Volltext Seite (XML)
ZiWllmwei Taaeblati und Waldenburger Anzeiger der nachstehenden Standesamtsbezirke: Filialen: in Altstadlwaldenburg bei Herrn Kaufmann Max Liebereit; in Penig bei Herrn Kaufmann Max HLrtig am Markt; in Rochsburg bei Herrn Suchhalter Faath; in Lunzenau bei Hrn. Buchhdlr. L. Dietze; in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Altenburg bei Hrn. Buchh. Ernst Geßner; in Lichtenstein b. Hrn. Buchh. I. Wehrmann. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn« und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. SS Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Kirchgasse 255. Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Gieba, Grumbach, Hohenkirchen, Kausungen, Langenchurs dorf, Langenleuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. Amtsblatt siir de» Mdtmth j» Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenftein-Callnberg und in den Ortschaften 155. Donnerstag, den 8. Juli 1888. Witteruttgsaussichtm für 8. Jnli (telegraphischer Bericht des kgl. meteorologischen Instituts zu Chemnitz): Bei wcstlicherWindrichtnng durchschnittlich geringe Bewölkung ohne Regen. Temperatur verhiiltniszmüszig warm. Neigung zu örtlicherGewitterbildung. Vermiethung. Ein Logis im Parterre des Neuster Schlosses, bestehend aus 1 Stube, 2 Kammern, Küche und Zubehör, ist vom 1. October 1886 ab zu vermiethen. Darauf Reflectirende wollen sich im Rentamte hier melden. Fürstlich Schönburg'sche Rentverwaltuug Waldenburg, am 6. Juli 1886. Letz. ^Waldenburg, 7. Juli 1886. Bor zwei Wochen ließ die italienische Regierung in Oberitalien plötzlich umfangreiche Massenverhaftungen vornehme», welche sich gegen die Führer der Arbeiter bewegung richteten, und zwar handelte es sich nicht nur um einen Schlag gegen die Vereinigungen in dustrieller Arbeiter, vielmehr auch um einen solchen gegen die Verbindungen der landwirthschaftlichen Ar beiter. In Italien war schon während des ganzen letzten Winters eine niemals vorher beachtete Neigung zu wühlerischen Arbeitseinstellungen unter den land wirthschaftlichen Arbeitern hervorgetreten. Als Ur sache gilt die alle übrigen Erwerbszweige mehr oder minder beeinflussende Ackerbaukrisis, die doppelt stark hervortritt, weil gerade in Italien die Lage der länd lichen Arbeiter derjenigen der mitteleuropäischen Fabrik arbeiter stark ähnelt. Eine Jndustriebevölkerung giebt es in größerem Umfange eigentlich blos in Nord italien. Aber jene Aberbaubevölkerung, welche schlecht genährt und schlecht bezahlt, die Besitzungen Süd- und Mittel-Italiens bewirthschaftet, würde der poli tischen Wühlerei ein ebenso geeignetes Material dar bieten, wenn nicht zum Glück für Italien, besonders im Süden ein gewisser patriarchalischer Zug als Panzer gegen derartige Angriffe lind Aufhetzereien diente. Daß der in den reisbauenden Gegenden Mittel italiens gezahlte Tagclohn von 48 Pfennigen unseres Geldes, der strichweise durch Arbeitseinstelluugen auf 64 Pfennige erhöht worden-ist, zu der namentlich in den großen Städten hervortretenden Thenerung den schreiendsten Gegensatz bildet, kann nicht geleugnet wer den. Socialisten, Republikaner und andere Gegner des italienischen Königsthum's verweisen gern auf jene verflossenen Zeiten der Kleinstaaterei, als es keine Heerespflicht und fast keine Steuern gab, wo die Lebensmittel viel billiger waren und ganze Orte von dem Gelde der Fremden lebten. Thatsächlich hat die Einigung und Machterhöhung Jtalien's, die eine schlagfertige Armee, ein großes Beamtenheer und bei nahe unerschwingliche Zölle und Steuern erforderte, der Bevölkerung große Opfer auferlegt. Sie hat nicht blos Wunden geheilt, sondern auch solche ge schlagen, und wenn es bei. allsdem doch noch ganz glatt abgegangen sv das nur der natürlichen Fruchtbarkeit des Bodens, der Einsicht der Bevölkerung und cer Beliebtheit der Königsfamilie zugeschrieben werden. Wie Mm anderen Lande droht natürlich auch Italien eure gewisse Gefahr aus jener nirgendwo ganz fehlenden Halbbildung, ^re sich durch socialistische und ähnliche Schlagworte erhitzen läßt. Die Organisation der Arbeiterbewegung, soweit man in Italien von einer solchen sprechen kann, be schränkt sicl^im Großen und Ganzen auf Oberitalien und die benachbarten Provinzen, d. h. auf jeneGegen- den, welche den stärksten Procentsatz an Fabrikarbeitern aufweisen. Erst seit dem vorigen Jahre begann sich auch die ländliche Arbeiterbevölkerung zu organisiren, soweit das mpglich war, von Mailand aus wurde die Bewegung geleitet und die Unzufriedenheit, Gährung und Aufregung der Leute nach Kräften geschürt. Dre Behörden beschäftigten sich eingehend mit dfn Arbeiter-- vereinen und übersandten der Regierung in Rom einen ausführlichen Bericht über den Umfang der lombar dischen Arbeiterbewegung, worauf sich die Regierung entschloß, den Präfecten und Generalprokurator vou Mailand zur persönlichen Conferenz nach Rom zu bescheiden. Am Tage nach seiner Rückkehr ließ der Präfect die vielbesprochenen Verhaftungen vornehmen und verfügte durch Erlaß die Auflösung einer Reihe vou Arbeitervereine». Als Grund wird angegeben, daß laut Urtheil des Turiner und des Römischen Kassationshofes vom Jahre 1880 jede Vereinigung, die durch Versammlungen, Druckschriften oder ander weitige Propaganda eine Bevölkerungsklasse gegen die andere aufzuhetzen versucht, als verboten zu betrach ten sei. Hand in Hand mit diesen entschiedenen Maßregeln sollen nun endlich socialpolitische Gesetze erlassen wer den, deren Italien dringend bedarf. In der letzten Thronrede ist ein ernstes Versprechen in dieser Be ziehung gegeben, und wird dasselbe zu erfüllen auch wohl unternommen werden. Sociale und Arbeiter gesetze von wirklichem Werth giebt es in Italien fast nicht, und wenn sich während der letzten Wahlbewe gung Ministerpräsident Depretis rühmte, während seiner Amtsthätigkeit seien mehrere hundert Gesetze angenommen worden, so weist die Gesetzesliste gerade in diesem Punkt doch eine empfindliche Lücke auf. Der italienische Arbeiter ist nicht schlecht, auch nicht socia- listisch oder republikanisch von Haus aus gesinnt, aber seine hier und da wirklich elende Lage veranlaßt ihn, an allerlei Tollheiten zu glauben. Die italienische Regierung, die italienische Gesellschaft und das ganze Volk haben alle den angeborenen südländischen Leicht sinn. Droht eine unmittelbare Gefahr, so möchte inan Bäume ausreißen, ist die directe Noth vorüber, so gcht Alles wieder im gewohnten Schlendrian. Geradeso stand die Sache bei der Arbeiterbewegung. Vorzeichen waren zur Genüge da, inan kümmerte sich nicht darum. Jetzt wo es Ernst*-wird, wird aller dings auch in Rom guter Wille gezeigt, mag er nur dauernd sein. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Aus Ems wird vom Dienstag telegraphirt: Der Kaiser machte gestern eine Ausfahrt bahnabwärts und wohnte abends- der Vorstellung im Theater bei. Am Dienstag früh machte derselbe eine Kurpromenade rind geleitete um */r9 Uh'- den abreisenden Großherzog ufld die Frau Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin zum Bahnhofe. Zum Diner war der Prinz Heinrich von Hessen geladen. Der Kaiser wird am 10. Juli auf der Insel Mainau im Bodensee eintreffen. Der in Spandau erscheinende „Anz. f. d. Havelland" bringt wiederholt die sensationelle Nachricht, daß mit Rücksicht auf die Berliner Ausweisungen in der Nacht zum letzten Donnerstag Abtheilungen des 4. Garde- Regiments und des Elisabeth-Regiments, zusammen in der Stärke eines Bataillons sofort schußfertige scharfe Patronen empfange^ Wid sich bereit halten mußten, in feldmarschmäßiger Ausrüstung auszurücken. Die Ausweisung Singer's aus Berlin soll der „Börs.-Ztg." zufolge, nicht außer Zusammenhang mit ^d?r Thatsgche stehen, daß in letzterer Zeit aus Paris Felder an die Berliner Socialdemokratie gelangt sind, um auch in Berlin Unruhen herbeizuführen. Ernsthafte Verhandlungen sollen darüber zwischen der Reichs regierung und der französischen Regierung stattgefunden haben. Ob Singer darum gewußt hat, muß dahin gestellt bleiben; doch hat dieser Vorfall dazu veranlaßt, mit besonderer Strenge gegen die Socialdemokraten einzuschreiten. Die an der Universität Breslau bestehenden polni schen Studentenvereine sind jetzt ebenfalls auf gelöst. Die Grunderwerbskosteu für den Kanal Dort- mund-Emshäfeu betragen, wie auf einer Jnteressen- tenversammlung in Münster sestgestellt worden, 6'/r Millionen, wovon auf die Provinz Hannover Ms Millionen, auf Westfalen rund 4,800,000 Mk. ent fallen. Die Erwerbung eines neuen deutschen Schutz gebietes scheint sich in Südafrika vorzubereiten. Aus gewanderte Boern hatten in dem nördlich von den deutschen Schutzgebieten gelegenen Ovamboland eine Republik „Upingtonia" gegründet. Diese Boern wol len sich jetzt, der „Deutschen Colonial-Ztg." zufolge, als geschlossene Familiengruppe der deutschen Schutz herrschaft unterwerfen. Es wird voraussichtlich dem deutschen Reichscommissar gelingen, bei einer Verhand lung mit den Boern alle Schwierigkeiten zu heben! Der Prinz-Regent von Bayern hat das ihm über reichte Entlassungsgesuch des Ministeriums Lutz nicht angenommen, vielmehr seine volle Anerkennung über dessen Wirksamkeit ausgesprochen. In dem be züglichen Schreiben heißt es: Das Bestreben des ge- sammten Staatsministeriums ist, wie Ich in eigener, reger Antheilnahme an den Staatsangelegenheiten seit Jahren wahrzunehmen Gelegenheit hatte, fortdauernd darauf gerichtet, in pflichtmäßiger, objectiver Würdigung der Sachlage die geistigen und materiellen Güter des Volkes zu erhalten und zu mehren. Von dem hierbei Erzielten steht Mir der Schutz der Religion und die Wahrung des Friedens unter den Confessionen obenan und Ich empfinde es mit ganz besonderer Freude, daß zu öfteren Malen von der höchsten katholischen kirch lichen Autorität die vollkommene Befriedigung über die Lage der katholischen Kirche in Bayern ausgesprochen worden ist. Von großer Bedeutung sind auch die zahlreichen Bestrebungen des Ministeriums, welche die Stärkung des Wohlstandes und der Steuerkraft im Lande bezweckt, und nach beiden Beziehungen, soweit die Regierung hierzu beizutragen vermag, relativ gün stige Zustände angebahnt und befestigt haben. In Er widerung der Vorstellung sämmtlicher Minister spreche Ich denselben Meine volle Anerkennung für ihr seit heriges Wirken, insbesondere für ihr treu gewissen haftes Aushalten in den letzten schweren Zeiten, sowie Mein volles Vertrauen mit dem Beifügen aus, daß Ich des Raches so diensterfahrener, erprobter Männer nicht entbehren möchte, vielmehr deren Verbleiben im Amte ausdrücklich wünsche. Ich hoffe und erwarte, daß immer mehr und mehr alle Jene, denen das Wohl Unseres theueren Vaterlandes am Herzen liegt, dazu mitwirken werden, dem Lande vor Allem die Segnungen des inneren Friedens zu sichern! Die „M. A. Z." bedauert in einem längeren Arti kel, daß jetzt verschiedentlich von Blättern sogen. Ent-