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Ind bereits in Brüssel eingetroffen. In Rotterdam lagern iOOO Tonnen Fett und 250,000 Kisten kontensierle Milch zum Abrollen bereit. Eine Kiste kentcnsierte Milch enthält 48 Büchsen zu je einem Pfund. Aus dem Hamburger Hasen sind am Dienstag weitere 11 Dampfer zur Entgegennahme von Lebensmitteln der Entente ansgefahren. Die Alliierten haben am Montag beschlossen, den Vor friedensvertrag binnen einer Woche sertigzustcllen. Die neue preußische Regierung wird aus Abgeordneten des Zentrums, der Sozialdemokratie und der Demokratischen Partei gebildet. Ter Luftpostdienst zwischen Berlin, Weimar und Ham bürg soll noch im April nach Hannover, Rheinland, West falen, Frankfurt a. M., Breslau und Warnemünde aus gedehnt werden. Nach einem Funkspruch der englischen Waffenstillstands lomsission ist die Blockade dahin abgeändert worden, daß alle Einschränkungen der Fischerei in der Nordsee zwischen »3 Grad 30 Min. und 56 Grad Nord 4 Grad 30 Min. Oft aufgehoben worden sind Aus zuverlässiger spanischer Quelle wird berichtet, daß in Madrid aus Fernando Po eine Bittschrift von 117 Kameruner Häuptlingen eingcgangcn-ist, in der diese auch namens ihrer Landschaften den König von Spanien bitten, für die Rückgabe Kameruns an Deutschland einzutrcten. In dieser Bittschrift wird außerdem betont, daß die große Mehrzahl der Kameruner Eingeborenen sich mit dem Wunsche der 117 Häuptlinge identifiziere und nur aus Furcht voi der Rache der Engländer und Franzosen diesen Wunsch nicht zum Ausdruck zu bringen wagen. Oefterretch-Ungarn. Die französischen Truppen in Budapest, die von bolschewi stischen Ideen durchsetzt sein sollen, wurden angeblich von den Kommunisten entwaffnet. Bei einigen Regimentern sollen die französischen Offiziere getötet worden sein. Be auftrogte der ungarischen Sowjet Regierung haben die Jnlcr- «Uiierten-Kommisfion interniert. Unter den Internierten befindet sich auch der französische Oberst Vix. Der Nationalrat, die Karolyi Partei und die radikale Partei in Ungarn haben ihre Auflösung beschlossen. Der revolutionäre regierende Rat ordnete die Bildung einer auf Revolutionsdisziplin beruhenden neuen Proletarier Armee der ungarischen Räterepublik, einer sogenannten Roten-Armee, an, die in erster Linie auf Anwerbung aus den Reihen der organisierten Arbeiterschaft und aus den gegenwärtig unter den Waffen stehenden Prolctariersvldaten beruht. Wie die „Reichspost" meldet, werden die in Deutsch- Oesterreich seßhaften vier Erzherzöge in einem besonderen Akt an die Staatskanzlei den feierlichen Verzicht auf alle Dhronansprüche und sonstigen Vorrechte aussprechen. Holland. Nach dem „Allg. Handelsbl." erheben die Verbandsmächte keine unüberwindlichen Bedenken mehr gegen die AuSfubr mederländischer landwirtschaftlicher Erzeugnisse nach Deutsch land. Die Niederlande verfügen über 8000 bis 10,000 Waggonladungen Karoffeln und 10,000 bis 12,000 La dungen Kartoffelmehl, das hierzulande für die Brotbe- reitung nicht mehr notwendig ist, ferner über 50,000 Säcke Erbsen und 2000 Tonnen Milchpulver. Besprechungen mit deutschen Vertretern find bereits weit gefördert, auch die Zahlung ist gesichert. Nur die Zustimmung der Ber- bandSmächte ist auf Grund der mit diesen geschlossenen Ab kommen noch erforderlich. Im gan-en handelt es sich um kein Staats-, sondern um ein Privatgeschäft, dem die hol ländische Regierung kein Hindernis bereitet. Schweiz. Der schweizerische Bundespräsident Ador hat das Schrei ben des Reichspräsidenten Ebert, in dem dieser ihm seine Wah! und seinen Dienstantritt angezeigt hatte, mit einem warmen Handschreiben beantwortet. Damit hat die Schweiz als erster auswärtiger Staat die neue deutsche Reichsregie rung anerkannt. Montag Vormittag ist der ehemalige Kaiser Karl mit Familie und großem Gefolge in Bucha auf schweizerischem Boden eingetroficn. Die Reise erfolgte unter englischem Schutze. Ein Schweizer Offizier und der Legotionssekretär Boehringer begeben sich in den Zug und begrüßten den Kaiser offiziell. Tann fuhr der Sonderzug gegen Gstaad weiter, wo das Kaiserpaar im Schlosse WareSk wohnen wird. Hrankretw. Am Montag haben in Paris die Verhandlungen gegen Bit la in, den Mörder JaureS', begonnen. Es sind mehr als 40 Zeugen geladen. Villain war schon längere Zeit in einer Irrenanstalt untergebracht. Tas Urteil dürfte nicht allzu streng ausfallen. Tie Alliierten haben beschlossen, die Budapester Ereig nisse durch militärische Maßnahmen zu beantworten. Pichon erklärte im Kammerausschuß, daß die Alliierten ihre Truppen nach Ungarn senden würden, um Ordnung und Sicherheit im Lande wieder herzuftellen. Die italienischen Truppen in Preßburg schieden sich bereits an der Bahn nach Budapest vor. Tie französische Regierung sandte nach Budapest drahtlos eine Note, in der die sofortige Freilassung der internier ten Offiziere und Mannschaften gefordert und erklärt wird, daß im Falle der Weigerung unverzüglich durchgreifende Maßnnhmcn gegen die ungarische Hauptstadt ergriffen würden. „Joural des D.batS" und der „Temps" melden, daß der Abtransport der amerikanischen Truppen aus Bordeaux «m Sonnabend unterbrochen wurde. Tie für Sonnabend zur Ausfahrt bestimmten fünf Transportdampfer sind nicht abgefahren. Die Sistierung der Rücktransports sei zweifel tos auf die bevorsKhenden neuen Truppendesetzungen der Alliierten nach Ungarn und Rumänien zurückzuführeu. Italic«. Die Nachrichten aus Ungarn haben in Italien einen ge waltigen Eindruck hervorgcrufen. Die italienischen Blätter bringen ausführlich» Artikel, in denen sie die Notwendigkeit eines schleunigen Friedensschlusses betonen. Die Kom mentare des sozialistischen „Avanti' zu den Meldungen aus Budapest sind völlig von der Zensur unterdrückt worden. Wie Motländer Zeitungen berichten, hat die italienische Gewerkschastskammer im ganzen Lande eine Agitation für die Einführung des allgemeinen Wahlrechts in Italien eröffnet. Für den Fall, daß sich die Negierung weigern werde, die Forderung der Arbeiterschaft zu erfüllen, soll die Proklamation de§ Generalstreiks erfolgen. Wie „Italia" wissen will, haben sich die Orgünisationen der Eisenbahner jedoch gegen den Ausstand ausgesprochen. England. Im englischen Unterhause wurde in der letzten Woche aufs lebhafteste beklagt, daß die Aufrechterhaltung der Blockade die Erholung des britischen Ausfuhrhandels ganz unmöglich macht. Die „Westminster Gazette" gibt die Be rechtigung dieser Klage zu und weist besonder? aus die ge fährliche Lage hin, in die die Textilindustrie durch die. Blockade und durch die Idee gebracht worden sei, daß eng lische Waren unter keinen Umständen durch die Neutralen in die feindlichen Länder gebracht werden dürsten. Aus dem Mn!den4«rte "Waldenburg, 26. März. Tie Niederschlagsmenge betrug im zweiten Drittel des Monats März nach Mitteilung der Landeswctterwarte in Dresden im unteren Tale der Zwickauer Mulde 16 mm (normal 16), im mittleren 19 (normal 1s) und im oberen 20 (normal 23). *— Ter Bmtrag des Herrn l)r. Max Maurenbrecher im Schntzeuhaussaale beginnt heute Mittwoch Abend ' Uhr, nicht wie gestern irrtümlich berichtet wurde, * >8 Uhr. *— Der Verbrauch von Jitta, dSciern soll zum 1. April freigcgebcn werden. AuSlandseier werden noch weiterhin zwangsweise bewir tschastet. *—- Zu nächner Zeit ist zu erwarten, daß amerikanische Flcischwaren an die Verbraucher abgegeben weiden. Ob wohl das Fleisch hier auf Trichinen untersucht wird, ist doch anzuraten, olle rohen Auslandsfleischwaren gut zu kochen oder zu biaten. *— Tie Auszahlung der Militär Versorgung? ,el ührnifse für den Monat April ersolgt durch die Pvstanstaln u bereits ani Sonnabend, den 29. d. Den Zahlungsempsäug.'rn wirb die Einhaltung des festgesetzten Zahltags für die Abhebung der Bezüge dringend angeraten. Die Auszahlung der Milstärrenten usw. au den übrigen Tagen des Monats soll sich nur auf AaSnahmeMlle beschränken, in denen die Emp fänger durch dringende Gründe an der Abhebung am Zahl tage verbinden sind. *— Ein Leser unseres BlattcS teilt unS mit, daß er die Brühe einer Tnbaksabkochung zum Einreiben der Pferde gegen Läuse verwendete und damit gute Erfolge erzielt hat. *— Tie achtstündige Arbeitszeit für kaufmännische, tech nische und Burcauangcstellte wird gesetzlicher Verordnung gemäß am 1. April eingeführt werden. Durch dieselbe Verordnung ist der 7-Uhr Ladenschluß für alle öffentlichen Verkaufsstellen festgesetzt worden. "— Schwere Zuchthausstrafe für Hühnerdiebe verhängte das Landgericht zu Halberstadt mit Rücksicht auf die allge meine Unsicherheit. Tas dürfte wohl etwas abschreckend wirken. *— In der Reichsdruckerei wurde ein größerer Posten 20-Mark-Noten gestohlen. Die Noten waren.fertig gedruckt, nur die Nummern fehlen. Eine solche Note wurde bereits im Verkehr angehalten. Tie Reichsdruckerei bittet auf die 20 Mark Noten zu achten und die Einzahler fehlerhafter Noten festzustcllcn. *— Sachsen wird mit an erster Stelle mit amerikanische« Speck beliefert werden. Taher ist vielleicht schon in nächster Woche mit dem Eintreffen eines Teiles der unS für vier Wochen zugcwiesenen 1600 Tonnen Speck in Lachsen zu rechnen. Ter Preis wird voraussichtlich gegen 4,u0 bis 6 Mark das Pfund betragen. ES müssen gemäß den For» derungen der Verbandsmächte Bestimmungen getroffen wer den, durch die Streikende und schuldhast Arbeuslose von der Belieferung ausgeschlossen bleiben. Die einzelnen Gemein-? den werden nacheinander, entsprechend den Eingängen, be liefert werden. Eine gleichzeitige Versorgung des ganzen Landes ist naturgemäß anfangs noch nicht möglich. Es werden aber jeder Gemeinde nach und nach 100 bis 125 Kann«. Novelle von M. Albrecht. 13) (Fortsetzung.) ' dar:;..- .. no leb auch dir, Hauua: 'Auch du barffr nichr in Ucbcccttuug, ini ersten Zorn und be- leidig ein Stolz tun, was du später vielleicht bereust; — du darfu ihm jeiu Warr »richt zurückgebeu! Denkst du denn nicht au die Blamage hier in der Ltadt? Verlobt seit Jahren und nun einige Wochen vor der Hochzeit — ach, ich nrag's nicht ausdenkcn, und nun und l.imnw leide ich, daß du zurücktrittst! Eicht lag mir gar nia ts daran, baß du gerade ihn wühltest, sehr aber, nachdem keine Jugend vorüber ist. liegt stie Sache anders. Samu tommi ciusach ans dein Hanse. Mein Gefühl hat mich> also uich- betrogen, als mir vor ihrem Kommen bangte! Sie also muß fort, uni) er wird seine Ver irrung bereuen. Na, und — und du wirst verzeihen und zu vergessen suchen. Es kommt bei einem sq laugen Ver- Mnis Wohl immer mal etwas vor." Sie stlich liebkosend nwr den blonden Scheitel der Tochter. „Natürlich darfst du nickt das erste Wort zur Versöhnung sprechen," fuhr sie, etivas unsicher wertend, fort, als Hanna stumm blieb. „Ader e r kommt sicher. Wenn nur erst Sanni aus den» Wege ist — —" Sie stockte; denn Hanna hob mir einer jähen Bc- wkgung den gefallen Kops. „Mutter, Ivie wenig tenust du doch deine Tocktcr," ssagte sie mit schmerzlicher Pitlerk.il. „Zwingen sollte ihn, mir fein Wort zu Ha ren? Und qlauvst du, ich »vürde in dem Bewußlsein, daß nur die Pflicht ihn an mich lesjelo, auch nur eine Snnwe glücklich sein? Nein, Mutter, das kannst du im Ernst nickt von mir wollen. Die Menschen - Pah, was geh n auch die Menschen an. Die werden einige Wochen darüber reden und sich muntern, rind daun irttl wem Schicksal in den Hintergrund, um Dielleicht eme. andern interessanten Sache zu weichen. Wenn ich sekust nur weniger egoistisch wäre und mein riacneS Glück nicht hoher stellte, wie das seine! — Aber im werte mich zu überwinden juchen. Ja, Mutur, wenu's auch sehr wehe tuc, aber nurs ich z.n luu habe, we si ich «nd lasse mich mchl bei ren. Und ; l,. taß m.ch» bille, allein. Ich danke tir, daß dn ge kommen bist; ich glaube, nun werde ich die rechten Worte finden." Frau Giese sah bewegt aus ihre Tochter. „Kind," be- U>nn sie noch einmal sauttec, wie sie je imt der erwachs, nen luchter gesprochen, „Kmd, warte wenigstens bis morgen, iso eine stille Nacht " „Erschwere mir meinen Enffcklnß nicht unnütz," bat Hanna gequält. „Denke lieber daran, wie Le»' Vater so oft sagte: Wenn die Menschen dem Schweren u u r i ck n e! l auf den Leib rücken wollen, würden sic es leichter si. neu, — drum geh, Mutter. 'Am goldigen Ostermulgeu bekäme ich es wohl gar nicht fertig," setzte sie mit erinckur Stimme zu. Mit einem schweren S-uizerH verließ Frau Rektor Giese das Zimmer; sie kannte ihr Nmo und gan^ im gr- Helmen regle sich auch in ihrem Innern eine Stimme: Sie handel: recht! Hanna war allein, und ohne Zaudern flog jetzt die Feder über das Pap er. Geliebter Otto! Einmal laß mich Dich noch so nennen; denn wenn die verflossenen Stunden uns auch lür immer ireuuen, so scheue ich mich dennoch nicht, auczusplechen, dag ich Sm, grenzenlos gelieol habe und lieben werue. Weil ich Dich aber so sehr liebe, will ich auch nur Dein Glück, und wenn ich trotzdem heule in dem ersten furchtbaren Schreck kein gutes Wort für Dich fand, so ist dies ivohl menschlich und calnr verzeihlich. Jetzt nach Stunden ernsten Nachdenkens sage ich: Es ist gut so, wie es der Hnnihel gefügt. Wieviel schwerer würde es zu tragen g.weseu sein, wenn die Erkenntnis, daß Deine Zunelgung für mich nicht jene große, heilige Flamme sei, die das Herz durchglüht, gleich emem Gottes- licht, — nicht die Liebe, die Not und Tod überdauert, und die es sein muß, soll eine Ehe — die innigste Ge meinschaft zweier Menschen — zum wirklichen Segen wer den, wenn diese Erkenntnis erst später — vielleicht z u spät gelommen wäre. Du hast in mir wohl immer nur die Gefährtin Deiner Kinderjahre geschätzt; die treue Freundin Dciner Jugend, die teitnahm au Deinem Hoffen und Streben, — das hast Du irrtümlich für Liebe genommen. Wie dürfte ich Der jetzt zürnen, nun Dein Herz e. wacht ist und sich dem jungen, holden Wesen zugeneigt hat, da» uns ja alle um seinem Zauber umstrickt. Und ob es dem Herzen, das noch nicht selbstlos ge worden ist, auch wehe tut, jo gebe ich Dir ohne Groll und Bitterkeit Dein Wort zurück. Werde g ücklicy an Sanni» Seite, so glücklich, wie ich Dich zu machen hoffte. Sie ist jung lind einoruckssähig, — was ihr vielleicht noch fehlt, um Du eine treue Gejährtin fürs Leben zu werden, wir» chre Liebe zu Dir sie lehren. Leider, und daS betrübt mich sehr, verbieten die Verhältnisse, daß Du sie aus unserm Hause in Dein neues Heim führst, und da sie sonst nie- wanden hat. zu dem sie gehen könnte, so wird es richtig sein, wenn Du ihr möglichst bald Aufnahme in einer Familie in Berlin verschaffst. Glücklicherweise ist sie je pekuniär so gestellt, daß Ausstattung und Einrichtung mühelos beschafft werden kann, anders, wie es bei mir der Fall war. Soweit ich es vermag und sie es wünscht, werde ich ihr mit Rat und Tat die sorgende Freundin bleiben. , Selbstverständlich werdet Ihr Euch vor Deiner Abreise noch sehen und sprechen wollen; wenn ich Lag und Stunde vorher erfahre, so werden wir — Mutter und ich — Eurem ungestörten Wiedersehen nicht im Wege sein. Und so ich: Gottes reichster Scgen möge Euch zur Seite steh« zrtzt und immerdar! Hanna. Ms st« geendet, überlas sie das Geschriebene Wort sHr Wort langsam dis zum Ende. Sie nickte vor sich hin. „Er soll nicht ahnen, daß G mit mein m Herzblut geschrieben ist/ sagte sie leise. ,WaA wäre eine Liebe, vermöchte sie nicht auch für den ander» zu leiden!" Und die gefalteten Hände über die brennenden Ang« legend, blieb sie regungslos sitzen: Am AuserstehungSmorgM trug sie ihr verlorenes Glück zu Grabe. — 7. In Hermstadt überboten sich auf einmal die Kaffee gesellschaften. Es war ja ein so ausgiebiger Stoff zu regst« Unterhaltung vorhanden.