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Gemeinde-Behörden ihre Bekanntmachungen im Schönburger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. Milglied des Sächsischen und des Deutschen Zeitungsoerleger. Berein» (L. V.) — Berlagsort Waldenburg Sachsen. Anzeigen bis vorm. 9 Uhr am Ausgabetag erbeten Ausgabe nachmittags '/,Z Uhr in der Geschäftsstelle in Waldenburg Sa., Obergaffe 38. Geschäftszeit 7—12,2—5 Uhr. Filialen in Altstadt Waldenburg bei Lerru Otto Förster; in Callenberg bei Derer F.iedr. Lermann Richter; in LangenchurSdorf bei roerrn Lermann Esche; in Wolkenburg bei Lerrv Linus Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler; in Ziegelheim bei Lerrn Eduard Kirsten. Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik, Aussperrung, Maschinen- bruch, Störungen im Betrieb der Druckerei oder unser Lieferer hat der Bezieher keinen Anspruch auf Erhalt der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. 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September verlegt Die ««lerftlltzungSsätzt i« der ErwerbSlosen-Fürsorge «erde« erhöht. Im thüringischen Landtag ist »in itonflikt ««Sgebroche». 8« Prag wurden am Sonnabend Nachmittag die Ver handlungen der drei Autzeaminifter der kleinen Entente geschloffen. Herriot erhielt vom frauzöstsche» Senat mit 246 gegr« 18 Stimme« ei« Brrtra«en»vot«m. Lie AnSfichte« für eine deutsche Anleihe i» Euglaud fiu» g"i«g. Ein englisch-russifcher HaudelSvertrag steht vor de« Abschluß- 8« Bulgarien kam e» ,« Zusammenstößen zwischen Re- giernugStruppru «ud Bauer«. 8apa« will das Washingtoner Klottenabkomme« kü«. big»«. «merika richtete eine Absage an de« Bölkerbund. Die braftlianische Negier««« w«rde gestürzt. Der a«erika«ische Sachverständige Aonng will die Rolle eines Schiedsrichters ans der Londoner ikouferenz spielen. Amerika erkennt das Langerabkomme« nicht a». 'Waldenburg, 14. Juli 1924. Die Konferenz der „interalliierten' Mächte", diz am 16. Juli in London ihren Anfang nehmen soll, ist bekanntlich von dem englischen Premierminister Macdonald vorgeschlagen worden. Aber aus ihrem wichtigen Programm, das besonders dem Treiben der Reharationskommission mit ihrer Willkür ein Ende machen wollte, war auf den Widerspruch Frankreichs eine Reihe von „Anregungen" geworden, die bei dem Besuch Macdonalds in Paris auch noch verschwanden. Die Reparationskommission hat alle ihre Rechte, dit ihr in Wirklichkeit gar nicht zustehen, da sie nicht mit dem Versailler Vertrag in Einklang stehen, behal ten, und die Konferenz soll im übrigen zusehen, was sie sonst beschließen und aus dem Dawesplan machen wird. Ob aus der Tätigkeit der Konferenz wirklich praktische Beschlüsse herauskommen werden ist noch sehr die Frage, und cs ist wohl möglich, daß die Verhandlungen ebenso ergebnislos schließen werden, wie die früher stattgehabten Konferenzen über die Reparationen. Die große Nachgiebigkeit, die Macdonald gegen- übcr semem KoH Herriot in Paris bewiesen hat, ist nicht überall anerkannt worden. Poincaro hat im französischen Senat zwar seinem Nachfolger für dessen Tätigkeit gedankt, aber doch gemeint, daß Rechte Frank, reichs in der Besprechung mit Macdonald gefährdet seien. Damit ist Herriot schon ein Wink mit dem Zaunpfahl gegeben worden, wie er auf der Konferenz neue Winkelzüge machen kann. Es steht also noch keineswegs fest, daß die Verständigung in Paris, an die allerdings nur dre Optimisten glaubten, in London zur Tatsache werden wird, zumal auch Macdonald ange- dcutet hat, daß er über einzelne Punkte noch nicht end gültig mit sich im Remen ist. Außerdem wird die Teilnahme an der Versammlung so groß sein, daß nicht abzusehen ist, wie sich die Abstimmung im ein zelnen gestalten wird. Wenn diese Regung zur Selbständigkeit vorhanden ist so ist es auch nicht ausgeschlossen, daß ein Teil der Negierungen darauf achtet, daß Deutschland nicht gar zu obenhin behandelt wird. Auch auf dem Völkerbund in Genf sprachen wiederholt Mitglieder desselben im Interesse des Deutschen Reiches, ohne allerdings damit etwas ausrichten S» können. Möglicherweise geht es diesmal besser. Von besonderem Interesse für uns ist vor allem die Frage, wie sich die Konferenz zu der Teilnahme Deutschlands stellen werde. Nach Herriots Absichten »ollen wir wiederum vor eine vollendete Tatsache ge stellt und erst nach London gerufen werden, wenn sich die Entente über das uns aufzuerlegende neue Diktat einig geworden ist. Nach den Erklärungen Macdonalds soll indessen erst die Londoner Konferenz selbst ent scheiden, zu welchem Zeitpunkt Deutschland hinzuzu- zrehen ist. Deutscherseits kann demgegenüber kein Zweifel darüber gelassen werden, daß etwaige Abände rungen des Dawes-Gutachtens und des Versailler Ber- rrageS nur unter gleichberechtigter Teilnahme Deutsch lands erfolgen können. Wir haben den Dawesplan als einheitliches und unabänderliches Ganzes angenommen, und die Entente ebenfalls, so daß also jede einseitige Neuerung unbedingt ausgeschlossen sein sollte. Wir haben auch dem Plan zugestimmt, weil er uns die volle Freiheit im Einbruchsgebiet wieder bringen sollte. Das war sehr ernst gemeint und nicht etwa bloß eine äußere Formel. * Mit Recht ist deshalb angesichts des Zusammen tritts der Konferenz in London von unserer Seite be tont worden, daß die Grenzen, die der Persailler Ver trag für die Okkupation deutschen Gebietes anord nete durch den Dawesplan innegehalten und weitere Gebiete von den fremden Truppen geräumt werden müssen. Das ist die Forderung nach Freigabe des Ruhrgebietes, die nicht übersehen werden darf. Wird hierüber keine Zustimmung erlangt, dann kann Deutsch land seine künftige Stellung nicht von den Beschlüssen der Konferenz abhängig machen. Sie Forderungen der GeweMasten. Verhandlungen in der Reichskanzlei. Die Spitzengewerkschaften haben vor kurzem an die Reichsregierung eine Eingabe in der Frage der auf Grund des Sachverständigen-Gutachtens von der Regierung in Aussicht' genommenen Steuerpläne ge richtet. In dieser Eingabe wurde der Befürchtung Aus druck gegeben, daß die in dem Sachverständigengutachten gemachten Steuervorschläge von der Regierung inso fern einseitig ausgeführt werden könnten, als die Hauptlast der neuen Steuern auf die breite Masse abgewälzt werden würde. Die Reichsregierung hat auf diese Eingabe hin Vie Spitzengewerkschaften zu einer Sitzung eingeladen. In vierstündigen Verhandlungen wurden die projektierten Steuerprobleme eingehend er örtert. Von gewerkschaftlicher Seite wurde die Auf- fassung vertreten, daß die breiten Massen des Volkes unter keinen Umständen weitere Lasten tragen könn ten. Die Lohnsteuer, die Erhöhung der Arbeitslosenun- terstützungsbeiträge usw. würden schon schwer genug von den arbeitenden Klassen getragen. Weiter sei zu be denken, daß mannigfache Verteuerungen im Zusam menhänge mit der Durchführung des Sachverständigen- gutachtens ohnehin in der Hauptsache von der breiten Bevölkerung getragen werden müßten, wie z. B. die kommende Verteuerung des Eisenbahnverkehrs, die Jn- dustrieobligationszinsen, die in die Preise einkalku liert würden, u. a. Die Gewerkschaften verlangten dem gegenüber die Verwirklichung derjenigen in dem Sach- Verständigen-Gutachten gemachten Vorschläge, die aus die Schultern der Besitzenden abgewälzt werden könn ten. Auf keinen Fall würden die Gewerkschaften die Schutzpolitik mitmachen. Nach Beendigung der Debatte wurde seitens der Regierung die Erklärung abgegeben, daß die Steuerpläne auf Grund des Sachverständigen- Gutachtens soweit als möglich im Sinne der Gewerk schaften berücksichtigt würden. Es dürfte danach ein« Verschärfung der Einkommensteuer für diejenigen, die sich selbst einschätzen, ferner eine Besteuerung der Aus landsgewinne und eine Erfassung der Geldentwer tungsgewinne erfolgen. Der Sflprevßentag. Empfang beim Reichskanzler. Aus Anlaß der vierten Wiederkehr des Nbstim» mungstages in Ost- und Westpreußen empfing Reichs kanzler Marx in Gegenwart der Reichsminister Dr. Jarres und Dr. Stresemann, ferner des Staatssekretärs Dr. Weismann, der als Vertreter des erkrankten preu ßischen Ministerpräsidenten Braun erschienen war, so wie des preußischen Innenministers Severing, eine Ab ordnung aus Vertretern der Ost- und Westdeutschen Heimatdienste unter Führung des Herrn Dr. Marks- Allenstein, Max Worgitzki-Allenstein und Götz-Marien burg. Ferner waren erschienen der Oberpräsident der Provinz Ostpreußen Siehr, der ostpreußische Vertreter beim Reichs- und Staatsministerium in Berlin und Vertreter der Heimattreuen Ost- und Westpreußens im Reiche. O Eine Rundfunkrede Severings. Zur vierten Wiederkehr des Abstimmungstages für Ost- und Westpreußen hielt der Preußische Mini ster des Innern Severing durch Rundfunk am 11. Juli eine Rede, in der er u. a. ausführte: Wer die große Bedeutung der Abstimmung des 11. Julr 1920 recht würdigen will, der muß sich mit seinen Erinnerungen zurückversetzen in die damalige Zeit. Deutsch land hatte eine Demütigung nach der anderen erfahren. Reiche Jndustriebezirke, blühende landwirtschaftliche Pro vinzen waren ihm nach dem Diktat des Siegers geraubt. Interalliierte Soldaten und Beamte hielten weitere Ge bietsteile besetzt und stempelten durch ihr Vorgeben die deutsche und preußische Souveränität zur Farce. Und im Innern Deutschlands schien cs manchmal so, als ob die Not der Zeit das Volk nicht zusammenschweiße, sondern aus einandertreibe. In den Straßen so mancher Städte tobten blutige Kämpfe. Das Faustrecht schien sich wieder einbür gern zu wollen, und der Glaube an den Recktsstaat er litt arge Erschütterungen. Mit den gewaltsam entrissenen Gebietsteilen wollten sich die Siegerstaaten und ihre Verbündeten jedoch nicht begnügen. Das sogenannte „SelbstbestimmungSrecht der Völker, das in den Annexionen deutschen Lande» mit Füßen getreten war, wurde herangezogen, um neue An sprüche auf Gebietsabtretungen zu begründen. So kam die Abstimmung in der Nordmark am 14. März 1920 zustande, so sollten die Oberschlesier im März 1921 über ihr nationales Schicksal entscheiden und so wurden die Ost- und Westpreußen aufgerufen, am 11. Juli 1920 zu be kunden, ob sie bei Preußen und Deutschland verbleiben oder dem neu errichteten polnischen Staate zugeschlagen werden sollten. Ich war Zeuge des unbeschreiblichen Jubels der ost« und westpreußischen Bevölkerung, als es im August 1920 gelang, die besetzten Gebiete wieder in preußische Ver waltung zu übernehmen. Der leise Unterton dieses Jubels war damals das Gelöbnis, nicht nur an einem Tage mit dem Stimmzettel in der Hand sich für Deutschland zu be kennen, sondern an allen Tagen für Deutschland und Preu ßen auf der Wacht zu sein. Gegen die MiMonttolle. Ein deutschnationaler Einspruch. Der Vorsitzende der deutschnationalen Reichstags« fraktion hat namens der Fraktion in Sachen der Mili« tärkontrolle einen offenen Brief an den ReichLaußen« Minister Dr. Stresemann gerichtet. Darin heißt es unter anderem: Herr Minister! Jetzt ist die Stunde da, jetzt ist der letzte Augenblick gekommen, Deutschland von der Schmach der Militärkontrolle und ihrer unbegrenzten Fortsetzung zu befreien. Eine Sicherheit, daß dieses un geheure, der deutschen Ehre und der Reichswehr zuge« mutete Opfer bei den bevorstehenden Verhandlungen über das Sachverständigengutachten, insbesondere über die militärische Räumung von Rhein und Ruhr, für Deutschland irgendeinen Vorteil eintragen werde, ist nicht von Ihnen geschaffen worden. Sie besteht nicht, im Gegenteil, die deutsche Stellung wird wesentlich geschwächt, wenn Sie, Herr Minister, wiederum Bedin gungen, die Deutschland gestellt hat, einfach fallen lassen. Wir fordern die Reichsregierung hierdurch aus, das Zugeständnis vom 30. Juni nach Fortfall der Be dingungen, unter denen es in Aussicht gestellt war, als unwirksam zu erklären und die geforderten Kon- trollhandlungen nicht zuzulafsen. Das Zugeständnis einer nochmaligen Kontrolle, vor dem wir nachdrücklich gewarnt haben, hätte über haupt nicht in Aussicht aestellt werden dürfen. Ein