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von Weimar und die demnächst bevorstehenden Veröffent lichungen der Kurie zurück. Freiherr von LerSner hat der Friedenskonferenz schrift lich utitgeteilt, daß Deutschland den von den Alliierten vor- geschlogenen Uebergang der Souveränität Deutschlands auf Polen für die abzütretenden Gebiete angenommen habe. Von unabhängiger Seite werden die Verhandlungen zur Vermeidung eines Kaliarbeiterstreiks als aussichtslos bezeichnet: man rechnet dort mit dem Ausbruch des General streiks. Die Ernteaussichten in Deutschland haben sich in den letzten Wochen soweit gebessert, daß bei Aufrechterhaltung der BerbrauchSregelung kaum größere Bezüge ausländischen Weizens erforderlich sein dürften. Die Importeure werden ihr Hauptaugenmerk vielmehr auf die Beschaffung von Futter mitteln zu richten haben. Es wird sich dabei zunächst um argentinischen Mais handeln, der in schwimmender und ab zuladender Ware mit zirka 1500 bis 1600 Mk. je Tonne frei ab deutschem Hafen angeboten wird. Auch Oelkuchen find nur zu außerordentlich hohen Preisen zu beschaffen. Für Hafer, der im Schleichhandel bekanntlich mit 2000 bis 2500 Mk. je Tonne bezahlt wird, sollen vereinzelt schon Angebote neuer Ernte zu 1000 Mk. und darunter gemacht worden sein. In Schlesien nimmt der Holzarbeiterstreik an Um fang zu. Es wird seitens der Kommunisten lebhaft für einen Holzarbeiterstreik in ganz Deutschland agitiert. In Kiel ist aus der Reichswerft der Betrieb vor läufig eingestellt worden. Nach 14 Tagen soll er wieder eröffnet werden, aber von den 13,000 Arbeitern, die bis jetzt dort beschäftigt wurden, sollen nur 1700 wieder ein gestellt werden. Im Berliner Rathaus fand am Mittwoch eine Sitzung des deutschen Städtetages statt, um sich mit den Finanz plänen des Reiches zu befassen. Mit der Einführung der ReichSeinkommenfteuer erklärte man sich einverstanden. Man will jedoch dahin streben, daß den Städten die Erhebung selbständiger Einkommenzuschläge erhalten bleibt und daß ihnen weitere Steuerquellen zum eigenen Ausbau überlassen werden. In Bremen traf dieser Tage ein Dampfer mit 1000 Ballen Tabak ein. Ein weiterer Dampfer mit 5646 Ballen Tabak ist von Amsterdam nach Bremen unterwegs. Weitere große Tabakeinsuhren stehen bereits in allernächster Zeit in Aussicht. Die feste Haltung der Regierung in Sachen des Hunger streiks in der Strafanstalt von Werl in Westfalen hat die gewünschte Wirkung gehabt. Die etwa 40 Schutzhäftlinge, die in einen Hungerstreik eingetreten waren und durch diesen ihre Entlastung erzwingen wollten, haben, nachdem sie von der Ablehnung des Antrages der Unabhängigen auf so fortige Haftentlassung Kenntnis erhalten hatten, den Hunger streik aufgegeben. DaS Reichskabinett hat sich unter Hinzuziehung der einzel staatlichen Finanzminister mit der Frage der Koh len Ver sorgung befaßt und hat zu der demnächst der National versammlung zugehenden Vorlage über die Betriebsräte Stel- lung genommen. den. Auch Argentinien zeigt sich in höchstem Maße willig, zu liefern. Mögen es Spekulanten sein, die dort große Mengen aufgespeichert haben, sie find jetzt bereit, zu Preisen abzugeben, die dazu helfen, eine allgemeine Verbilligung zu fördern. Am Donnerstag fand in Weimar eine Kabinettsfitzung statt, in der über den Entwurf eines Postscheckgesetzes und einer Fernsprechgebühren Ordnung verhandelt wurde. Vor dem Standgericht München hatten sich 77 Solda ten des ehemaligen Leibregiments zu verantworten, weil sie während der Räteregierung nach Rosenheim gezogen waren und der dort eingeleiteten Gegenbewegung mit Gewalt ent gegentraten, auch von der Bürgerschaft 85,000 Mark Kon tribution erpreßten. Ein Teil wurde sreigesprochen. Die Soldaten, die bei dem Angriff aus Rosenheim mitgewirkt hatten, wurden zu je einem Jahr drei Monate Festungshaft verurteilt. Seit Aufhebung der Blockade hat sich im Stettiner Hafen der Verkehr bedeutend gehoben und täglich nimmt die Zahl der aus- und einfahrenden Schiffe zu, so daß zeit weise die Schiffe nicht Platz hatten und nebeneinander Anker werfen mußten. Bisher find vorwiegend Schiffe aus den skandinavischen Ländern in Stettin eingelausen, die Fische und Heringe brachten. Leider mußte der größte Teil der Schiffe, nachdem sie ihre Ladung gelöscht hatten, leer den Hasen wieder verlassen. Von gut unterrichteter italienischer Seite wird bekannt, daß die Alliierten sich tatsächlich grundsätzlich über die Maß nahmen geeinigt hatten, die getroffen werden sollten, wenn Deutschland den Friedensvertrag nicht unterzeichnet hätte. Der erste Artikel des neuen Friedensvertrages hätte dann gelautet: Das Deutsche Reich hat aufgehört zu existieren. Oesterreich-Ungarn. Die Leitung der roten Armee hat bei der rumänischen Armee-Oberleitung um Waffenstillstand nachgesucht, der aber verweigert wurde. Die Rumänen stehen 22 Kilo meter von den äußeren Vorstädten von Budapest entfernt. Die Entente fordert von Ungarn bedingungslose Aus lieferung Bela Khuns und der kommunistischen Volks- bcaustragten, um ihre Aburteilung durch ungarische Gerichte wegen der behaupteten Verbrechen an Leben und Eigentum ungarischer Staatsbürger herbeizusühren. Die österreichische Nationalversammlung ist plötzlich vertagt worden. Die Ursache ist, daß die Regierung einer politischen Aussprache über die Gewaltakte der sozialistischen Arbeiterräte auszuweichen wünscht, weil sonst der Fortbestand der Koalition gefährdet würde. Dänemark. Die dänische Regierung hat die Alliierten ersucht, im Anschluß an die letzten Unruhen KriegSschisfe nach den nordschleswigschen Häfen zu senden. Belgien. Die belgische Kammer nahm den Gesetzentwurf an,- der darauf hinzielt, die Gesellschaften, an denen deutsche Kapitalisten beteiligt find, unter Sequester zu stellen. In den Kohlenbergwerken der Landschaft Borinage find die Mechaniker und Steiger infolge von Lohnschwierig keiten in den Aus stand getreten. Dadurch konnten die Bergarbeiter nicht in die Gruben steigen. 12,000 Arbeiter feiern. Wir könnten schon bedeutend größere Lebensmittel sich bald zeigen, wer es am besten versteht In Sachen der geräucherten Fische sagen auch die Holländer, daß sie Vorräte haben, als wir erhalten, z. B. an geräucherten Fischen, wenn sich in den betreffenden Reichsstellen die Büro kratie des grünen Tisches nicht zu sehr bemerkbar machte. Wenn dem Handel, wenigstens in einzelnen Branchen, sreie Hand neben den ReichSsteüen gegeben würde, dann würde Frankreich. Aus Le Havre wird gemeldet: Die Vereinigung der Arbeitgeber hat die Einstellung der Lade- Und Lösch arbeiten auf den Schiffen angeordnet, weil die Dockarbeiter » , , ... ,.e den Vertrag gebrochen, Sabotage verübt und übertriebene bedeutend mehr liefern können, als ihnen abgenommen wer-s Lohnforderungen aufgestellt hätten. Für Diensta'g wurde Va banque. Detektivroman von F. Eduard Pflüger. 64) (Fortsetzung.) „Ja, im Schloß ist ein echt goldenes Schwert, in da Kirche reiches Silbergerät." »Und reden dem Zuchthaus eine Kompagnie Soldate» mit scharfen Patronen . . . nein, Bruderherz, der Masse« matten steht nicht." „Dann geh' hin, kriech' bei Mutter Wittich unter di« Schürze." „Oho, mir soll keiner etwa nachsagen, ich hätte kein» Courage. Wenn «s sein muß, brech' ich beim Polizei- prästdenten selber ein." „Dem witd's nichts schaden, der ist versichert," gab Dalberg mit einem harten Lachen zurück. „Wenn Du nur vier bis fünf tüchtige Brüder brauchst, d« Habers wir heute Abend schon zusammen." „Na gut ... da wollen wir erst einmal eine Blinde machen und dann kann es losgehen." „Und hier in dem großen schönen Berlin weißt D« nichts?" „Pah!" Dalberg pfiff di« Melodie „Berlin ist schön, Berlin ist groß" verächtlich vor sich hin. „Hier wird man ja überall beobachtet und ein großer Scklag ist kaum auszuführen. Ich lobe mir die kleinen Städte, wo die Menschen noch mehr Vertrauen zueinander haben, wo die Arnheimepidemie noch nicht so weit vor geschritten ist. Ich habe keine Lust mehr, viel zu machen, drei, vier große Schläge, dann kaufe ich mir eine Villa in Oberitalien und lebe als vornehmer Herr." „Ja, Kamerad," meinte der mit den großen Fäusten, „ich bin bereit, mitzuarbeiten, wir brauchen nicht mehr wie noch einen Mann, einen jungen Kerl, der Schmiere steht. Wenn der Massematten steht, will ich ihn schon ganz allein handeln, bereite nur alles vor. Machen wir einmal einen Raubzug durch die Provinz, das könnte mich noch reizen, mär' was Neues und weiß Gott nicht das Schlechteste." „Ja, ja," entgegnete Dalberg nachdenklich, stand auf und folgte dem Wirt, der ihm ins Nebenzimmer winkte, wo sein leckeres Mahl gedeckt war. Eine zeillang saß er allein, machte sich mit gutem Appetit über das Esseu her, schlürfte ab, und zu ein Glas von dem vorzüglichen Gelb gesiegelten und als er endlich fertig war, bestellte er sich eine Zigarre, die Vater Wittig aus dem Geheimschrank holte, und blies behaglich den Rauch vor sich hin, wie einer, der seit Jahren nicht dies Vergnügen hatte. Lange jedoch dauerte die friedliche Einsamkeit nicht, denn der * lange grobknochige Kerl kam mit einem andern, einem jungen, etwas verkommen aussehenden Menschen ins Nebenzimmer und setzte sich an den Tisch. Dalberg ließ ohne weiteres zwei neue Gläser bringen und schenkte den Burschen Wein ein. „Der Kleine da ist unsere Eule, weil er bei Tag schläft und nachts ausfliegt, ein geschickter Mechaniker, der Dir alles macht, was Du angibst, ein Kerl der unbezahlbar ist in einer Kabrusse." „Ach was, ich handle keine Massematten mit fremden Leuten. Du stehst mir gerade darnach aus, daß mau Dir vertrauen könnte, schließlich betrampelst Du die Kameraden um die besten Sachen." „Teufel auch," der Grobknochige schlug auf den Tisch und sprang auf... . „wer mir das noch einmal sag^. dem fahr ich mit meiner Faust ins Maul." Dalberg stand gleichfalls auf. „Wenn Du's absolut üoch einmal hören willst, ich sage es Dir noch mal, aber verhalte Dich nur ruhig, sonst. . . ." er faßte ihn am Handgelenk und seine schlanke, nervige Rechte preßte die beiden Knochen gegen einander, daß der schwere Junge laut aufschrie. „He, Doktor, Du hast ja da ein paar Zangen am Leib hängen, die gehörig znbeihen." „Ja, ja, und wenn Du sie erst als Hammer auf Deinem Dickschädel spürst, dann wirst Du den Himmel für einen Brummbaß ansehen." „Bei Gott, Du hast Kräfte." „Also, reden wir nicht weiter darüber. Erzähle mir einen Schwank aus Deinem Leben. Wenn Du etwas die Einstellung der Arbeiten im Hafen angeordnet. Die Arbeiter haben sich solidarisch erklärt. Nach einer Meldung des „New Jork Herold" übernimmt Frankreich die Güter, welche ursprünglich für die ameri kanische Armee bestimmt waren und deren Wert aus eine Milliarde Dollars geschätzt wird, für die Summe von 300 Millionen Dollars. „Matin" meldet, daß Amerika 60,000 Milchkühe nach Frankreich senden werde. England. Der König von England hat Foch den Rang eines Feldmarschalls für die englische Armee verliehen. Die englische Regieiung hat dem Unterhaus mitgeteilt, daß sie im Herbst einen Gesetzentwurf gegen die Trusts einbringen wird. Der aus Amerika zurückgekehrte englische Abgeordnete Thomas erklärt in der „Daily Mail": Wir schreiten rasch dem Abgrunde entgegen. In ganz Amerika habe ich Vorbereitungen gesehen, die getroffen worden find, um uns unsere Vormachtstellung im Welthandel zu entreißen. Das britische Volk merkt nicht, daß Amerika uns in volle Abhängigkeit von sich bringen kann, wenn wir nicht eben soviel arbeiten, wie vor dem Kriege. Die englischen Blätter vom 29. Juli melden, daß 28 Offi ziere, Maschinisten und Stewards abgereist sind, um die vier in Chile internierten deutschen Dampfer „Adler", „Mem phis", „NitoktiS" und „Westfalen" nach England zu bringen. Bulgarien. In Bulgarien sind große Unruhen auSgebrochen. In mehreren großen Städten ereigneten sich blutige Demon strationen. Es wird die Ausrufung der Räterepublik ge fordert. Serbien. Der Ministerrat beschloß, die Demission des gesamten Kabinetts einzureichen. Amerika. Eine Washingtoner Meldung gibt als Termin für die endgiltige Ratifizierung des Friedens durch den amerikani schen Senat den 4. Oktober oder später an. Die amerikanischen Regierungsbehörden haben die Beweise in den Händen, aus welchen hervorgeht, daß bolsche wistische Propaganda unter den Negern die Ursache der Zusammenstöße zwischen Negern und Weißen ist. Aus -em Muldentale. *Waltzenburg, 1. August. In der am Mittwoch Abend stattgehabten öffentlichen Sitzung des Stadtverordneten kollegiums erklärte man sich vor Eintritt in die Tages ordnung mit der Urlaubsregelung der städtischen Beamten einverstanden. Die Beschaffung eines neuen Schreibtisches für das Sekretärzimmer zu einem Kostenbeträge von 568 Mk. wurde genehmigt. Die Beschaffung von Bitragen ward ausgesetzt bis zur Erlangung niedrigerer Preise. Die An- bringung eines Windfanges im Rathause wurde adgelehnt. Dem Ratsbeschlusse wegen Walzens des Mühlenweges wurde beigetreten. Das Gesuch von drei Altwaldenburger Ein wohnern um Anschluß an die städtische Wasserleitung wurde abgelehnt. Mit der Verwendung von Nutzhölzern aus dem städtischen Walde zu städtischen Zwecken erklärte man sich unter der Voraussetzung einverstanden, daß die Brennholz lieferung an die Stadtbewohner darunter nicht leidet. Die vorgesehenen Bauarbeiten im Richter'schen Hause wurden ge nehmigt, ebenso die Beschaffung von 5 neuen Fenstern. Dem Ratsbeschlusfe, betreffend den Entwurf eines Ortsgesetzes über die Wertzuwachssteuer, wurde beigetreten. An die öffentliche schloß sich noch eine geheime Sitzung. *— Der Diözesanausschuß des Verbandes zur Fürsorge für Strafentlassene in der Ephorie Glauchau hielt am Mon- machen kannst, soll s Dem Schaoe uic:,l sein." „In der letzten Zeit haben wir nichts Großes mehr geleistet. War alles Schnack und Tand. Eine dumme Geschichte. Hatte mich da im vorigen Sommer mit einem Anfänger zusammengetan, lieh ihm mein Zeug, aber die Sache ging schief, der dumme Bursche... na, ich weiß nicht, wie die Sache kam, ich glaube, er hat sich.... na, Du weißt ja," der Spitzbube machte mit der Hand öiu Zeichen am Hals.... „Selbst umgebracht?" fragte Dalberg. „Nein, der Besitzer kam dazu das ist eine lange Geschichte und in Sonnenburg wirst Du nichts davon gehört haben. War eine Fabrik im Norden .. .." „Interessiert mich gar nicht, dummes Zeug." Dalberg drückte das eine offene Auge zu und blitzte aus dem halbgeschloffenen den Verbrecher überrascht an. Sollte er hier so dem Zufall aus de« ersten Hieb den Erfolg verdanken.... Eine Fabrik im Norden, vom Besitzer umgevracht, er pfiff leise vor sich hin. „Na, ich will Dir was sagen, ich weiß hier eine Gelegenheit im Zentrum, da wohnt ein alter Junggeselle, ich kenne ihn von früher aus meiner Zeit, wo ich noch Student war.... Dalberg heißt er,, hat viele seltene Sachen." „Den Achtgroschenjungen meinst Du?" „Ja, den Achtgroschenjungen nieine ich. Er ist hinter einem schweren Jungen her und nicht zuhause. Er hat nur eine alte Wirtschafterin, die schläft wie ein Murmel tier. Machen wir, daß wir uns vor zehn Uhr ins Haus schleichen und die kleine Eule mag ihr Tantelzeug mit bringen, damit wir wieder heraus können. Soll eine Probe für Euch sein, dann gehen wir in die Provinz." „Gilt, Kamerad, aber schnell und vorwärts, von drei verschiedenen Seiten treffen wir nn, die Enle ist zuerst da, der Keller des Vorderhauses hat ein einfaches Schloß. Die Tür wird geöffnet und angelehnt, damit wir andern hinein können, und dann wollen wir sehen, daß wir das Geld zu sammen bekommen für ein paar gute Sachen." (SortstS-»ns folgt.)