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folgt festgestellt: Abfahrt von Dresden Freitag, 16. Juli, Abends; Ankunft in Graz Sonnabend, 17. Juli, Abend». Sonntag, 18. Juli, Vormittags Wetlurnen, Baden und Schwimmen, Nachmittags Schauturnen, Abends Festkneipe. Montag, 19. Juli, Turnfahrten in die Umgegend von Graz. — Der Untergang des Hamburger Dampfer« „Feronia" hat auch eine Dresdener Familie in tiefe Trauer versetzt. Die Baumeifterswittwe Meisl verlor dabei ihren hoffnungsvollen ältesten Sohn Adolf Meisl, welcher auf der „Feronia" erster Offi zier war. — In Leipzig ist die erste der freien Hilsskranken kassen zahlungsunfähig geworden, weshalb die Kasse von der Kreishauptmannschaft als der Aufsichtsbe hörde geschlossen wurde. — Aus dem jüngst publizirten Jahrgang der Mittheilungen des königl. sächsischen statistischen Amtes läßt sich u. a. die oft ventitirte Frage beant worten, wie viele Millionäre in Leipzig ihren Wohn sitz haben. Die Zahl derjenigen physische» Personen, welche im Jahre 1884 mit einem Jahreseinkommen von 120,000 Mark bis 290,000 Mark in Leipzig zur Einkommensteuer eingeschätzt worden sind, be trägt 32, während ^die Zahl derjenigen mit einem Jahreseinkommen von 48,000 bis 120,000 Mark sich auf 140 beziffert. Es hat demnach im Jahre 1884 in Leipzig 32 Thaler-Millionäre und 140 Mark-Millionäre gegeben. Für Dresden stellt sich dieses Zahlenverhältniß auf 15 und 73, für Chem nitz auf 6 und 31. — D e beiden Einbrecher Orany und Cerny, Böhmen, welche im vorigen Juli vom Gendarm Kummer in Geithai» verhaftet wurden, sind vom Landgericht Chemnitz zu 5 und 6 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. Die beiden Burschen halten u. a. auf dem Lindenvorwerk bei Kohren, beim Restau rateur F. in Fiößberg bei Borna und beim Restau rateur M. in Penig eingebrochen und gestohlen. In Böhmen waren sie bereits mit Gefängniß und Kerker bestraft worden, doch war Cerny aus letzterem entsprungen. — Am Sonnabend Vormittag verunglückte in Werdau der ledige Stürzer Joh. Walther au« Münchberg in Bayern dadurch, daß er beim Ein fahren in den Holzhof der Angermühle ausglitt und unter den mit Langholz beladenen Wagen kam; dem Genannten ging ein Hinterrad über die Brust, wo rauf der sofortige Tod eintrat. — Dem Bergarbeiter Oswald Preiß in Oelßnitz wurde von der königlichen Kreishauptmannschaft zu Zwickau für die mit Muth und Entschlossenheit bewirkte Lebensrettung des Dienstknechts August Hermin Ott aus Rautenkranz vom Ertrinken eine Belohnung von 30 Mk. bewilligt. — In Crimmitschau sind am vergangenen Sonn abend ebenfalls Flugblätter verlheilt worden, welche die unflälhigsten Angriffe gegen eine Anzahl dortiger Einwohner enthalten. Das Blatt wurde von der Polizei beschlagnahmt. — Der Vorschußverein in Lichtenstein vertheilt für das abgelaufene Jahr 8 Procent Dividende, während der Reservefond von 10,000 Mk. auf ca. 13,000 Mk. erhöht wird. — Am 24. Januar feierte Frau Johanna Wil helmine Knorr geb. Augustin in Burgstädt ihren 97. Geburtstag. Sie wurde am 24. Januar 1789 in Claußnitz bei Burgstädt geboren und verheiratete sich 1809 mit dem Slrumpfwirkermeister Christian Gotthold Knorr daselbst. Beide verlebten trotz ihrer dürftigen Verhältnisse und drückender Zeilen eine zufrieden e52jährige Ehe. Die Wlllwe, welche ihren Mann nunmehr 25 Jahre überlebt hat, ist leider sehr gebrochen. Ihre Nachkommenschaft beträgt nicht weniger als 229 Personen, nämlich 7 Kinder, 46 Enkel, 166 Urenkel, 10 Ururenkel, und davon sind noch am Lebe» 2 Kinder, 30 Enkel, 96 Urenkel und 5 Ururenkel. — Die Obermeister sämmtlicher Innungen in Lengenfeld V- beschlossen «ine Herberge für zünftige Handwerksgesellen zu gründen. — Das Forstrevier Lauter bei Schwarzenberg hat im vorigen Jahre einen Reingewinn von rund 100,000 Mk. erzielt. - Auf Däukritzer Flur bei Crimmitschau wurde vorige Woche eine Treibjagd abgehg^,, an welcher sich eine Anzahl Herren aus der Crimmit- schauer und Chemnitzer Gegend betheiliglen. Kurz vor Beendigung der Jagd entlud der Förster Schlenk rich in Dänkritz, welcher die Treiberkette zu leiten hatte, in der Absicht, auf ein Stück Wild zu schix. sten, sein Gewehr; der Schuß traf aber den hinter einem Busch befindlichen, als Treiber sungirenden 17jährigen Handarbeiter Rascher aus Lauterbach, welcher sofort todt niedersank. Der über das trau rige Ereigniß fast verzweifelnde Förster stellte sich ohne Weiteres dem Gerichte, wurde jedoch nicht in Haft behalten, dagegen ist die Untersuchung sofort eingeleitet worden. — Bei dem Schulbau am Frauenfels in Alten burg ist man bei den Erdarbeiten auf ein Gswö'be des früher dort befindlich gewesenen Klosters gestoben; auch hat man einige menschliche Gebeine gefunden. M .-MN A — In Altenburg machte am Freitag Abend ein Dienstmädchen im kleinen Teiche einen Selbstmord versuch. Hinzukommende Leute, die das Plätschern gehört hatten, zogen dieselbe mit Hilse eines Hakens aus dem kalten Elemente und brachten sie in das Restaurant „Stadl Dessau." Sie lebte noch und wird sich wahrscheinlich schon wieder erholt haben. — Im Herzog!. Residenzschlosse in Altenburg fand am Donnerstag Abend Hofball statt, an wel chem auch Offiziere des 12. Jäger-Bataillons aus Freiberg, dessen Chef der «erzog ist, theilnahmen. — Die zwischen Altenburg und Gößnitz gelegene Hallestelle Paditz, welche zeilher nur als Ladestelle für den Prioaigüterverkehr diente, wird vom 1. Februar d. I. ab für den allgemeinen Wagen ladung«- und Siückgutverkehr mit selbstständiger Carlirungsbefugniß und Kaffenführung eröffnet. — Ein neulich abends von Eisenberg nach dem Dorfe Hermsdorf heimkehrender Holzhändler wurde von 2 Strolchen angefallen und seiner Baarschaft im Betrage von 78 Mk. beraubt. — In Gera klagt man in mehreren Industrie zweigen über die seit Jahren betriebene Ueberpro- duction, und dies ist besonders auch auf dem Ge biete des Häuserbaues der Fall. Während in frü heren Jahren die Miethpreise gestiegen sind, finken dieselben jetzt mehr und mehr. Und bei diesen Verhältnissen wird auch noch von einem Maurer streik geträumt! Am Donnerstag Abend wurde in Gera eine öffentliche Maurerversammlung abgehal- len, welche von 90 Berufsgenossen besucht war. Beschlossen wurde, daß die von Seiten des Fach vereins gewählte Lohncommission nachstehende For derungen an die Meister stellen soll: 1) Einführung der 10stündigen Arbeitszeit, 2) Einführung eines Minimallohnes von 32 Pf. pro Stunde, 3) für Extrastunden 10 Pf. Aufschlag, für Nachl-, Sonn- und Feiertagsarbeit 20 Pf. Ausschlag pro Stunde und 4) Abschaffung der Accordarbeit. Von jedem Gesellen soll vom 1. Februar d. I. an pro Woche 10 Pf. zur Gründung eines Fonds angesammelt werden, welcher im Fall eines Streiks zur Unter stützung der Betheiligten zu dienen hat. Woher kommt der Name „Oerte?" „Truthahn, Schleie 1 M. 30 Pf., Rinder- und Nierenbraten 1 M. 20 Pf., Coteletts 1 M., Wein 2 und 3 M., Champagner 5 M., so las mein Tischnachbar vor, legte die Speisekarte weg und sagte, „na, da können wir tüchtig Oerte halten." „Wenn ich nur wüßte, woher der Name Oerte kommt?" sagte ein Gast aus der Stadt. Die richtige altenburgische Aussprache lautet „Jhrte," belehrte ein Dritter. „Das Hilst nichts zur Erklärung," sagte bedächtig ein anderer Tischnachbar, „ich kann ihnen aber das Wort erklären, meine Herren." „Na, da schießen Sie los!" rief man, „die Sache ist für uns wichtig und interessant genug." Jener begann: „Meine Herren, es gab einmal eine Zeit, da, im vollsten Gegentheil zu jetzt, sehr wenig Gast häuser existrrten, ja, meine Herren, es gab sogar einmal eine Zeit, zu der es — unser Geschlecht kann sich das freilich gar nicht vorstellen — gar keine Wirthshäuser gab. Da beschlossen, um einem längst gefühlten und diesmal wirklich vorhandenen Bedürfniß abzuhelfen, die Gemeinden, ein Haus be hufs ihrer Zusammenkünfte und ihrer leiblichen Erquickung zu erbauen und selbiges einem ver trauenswürdigen Manns, so man Kretzschmann oder Kretzschmar nannte, zur Verwaltung zu übergeben. Zur Entschädigung dafür aber, daß besagter Kretzsch mar von dem Hause sein Genieß hatte, wurde be stimmt,' daß er an einem Tage des Jahres einen Schmaus dem ganzen Orte und zwar graris und unentgeltlich ausrichte. Daher finden Sie, meine Herren, daß zu dem Oerten- oder Ortsschmaus sich sowohl Männlein als Weiblein getreulich ein stellen. Im Holzland und auf dem Thüringer Walde herrscht heute noch die treffliche Einrichtung, daß der ganze Ort entweder gratis oder gegen einen geringen Betrag vom Wirth mit Speisen und Ge tränken regalirl wird." Als der Sprecher geendet, scholl es unter aufrich tigem Seufzer rings um den Tisch: „Ach, die gute alte Zeit!" „Ei, wenn es bei uns auch so wäre!" „Wenn unsere Wirths doch die alten Gebräuche wieder einsührten und sie die Zeche deckten!" — Sollte den Lesern dieses Blattes ein derartiger Oertenveianstalier bekannt sein, so bitten wir um gefällige Veröffentlichung seines Namens mit der Zusicherung allerzahlreichsten Zuspruchs. SW " Bermischt-s."". K Allerlei. Das höchste Denkmal der Welt ist das jetzt vollendete Washington-Monument. Da« Gesammtmaß des im Innern mit einer Wendeltreppe versehenen und vermöge eines Fahrstuhles vesteig- baren Obelisken beträgt 169 Meter; er überragt also die Thürme des Domes zu Köln noch um volle 9 Meter. — Wegen Nichteinhaltung eines Ehe versprechens wurde in Frankfurt am Main eia junger Mann verurtheilt, ein Mädchen entweder innerhalb zweier Monate zu heiralhen oder ihm 20,000 Mark Entschädigung für Nichtinnehaltung des Eheversprechens zu bezahlen. Auch diese englisch amerikanische Mode kommt also nach Deutschland. — In Sommerach in Unterfranken wurde ein junges Mädchen, das vor Kurzem eine Geldbörse mit 10 Mark Inhalt sand und diese sofort zurück stellte, beschuldigt, aus derselben 5 Pfennige ent nommen zu haben, u..d auch vom Amtsgericht zu einem Tag Haft verurtheilt. Das Mädchen hat sich aus Gram über die Strafe entfernt, und man glaubt, daß es den Tod gesucht und gefunden. — In Hessen hat eine außerordentlich strenge Kälte geherrscht. Im Knüllgebirge sollen sieben Personen erfroren sein. — In Pirmasens hat ein Wirth in Folge einer Wette 100 Eier verzehrt. Er sott die Eier hart, zerstückelte dieselben fast zu Mehl und ließ sich davon einen Eierkuchen backen. Durch das Schmelzen mit Butter gab die Masse einen Kuchen, der richtig verzehrt wurde. Da die Zubereitung der Eier freigestellt war, mußte die Wette als gewonnen gelten. Im Prado-Theater in Buenos-Ayces riß während der Vorstellung das Drahtseil, an welchem der schwere Kronleuchter hing, und dieser stürzte herab. Eine ganze Reihe Personen wurde leicht verletzt, aber glücklicherweise Niemand schwer. Der Tumult im Theater war fürchterlich, als das Publikum erfuhr, der Theaterbesttzer Hobe aus Knau serei das Drahtseil nicht repariren lassen. Es fehlte nicht viel, so wäre der Besitzer in seinem eigenen Hause aufgeknüpft. — In Genf ist Prinz Nikolaus Friedrich August von Oldenburg, geboren am 9. Mai 1840 als Sohn des Prinzen Peter von Oldenburg, verstorben. — Wie aus München gemeldet wird, befindet sich dort ein Direclor einer auswärtigen Bank, der mit dem Cabinetssekrelär Klug über die Lage der königlichen Chatulle unterhandelt. — In Kiel fand ein Duell zwischen zwei Marineoffizieren statt, bei welchem, nach vem „Frksrt. Journ.", der eine einen Schuß in die Brust erhielt. — Von einer bevorstehenden Verlobung des Kronprinzen von Portugal wird geredet. Die Braut soll die Tochter des Grafen von Paris sein. — Das öster reichische Schiff „Aurora" ist bei St. Helena total verbrannt. — Der Fürst von Monaco hat die Jesuiten aus seinem Lande ausgewiesen. Die Je suiten hatten 29 Jahrs hindurch eine Schule für die Söhne des italienischen Adels in einem Kloster zu Monaco unterhalten, das ihnen gegen 32,000 Franken Miethe angewiesen war. Sie haben nun ein eigenes Gebäude in San Romeo errichtet und fordern von dem Fürsten, er solle ihnen die für Reparaturen im Kloster verausgabten 298,000 Franken vergüten. Der Fürst wollte das nicht und die Jesuiten verklagten ihn. Darauf sind alle Je suiten aus Monaco ausgewiesen. (Kurzer Pro zeß.) — Sonntag Morgen erfolgte vor Groß-Kaniscza ein Zusammenstoß dreier Eisenbahnzüge, indem erst zwei Züge kolliöirten und dann ein dritter in dieselben hineinfuhr. Eine Frau wurde gelüstet, eine Frau und ein Zugrevisor leicht verletzt. Ein Schiffsgesellschastsdirector soll noch schwer veletzt sein. — In der Zeche Gneisenau bei Dortmund, in der man mit Abteufen beschäftigt ist, riß das Seil des Förderkorbes und dieser stürzte auf 14 Arbeiter herab. Neun Mann sollen todt, die übri gen schwer verwundet sein. Literarisches. Nr. 173 des praktischen Wochenblattes für alle Hausfrauen „Fürs Haus" (vierteljährlich nur 1 Mark) enthält: Wochenspruch: Gottes Hände führ'« ohn' Ende, Sein Vermögen hat kein Ziel. Jst's beschwerlich, scheint's gefährlich, Deinem Gott ist nichts zu viel. Guter Rath. Auf dem Este. Zwei Ehepaare. Renaissance oder Rococo? Fahrt Eure Kleinen selbst spazieren! Wie ich mir die deutsche Frau und den deutschen Mann wünsche. Was hat man beim Einkauf der Milch zu beachten? Der Schutzengel. Erkennungszeichen. Kinderbrutmaschine. Tölzer Salz. Blasenbildung an den Füßen. Nachtschweiß«. Katarrh der Schleimhäute. Molkentrinken. Behandlung eines in der Entwicklung zurückgebliebenen Kindes, Falsches Zeug- niß. Junge oder alte Dienstmädchen. Gehäkelter Stern und Spitze zu Kommoden, Bett- oder Tischdecken. Gehäkelte Spitze. Bezug und Abziehen des Weins. Dochtraspier. Ge fahren bei Hängelampen mit Zugvorrichtung zu verhüten.