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chönburger Tageblatt 46. Jaüraaittl Nr. 141 Donnerstag, den 19. Juni 1924 Die Regierungserklärung in der französischen Kammer in vtti Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der StandeSamtsdezirte Altstadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Ärumbach, Kaufungen, Langenleuba, Niederham, Lanaenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinke!, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburq und Ziegelben- Das erste Kirchenbundesgesetz. Vom Evangelischen Kirchentag. Stresrm««» empfing am Montag die Parteiführer zu emer Btsprrchnug «her autzenpolitische Lage Ler «rbeitsansschutz deutscher Verbände erlässt eine» Aufruf gegen dir Schutdlüge. Die »ommuuifteu im auswärtigen Ausschuß, verweigern die Wahrung der Vertraulichkeit der Verhandlungen. Vreilsch.id will nach Paris reise». Das Sachverständig»« Gutachten soll bis Mitte Juli in Kraft treten. zu ermöglichen. Tie mannigfaltigen Aufgaben, die sich aus den Beziehungen zwischen Stammes- und Glaubensgenossen des Inlandes mit denen im Aus lande ergeben, fordern zu ihrer Lösung eine Uebcr- nähme der Auslandsdiaspora durch die Gesamtheit der Landeskirchen. Eine Abstimmung über das Aus landsgesetz ist am Dienstag erfolgt. Tie Nachmittaas- sitzung brachte als bedeutsamstes Ergebnis den An schluß der evangelischen Brüderunität i« Deutschland an den Kirchenbund. In wärm sten Worten sprach Unitätsdirektor Bourquin-Herrnhuk im Namen der deutschen Brüderkirche seine Freuds und feinen Dank aus. * Der Sonntag sah die Mitglieder und Gäste dal Kirchentages als Teilnehmer an einem durch feier liche Posaunenklänge verschönten Waldfest in Bethel, an dem fast 15 000 Festgäste teilnahmen. len erste Etappe die „Neutralisierung" des Nheines sein soll, bei der der Völkerbund Büttel und gehor samer Handlanger zu spielen berufen ist. Ser Mlteolti-Skandal. «mbiwung des Kabinetts. Wie vorauszusehen, wächst sich die Affäre Matte- immer mehr zu einer politischen Krise ersten Gegen die Schuldlüge. Ein Aufruf zu Kundgebungen am 20. Juni. Der Arbeitsausschuß deutscher Verbände erläßt eine Kundgebung, in der es u. a. heißt: Ter 28. Juni ist ein Schicksalstag besonderer Art. Vor 10 Jahren fielen in Serajewo die ver hängnisvollen Schüsse, dis die Entfesselung des Welt krieges zur Folge hatten. Vor 5 Jahren mußte an diesem Tage unter dem Drucke der waffenstarrenden feindlichen Heere und unter der Androhung fortge setzter Aushungerung das Diktat von Versailles unter schrieben werden. Mit einem Wortbruch suchte man die Reichseinheit zu zerschlagen, die deutsche Wirtschaft zu zerstören, den letzten Rest deutscher Volkskraft ver nichtend zu treffen. Mit der Kriegsschuldlüge suchte man auch weiterhin das moralische Ansehen Deutsch lands in der ganzen Welt zu untergraben. Jahre hindurch hat die Welt infolge einer ge wissenlosen Propaganda die Lüge von der deutschen Schuld am Kriege, von der deutschen Schuld im Kriege, die Lüge von der Kolonialschuld geglaubt und der deutschen Not im allgemeinen gleichgültig zugesehen. Die in- und ausländische wissenschaftliche Forschung hat die Unhaltbarkeit'dieser Schuldanklagen längst bs- wiesen. Tie deutsche Reichsregierung hat ihre geheim sten Archive aller Welt willig geöffnet. Die Gegner haben dies bisher unterlassen und nichts getan, um der Wahrheit zum Siege zu verhelfen. Deutsche Brüdern, deutsche Schwestern! Am Tags der fünfjährigen Wiederkehr der Unterzeichnung des Diktats muß auch das deutsche Volk der Welt seinen Willen deutlich und ausdrucksvoll zeigen. Wir rufen daher alle Berufsstände im ganzen Reiche auf, am Sonntag, den 29. Juni, allerorts würdevolle Kund gebungen zu veranstalten. Tie Kundgebungen müssen sein ein flammender Protest gegen die Lüge von der deutschen Schuld am Weltkriege, gegen weitere Ge walt und weitere Bedrohung, ein Ausdruck des ge schlossenen Willens zum Frieden und zur Freiheit, eine Forderung des Rechtes auf Leben und Entwicke- lungsmöglichkcitcn. Ser AM Graff. Vernehmung der Angeklagte«. Zu Beginn der Verhandlungen vor dem Stet tiner Schwurgericht wurden zunächst die Personalien der drei Angeklagten festgestellt. Der erste ist des Bnreauangestellte Johannes Kaws aus Greifenhagen, am 15. Mai 1895 in Trakseoen, Kreis Heidekrug, geboren. Kaws hat den Krieg als Kriegsfreiwillige* mitgemacht und ist später zur Schupo-Polizei übergo- gangen. Ter zweite Angeklagte ist der landwirtschaft liche Arbeiter Engeler aus Holle, Kreis Marienburg (Provinz Hannover), am 22. Oktober 1899 geboren Der dritte ist der Landwirt Max Schwirrst aus Grek» fenhagen, am 8. Februar 1900 in Oberlischken, Kreil Insterburg, geboren. Di« Darstellung Kaws. Kaws gibt dann folgende Darstellung des Bo» ganges: In der Nacht vom 20. bis zum 21. Mär, mittags habe er Dienst gehabt. Am 21. vormittag hörte er auf der Straße von den Vorgängen, dif sich in der Nacht vorher abgespielt hatten. In det Bevölkerung war darüber große Erregung, und ouck von feiten der Schupobeamten wurde geäußert, daß der Belgier von demselben Schicksal getroffen werd« müßte. Kaws erzählt dann weiter: langes aus. Aus Anregung einiger Minister hat das gesamte Kabinett Mussolini die Portefeuilles zur Verfügung gestellt. Der König ernannte auf Vorschlag Mussolinis den Kolonialminister Federzoni zum Mini ster des Innern. Mussolini übernimmt interimistisch das Kolonialministerium. Diese Lösung der Krisis wird alle die enttäuschen, Vie eine radikale Erneuerung erwartet hatten. Ins besondere erregt es Befremden, daß der General de Bono, dem vorgeworfen wird, daß er die Flucht einer Anzahl der Haüptbeschuldigten in dem Matteotti-Skan- dal nicht zu verhindern gewußt hat, erster komman- - wrender General der faszistischen Miliz bleibt. Verhaftung der Mörder. Der geflüchtete Direktor des „Corriere Jtaliano", Filipelli, der als einer der Haupturheber an dem Komplott gegen Matteotti angesehen wird, ist in Ge nua verhaftet worden. Sein Freund Naldi, der frühere Direktor des Blattes „Tempo", der Filipelli zur Flucht verholfen hatte, wurde in Bologna festgenommen. Am Montag abend hat sich auch der Chauffeur Fili- Pelli«, Coltni, der das Automobil, das zur Fort- ftyaffung Matteottis diente, in Sicherheit gebracht hatte, der GeriLtSbebörde in Rom leibst gestellt. Endlich Die Beschlagnahme veS Hohenzoller« Vermögens wurde für »«gültig erklärt. Die Stadivrrtreter in «affet nahmen eine« Mißtrauens- antrag ge«eu den Oberbürgermeister Scheidemann an. Dre evangelischen Brüdergemeinden habe« fich a« de« «ircheubund ««geschlossen Am Dienstag gab H-rriot in der «ammer die Regie- rung»erklär«» g ab General Rollet sagt in seinem Bericht über die Lage in Deutschland, daß Deutschland in 6 Monaten zn eine« Ver- teidiguugskrirge fähig sein würde. Der «k«e französische Miuifterpriifident stattete dem deutschen Botschafter in Paris eine« Besuch ab. I« Rom wurde ein Srovrat einbernfen. I« Zusammenhänge mit dem Fall Matteotti fand eine Umbildung der italienischen Regierung statt. Zwischen der Türkei und Rumänien wurde ein Vertei digungsbündnis gegen Rußland abgeschlossen. Lie rnmSuische« Bauern fordern die «-publik. 'Waldenburg, 18. Juni 1924. Kaum ist Herr mit den Stimmen der Rechten gewählt^ s^beeütftck Herriot, der, seinem vorherigen Schwur zum Trotz sein Portefeuille doch aus solcher Hand entg^n 2ömn en hat, die Homoge nität zwischen Quai dDrsav und Elhsee herzustellen. Er ernennt Herrn Rollet zum llAeasmiM Nollet, jenen General, der die Leitung Kchnüffelkommissio- nen in Deutschland in der Ld ^ Weiter arbeit im Frredensvertrage von Versal Stütze mehr findet und deren entwürdiaende Tätigkeit trotz alledem provokatorftch fortgesetzt soll- Tiefe Ernennung ist ein Schlag in das Glicht Deutschlands. Hätte es noch eines Beweises bedurft daß die Erben der M^t Pomcaräs auch die Erben seiner Sinnesart -ui do- MM- Der alte Kriegssteuermann Frankreichs ist zwar unter Bord gegangen, doch der Kurs der Müitik bleibt der alte. Der Unterschied ist lediolick d^ Herriot das andere Pferd, das a^uch Herr Voincarä im Stalle hatte, nun etwas mehrhAvor"^ mit einem mehr rötlichem Gehänge auf.U Es Et ober das gleiche Pferd und es sollU^ Gleich Rennen machen. Tie sogenannte Sicherheitsftaap wird in den Vordergrund geschoben, gänzttch rVn^ brutalen Tatsache des immer noch bestehenden Rubrver- breckens, die beweist, daß, wenn eins von den beiden Ländern Sicherheiten gegen seinen übelwollenden Nach barn notwendig hat, einzig und allein Deutschland dieses Land ist. Was Kult dabei das schöne Phrasen programm sagen, nach dem Herriot eine Verkürzung der Militärdienstzeit und eme Reorganisation der Ar- Mee auf Grund der Vorschläge von Jaures beab sichtigt. Wäre er unglaublicherweise überhaupt imstande, dieses Programm in die Wirklichkeit umzusetzen, gegen über dem gänzlich wehrlosen Deutschland ist auch dann immer noch das Frankreich der allgemeinen Wehr pflicht der Überraaende Gegner, der rede Vergewalti gung durchzuführen vermag. Und V^e^I^ung plai t Herriot, und er beweist nur seine pro- Pagandistischer Vorbereitung, wenn er dad„ den Völ- kerbund als Mittler emzuschalten gevenr^ als koiis^-gewo/iigung geb der Einbeziehung U franMAn f Ruhrgebietes in Erschein: werltägl. Nawm. Bezugspreis o. 1.-30. Juni im voraus 15V G.-Pfg. freibl., ausscbl. Tragen. Einzelne Nr. 10 Goldpf., Sonntags-Nr. 20 Goldpf. Anzeigenpreise: 6gesp^ Petitzeile 0,10 Goldmark, v. außerhalb des Bezirkes 0,15 Goldmark, Zgesp. Reklamezeile 0,45 Goldmark, Hinwerse auf Anzei gen und Eingesandt« 0,10 Goldmark, Nacbweise- und Offertengebühr O,lO Goldmark, Rabatt nach Tarif. Schwieriger Satz (Tabellen) mit Aufschlag. Gegründet 1878. Fernsprecher Nr. 9. Postschließfach Str. 8 Postscheckkonto Amt Leipzig Nr. 448ö. Bankkonto - Vereindbank »u Colditz Filiale Waldenburg Stadlgirokomo Waldenburg Ik. Rabatte gelten nur bei pünktlicher Zahlung, bei zwangsweiser Rintteidung der RechntMgsbettäge wird jeder Nachlaß hinfällig.. Der Evangelische Kirchentag nahm am Montag zwei Plenarsitzungen die gesetzgeberischen Arbeiten aus. In der Vormittagssitzung gab Vizepräsident v. Dr. Kapler-Berlin eine Begründung des Gesetzent wurfes betr. den Anschluß deutscher evangelischer Kir chengemeinschaften, Gemeinden und Geistlichen außer halb Deutschlands an den Kirchenbund. Dieser Ent wurf, dessen rechtliche Grundlage eine Bestimmung der Bundesverfassung bildet, hat den Zweck, den deut schen Evangelischen und ihren Gemeinden im Aus lände eine lose Angliederung an den Kirchenbund unö Valienburzer Anzeiger Dieses Biart entyätt die amtliche» Bekanntmachungen des Amtsgerichts and de« StadtratS z« Waldendnrg. Ferner veröffentlichen zahlreiche andere staatliche, städtische ».Gemeinde-Behörden ihre Bekanntmachungen im Schönburger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag L. Kästner m Waldenburg Sachserr. Mitglied deL Sächsischen und dett Deutschen Zeuungdaerleger-Beretns (E. Ä.) — BerlagLorr Waldenburg Sachsen. wurde In Lecco ein Mann namens Volpi, der von der sozialistischen Presse als einer der Mörder Matte ottis bezeichnet wird, und jedenfalls an der Beiseite schaffung des Abgeordneten beteiligt war, verhaftet. Der frühere Pressechef des Ministerpräsidiums, Rossi, der ebenfalls geflüchtet ist, scheint ins Aus land entkommen zu sein. «io rvratteottt starv. Der in Lecco verhaftete Volpi hak, wie das kom munistische Blatt Unita in Mailand berichtet, einige« Freunden geschildert, wie der Mord geschah. Er er zählte: „Matteotti hat, während wir ihn erdolchten, herausfordernden Mut gezeigt. Er sagte uns bis an« Ende ins Gesicht: „Mörder! Barbaren! Feiglinge!* So blieb er fest, ohne um Mitleid zu flehen, und wäh rend wir sortfuhren, ihn zu schlagen, rief er: „Schlagt mich tot, mein Ideal werdet ihr nicht umbringen!* Vielleicht, wenn er sich nur einen Augenblick furcht sam gezeigt hätte, wenn er gebeten hätte, ihn zu schonen, hatten wir den Mord nicht bis ans End« durchgeführt." Anzeigen bis vorm. 9 Uhr am Ausgabetag «Keter, Ausgabe nachmittags ,Z Uhr m der Gescdäftürelle in Waldenburg Sa., Obergaffe ZK. GesckärtSvi! 7—12 2—5 Uhr. Filialen in Altstadt Waldnndurg bei Herrn Otto Förster; in Callenberg bei Herrn Friedr. Hermann Richter; in Langenchursdori bei Herrn Hermann Esche; in Wollenburg bei Herr» Linns Friedemann; in Denig bei Firma Wilhelm Dahler; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Irn Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik, Aussperrung, Maschinen» bruch, Störungen im Betrieb der Druckerei oder unser Lie'e:« hat der Bezieher keinen Anspruch auf Erhalt der Zeitung yde» Rückzahlung de- Bezugspreise-. 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