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Kultusministerium zog, um dort für die Aufrechterhaltung der christlichen Volksschule und gegen das Ministerium Hoff mann zu demonstrieren. Die Teilnehmer sangen Kirchern lieber und patriotische Lieder und brachten Hochrufe auf die demokratische Republik aus. Der frühere Volksbeauftragte Haase ist nach Riga abgercist. * Ten! Chef des Admiralstabes der Marine Admiral Scheer ist der nachgesuchie Abschied mit der gesetzlichen Pension bewilligt worden. Die Amsterdamer Blätter melden, daß die Erkrankung des früheren deutschen Kaisers infolge einer hartnäckigen Influenza sehr ernst war. Da Komplikationen eintraten, wurde der Zustand so gesährlich, daß man eine Operation für notwendig hielt. Es wurde Professor Lanz aus Amster dam berufen, der seitdem dem Kaiser mehrere Besuche ab- stattctc. Professor Lanz teilte mit, daß jetzt eine merkbare Besserung eingclreten sei, und daß er dem Kaiser gestatten konnte, das Bett zu verlassen. In einem Leitartikel teilen die „Leipziger Neuesten Nach richten" mit, die Oberste Heeresleitung habe keineswegs nur im Oktober und auch nicht erst im August erstmals zum Frieden geraten, vielmehr sei schon am 2. Juni von Luden dorff an vertraute Parteiführer folgender Wink gegeben worden: „Wir stehen jetzt auf der Höhe unserer militärischen Erfolge. Ob die nächste Offensive gelingt, weiß ich nicht. Es ist jetzt Zeit, zum Frieden zu gelangen. Es empfiehlt sich, auf die westlichen Kriegszicle zu verzichten und zu ver suchen, im Osten zu halten, was zu halten ist." Im August hat dann Ludendorff eine neue Botschaft geschickt, folgenden Inhalt: „Wir können den Krieg nur noch Hinhalten, aber nicht mehr gewinnen. Sorgen Sie für Frieden!" Die gleiche Mahnung sei ohne Zweifel auch der Reichsregierung zu gegangen. Der preußische Minister Eugen Ernst und der Bevoll mächtigte des Kriegsministeriums Paul Göhre haben eine Reise nach Posen unnrnommen. Sie entwerfen über die Lage daselbst ein sehr trübes Bild. Vor 14 Tugen viel leicht wäre cs unter Umständen noch möglich gewesen, mit militärischer Gewalt die Situation für die Berliner Regie rung zu retten und ihre Vormachtstellung in Posen aufrecht- zuerhaltcn. Heutesei es zu einem solchen Versuche zu spät. Selbst wenn eine ganze Division Truppen nach Posen gesandt würde, was der Berliner Regierung kaum möglich sei, würde sich die Lage nicht mehr verändern lassen. Es sei ein Unsinn, auch nur zu glauben, daß man heute noch mit Gewalt etwas ausrichten könnte. Jedenfalls könne heute kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß Posen und der öst liche Teil der Provinz Posen sich völlig in den Händen der Polen befinden. In der Stadt Posen hätte der polnische Stadtkommandant alle Macht uneingeschränkt in der Hand. Unter diesen Umständen muß man, so bemerkte Ernst Weiler, in Deutschland vor allen Dingen von dem Gedanken aus gehen, eine Verständigung mit den Polen auf gütlichem Wege zu erreichen." Anläßlich eines Ueberfalles auf den Bürgermeister des Ortes Schlebusch bei Köln sind von der deutschen Besatzungs ¬ behörde außer den Tätern die 28 Mitglieder des A.- und S.-Rates, sowie einige Personen, die mit letzterem in näheren Beziehungen standen, verhaftet und nach Köln abtrans portiert worden. Mit dem Schluffe des Revolutionsjahres ist wie so man ches wirtschaftlich Schwache auch das offizielle Parteiorgan der fortschrittlichen Bvlkspartci, die „Freisinnige Zeitung" selig entschlafen. Sie führte schon lange bloß ein blut leeres Dasein, lediglich die Gelder ihrer Parteifreunde er möglichten seit langem ihr Erscheinen. Bei den Stadtverordnetenwahlen in Mecklenburg er hielten in 18 von 28 Städten die bürgerlichen Parteien die Mehrheit. Aus Thorn wird gemeldet: Die Grenzübergänge zwischen der Provinz Westpreußen und Polen sind »on der polnischen Regierung gesperrt. Flüchtlinge aus Polen berichten von zunehmenden Truppenansammlungen an der preußischen Grenze. Der Achtstundentag gewinnt mit dem neuen Jahre überall Geltung, wo er bisher noch nicht eingeführt ist. Seine Inkraftsetzung erfolgte durch Verordnung, die aber links vom Rhein von den fremden Militärkommandos nicht anerkannt worden ist. Bei uns wird diese Verordnung, wie alle Verordnungen mit Gesetzkraft, von der Nativnalversamm lung bestätigt werden müssen. Bis dahin werden sich die schon heute gemachten Erfahrungen vervollständigt haben, nämlich, daß vielfach, besonders in kleinen Städten, die Leute nicht wissen, was sie mit der freien Zeit anfangen sollen. kkeere^ut i8t Keicß8§ut üib Ke; aus, va8 nickt vir xekört. keielMivMliWsmt, LgM V 8, kükljlMriM 68. Die Deutsche Waffenstillstandskommission gibt bekannt: Die Frage der Versorgung Deutschlands mit Lebens mitteln wird gegenwärtig durch eine Kommission der Alliierten geprüft, die ihren Sitz in London hat. Das Ober kommando der Alliierten hat der deutschen Waffenstillstands kommission mitgeteilt, die Beschlüsse der Lebensmittelkonserenz würden der deutschen Waffenstillstandskommission übermittelt, falls diese sür die Lebensmittelversorgung für zuständig er klärt werde. Daraufhin hat Staatssekretär Erzberger in Spa dir Erklärung abgeben lassen, daß die deutsche Waffen stillstandskommission auch für die Inangriffnahme der Lebens Mittelversorgung zuständig ist. Die weiteren Mitteilungen über die Lebensmittelversorgung Deutschlands werden nun mehr an die Waffenstillstandskvmmission erfolgen. Wie das deutsche Konsulat in Bern mitteilt, ist eine Amnestie für deutche Fahnenflüchtige erlassen worden, so daß die Betreffenden unter gewissen Voraussetzungen wieder nach Deutschland zurückkchren können. Die Münchener Blätter bringen lange Berichte über Erkämpftes Mück. Roman von A. Belo«. 71) (Fortsetzung.) „Mein Barer!" rief der Junker beglückt und warf sich noch einmal dein hobelt Manne an die Brust. „Mein Vater!" wiederholte er. „Oh, wie das klingt! Ich habe ja mein ganzes Leben lang nie den süßen, heiligen Namen aussprechen dürfen. — Vater, Vater!" In tiefer Bewegung blieb Ludwig Günther zurück und blickte der stolzen, reckenhaften Gestalt des Mannes nach, der ihm auf einmal so nahe getreten war. Bewunderung und Liebe stritten in seiner Seele um den Vorrang. Ja, das war echte Größe, wahre Heldenhaftigkeit. Wie klng-- lich sank neben dieser hehren Erscheinung die blendende Persönlichkeit Lucisers zusammen. Es war ein falscher, trügerischer Schimmer, der jenen umgab- ein Irrlicht war er, das andere tief hineinlockte in den Sumpf der Sünde. — Dann machte der junge Kavalier sich erst den ganzen Umschwung seiner Lage klar, die ganze Fülle seines Glückes kam ihm nunmehr erst zum Bewußtsein. Er stieß einen lauten, jauchzenden Ruf aus, und als daraufhin Philipp höchst verwundert seinen Kopf zur Tür hineinsteckte, zog «r den treuen Diener völlig ins Zimmer, ergriff ihn bei den Ohren und schüttelte den asten Vertrauten herzhaft. „Philipp, Philipp," rief er dabei einmal über das andere, „weißt Du, daß ich glücklich, selig bin? Ach, Philipp, Du bist ein Dummkopf, Du kannst ja garnicht ermessen, wie wonnig mir zu Mute ist. Wahrhaftig, Philipp, ich möchte mich mit Dir prügeln vor lauter Vergnügen." Der wackere Vareler lachte über das ganze breite Gesicht: „Hauen Sie man immer zu, gnädiger Herr, ich kann 'nen Puff vertragen!" So hatte er seinen jungen Grafen ja noch garnicht gesehen; er war darüber ebenso erstaunt wie erfreut. Gottlob, die finsteren Geister, welche seinen Herrn so lange und so schrecklich gequält hatten, sodaß er, Philipp, schon geglaubt, jemand müsse seinen jungen Gebieter verhext haben, waren endgiltig gebannt; das erkannte er nun wohl. Aber was den Grasen in einen solchen Rausch der Glückseligkeit versetzte, kom»e er sich nicht erklären. Ludwig Günther indes, welcher der treuen, ehrlichen Haut ihre Gedanken vom Gesichte ablns, rief dem langjährigen Vertrauten lachend zu: „Ich bin verliebt, Don Philipps, sterblich verliebt, edler Sohn Varels an der Jade, verliebt in das schönste, holdeste, edelste Mädchen, das unter der Sonne wohnt, und der Vater der mich sonst nicht zum Schwiegersohn hat haben wollen, sagt jetzt Ja und Amen zu unserem Lunde. Demnächst also, Du Schlingel, bekommst Du eine junge Gräfin zu bediene». Hast Tu verstanden?" ' Philipp nickte zwar, aber als er wieder draußen war, verwandelte sich das Nicken in ein verwundertes Kopf schütteln. Er begriff an der ganzen Sache so mancherlei, nicht, jedoch das ging ihm ja nicht zum ersten Riale so,^ seitdem er mit seinem Grafen auf Reisen war, und die Haitptsache war und blieb, daß sein junger Herr so recht von Herzen vergnügt war. Schon am nächsten Tage betrieb Ludwig Günther seine Abreise aus Wangerooge. Von den gefangenen drei Einbrechern hatte ihn der „Meister" erlöst. Wohin dieselben gebracht worden waren, wußte er freilich nicht, aber er und Philipp waren froh, die unheimlichen Mitbewohner los zu sein. Oltmann beanspruchte vier Tage, dann sollte seine „Marie", eine schmucke Schoucr- brigg, die augenblicklich in Brake ihre Ladung löschte, bereit liegen, den Grafen nebst Diener und Bagage auf zunehmen. » Es war ein wundervoller Tag, wie sie in der Zeit des Ueberganges vom Herbst zuni Winter mitunter vor kommen, an welchem der Sproß des Vareler Grasenhauses der kleinen Insel, die ihn einige Wochen beherbergt Halle, Valet sagte. Was hatte er in dieser verhältnismäßig kurzen Zeit nicht alles erlebt, einmal himmelhoch jauchzend, als er die Geliebte gesunden, dann zum Tode betrübt, als ihr Vater unerbittlich sein Veto einlegte. Und wie wunder bar hatte sein Geschick sich dann gewendet, wie abenteuer lich erschienen ihm jetzt im Hellen Lichte des Tages jene Szenen, da er in kalter, finsterer Nacht unter Lebensgefahr den Geheimnissen des Schmugglers nachgespürt hatte! Unvergeßlich würde ihm das freundliche Jnseldorf bleiben um seinen einfachen, biederen Bewohnern, unvergeßlich der massive Turm, das alte Wahrzeichen der vorübersegelnden Schisser, unvergeßlich der herrliche Strand mit seinem Wogenranschcn und die malerischen Dünen, zwischen denen er einst im wonnigen Glücksgcfühl der aufkeimenden Liebe zn dem herrlichen Mädchen sich mit diesem ergangen, in deren Tälern er später aber auch oft, in Verzweiflung stumpf und dumpf vor sich hiubrütend, gelegen. Als das Lchift sich immer Leiter von dem kleinen'Eiland enlsernte, die Einzelheiten v^blaßten und nur noch die Tünentclteu weiß zu ihm berübcrleuchlelen, winkle er der Insel und dem alten Turme mit der Hand einen Gruß zu, und in das Wogcnrauschen hinein und in daS Sausen des Windes in, Tauwerk ries er laut: „Fahr' wohl denn meerumflutet Jufelrund, auf dem mein Schicksal sich entschieden! Ob mein Auge jemals wieder Deinen Strand erschaut, mein Fuß noch einmal durch Deine Dünen wandelt, weiß allein die ewige Macht, die der Menschen Schicksal lenkt. (Nortsotznn, folgt.) hoben, sie macht künftigen Zuzug von der Genehmigung der Gemeindebehörden abhängig, und zwar gilt das für Bayern, Deutsche und alle Ausländer. Die Stadtverwal tungen sollten dies Vorgehen beachten und erwägen, wie sie die wilden Schießereien in der Nenjahrsnacht, in der mit Maschinengewehren, Gewehren, Revolvern, Leuchtraketen und Handgranaten geschossen wurde. Am schlimmsten ging es in der Brunnenstraße zu, wo es vor dem katholischen Gcsellschaftshaus zu einem Zusammenstoß zwischen den Exze denten und militärischen Sicherheüswachcn kam, in dem auch Handgranaten verwendet wurden. Im ganzen forderte die Nenjahrsnacht 9 schwer Verwundete. Die Stadt München hat die Frcizügigkekt aufge- ihre Interessen gegen fragwürdigen und arbeitsscheuen Zu zug schützen und sich Lasten fernhalten können, die andere zu tragen haben. Der llnterstützungswohnsitz wird jetzt noch mehr ausgebcutet werden, als es schon geschehen ist. Das Sekretariat des Schweizer Müllerverbandes teilt mit, daß nach amtlichen Feststellungen in den Exportländern 19,5 Mill. Tonnen Weizen Ueberschüffe zur "Ausfuhr bereit liegen. Der Einfuhrbedarf der europäischen und außereuropäischen Länder wird auf 14 Millionen Tonnen veranschlagt. Es ergibt sich also ein Weltüberschuß an Weizen von 5,5 Millionen Tonnen. Frankreich. In der französischen Kammer wurde erklärt, daß Ende voriger Woche über 320,000 französische Kriegsgefangene in die Heimat zurückbefördert worden seien und oaß bis Ende Januar voraussichtlich alle Kriegsgefangenen nach Frankreich zurückgckehrt sein würden. „Echo de Paris" meldet: Die Alliierten sind angesichts der Fortdauer der Unruhen und des Bolschewismus in Deutschland und den Nachbarstaaten entschlossen, die Frage der tatkräftigen Neugestaltung Mitteleuropas selbstän dig auf der Friedenskonferenz zu entscheiden. England. In politischen Londoner Kreisen verlautet, daß man sich unter den Alliierten auf eine Internationalisierung Konstantinopels und auf eine Kontrolle des türkischen Reiches nach dem Muster van Aegypten unter englischer Führung einigen werde. An den nationalen Einrichtungen wie überhaupt an den innerpolitischen Verhältnissen soll in keiner Form gerüttelt werden. Dem Sultan werden seine Einkünfte unter voller Belassung seiner politischen Stellung nach innen von den englisch französischen Schutzmächten ga rantiert. Italien. Italien hat von den Vereinigten Staaten einen neuen Kredit von 100 Millionen Dollar eingeräumt erhalten. Damit sind die Kredite für Italien aus 1310 Millionen Dollar und die Gesamtkredite an alle Alliierten auf 8585 Millionen Dollar gestiegen. Dem „Popolo d'Jtalia" wird aus Paris gemeldet, daß zur Revolutionierung Deutschlands aus Rußland 20V Millionen durch Joffe an Liebknecht und Genossen geflossen seien. Amerika. Der amerikanische Marineminister erklärte, daß Amerika die größte Flotte der Welt haben müsse, wenn die Frie denskonferenz zu keiner allgemeinen Übereinstimmung führe. Nach einer Meldung des „New Aork Herald" wird noch vor Unterzeichnung des Friedensvertrages ein aus modernen Schlachtschiffen bestehendes englisches Geschwader den wichtigsten Häfen an der amerikanischen Ostküste einen Be such abstatten. Der Flottenbesuch ist als Kundgebung für die gemeinsame Tätigkeit der englischen und amerikanischen Streitkräfte gedacht. Auö dem Muldentale. * Waldenburg, 3. Januar. In einer gestern Abend statt gehabten gemeinschaftlichen Sitzung der städtischen Körper schaften wurde, nachdem seitens des Bürgermeisters Herrn Or. Rechenberg der Verdienste des verstorbenen Kommerzien rates Herrn Leonhardt um das Wohl der Stadt in seiner Eigenschaft als Stadtverordneter gedacht worden war, von einem Dankschreiben der Krau verw. Kommerzien rat Leonhardt auf das von feiten der Siadt aus gesprochene Beileid Kenntnis genommen. Alsdann er folgte die Wiederverpflichtung des neu gewählten Skadt- rates Herrn Bauch, welcher seit 1S09 dieses Amt verwaltet, und eine Beglückwünschung des Herrn Stadtrat Geiler, welcher nunmehr 30 Jahre lang seine Dienste der Stadt gewidmet hat und seit 1914 dem Stadtrate angehört; ihm wurde als Zeichen der Dankbarkeit eine städtische Ehrengabe überreicht. Schließlich wurde im Auftrage des Arbeiterrates von Herrn Gastwirt Frosch schriftlich eine Reihe von An trägen überreicht, die u. a. als Notstandsarbeiten verschie dene Vorschläge enthielten und Fragen der Ernährung und Unterstützung behandelten. Sie wurden zu den Akten ge nommen. * — Nachdem Bezirksarzt l)r. Eichhorn in Glauchau aus dem Felde zurückgekrhrt ist, übernimmt er vom 15. d. ab wieder in vollem Umfange die Verwaltung des Medizinal bezirke Glauchau. Mit dem gleichen Zeitpunkte erledigt sich die zeitherige Vertretung des BczirksarzteS vr. Eichhorn durch Sanitätsrat vr Gerhardt in Glauchau. * — Ab 4. d. fällt der von Rochlitz nach Glauchau ab- gcfcrtigte Gütcrzug mit Personenbeförderung, Abfahrt in Waldenburg 11 Uhr 49 Minuten Nachts, auf der Gesamt strecke aus. * — Das Ministerium für Militärwesen hat sür das Tragen von Uniformen angeordnet, daß alle noch im Heeres dienst befindlichen Personen auf Nock und Mantel Schulter-