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Gemeinde-Behörde« ihre Bekanntmachungen im Schönburger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. Mitglied de» Sächsischen und de» Deutschen Zetuing«oerleger-Leretn» (E. B.) — Lerlag»ort Waldenburg Sachsen. Anzeigen bis vorm. 9 Uhr am Ausgabetag erbeten Ausgabe nachmittags ^,3 Uhr in der Geschäftsstelle in Waldenburg Sa., Obergaffe 38. Geschäftszeit 7—12,2—5 Uhr. Filialen in Altstadt Waldenburg bei Lerrn Otto Förster; in Callenberg bei Lerrn Friedr. Lermann Richter; in Langenchursdorf bei Lerrn Lermann Esche; in Wolkenburg bet Lerrn Linus Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler; in Ziegelheim bei Lerrn Eduard Kirsten. Am Fall« höherer Gewalt, Krieg, Streik, Aussperrung, Maschiaen- bruch, Störungen tm Betrieb der Druckerei oder unser Ltese: u hat der Bezieher keinen Anspruch auf Erhalt der Zeitung ob,«. Rückzahlung de» Bezugspreise». 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I« Elsast Lothringen kam es am Montag z« K««d- gedungen gegen -aS Laiengefetz. Krankrelch besteht ans de« Recht der Rnhrbefetzung. Heute Dienstag findet eine Vollsitzung der Loudouer Konferenz statt. Am Mittwoch oder Donnerstag soll die deutsche Regie- rnug zur Unterzeichnung der Beschlüsse der Londoner Kon ferenz «ach Lo»do« bernfen werde«. Uever Teheran wurde der BelageruugSznstand verhängt. Amerikanische Kinanzkreise sind mit der Bildung eines Syndikats für die dentsche Anleihe beschäftigt. Morgan hat sich ber.it erklärt, die Hälfte der ««leihe für Dentfchland zu übernehme«. 'Waldenburg, 21. Juli 1924. Es ist an dieser Stelle schon vor dem Beginn der Londoner Konferenz hingewiesen, daß nur ein ein ziger Staat wirklich im stände ist, durchzugreifen und die französischen Anmaßungen auszuschalten, nachdem die englische Energie wieder einmal verpufft ist, und das sind die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Die haben nicht nur das Geld, welches für die Zahlung der deutschen Reparationen hergeliehen werden soll, sie können auch Frankreich als dessen Gläubiger den Dau men aufs Auge setzen, und es zum Nachgeben zwingen. Es hat länger als nötig gedauert, bis in Washington dieser Entschluß gefaßt wurde, aber jetzt ist der An fang mit der amerikanischen Aktion gemacht worden. In die Reparationskommission, die bisher nur ein blindes Werkzeug der Pariser Regierung war, und der deshalb auch Herriot keins von ihren „heili gen Rechten" nehmen lassen wollte, wird nun ein „ame rikanischer Bürger" treten, dem die bestimmende Rolle zufallen wird. Frankreich kann jetzt nicht mehr eigen mächtig entscheiden, ob und wann deutsche „Verfehlun- gen" vorliegen, sondern die Kommission muß zuvor das Gutachten des „Generalagenten für Zahlungen" anhoren. Ueber Verhängung von Sanktionen, durch die der Anleihedkenst nicht geschädigt werden darf, soll d?""' bisher in Aussicht genommen ist, die Reparationskommission einstimmig entscheiden. freilich der wunde Punkt, daß Frankreich doch wieder Aktionsfreiheit verlangt, wenn keine Einigung erfolgt, oder ein in Paris nicht ge nehmer Beschluß gefaßt wird. Auch die vollständige Räumung des Ruhrgebietes und die Freigabe aller Eisenbahnen unter W^fall der bisherigen „Regie" bleiben ungewlb- ^ ist also erforderlich, daß der Burger 'n der Kommission darauf besteht, daß "lDt ""^die Anleihe für Deutschland, sondern auch die deutsche Lage in Zukunft selbst ge sichert wird. Von amerikanischer Seite ist ausge sprochen worden, wir sollten nur an dem Dawes- Plan festhalten, dann könne uns nichts geschehen. Aber wenn die Gegenseite nicht dasselbe tut, sondern aller lei Neuerungen hineinbrmgr, oann sind wir wieder einmal die Betrogenen. . . Wenn wir uns auch tunlichst auf das Eingreifen des Amerikaners verlassen wollen, '"erscheint doch als die Voraussetzung davon, daß der --"werikamsche Bür ger", von allen Notwendigkeiten Kenntnis bekommt. Es wird also Zeit, daß Deutschland zur Konferenz ein geladen wird, denn wieder sind es Amerikaner und da zu Engländer, die nachdrücklich betonen, ß ohne die Anwesenheit von Deutschen sich keine bindenden Ent schließungen treffen lassen. Sie Arbeit der Ausschüsse- Die Räumungs^risten für das Ruhrgebiet. Die Londoner Konferenz arbeitet mit Hochdruck. Selbst an dem sonst in England so streng geheiligten Sonntag haben sich die Ausschüsse keine Ruhe gegönnt. Der zweite Ausschuß, der sich bekanntlich mit dem Räumungsplan des französischen Sachverständigen Sey doux beschäftigt, hat seine Arbeiten am Sonntag nahe zu beendet. Seine beiden Unterausschüsse haben zusam men etwa 10 Stunden getagt. Der erste Unteraus chuß, der sich aus militärischen Sachverständigen zu- ämmensetzt, hatte die Aussprache über die Frage der trategischen Eisenbahnen abbrechen müssen, da keine »Verständigung erzielt werden konnte. Es war ein Text ausgearbeitet worden, der den französischen und englischen Standpunkt darstellt. Dem „Petit Parisien" zufolge enthält der Text einen Paragraphen, in dem der Unterausschuß erklärt, er sei nicht in der Lage, zu entscheiden, ob seine Empfehlungen sich mit der Methode der interalliierten Rheinlanokommiffion wer den vereinbaren lassen. Der zweite Unterausschuß, der sich mit der wirt schaftlichen Räumung des Ruhrgebietes befaßt, hat in der Hauptsache zu der Frage der etappenweisen Räu mung des Ruhrgebietes Stellung genommen. Bekannt lich sieht der Plan des französischen Sachverständigen Seydoux eine Räumung in zwei Phasen vor. Die eng lischen Delegierten wünschen dagegen, daß der wirt schaftliche Abzug Frankreichs aus dem Ruhrgebiet zu einem bestimmten Datum erfolge. Nach längerer Aus sprache wurde etwa folgendes Kompromiß ausgear beitet: Die Konferenz wird eine Note an die Repara tionskommission richten und darin verschiedene Daten zur Räumung des Ruhrgebietes angeben. Die Räu mung würde danach zwischen dem 15. September und dem 3V. Oktober zu erfolgen haben. Die Reparations kommission hat aber das Recht, nach eigenem Ermessen die Räumungszeit abzuändern. Was die zweite Phase anbetrifft, nämlich die Festsetzung des Augenblicks, zu dem die erste Jahres leistung Deutschlands beginnt, so ist eine Einigung darüber noch nicht zustande gekommen. Der französische Standpunkt geht dahin, daß die Festsetzung dieses Zeit punktes von der Annahme der zur Ausführung des Berichtes notwendigen Gesetze seitens Deutschlands ab hängt. Der erste Ausschuß hat seine Arbeiten mit dem Ergebnis abgeschlossen, daß ein Bericht an die Vollkonferenz fertig gestellt werden konnte. Der Bericht enthält u. a. Vorschläge für die finanzielle Sicherstellung der Anleihebesitzer, und fügt hinzu, daß im Falle einer deutschen Ver fehlung der Generalagent der Reparationskommission und ein Vertreter der Anleihszeichner unbedingt zu erst angehört werden müssen, bevor irgend welche Sank tionen beschlossen würden. Der „Observer" hält diese Regelung für alle Ansprüche der Anleihezeichner voll auf genügend. In Londoner Finanzkrcisen ist man dagegen unzufrieden und meint, daß die Interessen der Geldgeber durch die in dem Protokoll enthaltenen Bestimmungen nicht genügend gesichert wären. Es war sogar in gewissen Finanzkreisen die Rede da von, daß eine neue Bedingung in das Protokoll aus genommen werden soll, wonach nicht die Garantien der Geldgeber durch die Ergreifung von Sanktionen gefährdet werden dürfen. Der Staat, der zu solchen Sanktionen schreitet, habe für den Zinsendienst der Anleihe selbst aufzukommen. Es sei indessen frag lich, ob diese Klausel in das Protokoll ausgenommen werden könne. In Paris ist man dagegen über dis von dem Ausschuß angenommene Formel hochbefrie digt und erblickt darin einen Erfolg der französischen Delegation. Ser optimistische Oberst House. Amerika macht alles. Einem Vertreter der „New Bork Tribune" ge währte Oberst House eine Unterredung, tn der er veo Hoffnung Ausdruck gab, daß es der gegenwärtigen Londoner Konferenz gelingen möge, eine endgültige Lösung des schwierigen Reparationsproblems zu fin den. Diese Lösung sei durch das Wiederaufleben des amerikanischen Interesses an europäischen Angelegen heiten in greifbare Nähe gerückt. Die ungeheuerlichen Schwierigkeiten der letzten fünf Jahre seit dem Waffen stillstände hätten vermieden werden können, wenn dis Vereinigten Staaten den Friedensvertrag von Ver sailles ebenfalls ratifiziert hätten und ein amerika nisches Mitglied für die Reparationskommisfion er nannt worden wäre. Deutschland würde sich zweifel los viel entgegenkommender gezeigt und auch größere" Anstrengungen gemacht haben, die Direktiven der Re parationskommission auszuführen, wenn die Repara tionskommission ein amerikanisches Mitglied besessen hätte. Sowohl der englische Ministerpräsident Macdo nald, wie sein französischer Kollege Herriot, hätten den aufrichtigen Wunsch, endlich einmal Klarheit in das verzwickte Reparationsproblem zu bringen, und das Gutachten der Daweskommission biete ihnen dabei das beste und geeignetste Mittel. Dabei befinde sich der englische Ministerpräsident in der günstigeren Lage, da auch die englischen Oppositionsparteien mit Bezug auf das Reparationsproblem dasselbe Ziel wie er ver folgen und ihn in seinem Bestreben aufrichtig unter stützen würden. Herriot habe eine weit schwierigere Aufgabe vor sich, da die Stärke der Poincaristen "" Senat es für ihn ungemein schwierig mache, der öffentlichen Meinung klar zu machen, daß die berech tigten Ansprüche Frankreichs immerhin auf dem Boden der realen Tatsachen geregelt werden müßten. Die. Errichtu. g der neuen Goldnotenbank werde zweifel los dazu dienen, das Vertrauen der verbündeten Mächte Deutschland gegenüber wesentlich zu stärken Die deutsche Regierung werde jedoch den gesamte« Sachverständigenplan nicht völlig ausführen könne«, wenn sie nicht die Unterstützung der öffentlichen deut schen Meinung hinter sich haben werde, und er glaube deshalb, daß man aus diesem Grunde dem deutsche« Volke ganz bestimmte Date» nennen nnd die baldig« Räumung des Ruhrgebietes für den Fall in Aussicht! stellen müsse, daß Deutschland guten Willen zeige und alle Anstrengungen mache, sich seiner Reparationsver pflichtungen ehrenhaft zu entledigen. Nach Erledigung des ReparationsproblemeS sei dann noch die Frage der Sicherheit zu lösen, und er unterstütze dabei sehr den Plan Asquiths, der den Ab schluß gegenseitiger Garantiepakte unter den Auspizien des Völkerbundes, auch für Deutschland, vorsehe. Das Deutsche Reich müsse unbedingt in den Völkerbund aus genommen werden. Ebenso müsse es einen ständigen Sitz im Völkerbundsrat erhalten, denn man dürfo nicht leugnen, daß es auch heute noch eine der größten Weltmächte sei. Deutschland werde durch die Auf nahme in den Völkerbund im Zaume gehalten und! deshalb besser zur Erfüllung seiner Verpflichtungen! angehalten werden. Dies sei eine Sicherheit, die esj Frankreich ermöglichen werde, seine großen Ausgaben! für Heeresrüstungen abzubauen und seiner Wirtschaft! zugute kommen zu lassen. Er sehe der Lösung all' dieser Probleme mit größtem Optimismus entgegen, und sei der festen Zuversicht, daß nunmehr eine Eini gung zwischen den verbündeten Mächten und Deutsch land auf vernünftiger Grundlage zustande kommen werde. Oberst House wird sich von London aus im August zu seinem alljährlichen Besuche nach Paris Und im Herbst dann nach Amerika zurückbegeben. Die Frage der Aegiebahnen. Frankreichs „Recht" der Ruhrbesetznng. Im „Echo de Paris" berichtet Pertinax nähere- über die im zweiten Ausschuß geführten Verhandlungen wegen der Frage der Regiebahnen. Danach habe der General Desticker den französisch-belgischen Standpunkt vor der Kommission entwickelt, aber schon von An fang an zeigte sich, daß der Plan nicht die Zustim mung der Engländer habe. General Godley, der ehe« malige Oberkommandierende von Köln, habe erklärt, daß er, was seine Zone anbetreffe, niemals über di«