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sten Besitzer, deren Grundeigenthum an die Mulde stößt, beigetreten. Seine vorzüglichste Ausgabe sucht der Verein darin, der Raub- und Wildfischerei mög lichst entgegenzutreten, die dazu geeignetsten Stellen der Mulde, zunächst im Gebiete der Herrschaft Rochsburg, mit Fischbrut zu besetzen und für die pünktliche Ein haltung der Schonzeit zu sorgen. Zu diesem Zwecke hat sich das herrschaftliche Rentamt in Rochsburg in anerkennenswerther Weise bereit erklärt, die ihm unter stehenden Gewässer nur an Mitglieder des obengenann ten Vereins zu verpachten, während dieser wiederum die Pächter contractlich verpflichtet, sogenannte Fisch karten, also die Erlaubnis; zum Angeln, ausschließlich ebenfalls nur an Vereinsmitglieder zu verabfolgen. Aus dem Sachsenlande. — In dem Jahresberichte über die Hausindustrie schulen unserer sächsischen Schweiz widmet Herr von Clauson-Kaas in Bezug auf das wichtige Kapitel der Flechtindustrie der Beschaffung guten einheimischen Flecht strohes — namentlich „Kornstroh" — eine besondere Betrachtung. Es empfiehlt sich, wie der Genannte da bei erläutert, solches Kornstroh mit langem Nutzen bald nach der Blüthe mit der Sichel zu schneiden und in Sonne und Luft zu trocknen. Ein zu diesem Zweck besäetes Stück Land zum Werthe von 1200 Mk. bringt 40 bis 50 Centner Stroh zum Werthe von mindestens 8 bis 12 Mk. der Centner, also eine Bodenrente von 320 bis 600 Mk. Zur Förderung dieser Cultur und unserer Geflechtindustrie hat Herr von Clauson-Kaas im Laufe des Winters verschiedene Vorträge gehalten und ist auch ferner zu solchen gern bereit. — Der Wohlthätigkeitsverein „Sächsische Fechtschule" verfügt zur Zeit über einen Vermögensbestand von 6763.93 Mk. Die Redaktion der vor zwei Jahren gegründeten Vereinszeitung „Sächsische Fechtzeitung" ist am 1. Juli an deren Drucker und Verleger, Herrn Arthur Schönberg in Dresden, übergegangen. Beim Abschluß des ersten Halbjahres von 1886 bestand die Sächsische Fechtschule im ganzen Königreiche aus 59 wohlorganisirten Verbänden mit etwa 36,000 Mit gliedern. — Nach einer Reichsgerichtsentscheidung ist ein Gast- wirth nur dann wegen Gestattung von Glücksspiel zu bestrafen, wenn er zu dem Glücksspiel seine Ein willigung gegeben oder es wissentlich geduldet, oder die ihin zu Gebote stehenden Verhinderungsmittel gegen das Glücksspiel in seinem Lokal bewußterweise anzu wenden unterlassen hat. — In der nächsten Zeit wird in Leipzig eine allgemeine Studenten-Versammlung zusammenberufen, in welcher über die Bildung einer Genossenschaft frei williger Krankenpfleger im Kriege Beschluß gefaßt wer den soll. — Das größte Dorf Sachsens ist Nenduitz; es zählt 19,000 Einwohner. Der dortige Gemeinderath hat jetzt beschlossen, ein Rathhaus zu bauen. — Sicherem Vernehmen nach findet nächste Woche in Pirna die Grundsteinlegung zum Bau eines mit allen Errungenschaften der Neuzeit auszustatteuden Schlachthofgebäudes statt. Die Ausführungsarbeiten sind dem dortigen Baumeister, Herrn Woldemar Haupt, übertragen worden. — Bäcker und Handarbeiter Werner in Krumbach bei Mittweida, der vor Kurzem während eines Ge witters sein Haus anzündete, so daß es den Anschein hatte, der Blitz habe hineingeschlagen, ist vom Kgl. Landgericht Chemnitz zu 5 Jahren Zuchthaus ver- urtheilt worden. — in Urunn- - einen Baum t und zerschlug ann ist nun an zu Oels- tag das dies- a Gausänger ¬ zeichenschule zu im Anlerneu eppichknüpferei sucht worden. — wrm-e sich mehrfach in Schandau wohl befunden haben, haben laut Testament von 1880 die Stadt nnt zwei Legaten — 60,000 Mk. zur Erbauung eines Krankenhauses und 15,000 Mk. zu Britbestreitung der Unterhaltung desselben — bedacht. — In Pethau bei Zittau wurde am 14. d. M. der Leichnam des 9jährigen Töchterchens eines Hörnitzer Bergarbeiters aus dem Mandauflusse gezogen. Das Kind war dem durch den Ort ziehenden Militär nach gelaufen und mag auf dem Nachhausewege ausgeglitten und in die Mandan gefallen sein. Auf dem Bahnhof in Altenburg hätte am Donnerstag Vormittag ein größeres Unglück entstehen können. Der Hebel zum Halten einer Lokomotive versagte nämlich und die Maschine fuhr mit voller Wucht auf einen Personenzug, wobei die Insassen meist mit den Köpfen zusammenfuhren; einige Verletzungen kämmen vor. Erst nach einer halben Stunde konnte der Zug weiterfahren. — In der Schloßkirche auf Schloß Osterstein fand am Mittwoch Nachmittag 4 Uhr die feierliche Ein segnung der hohen Leiche der in Gera verstorbenen Frau Fürstin Agnes statt. Vermischtes. Gustav Freytag hat zu seinem 70. Geburtstage von dem Ausschüsse der Berliner Studentenschaft folgendes Glückwunschschreiben erhalten: „Hochverehr ter Herr! Wenn aus allen deutschen Gauen dem Dichter, der mit seinen herrlichen Schöpfungen die Alten wie die Jungen bezaubert, zu seinem 70. Ge burtstage innige Glückwünsche zugerufen werden, so möchte auch die Studentenschaft der Universität Ber lin dem geistreichen Verfasser von „Soll und Haben", dem gemüthvollen Darsteller der „Bilder aus der deutschen Vergangenheit", dem humorvollen Dichter der „Journalisten", ihm, der uns in den Ahnen die Entwickelung des deutschen Geistes an den wechsel vollen Geschicken eines einzigen Geschlechtes in ergrei fender Weise vor Auge und Herz stellt, aufrichtige Huldigungen darbringcn. Da Sie nun, hochverehrter Herr, den Wunsch geäußert haben, Sie mit Ova tionen, Adressen und ähnlichen Zeichen der Verehrung zu verschonen, so haben wir von einer künstlerisch ausgestatteten Adresse Abstand genommen und beschei- ; den uns damit, Ihnen einfache und schlichte, aber warm empfundene Worte des Glückwunsches zuzu rufen. Die deutsche Jugend, der ja auch wir ange hören, blickt in dankbarer Verehrung zu Ihnen empor und wünscht: Möchten Ihnen, ob Sie gleich das Werk eines Lebens bereits vollendet haben, noch lange Jahre beschieden sein, um uns in wissenschaftlicher, wie künstlerischer Gestaltung deutsches Wesen und deutsches Geistesleben zu lebendiger Anschauung zu bringen!" (Folgen die Unterschriften.) Fürst Bismarck in Kissingen. Ueber den Badeauf enthalt des Kanzlers wird noch geschrieben: Regelmäßig zwischen 11 und 12 Uhr pflegt der Fürst seine Bäder in der Salinen-Badeanstalt der unteren Saline zu nehmen. Die betreffenden Baderäume sind sehr elegant eingerichtet und bestehen aus einem Vorzimmer, von dem aus man in das Toilette-Kabinet gelangt. Von hier geht es in den eigentlichen Baderaum, in dem sich eine muldenförmige Ver tiefung befindet, zu der einige Stufen hinabführen und wo- selbst einige Douche- und Wellenschlag-Apparate angebracht sind. Die schönen echt englischen Racepferde, deren sich der Fürst bei seinen Ausfahrten bedient, sind dieselben, die so oft den Prachtschlitten zogen, in welchem König Ludwig II. ins Gebirge fuhr. — Der Kanzler sieht in der Regel ernst und energisch drein, nur selten zeigt sein Gesicht ein Lächeln. Von der Neugier des Publikum's hat er viel zu leiden und er hat Mühe, das Freis zu gewinnen. Auf einem Spazier gange traf er drei Arbeiter bei der Mahlzeit, trat hinzu und erkundigte sich nach Diesem und Jenem und fragte end lich, warum sie nur Wasser tränken. Auf die Antwort, daß Bier und Schnaps zu theuer seien, zog der Fürst seine Börse und meinte, indem er ihnen einen Thaler schenkte, scherzend: „Nun, für Champagner reicht es nicht, wohl aber für Bier oder gebranntes Wasser!" Kaum hatte sich der Reichs kanzler entfernt, so stürzte eiligst ein raritätendurstiger Kur gast hinzu, und wechselte den reichskanzierischen Thaler ge gen drei andere aus. Der Kanzler unterhält sich sehr viel mit den Landleuien und macht sich dadurch populär. Bestrafung von Landstreichern und Bettlern. Nach amtlichen Erhebungen ergingen folgende Bestrafungen im deutschen Reiche: 1877 — 21S5l4, 1878 — 280518, 1879 — 316846, 1880 — 320548, 1881 — 319359, 1882 — 278040, 1883 - 272473, 1884 - 203578. Nach der Ver- hältnißzahl der Bewohner gerechnet, partizipirten die einzelnen Staaten in folgender Reihenfolge au den Vagabunden: Bayern, Mecklenburg-Schwerin, Württemberg, Schaumburg- Lippe, Baden, Lübeck, Hamburg, Hessen, Sachsen, Rudol stadt, Strelitz, Altenburg, Oldenburg, Reichslande, Braun schweig, Koburg-Gotha, Reuß ä. L., Weimar, Lippe, Preu ßen, Sondershausen, Waldeck, Meiningen, Anhalt, Bremen, Reuß j. L. Allerlei. Ein seltenes Unglück hat sich in Peters burg ereignet. Als ein Eisenhändler am Donnerstag Nachmittag eine Partie alten, bei einer Auction vom Fiskus gekauften Artilleriematerials von einem Wagen abladen ließ, entlud sich eine darunter befindliche, für bereits entladen gehaltene, alte neunzöllige Granate, wodurch 16 Personen, darunter vier Kinder, " getödtet und verschiedene andere Personen verwundet wurden. — Das Schloß Herrenchiemsee König Ludwigs von Bayern soll vom 1. August ab unter bestimmten Vorschriften für den allgemeinen Besuch geöffnet wer den. — Kaiser Wilhelm hat bei dem elften Sohn eines Fleischermeisters in Barmen die Pathenstelle übernommen. — Auch in Berlin sind zwei Personen durch die aus einer Düngergrube ausströmenden Gase betäubt worden, hinabgefallen und dann erstickt. Das , ist in ganz kurzer Zeit der dritte derartige Fall, der doch zur äußersten Vorsicht mahnen sollte. — Zu einer in Frankfurt freigewordenen Commisstelle haben sich 354 Bewerber gemeldet. Viele verlangten monat lich nur 75 und 80 Mark, obgleich sie des Franzö sischen und Englischen in Wort und Schrift mächtig waren, und einfache und doppelte Buchhaltung verstan- l den. (Schlechte Zeiten.) — Der Brüsseler Vertreter der internationalen Schlafwagen-Gesellschaft ist mit der gesammten Kasse durchgebrannt. — Ein rechter Dum- merjungenstreich ist in Nürnberg verübt. In einer sehr großen Anzahl von Geschäften der Hauptverkehrsstraßen sind die großen Spiegelscheiben der Schaufenster zer kratzt und zerschnitten worden, anscheinend mit einem Glaserdiamanten. Der angerichtete Schaden wird auf 6000—8000 Mark veranschlagt. Die Thäter sollen Schulbuben gewesen sein. — Aus Belgrad liegt die Meldung vor, daß die bisherigen Versuche mit dm französischen Bangegeschützen nicht befriedigend ausgefallen sind. Krupp bleibt doch also Nr. 1. — Die Eisen bahnstrecke Braunschweig-Derneburg ist am Freitag eröffnet worden. Literarisches. Der vielbesprochene Prozeß van der Smissen ist von einem hochgestellten, namhaften Juristen in sehr bemerkenswerther Weise in dem soeben ausgegebenen Heft 12 von ,,V0M Fels zum Meer" (herausgegeben von W. Spemann in Stuttgart, redigirt von Prof. Jos. Kürschner ebenda) be sprochen worden. Das Heft bietet auch sonst wieder eine ganz erstaunliche Fülle von allen möglichen anziehenden Artikeln und brillant ausgeführten Illustrationen. So neben den beiden auf die Jubiläums-Kunstausstellung und ihre Meister bezüglichen Artikel von Adolf Rosenberg und Ludwig Pietsch (19 Jllustr.), der instructive Aussatz H. v. Hollebens über Gegenstände auf dem Gebiete des modernen Seewesens (g Jllustr.), die interessante Abhandlung über das amerika nische naturgeschichtliche Museum im Centralpark zu New- Uork von Hellborn (16 Jllustr.), Zöllers eingehende Wür digung der schwedischen Eisenindustrie (13 Jllustr.), die Krausesche Skizze über die Altenburger Bauern (7 Jllustr.). Die beiden Romane „Berlin" von P. Lindau und „Ein Frauenloos" von Julius Grosse werden zu Ende geführt, neben ihnen ist die Belletristik durch eine psychologisch in teressante Novelle „Narcissus" von H. Bulthaupt und eins Bauerngeschichte „Ein Sohn der Berge" von Joseph Erler vertreten. Gedichte steuerten Rittershaus und Ziel, eine Reiseskizze „Engadin und Bergell" I. Weitbrecht bei. Zu alledem enthält das Heft noch den reichhalt gen Sammler mit 16 Illustrationen und 6 Kunstblätter von W. Räuber, R. Beyschlag, Karl Raub, Karl Spitzweg, Anton Laupheimer und Hugo Darnaut. Standesamts-Nachrichten. Callenberg. I. April bis mit 30. Juni 1886. Geboren: D. Hausbesitzer und Strumpfwirker Carl Friedrich Kühnert e. T. — d. Handarbeiter Louis Döhler e. T. — d. Strumpfwirker Friedrich Ernst Weise e. T. — d. Hausbesitzer Christian Friedrich Schubert e. T. — d. Maurer Friedrich Wilhelm Rauschenbach e. S. — d. Schnei der Emil Haupt e. S. — d. Strumpfwirker Friedrich Lind ner e. T. — d. Gutsbesitzer Hermann Siegel e. S. — d. Handarbeiter Eduard Kothmann e. S. — d. Strumpfwirker Hermann Wunderlich e. T. — d. Strumpfwirker Robert Martin e. S. — d. Strumpfwirker Eduard Glaß Zwillinge. — d. Maurer Emil Geiler e. T. — d. Strumpfwirker Emil Lessig e. T. — d. Gutsbesitzer Louis Gräfe e. T. — d. Strumpfwirker Traugott Böhme e. T. — d. Strumpfwirker Gustav Röber e. S. — d. Gutsbesitzer Friedrich Börnig e. T. — d. Strumpfwirker Gustav Röller e. S. — d. Strumpf wirker Hermann Lindner e. T. — d. Strumpfwirker Her mann Richter e. T. — d. Strumpfwirker Otto Kühnert e. T. — d. Tischler Moritz Lindner e. T. — d. Strumpfwirker Robert Weise e. T. — d. Strumpfwirker Friedrich Eugen Götze e. T. — d. Strumpfwirker Robert Friedrich e. S. — d. Handarbeiter Ernst Leischner e. S. — Außerdem 4 un eheliche Kinder. Verehelicht: Strumpfwirker Friedrich Ernst Rudolph aus Reichenbach mit Marie Ida Flämig. — Gutsbesitzer Johann David Pfeifer aus Dennheritz mit Anna Pauline Mitlenzwei. — Strumpfwirker Ernst Robert Sparmann mit Anna Bertha Kühnert. — Handarbeiter Carl Moritz Schramm mit Auguste Pauline Uhlmann. Gestorben: Katharina Schramm, 47 I. — D. Hand arbeiter Michael Bachmann e. T., 4'/- I. — D. Reinhard Schramm e. T., 9 M. — D. Friedrich Kühnert e. T., 4 W. — D. Louis Schilling e. S., 4 I. — D. Eduard Hübner e. S., 2'/- I. — D. Eduard Landgraf e. T., 4'/- I. — D. G. Wunderlich e. T., 5 M. — D. Hermann Richter e. S:, 13 W. — D. Paul Hille e. T., 7 M. — D. verst. C. L. Helbmann e. T., 17^/» I. — D. Gustav Röller e. S., 13 T. — D. Hermann Lindner e. S., 3 I. — D. Eduard Glaß e. S., 6 M. Räthsel. Zuerst, ob auch klein, schließts Leben doch ein; Mit 'nem Fuße verseh», wirds im Lenze vergehn; Mit 'nem Kopse bedacht, erblühts voller Pracht; Mit Vorhut dazu gehts bald wohl zur Ruh, Oder nennt einen Werth, ist Guten bescheert; Oder ist vielleicht gar des Endes und des Anfangs bar. Auflösung des Räthsels in Nr. 158: Kleid — Leid — Eid — Ei. Gelöst von Georg Biehler in Oberfrohna. Kirchliche Nachrichten. Am 4. Sonntag nach Trinitatis. Vormittags predigt Herr Oberpfarrer Thomas über 2. Cor. 4, v. 13— 8. Nachmittags predigt Herr Diaconus Wächter über Luc. 6, v. 26—32. Altstadt - Waldenburg. Spätgottesdienst. Beginn 10 Uhr. Nachmittag Katechismusunterredung mit der er wachsenen männlichen Jugend. Peuig. In den Metten früh 6 Uhr: Herr Härtig. Eph. 3. 1—12. Vorm. V-9 Uhr: Herr Berlet. 2. Cor. 4, 13—18. Nachm. 1 Uhr: Herr 4.. Härtig. Luc. 6, 36—42. Nach der Predigt Katechismus-Unterredung mit der confirmirten Jugend. Taufen '/r3 Uhr. Rutzdorf. Früh halb 9 Uhr Beichte. Früh 9 Uhr: Predigt- und Ab-ndmahlsgottesdienst. Nachmittags halb 2 Uhr: Lesegottesdienst.