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nah», btjifftrt- sich «inschlitßlich des erlöse« der Tannenbaumauciion auf 45 Mk., von der nach ^lbzug der enlstandenen Ausgaben ein Gewinn von ca. 12 Mk. zu Gunsten der Kaffe übrig blieb. Aus dem Sachsenlande, — Die zweite Klaffe der 109. König!. Sachs. Landeslolterie wird den 8. und 9. Februar d. I. gezogen. Die Erneuerung der Loose hierzu muß bis 30. Januar d. I. geschehen. — Die Deutsche Bekleidungs-Akademie in Dresden wurde im nun verpfloffenen Jahre 1885 von 355 Schülern und Schülerinnen besucht. An den ver schiedenen Lehrkursen nahmen Theil: 220 Schüler an dem Kursus der Zuschneidekunst für Herren kleider, 109 Schüler und Schülerinnen an dem Kursus der Zuschneidekunst sür Damenkleider, 25 Schüler und Schülerinnen an dem Kursus der Zu schneidekunst für Herren- und Damenwäsche, 91 Schüler und Schülerinnen an dem Kursus für kaufmännische Arilhmetik und gewerbliche Buchfüh rung. Nach Ländern geordnet veriheilt sich die Schülerzahl wie folgt: Belgien 5, Italien 4, Däne mark 2, Holland 2, Rußland 7, Schweden 2, Schweiz 7, Oesterreich 36, Baben 7, Bayern 2l, Braun schweig 7, Bremen 4, Eliaß-Loihringen 2, Hamburg 2, Hessen 12, Mecklenburg 3, Oldenburg 2, Preu ßen 137, Sachsen 65, Würlemberg 13, Sachs. Fürstenthümer 9, Lübeck 2, Rumänien 2, Amerika 2. — Vergangenen Dienstag feierte der Hausbesitzer und Strumpswirkermelster Friedrich Wilhelm Derr in Oberlungwitz mit seiner Gattin, umgeben von seinen Kindern und Enkeln, in voller Rüstigkeit das goldene Ehejubiläum. Derr war 10 Jahre lang Obermeister der Slrumpfwirkerinnung, 12 Jahre lang Gemetndevertreter und 4 Jahre Gemeinde vorsteher. Deutscher Reichstag. 32. Sitzung vom 23. Januar. 2'/« Uhr. Präsident von Wedell-Piesdorf. Am BundeSralhslische: v. Bötticher, o. Burchardt. Die zweite Berathung des Ewis Ler Zölle und Ver brauchssteuern wird beim Titel Brausteuer fort gesetzt. Abg. Ulrich («atlib.) ergänzt di« Begründung, die Abg. Zeitz gestern dem von beiden Herren eingebrachten Anträge auf Unteriagung der Verwendung anderer Stoffe zum Er satz von Matz bei der Bierbereitung gegeben hat. Die Brauerei-Industrie habe gute Fortschritte gemacht, nament lich auch als Exportindustrie. Er hoffe, sie werde noch weitere Fortschritte machen, wenn das Publikum durch Er laß entsprechender gesetzlicher Vorschriften Vertrauen zur Reinheit der norddeutschen Biere gewinne. Abg. Auer (Soc.) begründet den weiter gehenden Antrag, wonach künftig zur Bereitung nur Wasser, Malz, Hopfen und Hefe verwendet werden dürfen. Gutes Bier, das nur aus Malz und Hopfen bestehe, sei für den Arbeiter zu theuer. Wenn die Interessenten für obe gähriges Bier den Beweis erbringen, daß obergährigcs Bier nicht so hergestellt wer de» könne, wie es sein Antrag wolle, so könne man ja da «ine Ausnahme treffen. Der Einwurf, sein Antrag führe nur zu weiteren polizeilichen Eingriffen, treffe hier nicht zu. Die Bevölkerung lasse sich solche Eingriffe gern gefallen. Abg. Greve (freis.): Wo wollte man wohl mit der Er nährung des Volkes hinkommen, wenn man jedem Brauer «inen Gendarm in die Tasche stecken wollte? Weißbier lasse sich gar nicht aus Malz und Hopsen allein Herstellen. Wenn man aisolut reines Bier wolle, so solle man doch den Geistenzoll abschaffen. Abg. Ze ix (natlib.) vertheidigt nochmals seinen Antrag. Abg. Braun (freis.): Ob man eine der beiden Resolu tlonen annehme oder nicht, es werde immer gutes und schlechtes Bier geben. Die Bestimmungen des Nahrungs- Mittelgesetzes genügten auch beim Biere und sie würden streng genug gehandhabt. Die beiden Anträge würden das Reisbier und ebenso das Weißbier ausschliehen. Die Con- currenz habe aber kein Recht, ihre Mitbewerber todtzuschlagen. Er bitte die Anträge abzulehnen event. sie einer Commission zu überweisen. Das Vertrauen auf das norddeutsche Bier durch diese Anträge nicht gehoben. Abg. Auer <Soc.) befürwortet nochmals seinen Antrag. 2?arml ist oic Angelegenhett erledigt, denn nach der Gesäüslsordnung findet die Abstimmung erst bei der dntten Lesung sr^. Der Titel Brausteucr wird angenommen. Debauclos finden die Siem- pelübtzüben Annahme. Der letzte Gegenstand der Tagesordnung, Pekuwnen, weiche zur Eiörlerung im Plenum nicht geeignet sind, veranlaßt gleichfalls keine Diskussion. Damit ist die Tagesordnung er ledigt. Schon um 4 Uhr vertagt sich das sehr schwach besetzte Haus auf Dienstag 1 Uhr. (Ma rine-Etat.) Eine Herberge zur Heiwath. (Schluß.) Die Verpflegungs-Stationen werden «ach v. Maffow's Erfahrung viel benutzt. Er sagt: „Bom eisten Augenblicke an suchten dl« Wandersleute die Stationen auf, vom ersten Augenblicke an war ihr Verhallen in den Stationen ein gutes, und wer unser Volk kennt, dem kam das nicht unerwartet." v. Massow hat überhaupt von den „verrufenen" Stromern und Vagabonden eine bessere Meinung, als viele Andere. Er schildert in geradezu ergrei ¬ fender Weise die stille Pflichttreue der gemeinen Mannes in den Feldzügen von 1866 und 1870 und fährt dann fort: „Mit einer unbegrenzten Liebe und Verehrung für den gemeinen Mann au« dem Volke mußte man heimkehre» au« den Kriegen und man konnte und wollte es nicht glauben, daß in wenig Jahren der Grad des sittlichen Gefühls in unserem Volke so gesunken wäre, wie es hätte der Fall sein müssen, wenn diejenigen Recht gehabt hätten, welche den 200,000 Wandersleuten im deutschen Vaterland- alles nur mögliche Bös« nach sagen." Den Durchschnitt der Leut« im Großen und Ganzen hält v. Massow für gut; sie seien beschei den, anständig und dankbar für die empfangenen Wohlthaten. Daß sie die Noth, die sie zum Betteln trieb und sie der Gefahr aussetzte, von den Gens- darmen, den Gerichten und von diesen den Correctiona- häusern überwiesen zu werden, bitter und schwer empfanden, und dankbar dafür sind, daß dieser Noth abzuhelfen versucht werde, dafür seien tausend Bei spiele vorhanden. Nicht der Zwang, nicht daß die Bevölkerung plötzlich ihre Gaben zurückhielt, sondern in erster Linie, daß die Wandersleute sofort die VerpflegungSstalionea aufsuchten und da« Betteln einstelll«n, darin lieg« zunächst der Grund für die Wirksamkeit der Vervflegungsstationen. Daß die Wirkung dieser Einrichtung keine volle sein könne, liege darin, daß das Netz der Stationen derzeit noch kein vollständige« sei. Kann schon ein einziger Tag, sagt v. Massow weiter, an welchem ein Jüngling der Verführung unterliegt, da« Resultat der gesamm- ten elterlichen Erziehung zu nicht« machen, so wird man umso weniger bestreiten können, daß die gute Einwirkung, welche die VerpflegungSstalionea au»-- üben, resultatlos bleiben muß, wenn sie fortdauernd unterbrochen wird und der Wandersmann, nachdem ihm die Stationsverpflegung mehrere Tage hindurch, ohne daß er zu betteln brauchte und Schnaps erhielt, zu theil geworden ist, immer wieder auf dem Beitel weg hinaus und in di« Schnapsschänken hinein gestoßen wird. So lange wir nicht wenigstens auf den Hauptstraßen, welche unser Vaterland durch ziehen, ein zusammenhängendesNetzvon Verpflegungs stationen haben, können wir uns allerdings in den betreffenden Bezirken der Bettelei erwehren, einen erziehlichen Einfluß aber nur in geringem Maaße ausüben und dem beschäftigungslosen Umherwandern kienen Eintrag lhun. Daß trotz der Unvollständig keit des Slalionsnetzes im Allgemeinen die Vaga- bondage auch in denjenigen Bezirken, in welchen keine Stationen eingerichtet sind, abgenommen hat, spricht umso mehr dafür, daß wir zur Bekämpfung der Wanderbettelei auf dem richtigen Wege sind. Was uns betrifft, so sind wir keinen Augenblick im Zweifel, daß v. Massow damit recht Hal; und auch darin, daß er vom Vagabonden sagt, er sei vielleicht ein ganz braver Handwerksgeselle gewesen, sei vom Meister, der keine Arbeit mehr sür ihn ge habt habe, entlassen worden, habe sich auf die Wanderschaft begeben und vergeblich Arbeit gesucht. Der Mann wandert weiter, der Sparpfennig ist zu Ende und sind keine Verpflegungsstationen vorhan den, so muß er betteln und läuft Gefahr, ver haftet und bestraft zu werden. Das Weitere folgt von selbst. Die Habseligkeiten werden dem Wirth für Obdach und Speise zu einem Spottpreis ver kauft, der Wanderer nächtigt unter freiem Himmel, in Scheunen, Schuppen, kurz bald ist der Vagabond fertig, denn abgerissen und elend findet er keinen Meister mehr. Die Stationen aber können ihn da vor bewahren, ein Lump zu werden. Was die zu fordernde Arbeiisleistung anlangt, so in die Schwierigkeit, Arbeit zu beschaffen, nicht so groß, wie man denkt, denn es giebt viele kleine Arbeiten, die man nicht aussührt, weil sie Kosten verursachen, obwohl man sie sehr gern ausgssührt sehen möchte. Da solche Arbeiten, wodurch auch den heimischen Arbeitern kein Eintrag gethan wird, unentgeltlich von der Versuchsstation geleistet wer den, so wird es an Beschäftigung für die zu Ver pflegenden, durch welche sie sich ihr Mittagsbrod oder ihr Nachtquartier verdienen sollen, nicht fehlen. Die Arbeiisleistung hält v. Massow für sehr wichtig. Er sagt u. a.: „Das Ehrgefühl muß in jedem Menschen erstickt werden, wenn er aus öffent liche Kosten gespeist und ernährt wird, ohne jedwede Gegenleistung. Und welche gute erziehliche Wirkung übt es auf den Menschen aus, der lange Zett hin durch gebettelt hat, wenn er sich wieder fern Brod verdienen mußl Groß ist aber die Zahl derer, in denen da« Ehrgefühl nicht erstorben ist." Wir könnten noch viele der goldenen Wahi heilen ansühren, die v. Massow in seiner vortrefflichen Arbeit uns vorhält. Doch hoffen wir, daß auch dies Wenige genügen wird, um di« Erkenntruß in un« zur Reife zu bringen, wie sehr wir im Kampfe ge gen die Vagadondennoth vom rechten Wege entfernt gewesen sind. Es kann un« kaum schwer fallen, zumal die Königliche Amtshauptmannschaft sich leb haft für unsere Sache inleressirt, eine Verpflegung«- station nach v. Maffow'schen Muster zu begründen und zu unterhalten. Auch dürfen wir zuversichtlich erwarten, daß in den uns nächstliegenden Städten ähnliche Anst.lien bald folgen werden, deren segens reiche Wirksamkeit auch den Landgemeinden zu gute kommen könnte, wenn sie Unterstützungsbeiträge zahlen und die Hausbettler in die Station weise« würden. Gehen wir darum frisch und unverzagt an die Errichtung eine „Herberge zur Heimath" in Wal denburg. Vermischtes. Allerlei. In Sorau (Proo. Schlesien) ist am Monlag Mittag die Reitbahn der dortigen Garnison, altz eine Abteilung beim Reiten beschäftigt war, eingestürzt. Fünf Ulanen sind verletzt, drei schwer, die übrigen leichter. — In dem Schachwett kampfe zwischen Zuckertort und Steinitz, der augen blicklich in New-Aork statlfiudet, Hal dieser die erste, jener di« zweite und dritte Partie gewonnen. Zuckertort gab die erste nach dem 46. Zuge, Steinitz die zweite ebenfalls nach dem 46., die dritte nach dem 47. Zuge auf. Die letzie dauerte 5'/» Stunden. Ueder die vierte Partie, die am Montag statlfinden sollte, fehlen noch Nachrichten. - In Braunschweig herrscht große Bestürzung über den Geschäftszusam menbruch eines der angesehensten dortigen Bürger, des Kaufmanns G. Ritter, der große Wechselfäl schungen begangen hat, um sich noch eine Zeit lang über Wasser zu halten. Sein GeschäftSitzeilhaber K. Degenhardt ist auf der Flucht verhüttet. Die gesummten Passiva werden aus 300,000 Mark, die Acuva auf 100,000 Wark geschätzt. — Ein schreck liche« Drama spielte sich in voriger Woche in Orsagna (Nord-Italien) ab. Sieben Wölfe über fielen auf der Landstraße zwei Schornsteinfeger und einen Haustrer und fraßen sie buchstäblich auf. Man fand hinterher nur noch Knochen, Kleiöerreste und einen Theil der Beine. — In Meian ist dl« Fürstin Mathilde von Thurn und Taxis, Slief- großmuller des jüngst verstorbenen Fürsten Maxi milian, gestorben. Berichtigung. In letzter Nr. sind auf Seite 3, Spalte 2, Zeile 14 vo» oben nach dem Worte „können" noch die Worte „mehrere sind", emzufüqen, und auf Zeile 21 derselben Spalte muß es statt „Versorgungsstation" heißen: „Verpflegungsstation." Börsen- und Marktberichte. Leipzig, 23. Januar, Weizen loco 1000 Kilo netto, hiesiger alter höchst bez. Preis Ll. 151—160, neuer höchst bez. Preis Ll. 000—000, fremder höchst bez. Preis Ll. 160 bis 180. Roggen loco 1000 Kilo netto, hiesiger alter höchst bez. Preis Ll. 138—141, fremder höchst bez. Preis Ll. 000 bis 000. Gerste loco 1000 Kilo netto, hiesiger höchst bez, Preis Ll. 135—160. Hafer loco 1000 Kilo netto, höchst bez. Preis öl. 140—148, neuer höchst bez. Preis Ll. 000—000» Rübül loco 100 Kilo netto Ll. 00.00 Brief, höchst bez. Preis Ll. 44,00. Spiritus loco ohne Faß per 10,000 Liter- prorent Ll. 38.50 Geld. Chemnitz, 23. Januar. Pro 50 Kilo Weizen ruff. Sor ten 8,50 ins 8,70; Weizen weiß und bunt 8,35—8,50; Weizen gelb 8,10—8,50; Roggen preuß. 7,10—7,25; Rog gen sächsischer 7,00—7,10; Roggen fremder 6,00—7,00; Roggen türkischer 0.00—0,00; Braugerste 7,50—8,50; Futter gerste 5,75—6,50; Hafer sächs. 6,95—7,30; Hafer verreg. 0,00 bisO,OO; Kocherbsen 8,70—8,90; Erbsen, Mahl-u.Futtererbse« 7,00-7,75; Heu 3,10—3,60; Stroy 2,20-2,60; Kartoffel« 2,00—2,40; Butter pro 1 Kilo 2,00—2,50. Berti«, 23. Januar. Weizen loco >000 Kilo Ll. 140 bis 160. Zeitpreise: April-Mai 150.50 Mm- Juni 152.75, Juni-Juli 155.25. Roggen loco 1000 Kilo Ll. 125—134 Zertpreise: Jan. 000.0 ), Avril-Mai 132.00, Mai-Juni 133.00, Juni-Juli 134,00. Hafer loco 1000 Kilo Ll. 123 bis 160. Zeitpreise: Äpril-Mai 127 2i, Mai-Juni 128.50 Spiritus loco ohne Faß pr. 10,000 Liter- prozem Ll. 8810. Zeitpreise: Jan. Fsbr. 38 50, April- Mai 39.40, Juni-Juli 40.50. RUbü- loco 100 Kilo L. 44.30. Zertpreise: April-Mai 44.00, Mai Juni 44.40, September-October 45 90. Petroleum loco 100 Kilo Ll. ^4.00. Zertpreise: Januar 24.00. Amtliche Bekanntmachung. Bekanntmachung. Der Vrotbedarf für die Mannschaften des unterzeichne ten Landwehr-Bezirks-Commandos soll durch Lieferungs- Unternehmer sichergestellt und diese Lieferung für die Zeit vom 1. April 1886 bis 31. März 1887 im Wege der öffentlichen Submiffion verdungen werden. Die der Liejerung zu Grunde zu legenden allgemeinen Contractsbedingungen liegen beim unterzeichneten Commaado vom heutigen Tage bis 4. Februar a. o. Wochemags in der Zeit von 9 bis 12 Uhr Vor- und 3 bis 5 Uhr Nachmittags zur Einsichtnahme aus. Preisofferten sind bis 5. Februar a. v. Vormittags 10 Uhr franco, versiegelt und mit der äußeren Aufschrift ver sehen : „Brotliefcrung für das Königliche Landwehr- Bezirks-Commando hier betreffend" an das unter zeichnete Landwehr Bezirls-Com,nando einzusenden. Glauchau, am 22. Januar 1886. Königliches Landwehr-Bezirks-Commando. Schnell, Major z. D.