine sie ist doch keineswegs gerechtfertigt. Wie durch einwandsfreie Zeugen sestgestellt werden konnte, ist der Angeklagte mit dem falschen Bart am Anhalter Bahnhof erschienen. Dalberg: (schweigt und blickt sinnend vor sich hin.) Präsident: Freilich, Herr Zeuge, ich muß gestehen, daß hier eine Lücke besteht, denn es ist kaum anzunehmen, daß jemand zwei falsche Bärte bei sich führt. Dalberg: Der Fall wäre nicht undenkbar, Herr Präsident. Ich erinnere mich nicht einer sondern mehrerer Affaircn, in denen ein Spitzbube zwei auch drei falsche Bärte von verschiedener Farbe bei sich führte, und ich konnte mir das Verbrennen eines' falschen Bartes nur so erklären. Präsident: Ich frage den Angeklagten, was er für einen Bart im Ofen des Bureaus verbrannt hat? Angeklagter: Den Bart meines Bruders, den ich. gewissen Bedingungen damit einverstanden erklären, nur Frankreich verlangt die Verteilung unter die Kriegführenden. England. Northcliffe soll Vizeköpig von Irland werden. Seine Aufgabe soll darin bestehen, die Umwandlung Irlands in ein Dominion -nach dem Muster Kanadas und Australiens in die Wege zu leiten. Rußland. Die Esten haben die lettländischen Truppen hinter den Stintsee zurückgedrängt und die völlig offene Stadt Riga mit schweren Kalibern beschossen. Während »bisher alle kriegführenden Parteien sich mit Erfolg bemüht haben, Riga zu schonen, ist es den Truppen der linksradikalen estnischen Regierung Vorbehalten geblieben, mit dem ihnen von Eng land zur Verfügung gestellten Kriegsmaterial im Innen: der Stadt schwere Sachschäden anzurichten und zahlreiche Einwohner zu verwunden und zu töten. D'e Führer der Ententemissionen bemühen sich, einen Waffenstillstand herbei- zuführen. Rumänien. Rumänien kommt für die Getreideausfuhr in den nächsten Jahren nicht in Frage, da die Landwirtschaft da selbst geraume Zeit brauchen wird, um die Erzeügnng auf die Höhe vor dem Kriege zu bringen. Dagegen kann es Petroleum ausführen. Asten. Die chinesische Friedensabordnung veröffentlicht eine amt liche Mitteilung, wonach Japan aufgesordert wird, Kiau- tschou nach Ratifikation des Friedens ohne Entschädigung an China zurückzugeben. Die Verträge von 1915 und 1918 seien nichtig. Sollte sich Japan darauf nicht ein lassen, so verlange China Schadenersatz. Japan hat diese Forderung Chinas ohne Antwort gelassen. Amerika. Sieben Monate lang hat der Präsident Wilson in Europa Kämpfe geführt, die, zumindest im Großen genommen, fir ihn und seine Friedenslehre mit Niederlagen endeten; er mußte dem vermeintlichen Sicherunzsbcdürfnis Frank reichs, den Großstaatansprüchen Polens, den Handelswünschen Englands, den Geldforderungen seiner durch den Krieg ver armten Verbündeten nachgeben. Auf amerikanischem Boden aber harrt seiner ein zweiter, nicht leichter Kampf. Sobald er an der heimischen Küste landet, wird er vom Senat und Repräsentanten fordern, daß sie der Ratifikation des Friedens vertrages zustimmen. Daß diese erfolgt, und bald erfolgt, ist keineswegs nur eine Angelegenheit zwischen den Ber einigten Staaten und Deutschland. Den», damit der Friedens vertrag in Kraft trete, ist seine Bestätigung durch mindestens drei der großen Berbandsmächte notwendig. Deutschland, dem man für diesen Fall die Aufhebung der Blockade ver sprochen hat, ist, nach einer Note des Reichsministers Her mann Müller, bereit, die Ratifikation schon Anfang der nächsten Woche vorzunehmen. Frankreich und England- werden um Mitte des Monats folgen. Was geschieht aber, wenn Amerika zögert? Italien und Japan machen eben falls Schwierigkeiten, die Welt würde im unerträglichen Schwebezustand zwischen Frieden und Krieg noch lange ver harren. Die Mehrheit des amerikanischen Senats jedoch ist mit dem die Freiheit Amerikas einengenden Völkerbunds- statut unzufrieden, zumindest mit seiner Einfügung in den Friedensvertrag. Da dieser Vertrag ein Ganzes ist, findet der Präsident bei seiner Heimkehr eine schwer lösbare Ver wickelung vor. Aus -em Muldentale. *Waldenvurg, 4. Juli. Die Verbilligung der Lebens mittel wird auch in Sachsen eintreten. Das sächsische LebenS- um die Aehnlichkeit vollständig zu machen, nach seinem Tode abrasierte. (Lebhafte Bewegung im Zuschauerraum.) Präsident: Ich ersuche das Publikum, sich jeder Kundgebung zu enthalten. Staatsanwalt: Das ist eine ganz neue Behariptung, die allerdings die logische Folge der Rolle ist, die der An geklagte hier zu spielen versucht. Dalberg: Darf ich vielleicht eine Bemerkung machen? Präsident: Bitte sehr, Herr Doktor. Talberg: Ich habe die Asche sorgfältig gesammelt und sie aufbewahrt, eine chemische Untersuchung allerdings noch nicht vorgenommen. Präsident: Glaubt der Herr Zeuge, daß eine chemische«Untersuchnng irgend etwas neues zu Tage fördern würde? Talberg: Jawohl, das glaube ich bestimmt, es ist zwar sehr schwierig, aber vielleicht wird der Herr Gerichts chemiker doch Spuren von Biastixharz unter der Asche finden können, mit denen die Enden der Haare eines falschen Bartes, die ja bekanntlich yuf ein dünnes Gewebe ausgenäht werden, bestrichen sein müssen, uni zusammen zu halten. Das Gericht beschließt, diese Untersuchung sofort du«L den Gerichtschemiker vornehmen zu lassen. Inzwischen wird noch eine Anzahl Zeugen vernommen, die jedoch wesend liches nicht zu bekunden haben. Tann tritt eine Pause ein bis- nachmittags vier Uhr, wo die Erklärung des Gerichtschemiker vorgelegt werden und die Plaidoyers be ginnen sollen. Tie Geschworenen wollen noch unbedingt zu einer Entscheidung kommen, selbst wenn sie bis in die Nacht hinein die Sitzung ausdehnen müßten. t Erklärung des Gerichtschemikers. Der Gerichtschemiker hat die ihm von Toktor Dalberg übergebene Asche untersucht, aber keine Spuren von Mastirharz gesunden. Er erklärt jedoch, daß dergleichen kleine Mengen ganz wohl verbrennen könnten, ohne reagens fähige Spuren zurück zu lassen. 1S«q«tz»n, sacht.)