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intrigurn seiner sämmtlichen Würde« für verlustig erklärt worden ist. Li Fong Pao hatte seiner Zeit für Erlheilung des Auftrage« an den Vulkan gewirkt. Leim Fürsten Bi«marck fand Mittwoch Nach» mittag ein parlamentarische« Diner statt, zu welchem nur an eine sehr beschränkt« Zahl von Mitgliedern des Reich«tages und preußisch»» Ab geordnetenhauses Einladungen ergangen waren. Ueber den Verlauf erfährt die „Voss. Zig." Fol gende«: Gegen 5'/» Uhr halten sich *6 Herren eingefunden. Die Honneur« wurden durch die Frau Fürstin gemacht, welcher ihre Tochter, die Gräfin Rantzau, zur Seite stand. Um Fürst Bismarck, Graf Herbert Bismarck und Graf Rantzau halten sich Vertreter der conservaliven und nationalliberalen Partei gruppirl. Auch der Abg. Berger war ge laden und erschienen. Fürst Bismarck zeigte seinen Gästen das neuste von Lenbach gemalte Portrait, dessen charakteristische Aehnlichkeit allgemeine Aner kennung fand. Die polnische Frage wurde nicht erwähnt. In Bezug auf das Branntweinmonopol wiederholte der Reichskanzler die bereits im Abgeord netenhause dargelegte Auffassung, daß, wenn das Monopol nicht bewilligt werde, die Regierung sich in anderer Weise werde behelfen müssen. Die Gastwirthe, so meinte der Reichskanzler, würden dann erst recht ihren Schaden erkennen, denn die Regierung würde die Licenzsteuer vorschlagen und auch wohl durchsetzen; alsdann würde die Lage der Gastwirlhe, aber auch die der Consumenten schlech ter sein. Der Arbeiter würde sein Gläschen Brannt wein für höheren Preis in schlechterer Qualität er hallen. Die Fabrikalsteuer erklärte der Fürst für nicht annehmbar, da sie von den Brennern nicht ausgehalten werden könne. Nach dreistündigem Verweilen verabschiedeten sich die Gäste etwa um */»9 Uhr. Fürst Bismarck, welcher sich im Ganzen körperlich wohl zu fühlen schien, hatte im Laufe des Gespräches auch betont, daß er nur mit großer An strengung im Stande sei, den anstrengenden An forderungen des Dienstes nachzukommen. Weder Minister noch Mitglieder des Bundesrathes waren unter den Geladenen. Vor Kurzem hieß es, aus Breslau sei eine hundertjährige Frau Mendlowitsch ausgewie sen, die auf der Reise nach Rußland in Posen er krankt sei. In dieser Sache wird jetzt weiter mit- getheilt, daß die Genannte es unterlassen hat, gegen ihre im November erfolgte Ausweisung vorstellig zu werden. Hätte sie dies gethan, so würde ihr, wie es in allen ähnlichen Fällen anstandslos ge schehen ist, zweifellos der weitere Aufenthalt in Preußen gestattet sein. Die neue preußische Kirchenvorlage, welche den Papst nicht befriedigt haben soll, behält die Er nennung der Professoren an den theologischen Facul« täten und Lehranstalten dem Staate vor, jedoch nach vorhergegangener Verständigung mit den Bischöfen. Diesen dagegen soll die Ernennung der Vorsteher der Konvicle und de« Lehrerpersonals der Priesterseminare überlassen werden, jedoch in der Weise, daß dazu die Zustimmung der Staatsbehörde vorher eingeholt werden muß. Der Schlußprüfung Feuilleton. Der Günstling. Historisch« Erzählung von Wilh. Groth«. (Fortsetzung). „Darfst Du aber auch auf dessen Verderben fort und fort sinnen, der uns mit Wohlthaten überhäuft, der Dir vertraut?" entgegnete das schöne Mädchen und beschwor ihn, daß er nicht weiter gehen möge. Solche Unterredungen, die ziemlich häufig vor kamen, verstimmten den Günstling, dessen eigent liche Pläne in seiner Brust verschlossen waren, daß die Geliebte sie nicht errathen konnte. Vielleicht wußte der Jesuit noch nicht, was er schließlich thun sollte, um das durch ihn in Unordnung gebrachte Gelriebe wieder in das rechte Geleise zu bringen. Al« Anna ihn wieder einmal warnte und davon sprach, daß man dem Herzog die Augen über ihn öffnen könnte, lachte er höhnisch. „Niemand dringt zu Albrecht, falls ich es nicht zugebe und weiß." „Du vertraust zu sehr auf Dein Glück!" be merkte sie. „Ich vertraue auf mich, weil ich an mich glaube." Dann hieß er sie eine Thörin und verbot ihr, über den Punkt weiter zu reden. Wenn es etwas gebe, was ihn von ihr abzuwenden im Stande sei, fo sei es diese Bestürmung. Er werde ihr gar nicht mehr vertrauen, wenn sie ihn zu verstimmen nur beflissen sei. So raub war er ihr noch nicht begegnet, so ernst und drohend hatte er sich von ihr niemals ge trennt. Aus den Augen Anna's quollen Thränen, der Theologen nach Absolvirung der akademischen Studium« soll ein Commiffar der Regierung bei wohnen. — Daß diese Fassung in Rom nicht be- friedigt hat, erklärt sich daraus, daß die Kurie völlige Freigebung der Priestererziehung in bischöflichen Priesterseminaren fordert, ohne daß die Zöglinge ein« Universität zu besuchen brauchen. Die Rechte, welche sich der Staat gewahrt wissen will, find wesentlich formeller Natur, aber man sagt in dieser Sache in Rom: Alle« oder nichts. Der Bunde«ralh hat am Donnerstag bereit« die Vorlage der Verlängerung des Socialiften- gesetze« um 5 Jahr« angenommen. Da« Gesetz kann also sofort an den Reichstag gehenll! Die Reichstagscommission für den Petroleumfaß- zoll hat am Donnerstag gegen die Conservaliven einen Antrag d«« nationalliberalen Abg. Struck mann angenommen, welcher sich principiell für die Aufhebung dies«« Zolles ausspricht. Der Propst Dinder in Königsberg hat, nach der Köln. Volksztg., auf besondere Aufforderung de« h. Vaters die Ernennung zum Erzbischöfe von Posen angenommen. Im preußischen Abgeordnetenhaus wurden am Donnerstag einige Berichte über den Staal«, bahnbetrieb rc. zur Kenntniß genommen, der Be richt üb«r die Verhandlungen des Eisenbahnrathes im Jahre 1885 an eine besondere Commission ver wiesen. Dann wurde die Etatsberathung fortgesetzt. Genehmigt wurden dir Etats der indirecten Steuern und des Finanzminist«riums. Nächste Sitzung: Sonnabend (Etat des Innern.) Oesterreich-Ungarn. Das österreichische Abgeorvnetenhau« wählt« Donnerstag sein bisheriges Präsidium, die Herren Smolka, Graf Clam-Marlinitz, Chlumecky, wieder. Der deutsche Club d«r österreichischen,Abgeord netenhauses hat aus Anlaß der Polenrede des Reichs kanzlers folgenden Beschluß gefaßt: Erfüllt von der Aufgabe der Wahrung nationaler Interessen begrü ßen die Milglieder des deutschen Clubs die Rede Fürst Bismarcks, mit welcher er die dem Deutsch- thum in seiner Gesammtheit und in den einzelnen Theilen vom Slawismus drohenden Gefahren zur klaren Erkenntniß bringt. Die regen Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich bedingen, daß jede Kräftigung des nationalen Bewußtseins in Deutschland auch da« österreichische Deulschlhum in seinem schweren Kampfe stärkt; deshalb danken die Mitglieder des deutschen Club« dem Fürsten Bismarck für den erhebenden Ausdruck kraftvoller nationaler Gesinnung. Frankreich. Der Plan für die im Jahre 1889 abzuhaltende Pariser Weltausstellung ist auf der Grundlage der Mitwirkung einer Garantiegesellschaft festgestellt worden. Von dem auf 40 Millionen Franken be messenen Garantiecapital werden 20 Millionen von dieser Gesellschaft, 12 Millionen vom Staat, 8 Millionen von der Sladl Paris beigesteuert. Belgien. Die belgische katholische Partei gab am Mittwoch dem Ministerpräsidenten Bernart ein Festessen. In einer Tischrede erklärt« der Minister, daß er dahin strebe, der katholischen Kirche und dem katholisch«« Kleru« völlige Freiheit zu verschaffen, wie «« durch da« Konkordat mit Rom vom Jahr« 18SS v«rsproch«n wordtn sei. Italien. Der deutsch« Botschaft«! von Keudell in Rom gab dort «in Ballfrst, welchtm auch da« italienisch« Königspaar b«iwohntr. Die Königin tanzte mit dem Botschafter ein« Quadrille. England. Gladstone« neues Ministerium ist nunmehr in folgender Weise constituirt: Gladstone Premier, Herschell Lordkanzler, Lord Spencer Präsident de« Geheimen Rache«, Childers Innere«, Roseberry Auswärtiges, Kimberley Indien, Bannermann Krieg, Harcourt Fianzen, Ripon Marine, Chamberlain Local-Verwaltung, Mundella Handel. Die Auf nahme, welche da« Cabinet bei den Londoner ! Blättern findet, ist «in« ruhige. Am meisten b«- s friedigt die Ernennung de« jungen Lord Roseberry ! zum Minister de« Auswärtigen; man «rblickt darin ; «in sicher«« Zeichen, daß di« Beziehungen zu Deutsch- ' land gut« bleiben werden. (Roseberry ist bekannt- > lich ein vertrauter Freund Herbert Bismarcks.) Parnell beginnt bereits mit s inen Forderungen für Irland an Gladstone heranzutreten. Er ver langt die sofortige Einbringung eines Gesetzentwurf«, durch welchen die Errichtung eines ir is che n Na tio n al- Parlamente« in Dublin ausgesprochen wird. Rußland. Der in Petersburg eingetroffene Fürst von Mon tenegro ist daselbst mit grober Feierlichkeit em pfangen und hat eine glänzende Aufnahme gefun den. König Milan und Fürst Alexander sollen sich wahrscheinlich ärgern! So sehr imponirt aber die Petersburger Herrlichkeit im Orient nicht mehr. In den letzten Tagen haben in Warschau groß« Nihilistenverhaftungen stattgefunden. Die Arrestanten sind meist russischer Nationalität. Serbien. Die serbisch-bulgarischen Friedensverhand lungen haben am Dounerstag in Bukarest ihren Anfang genommen. In Serbien besteht wohl noch eine Kriegspartei unter dem General Horvatowich, aber die Friedensfreunde gewinnen immer mehr Einfluß und sprechen ihre Hoffnungen auf baldigen Friedenschluß aus. Griechenland. Die griechische Regierung Hal am Mittwoch de« Vertretern der Mächte osficiell ihre Antwort über reicht, in welcher sie abermals die Abrüstung ver weigert und den Mächten das Recht bestreitet, sich in ihre Angelegenheiten zu mischen. Nun bleibt abzuwarten, was die Großmächte mit diesem Streit- teufel anfangen. Sonst fangen die Griechen richtig Krieg mit der Türkei an. Türkei. Da« Türkei wird angeblich für Bulgarien von Serbien eine Kriegskostenentschädigung for dern! Davon wird man wohl wieder abkommen, denn eher riskiren die Serben einen neuen Krieg. Da Uebereinkommen zwischen dem Sultan und und lang« saß sie und blickte weinend vor sich nie der. Sie war des Geliebten wegen aus dem Hause der Eltern geflohen, was sie an Schmerzen und Sorgen geduldet, seinetwegen war es geschehen, und jetzt, da sie vorsorglich sein Heil im Auge halte, begegnete er ihr hart. Noch bitterer als dieses Ge fühl war ee ihr, daß sie Paul nicht also erhaben wußte, daß sie verehrend zu ihm aufschauen konnte. Albrecht war ein herrlicher Greis, er und seine Ge mahlin war ihr stets so milde, zart und liebreich begegnet, daß sie für beide di« größte Ehrfurcht halte. Freilich waren sie Ketzer; aber trug er nicht den Ring mit denselben Charakteren, wie das Kreuz an ihrem Halse sie wirs? War er nicht der Retter von Padua gewesen, der uneigennützig die Befrei ten zur höchsten Dankbarkeit verpflichtet hatte? — Sie befand sich in einem furchtbaren Zwiespalt der Gefühle und warf sich vor dem Bilde des Gekreu zigten nieder, daß er den Sinn ihres Paul ändern möge. Die Ahnung Anna's, daß Gefahr nahe sei, war nicht ohne Grund gewesen. Wäyrend Skaliger den Staat verwirrte und die Angelegenheiten des Landes in Unordnung brachte, dagegen ein beträchtliches Vermögen sich erwarb, zog sich ein Gewitter über seinem Haupt zusammen. Albrecht Truchseß v. Wetzhausen war au« Wien zurückgekehrt, und das Gerücht verbreitete sich plötz lich, daß der Günstling gar kein Fürst sei. Das Gerücht fand Tausende von Verbreitern. Man er zählte sich auf den Straßen laut und ungescheut, daß die Titel des Gehaßten, mit denen er sich m Königsberg eingeführt habe, erlogen seien. Dieses Gerücht drang bi« zu Albrechts Ohren und versetzte ihn in Zorn, er befahl nach der Quelle dieser lügnerischen Verläumdung zu forschen. Ehe diese zu entdecken gelang, stellte sich der Truchseß jetzt öffentlich als Urheber hin und verlange Unler- suchung und Bestrafung dessen, der ihn der Lüge zeihe. Die kühne Haltung des preußischen Edelmanne« ließ die Räthe nicht dazu kommen, in Paul« Vor schlag, den Truchseß gefangen zu nehmen, einzu- willigen. Auch Albrecht wollte nur von einer Untrr- tersuchung wissen. Der Hofgerichtsrath wurde berufen, um den Prozeß zu führen; doch standen die Herren rathlo«. Land und Volk, welche für Truchseß von Wetzhau sen Partei nahmen, befanden sich auf der einen Seite, auf der andern zeigten sich Skaliger und seine Werkzeuge, die Günstlinge Herzog Albrecht«. In dieser Verlegenheit wiesen die Hofgertchtshöf« den Prozeß als ungeeignet ab. Damit war der Herzog durchaus nicht zufrieden, so daß er den Prozeß einzuleiten befahl. Dies ge schah, aber nun suchten die Richter die Sache hin- zuziehen, indem sie Wetzhausen die Beweise für seine Behauptungen in Jahresfrist zu bringen auf gaben. „Warum nicht früher?" fragte der Truchseß. Man verwies ihn zur Ruhe, worauf er noch hin zufügte: „Die Beweise werden nicht ausbleiben," ein Wort, das tausendfach wiederholt wurde und auch Annas Ohr wie Tovtenglockengeläute traf. (Fortsetzung folgt.)