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*— Die Beschränkungen im Post-, Telegraphen- und Fernsprechverkehr mit Südbayer» sind nunmehr wieder auf gehoben, nachdem in München die Ruhe nnd Ordnung wieder eingekchrt ist. *— Endlich kann die Land , Garten- und Feldarbeit überall einen schnellen Fortgang nehmen, nachdem anfangs die kalte Witterung störend gewirkt halte. Die letzte Hand muß jetzt im Dienste des Lebensmittelbaues mit heran, und was noch unbestellt liegt, muß unter die Pflugschar. Es darf keinen Arbeitermangel mehr geben, es ist eine Ehren- und Notsache, daß wir uns von dem Feinde, der uns solchen Schandflieden auserlcgen will, in der Lebensmittelfrage so viel wie möglich unabhängig zu machen suchen. Auch wer nicht so recht für die landwirtschaftliche Arbeit paßt, muß jetzt Ueberwindung üben und sich in die Reihe derer stellen, die mit Spaten und Hacke iür ihr Volk und seine Ernährung tätig sind. Während des Monats Mai werden Freimarken zu 10 und 15 Pfg. der gewöhnlichen Art mit dem schwarzen Ausdruck „5 Pfg. für Kriegsbeschädigte" unter Erhöhung ihres Nennwertes um je 5 Pfg, also zum Einzelpreise von 15 und 20 Pfg. an den Postschaltern verkauft. Der Er trag des Aufschlags ist für die Zwecke der Kricgsbeschädigten- sürsvrge bestimmt. Die Marken gelten mit ihrem alten Nennwert von 10 und 15 Pfg. zur Freimachung von Post sendungen usw. im Reichspostgebiet, sowie im Verkehr nach Bayer» und Württemberg und bleiben auch über den Monat Mai hinaus gültig. — Ein Kohlenhändler in Glaucha«, der zwei Schweine im Stalle, aber nur eins angegeben hatte, schasste, da eine Kommission zur Nachprüfung zu erwarten war, eins davon in die Bodenkammer. Die Sache wurde jedoch verraten und der Kohlenhändler sieht nunmehr seiner Bestrafung entgegen. — Die Deutschdemvkratische Partei in Glauchau veran staltet nächsten Sonnabend eine Protestvcrsaminlung gegen den Gewaltfrieden, in der Gcheimtat Götz Leipzig als Red ner auftrete» wird. — Bei einem Gutsbesitzer in Gesa» wurden bei der amtlichen Aufnahme seines Kartoffclbestandcs 156 Pfund frisches Schweinefleisch, 10 Pfund Kalbsbraten und ein Kalbfell vorgefundcn. Das Fleisch wurde beschlagnahmt. — Der Kreisfeucrwehrverband Zwickau-Glauchau hielt am Sonntag in Zwickau seine diesjährige Kommandantcn- versammlung ab, in welcher 69 Wehren vertreten waren. Der Verband zählt zur Zeit 74 Wehren mit 4154 Mit glieder». Gefallen sind 500 Mitglieder. Die Herren Reinhuld-Meerane, Reichenbach-Glauchau, Weitenmüller-Crim- mstschau wurden in den Verbandsausschuß wieder- und die Herren Weller-Kirchberg, Stötzner-Hohenstein und Adam- Zwickau neu gewählt. — Die Sammlung für die deutschen Zivilgefangenen, die in Rochlitz am Mittwoch vvrgenommen wurde, erbrachte 1563 Mark 34 Pfg. Aus dem Sachseulande. — Im VcreinShause in Dresden fand gestern Montag eine Kundgebung der selbständigen Erwerbsstände Sachsens zum Wiederaufbau der Wirtschaft statt, die sich für Ableh nung der Ariedensbedingungen aussprach und den Abbau aller zwangswirtschaftlichen Maßnahmen erwartet. — Vom nächsten Donnerstag ab kann die Sächsisch- Böhmische DampfschiffahrtSgescllschaft den vollen Personen- und Frachtenverkehr auf der Elbe wieder aufnehmen, da, wie man aus Dresden berichtet, die Zuweisung der erfor derlichen Kohlen jetzt erfolgt ist. — Ein in Dresden verhafteter Einbrecher, der dort ge borene Soldat Kurt Raußsch von der 1. Konp. 12. Bayri sche» Jnfant. NegtS. in Neu-Ulm, wurde als einer der Haupt beteiligten an der Ermordung Ncurings festgestellt. — Eine Gedächtnisfeier für die Maigefallenen von 1849 fand in Dresden auf dem alten Annenfriedhose und dem Trinitatisfriedhofe statt. — Die Kriegsamtstelle Leipzig hat an das sächsische Ge- samtministcrium folgendes Telegramm gerichtet: Die Kriegs» amtstelle Leipzig hält auf Grund ihrer mehrjährigen, viel» festigen Erfahrungen auf den, Gebiet des Wirtschaftslebens Westsachsens, eines der industriereichsten Abschnitte Deutsch lands, die Annahme des Friedensangebotes unserer Gegner für gleichbedeutend mit dem Zusammenbruch fast des ge- samte» Wirtschaftslebens im obigen Bezirke. Die KriegS- amtftell« Leipzig hält daher das Friedensangebot in vor liegender Fassung für unannehmbar. — Der Landesverband Sachsen deS Hansa-Bundes hielt in Leipzig eine Versammlung gegen den Gewaltfrieden ab, in der BundcSdirektor Or Köhler-Berlin über die Not und Rettung des Wirtschaftslebens Deutschlands sprach. In einer Entschließung wurde schärfster Einspruch gegen den FriedeuSverUagSentwurf erhoben und die Regierung auf- gefordert, den Entwurf ohne Schwanken abzulehnen. — Eine Tagung der sächsischen Bürgerräte fand am Sonntag im Kaufmännischen Bereinshause zu Leipzig statt. Die Versammlung war äußerst zahlreich besucht, da von 80 Bürgcrräten 40 vertreten waren. Beschlossen wurde die Gründung des Landesverbandes der sächsische» Bürger räte.' Die weitere Beratung der Richtlinien, Satzungen usw. mußte jedoch aufgeschoben werden, da wegen deS vom General Märker über Leipzig verhängten Standrechtes die Bersammtung unzulässig nnd deshalb vom Vorsitzenden Geheimrat Professor vr. Goetz vorzeitig geschlossen werden mußte. / — Fm Gasthaus zur Funkcnburg in Lichtenstein wur den in der Nacht mehrere Hühner abgcschlachtet und mit- genommen. — Zur Erinnerung an ihren Gemahl stiftete Frau Kom merzienrat Hedwig Luise Hoffmann in Neugersdorf 100,000 Mk. für invalid gewordene Arbeiter und Angestellte der Fir ma C. G. Hoffmann. Außerdem stiftete sie dem dortigen Kirchenchor 6000 Mark. — Nachdem die Werksverwaltungen im Lugau-Oclsnitzer Kohlenrevier von vornherein eine Bezahlung der Streiktage anläßlich des letzte» Bergarbeiterstreiks abgelehiit hatten, hat sich nun auch die sächsische Regierung auf einen gleichen. Standpunkt gestellt und eine Bezahlung der Streikschichten abgelehnt. Der letzte 8tägige Streik verfolgte bekanntlich hauptsächlich politische Ziele. — In Hohenstein-Ernstthal wurden in der Pacht aus zwei in der Turnhalle des Turnvereins untergebrachten Ställen mehrere Kaninchen im Werte von 170 Mark gestohlen. — Um seine» Hühnerstall vor Einbrechern zu schützen, hatte ein Einwohner in Kuhschnappel Sclbstschüsse in 'dem selben aufgestellt. Der 18jährige Soh» des Besitzers kam versehentlich dein Apparat zu nahe, welcher sich entlud. Ein Teil der Schrotladung drang dem jungen Manne in dem Unterari». — Durch Schadenfeuer wurde am Freitag nachmittag das dem zurzeit noch in französischer Kriegsgefangenschaft be findlichen Schieferdecker Eisermann in Reu-Wallwitz bei Schwcickershain gehörende Anwesen vollständig zerstört. Das Feuer soll durch Spielen eines Kindes mit Streichhölzern entstanden sein. — Geheimschlächterei im Großen betrieb der Sohn eines Fleischermeisters in Bischofswerda mir dessen Wissen im väterliche» Schlachthause. Soviel verlautet, sind von diesem im Laufe dieses Jahres mehrere Bullen, Kühe, Kälber und auch Schweine schwarz geschlachtet worden. Das Fleisch wurde hauptsächlich nach Dresden an dortige Gastwirte ver kauft, doch sind auch einige Gastwirte in Bischofswerda mit Fleisch beliefert worden. — Tödlich verunglückt ist am Freitag nachmittag im Elektrizitätswerk in Wehrsdorf bei Bautzen der 35 Jahre alte Hilfsmonteur Lauermann dadurch, das er mit einer Eisenstange der 40,000 Volt Starkstromleitung zu nahe am. ' — Im Liuda bei Freiberg wurden dem Gutsbesitzer Fischer zwei Schweine und in der Gemeinde Zethau dem Gutsbesitzer Wolf ein dunkelbraunes Pferd im Werte von 4 bis 5000 Mark gestohlen. — An: Bahnhof in Bornitz bei Oschatz wurde eine Leip ziger Schleichhändlerin adgefaßt. Man fand bei ihr 60 Pfund geräuchertes Schweinefleisch, 42 Pfund Rindfleisch, 12 Pfund Butter, 120 Pfund Weizenmehl, 40 Stück Feder-' Vieh (Hühner und Tauben) und SSO Stück Eier. — Zu einem Zwischenfall kam es in Falkenstein bei einer Beerdigung. Der Geistliche verweigerte die Amts- zandlung, bis eine rote Schleife von einen» Kranze beseitigt war; dann erst waltete er seines Amtes. — In den Streik getreten sind in Zittau die dem Transportarbeiterverband angehörigen Kutscher und Arbeiter in den Zittauer Fährbetrieben, weil ihre Forderungen ab gelehnt wurden. Da auch die dem Verband nicht angehören den Arbeiternehmer zum Feiern gezwungen sind, so stockt der Fuhrverkehr. — Der Vollzugsausschuß des A und S.-NateS für Sachsen-Altenbnrg hat sich selbst und damit auch den A.- und S.-Rat aufgelöst. Ab 11. Mai verloren alle von» A.- und S.-Rat ausgegebenen Armbinden und Ausweise ihre Gültigkeit. — In Mennsdorf bei Ronneburg wurde der 15jährige Herbert Schmiedel aus Vogelsang von einem jungen Pferd derart gegen den Leib geschlagen, daß infolge schwerer Darmverletzung der Tod eintrat. — Die Amtshauptmannschaft Glauchau gibt bekannt, daß die Schrotmühle von Karl Liebold in Tettan geschlossen worden ist. Deutsche Nationalversammlung 39. Sitzung vom 12. Mai. Die Sitzung wurde durch den Präsidenten Fehrenbach 3^/4 Uhr in der Universität Berlin eröffnet. Es teilte mit, daß die beiden reußischen Staate» sich zu einen» Freistaate vereinigt haben. Eine Fülle von Telegrammen gegen die Friedensbedingungen wurde ausgelegt. Namens der Uni versität begrüßte Abg. Or. Kahl die Nationalversammlung. Fehrenbach sprach den Dank der Versammlung für diese Begrüßung aus, worauf Ministerpräsident Scheidemann seine im Leitartikel diejgr Nummer erwähnte Rede hielt, nach wsl- chcr der preußische Ministerpräsident Hirsch in» Auftrage der Regierungen sämtlicher deutscher Freistaaten eine Erklärung abgab, die darin gipfelte, daß der Frieden-vertrag, weil seine Ausführung unmöglich sei, als unannehmbar erklärt wurde. Das Deutschland von 1919 sei ein anderes als das von 1914; es sei ein freies demokratisches Deutschland, das aus diesem Unglück einen Aufstieg finden würde, der alle Völker der Welt mit emporheben werde. ES sind insgesamt 18 Redner zum Worte gemeldet. Ein Zentrumsredner sprach sür Oberschlefien, je ein Redner für Schleswig, Pose», die Rhcinpfalz, West» und Ostpreußen. Das Schlußwort sprach Fehrenbach. Telegramme. Leipzig, 13. Mai. Die Ruhe in Leipzig hält an. Abgesehen von Teilstreiks in einzelnen Betrieben wird überall gearbeitet. General Märker -erließ einen Befehl, wonach die Arbeiter gemeinnütziger Betriebe entlassen werden, wenn sie die Arbeit verweigern oder nicht sofort wieder aufnehmen. Arbeitswillige werden unter allen Umständen geschützt. I« den Räumen der „Roten Fahne" wurden viele kommunistische Schriften und anderes Material beschlagnahmt und der Staatsanwaltschaft übergeben. Der Beauftragte der sächsischen Regierung Mylau und General Märker fordern die Ein wohnerschaft Leipzigs zur Bildung einer Volkswehr auf. Berlin, 13. Mai. Mit der gestrigen Sitzung der Nationalversammlung ist deren erste Tagung in Berlin beendet. Die Abgeordneten werden Berlin verlassen und sich in ihre Wahlkreise begeben, um dort in öffentlichen Versammlungen Fühlung mit ihre» Wählern zu nehmen und sie über die Tragweite der feindlichen Friedensbedin gungen auszuklären. Elberfeld, 13. Mai. Ein Vertreter der internationalen Telegraphen-Agentur, der seit längerer Zeit in» besetzten Gebiet geweilt hat und jetzt zurückgekehrt ist, gibt folgende Eindrücke über die im besetzte»» Gebiete herrschende Stimmung wieder: Die Rheinländer trauern ui» Deutschlands Schmach und Deutschlands Schicksale. Kein Wort fällt mehr von spartakistischen Bestrebungen. Wer heute von Loslösung spricht, würde wie ein Landesverräter niedergeschlagen. Regensburg, 13. Mai. Aus Froth am Walde wird gemeldet: An der böhmischen Grenze in der Stadt TauS find seit einigen Tagen Truppenverbände von tschechischer Infanterie und Kavallerie gruppiert. Man vermutet, daß diese Truppen an die bayrische Grenze transportiert werden^ um im Falle der Nichtunterzeichnung des Friedens in Bayern einzumarschicren und die von den Tscheche» längst geforderten Orte vor dem Walde und Eisenstein mit ihren wichtigen Grenzeisenbahnstationen sofort zu besetzen. TO. Oppeln, 13. Mai. In Groß-Strelitz versuchten die Großpolei», den Protestumzug zu stören, wobei die Massen „Deutschland, Deutschland über alles" anstimmte». Die Pole» mußten unverrichteter Dinge abziehen. In dem kleinen Laiidstädtchcn Krappitz, das nur etwa 3000 Einwohner zählt, beteiligten sich über 2000 Personen an der Protestkundgebung. In poliiischer Sprache wurde erklärt: „Wir wolle» keine »olnischen Knechte sein/' Am Umzug in Oppeln haben 'ich gestern nach genauer Zählung etwa 30,000 Personen beteiligt von einer Gesamtbevölkerungszghl von 56,000. Thorn, 13. Mai. Nach soeben eingetroffenen Mel dungen der polnischen Blätter sind die Transporte der Armee Haller durch Deutschlaud aus unbekannten Grün de» eingestellt. Einer aus Paris in Warschau einge- troffenen Melduug zufolge wird die Armee Haller mit grösster Beschlcuuignug auf dem Seewege befördert. Die Beschleunigung ist dnrch das bedrohliche Anwachsen der bolschewistische» Streitkräfte verursacht. Die Bolsche wisten sollen ans den verschiedenen Froitten eine Armee aufgestellt haben in Stärke von 400,000 Kämpfern, die mit Geschützen und Maschinengewehren genügend aus gerüstet seien. Wien, 13. Mai. Der ehemalige Präsident des ungari- chen Abgeordnetenhauses Ludwig Navay ist auf der Fahrt von Mako, wo er verhaftet wurde, nach Budapest erschaffen worden. Haag, 13. Mai. Nach seiner Meinung über den Völker bund befragt, sagte der frühere englische Minister des Aeußeren, Lord Grey, daß die Konferenz mehr zustande gebracht habe, als er erwartet habe. Der Schlüssel des großen Organis mus des Völkerbundes seien Zusammenkünfte der Minister präsidenten und Staatssekretäre des Aeußeren der freien Staaten, die im Rate vertreten seien. Solange diese Zu sammenkünfte geregelt abgehalten würden, werde ein auf diesen Prinzipien aufgebauter Weltfrieden gesichert sein. Er äußerte weiter, daß die neutralen Staaten gut täten, sich sofort anzuschließen. Diejenigen, die sich weigerten und zögerten, würden in eine ungünstige Position kommen. Lord Grey erklärte zu»» Schluß, daß er noch immer der Ansicht sei, daß Rußland und die feindlichen Staaten so bald al- möglich zum Völkerbund zugelassen werden sollten, wenn sie das Vertrauen rechtfertigten, daß sie die übernommenen Pflichten halten würden. Amsterdam, 13. Mai. Aus Paris wird dein „HandelS- blad" gemeldet: In diplomatische»» Kreisen sieht man die beiden Noten des Grafen Brockdorff-Rantzau und die Ant wort Clemenceaus als sehr nützliche Aeußerungen an, um die beiderseitige Position der Gegner festzustellen in den Tagen, wo die Verhandlung?»» beginnen Die erste Rot« Clemenceaus auf die erste deutsche Note wurde lebhaft be sprochen und sehr beifällig ausgenommen. Der Text dieser Note ist vom Rat der Bier aufgestellt, aber von Wilson persönlich rediziert worden. Versailles, 13. Mai. Der deutsche Gegenvorschlag über die Gebietsfragen wird noch heute vollendet und über reicht werden.