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Punkt bildite dir Bericht der Finanzbeputation über den Antrag des Abg. v. Oehlschlägel um Wegfall de« SSprocentigen Zuschläge« zu den Gericht«-,bühren in Grund« und Hypoth«k«nsach»n. Die Deputation empfahl, einen mit Zustimmung der Regierung aus gestellten Gesetzentwurf anzunehmen, nach welchem die Erhebung de« Quittung«« und Abtretungsstempel« vom 3. April d. I. an wegzufallen habe, und da durch den Antrag v. Oehlschlägel für erledigt zu erklären. Die Kammer beschloß nach längerer Discussion demgemäß. — Die 1. Kammer überwie« am Montag di« Petition de« Gemeindetag« de« Bezirke der Amte- hauplmannschaft Dresden-Altstadt um Aenderung der 88 34 und 37 der reo. Landgemeindeordnung dahin, daß die Slimmberechtigung und Wählbarkeit bei Gemeinderathswahlen den Gemeindemitgliedern erst nach vollendetem 35. Lebensjahre und nach 3jährigem Aufenthalt in der Gemeinde zustehen soll, die Regierung zur Erwägung. — Durch sächsische Zeitungen ging in den letzten Tagen eine Notiz „Aua dem Erzgebirge", daß sich dez. de« in Sachsen zu errichteten Export Muster lagers zwischen Chemnitz und Dresden ein Streit entspannen habe, da jede der beiden Städte dasselbe für sich haben möchte. Auf Grund der bestehenden Thatsachen können wir versichern, daß an diesem angeblichen Concurrenzstreit kein wahres Wort ist. An dem thatsächlich bereits bestehenden Export- Verein für das Königreich Sachsen, dem bi« jetzt ca. 300 Mitglieder beigetreten sind, und der zur Zeit mit der Eröffnung de» Musterlagers voll be schäftigt ist, haben sich speciell hervorragende Chem nitzer Firmen betheiligt und unterstützen gegenwärtig noch das Unternehmen mit allen Kräften. In der Verwaltung des Export-Vereins selbst ist aber die Frage aufgetaucht und mit Chemnitzer Firmen be sprochen worden, ob es nicht für da« ganze Unter nehmen vortheilhaft sein dürste, in Chemnitz ein Zweig-Musterlager des Export-Vereins zu errichten. Allein diese Frage ist noch nicht spruchreif, sie wird auch sicher keinen Streit Hervorrufen, sondern so ausgetragen werden, wie Zweckmäßigkeitsgründe es fordern. — Ein reichsgerichtliches Erkenntniß, welche« na mentlich für Heiraths-Candidatinnen von reiferem Alter von Wichtigkeit ist: Hat eine Braut ihren Taufschein verfälscht in der alleinigen Absicht, den Bräutigam, welcher den Taufschein von ihr zum Zwecke des Aufgebotes eingeforderl hatte, über ihr Aller zu täuschen, um die Eheschließung oder ein glücklichere« Zusammenleben in der Ehe zu sichern, so ist sie nach einem Unheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 31. November 1885, nicht wegen Urkundenfälschung, sondern nur wegen Uebertretung aus 8 363 Str.-G.-B. (Fälschung zum Zwecke des besseren Fortkommen«) zu bestrafen. — Mit dem 31. Januar ist in Sachsen die Jagd auf Rehböcke, Hasen, Fasanen rc. zu Ende. — Nach den Angaben des Wetterpropheten im Kalender „Der Zeilbote" haben wir kommenden Sommer sonderbares Welter zu gewärtigen, denn e« heißt da wörtlich: „Der neue Mond den 1. Juli deutet auf Wärme und Schnee." — Als socialdemokratische« Flugblatt ist am Sonn tag Morgen in Dresden die am 10. December vom Abg. Bebel im Reichstag für den Antrag auf Her absetzung der Legislaturperioden gehaltene Rede in verschiedenen Häusern vertheilt worden. — Vor dem Reichsgericht in Leipzig begann am Montag der Landesverrathsprozeß gegen den däni schen Kapitän a. D. Sarauw und den Journali sten Röttger aus Mainz. Sarauw wird von den Rechtsanwälten Munckel und Wolfgram aus Berlin, Nötiger von dem Rechtsanwalt Schmidt aus Mainz vertheidtgt. Außer einer Anzahl von Zeugen sind 6 Osfiziere vom Kriegsministerium und dem großen Generalstab in Berlin als Sachverständige vorge- l"ben. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft beschloß da« die Oeffentlichkeit für die ganze Dauer der Verhandlungen auszuschließen. — Ein bei einer Herrschaft in Leipzig dienen des 15 Jahre altes Mädchen aus Wittenberg präsen- tirte am Freitag Nachmillag ihrer erkrankten Dienst herrin eine Taffe Kaffee, welche der Hausfrau ganz entsetzlich schmeckte. Man stellte Nachforschungen an, und diese ergaben, daß die junge Person eine gröbere Quantität Schwefel zerstoßen und dies Pulver dem Kaffee beigegeben hatte, damit — wie da« Mädchen dann selbst zugestand die kranke Frau, die recht launenhaft sei, sterbe solle. — Einen nicht allzugroßen Eifer m Ausübung der Bürgerpflicht haben jetzt die wahlberechtigten Einwohner von Oelsnitz i. E. bei Gelegenheit der Gemeinderathswahl an den Tag gelegt. Von 536 Wählern waren nur — 33 an der Urne erschienen, welche ihre Stimmen auch noch vollständig zersplil« tert hatten. Der mißlungene Versuch einer Auf frischung de« Gemtlndtt«gim«nts soll nun nochmal« unternommen werden, in der Hoffnung, daß sich da« Pflichtbewußtsein bi« dahin genügend grftärkt haben wird. — Im Abort de« Rathhause« zu Hohenstein wurde am 1. d. eine Frau von au«wärt« von einem jungen Weltbürger überrascht. — Am 1. d. früh wurde der Postverwalter W. in Claußnitz bei Burgstädt erhängt aufgefunden. — In Topfseifersdorf bei Mittweida wurde am 1. d. im Ortssteinbruch ein Mann verschüttet, er war sofort todt. — kine für Sonnabend in Plauen anberaumte Volksversammlung, in welcher Reichstagsabgeordne- ter Viereck sprechen sollte, wurde auf Grund de» Socialistengesetzes verboten. — In Meißen will man nunmehr ebenfalls eine Herberge zur Heimath gründen. — In Cunewalde bei Bautzen ereignete sich die ser Tage der Fall, daß ein mit Wasser gefüllter „Beltwärmer", welcher fest verkorkt in den Ofen gestellt worden war, explodirte und de» Ofen voll ständig zersprengte. Also Vorsicht! — Di« Zusammenstellung der vorläufigen Er gebnisse der Volkszählung im Herzogthum Sachsen- Altenburg ergiebt folgende Zahlenverhältniffe. Die Bevölkerung hat im ganzen Lande um 6067 See len zugenommen, ist also von 155,063 im Jahre 1880 auf 161,129 gestiegen. Davon kommen 111,341 Einwohner auf den Ostkrei« und noch nicht die Hälft«, nämlich 49,788 auf den Westkrei«. Letzterer hat seit 1880 nur um 179, ersterer dagegen um 5888 Köpfe zugenommen. Der Kopfzahl nach folgen die 10 altenburgischen Städte in folgender Reihe: (Hauptstadt) Altenburg mit 29,109, Schmölln mit 7104, Eisenberg mit 6901, Ronneburg mit 5610, Gößnitz mit 4565, Meuselwitz mit 3827, Roda mit 3454, Kahla mit 3339, Lucka mit 1474 und Orla- münda mit 1438 Köpfen. Von den Städten sind drei in den letzten fünf Jahren zurückgegangen: Lucka um 31, Orlamünda um 39, Roda um 11 Einwohner. Von den 161,129 Einwohnern fallen auf die Städte 66,811 und auf die Dorfschaflen 94,318; weiblichen Geschlecht« sind 82,678, männ lichen hingegen nur 78,451 Personen. Im garten Lande giebt es 31,687 Wohnhäuser und 36,091 Haushaltungen; aufein Wohnhaus kommen also durch schnittlich nochnicht 2 Haushaltungen, ein günstige» Verhältniß. — In Gera erschoß sich am 29. Januar früh der Tabakspinner B. m seiner Wohnung. Motiv zur That ist nicht bekannt. — Nach dem nunmehr amtlich festgestellten Er- gebniß der letzten Volkszählung hat das Fürstenlhum Reuß j. L. 112,191 Einwohner. Hiervon kommen auf den Landesiheil Gera über die Hälfte, und zwar 65,052 und von diesen wieder auf die Stadt Gera mit den dicht angebauten Ortschaften 41,887. Vor fünf Jahren zählte das Gesammtfürstenthum 101,330 Bewohner, so daß sich für jetzt eine Zunahme von 10,861 Köpfen oder circa 10 Procenl ergiebt. Die Stadt Gera hat im letzten Vierteljahrhundert eine Erweiterung von 80 bis 90 neuen Straßen und Plätzen gewonnen. Vermischtes. Monolog eines Schusterjungen (an seinen Stiefel gerichtet): „Komm an mein Herz, Leidensgenosse, wir Beiden theilen ein Loos, denn wie oft sind wir Beide schon gewichst worden!" Allerlei. Angeblich hat eine Wiener Bank das Arrangement zwischen dem König von Bayern und den Gläubigern der Cabinetskaffe übernommen. — Der preußische Cultusminister von Goßler ist auch der Meinung, daß wir zwar gebildete Frauen haben wollen, aber keine gelehrten und übergebilde ten. Er warnte in einer Audienz, die er vor eini gen Tagen eurer Lehrer-Deputation ertheilte, vor Ueberbürdung der Schülerinnen, vor krankhafter Steigernng des Ehrgeizes der jungen Mädchen und vor der einseitigen Bevorzugung der Verstandes- und Gedächtniß-Uebungen und empfahl Pflege des Ge- müthes, munteres Spiel im Freien und überhaupt auch körperliche Ausbildung. — Der spanische Mi- nisterrath hat beschlossen, 1886 eine „Weltausstellung" in Madrid abzuhalten. Es soll wohl „nationale Ausstellung" heißen, eine Weltausstellung ist für Spanien zu kostspielig. — Bei dem Brande eines Heumagazins in Lemberg, in dem Obdachlose und Vagabunden ihr Nachtlager auszusuchen pflegten, find 47 Personen um« Leben gekommen. — In Landsberg bei Halle a. S. ist ein Haus durch Dynamitexplosion in die Luft gesprengt. In dem Hause wohnte ein Steinbrecher, der mehrere Dyna- milpatronen in Verwahrung genommen hatte, die wohl nicht gehörig geschützt waren. Zwei Frauen wurden getödtet, mehrere Kinder unverletzt unter den Trümmern hervorgezogen. — In Algier find große Ueberschwemmungen «ingetreten, die viel Schaden angerichtet haben. — Der Kaiser hat der Stadt Kulm 6000 Mk. zur Renovirung der dorti gen katholischen Pfarrkirche überweisen lassen. — Au« Cannes in Berlin «ingetroffene Privatnach richten schildern, der „Voss. Ztg." zufolge, den Zu stand de« dort krank darniederliegenden Erbprinzen Leopold von Anhalt al« geradezu hoffnungslos. Der Erbprinz, welcher längere Zeit in Botzen weilt«, wo er sich noch sehr wohl befand, ist von da, al« die Temperatur auf 3 Grad Wärme herabgesunke» war, nach Canne« weiter gereist. Dort angekommen, verschlimmerte sich sein Zustand so sehr, daß er seit dem da« Bett hütet, nicht spricht und fast gar nicht« genießt. Er leidet an Kehlkopf Tuberkulose, in Folge deren er schon seit Monaten heiser gesprochen hat, und ganz abgemagert ist. — Die Erleuchtung Rom« mit elektrischem Licht soll anfang« Juni d. I. ins Werk gesetzt werden. Man hat sich, wie die „Voisische Zeitung" berichtet, für Annahme de« Systems Zipernowsky und Deri entschieden. Es werden 4 Maschinen, im ganzen von 700 Pserde- krast, erforderlich sein, um 18,000 Lampen zu er leuchten. — In Neupest, einem Vorort von Pest, ist am Freitag Nachmittag infolge der Erweichung des Bodens durch die großen schmelzenden Schnee- maffen ein Schulhaus während des Unterricht eingestürzt. Von 83 Schülern wurden einer tödtlich, 10 schwer, die meisten anderen an Händen und Füßen leicht verletzt. — Der bekannte Bankier August Sternberg in Berlin stand vor der Straf kammer, angeklagt in seiner Eigenschaft als Mitglied des Aussichlsralhes der Oelheimer Petroleum-Jndu- strie-Gejellschafl vorsätzlich bei der Eintragung in das Handelsregister falsche Eintragungen bewirkt und tn der Darstellung der Uebersicht über den Vermögensstand der Gesellschaft unwahre Angaben gemacht zu haben. Der Gerichtshof erkannte auf 4 Wochen Gefängniß Literarisches. Afghanistan und seine Nachbarländer. Von vr. Hermann Roskoschny. Leipzig, Greßner L Schramm. — In zwei stattlichen, reich illustrirten Bänden, die nun ab geschlossen vorliegen, bietet der Verfasser eine auf den neue sten Schriften über Afghanistan beruhende Schilderung diese« hochinteressanten Gebirgslandes. Die afghanische Frage ist zwar augenblicklich in ruhiges Fahrwasser geleitet, aber eine endgiltige Lösung derselben ist durch die neuesten Ver einbarungen zwischen England und Rußland nicht herbei» geführt worden. England sucht die Nordgrenz« Indiens so rasch als möglich gegen einen Angriff von Norden her zu befestigen, und im laspischen Gebiet wird mit fieberhafter Hast an der Vollendung einer Eisenbahn gearbeitet, welche Rußland ermöglichen wird, in wenigen Tagen große Truppen massen in der Nähe von Herat zusammenzuziehen. Unter solchen Umständen bleibt Roskoschnys Buch das Jntereffe, welches es bei seinem Erscheinen erweckte, voraussichtlich noch lange gewahrt, und wir können es allen bestens em pfehlen, welche Afghanistan nebst seinen englischen und rus sischen Grenzgebieten näher kennen lernen wollen. Börse«- nnd Marktberichte. Waldenburg, 2. Februar. 85 Kilogramm Weizen Mk. 50 Pf. bis 13 Mk. — Pf. 80 Kilogramm Korn 10 Mk. SO Pf. bis 11 Mk. — Pf. 70 Kilogramm Gerste g Mk. — Pf. bis 0 Mk. 50 Pf. 50 Kilogramm Hafer 6 Mk, 50 Pf. bis 7 Mk. 25 Pf. V- Kilogramm Butter 52 Pf. bis 58 Pf. 4 Stück Eier 22 Pf bis 24 Ps. V- Kilogramm Rindfleisch 55 Pf. bis 60 Pf. Kilogramm Schweinefleisch 70 Pf. bis — Pf. Kilogramm Schöpsenfleisch 60 Pf. bis — Pf. Kilogramm Kalbfleisch 45 Pf. bis 50 Pf. Altenburg, 30. Jan. 100 Kilogr. mittl. Qual, kosten: Weizen 14.00, Korn 13.60, Gerste 13.60, Hafer 13.50. Leipzig, 1. Februar. Sorten. K. Ruff, wicht. '/- Imp- 15 Rbl. per St. OO.OOG. 20 Francs-Stücke per St. 16,16» Kaiserliche Ducaten per St. 9,60 B. Silber per Zollpfund fein —. Oesterr. Silbergulden per 100 fl. ö W. 000.00. Oesterr. Silber-Coupons 000,OOG Oesterr. Bank- und Staatsnoten per 100 fl. ö. W. 161,60G. Ruff. Banknoten per 100 Rubel 199,80G. Chemnitz, 1. Febr. Schlacht-und Vieh Hof. Auftrieb: 119 Rinder, 508 Landschweine, 00 Bakonier 298 ung. Schweine, 86 Kälber, 167 Hammel, 00 Ziege. Preise: Rinder: I. Qua lität 56-60 M., II. Qual. 50-54 M., III. Qual. 00-00 M. auf 100 Pfd. Fleischgewicht. — Schweine: Landschweine,: 54—56 M., Bakonier 00-00 M., ungar. Schweine 43—45 M. für 100 Pfd. lebend Gewicht bei 40 Pfd. Tara per Stück. — Kälber: 100 Pfd. lebend Gewicht 30—32 M. Hannöversche Mastkälber 00 M. — Hammel: 100 Pfd. lebend Gewicht 27 -28 M. Berlin, I. Februar. Weizen loco 1000 Kilo Ll. 140 bis 160. Zeitpreise: April-Mai 150.50 Mai-Juni 153.00, Juni-Juli 155.50, September-October 161.50. Roggen loco 10<X Silo LI. 125—134. Zeitpreise: Avril-Mai 133.50, Mai-Juni 134.50, Juni-Juli 135,50, September-October 138.50. Hafer loco 1000 Kilo Ll. 123 bis 160. Zeitpreise: April-Mai 126.00 Mai-Juni 127.50. Spiritus loco ohne Faß pr. 10,000 Literprozent LI. 36 70. Zeitpreise: April- Mai 38.20, Juli-August 46.20, August Seprember 40,80. Rüböl loco 100 Kilo Ll 44.30. Zeltpreise: April-Mai 43.90, Mai-Juni 44.30, September-October 45.90. Petro- leum loco 100 Kilo Ll. 24.10. Zeitpreise: Februar 24.00. Abfahrt der Bahnzüge von Waldenburg. In der Richtung Ktauchan: früh 6. AS (von Glauchau ab in der Richtung Chemnitz 7.10 sEourierzugs und 7.15, 9. 57; Zwickau 7. 46; Gößnitz 7. 51 und 10.20), Borm. 10. IT (von Glauchau ab in der Richtung Chemnitz 11. 27; Zwickau 10.37 und 1.40; Gößnitz 1.30), N-chm.L.IS (von