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Leipzig. Man hatte daselbst einen Herrn mit auf fallend ängstlichem Wesen beobachtet, denselben nach dem Abort gehen, aber nach längerer Zeit nicht wieder herauskommen sehen. Nachdem der Bahnhofspolizei beamte hiervon unterrichtet worden, hatte derselbe den Herrn aufgesucht und ihn zu einer näheren Be fragung nach dem Wachlocal mitzugehen aufgefordert. Der Unbekannte folgte willig dieser Aufforderung und ging mit. Aber noch auf dem Perron griff er plötzlich in die Tasche, zog einen Revolver hervor und feuerte denselben gegen seinen Kopf ab, worauf er mit durchschossener Schläfe todt zu Boden fiel. Es wurde festgestellt, daß es ein beim Stadttheater engagirter Chorsänger aus München war. — In Chemnitz hat man am 3. October mit der Abhaltung von parochialen Familienabenden den Anfang gemacht und darf den Erfolg als einen voll befriedigenden bezeichnen. Vom Kirchenvorstand St. Johannis waren die Angehörigen der Gemeinde ohne Unterschied des Standes oder Berufs h erzu eingeladen worden. Unter Mitwirkung des Kirchen sängerchores und der Herren Prediger wurde dem Bewußtsein der Gemeindezusammengehörigkeit und dem Gefühle christlicher Gleichberechtigung aus dem Boden des außeramtlichen und daher freieren, ver traulicheren und durch reiche Unterhaltung gewürzten geselligen Verkehr reichliche Rechnung getragen. Der Vortrag des Diac. Ackermann über die kirchenge- schichtlichen Ereignisse der Stadt Chemnitz von Grün dung der Stadt an bis zur Einführung der Refor mation wurde mit besonders lebhaftem Beifall aus genommen. — Sehr gefährliche Diebe sind in voriger Woche in Berbersdorf bei Hainichen ausgetreten. Nachdem sie ihr lichtscheues Handwerk im dortigen Gasthofe getrieben hatten, wobei Eßwaaren und Spirituosen entwendet wurden, feuerte einer der Diebe mit einem Doppelpistol zwei Schliffe auf den früheren Besitzer des Grundstücks, welcher die Einbrecher be merkt hatte und die Wirthsleute wecken wollte, ab. Glücklicherweise gingen beide Schüsse fehl. Hierbei kamen drei, gelegentlich einer Herbstferientour dort übernachtende Turnlehrer aus Dresden in den Ver dacht, an diesem Einbruch betheiligt gewesen zu sein; die völlige Unschuld derselben stellte sich jedoch bald heraus. — Welch' große Berühmtheit unsere König!. Hüttenwerke Muldenhütten nicht allein in Europa, sondern auch in den entferntesten Erdtheilen er reicht haben, ist ja allbekannt; es zeigte sich solches auch dieser Tage wieder, und zwar durch eine Frachtsendung von über tausend Centnern, welche den enormen Weg von mehr als 2500 deutschen Meilen zurückgelegt hatte. Es waren dies goldhal tige Erze aus den Bergwerken des fernen Australien, welche hier im kleinen Sachsenlande ihren Läute- rungsprozeß rc. erhalten sollen. — In einer Herberge zu Plauen i. V. verstei gerte dieser Tage ein Handwerksbursche schlankweg einen mehrere Kleidungsstücke ^und Wäsche enthal tenden sogen. „Berliner" (Felleisen). Die Verstei gerung ging gut und der Versteigerer nahm ein hübsches Sümmchen ein, mit welchem er sich empfahl, und aus Plauen verschwand. Abends wurde einem anderen, in dieser Herberge wohnenden Handwerks burschen, der am Tage nicht da war, die Geschichte von der Versteigerung erzählt und er nahm merk würdig viel Interesse an der Sache, denn es däm merte ihm sofort eine schreckliche Idee über das Auctionsobject. Seine Ahnung bestätigte sich leider: der vigilante College hatte des armen Teufels Ab wesenheit benutzt und dessen Eigenthum versteigert. Die Polizei sucht den frechen Burschen. — In Neuhausen bei Sayda wurd am 7. Octo ber ein Gewerbeverein gegründet. Nach Feststellung der Statuten wurden dieselben von den 35 Anwe senden angenommen und unterschrieben. — Die jetzt vielfach angewendete gemeindebehörd liche Maßnahme, säumige Abgabenpflichtige von öffentlichen Vergnügen ausschließen, ist nun auch in Oederan getroffen worden. Die Gast- und Schankwirthe sind verpflichtet, die ihnen vom Stadt- rath namhaft gemachten Abgaberestanten von ihren Gastwirthschaften, Schank- und Tanzstätten wegzu weisen und, dafern diese Weisung erfolglos bleibt, polizeiliche Hilse zur Durchführung des Verbots an zurufen. — Nachdem erst am verflossenen Sonnabend in einem bei Elstra gelegenen Steinbruche ein daselbst beschäftigter Arbeiter schwer beschädigt wurde, indem ihm eine gewaltige Steinplatte das Bein dergestalt zerquetschte, daß der Unglückliche wohl den Verlust desselben zu beklagen haben wird, ereignete sich am 6. d. M. in einem Steinbruche daselbst ein noch größerer Unglücksfall. Ein mächtiger Potest war bereits auf der einen Seite geputzt und machte sich deshalb seine Wendung nothwendig. Durch Winden war der Block bereits hoch gekantet und sollte durch Steinunterlagen in seiner Lage erhalten werden, als, wahrscheinlich durch nicht genügende Vorsicht, die Winden lossprangen und die fürchterliche Last dem unterbauenden Arbeiter Vetlrich sich auf den Kopf wälzte, so zwar, daß die Haut desselben buch stäblich losgerissen und sammt einem Theil des Ohres über das Gesicht gestülpt wurde. Nach den ersten nothwendigen Hilfeleistungen ist der Bejammerns- werthe in das Barmherzigkeitsstift in Kamenz über führt worden." — Am Donnerstag Abend wurde auf der Bahn strecke zwischen Löbau und Großschweidnitz die Frau des Bahnwärters Kühnel, welche mit dem Tragkocbe auf dem Rücken, auf der Bahnstrecke hinschritt, von dem Omnibuszuge überrascht. Durch denselben er hielt die bedauernswerthe Frau, welche Mutier einer zahlreichen Familie ist, einen furchtbaren Stoß und wurde den hohen Bahndamm hinabgeschleudert. Man hob die Verunglückte im bewußtlosem Zustande auf und ist dieselbe an den Verletzungen bereits gestorben. Vermischtes. Einen neuen Motor hat allem Anscheine nach der Amerikaner Keely in Philadelphia entdeckt. Er hat seil Jahrzehnten an einem von einer geheimniß- vollen Kraft getriebenen Motor gearbeitet, der be reits ungeheure Summen verschlungen, die seine Freunde gespendet, wofür sie von der Welt ver spottet wurden, weil die große Erfindung niemals für eine öffentliche Probe reis werden wollte. End lich aber hat Keely eine glänzende Genugthuung erfahren. Bei Sandy Hook stellte eine Regierungs commission, unter Zuziehung von militärischen Sach verständigen, Versuche mit einer von ihm construir- ten und mit seiner Kraft geladenen Kanone an, welche die überraschendsten Resultate ergaben. Ein aus wenigen Tropfen Wassers und atmosphärischer Luft herge stelltes Gas schleuderte Projectile mit einer Ge schwindigkeit «von 523 Fuß in der Sekunde nach beträchtlichen Entfernungen, und zwar wurden 20 Schüsse mit derselben Ladung abgefeu rt, ohne daß sich die Kraft erschöpfte. Oberst Hamilton, ein ebenso tüchtiger Techniker, wie Militär, erklärte, es handle sich hier entweder um eine gänzlich neue Kraft oder um die vollständig neue Anwendung einer bereits bekannten. Jedenfalls sei die Sache von höchstem Interesse und unberechenbarer Bedeu tung. (Hoffentlich kein Schwindel.) Allerlei. In Frankfurt wurde wegen Ver breitung socialdemokratischer Schriften der Spengler Eduard Dickmann zu 6 Wochen Gefängniß verurtheilt. — Oberbourath Theophil Freiherr von Hansen in Wien, der Erbauer des Parlaments, der Börse und der Akademie, ist nach Kopenhagen gereist, wo hin er wegen Wiederherstellung des kgl. Schlosses Christiansborg, das im Jahre 1828 von seinem älteren Bruder Christian erbaut worden war, berufen worden ist. — In Folge einer sehr heftigen Bora sind in den letzten Tagen im adriatischen Meere zahlreiche Fischerboote sammt der Bemannung ver unglückt. — In Paris fand zwischen Nochefort und dem Commandanten Fournier, dem Unterhändler des Vertrages von Tientsin, in Folge der von Rochefort in seinem Blatte gegen Fournier gerichteten Angriffe ein Duell statt. Beide wurden leicht verwundet, Rochefort am Halse, Fournier an der rechten Hüfte. — Zwischen den Matrosen des englischen Dampfers „Edgeworlh" und denen des Danziger Schiffes „Emilie" kam es in Bordeaux zu einer argen Schlägerei. Sieben deutsche Matrosen wurden ver haftet, drei englische Matrosen schwer verwundet. — Eine durchgreifende Verbesserung der Coupes vierter Klasse auf allen preußischen Staatsbahneu ist ge plant. Auf der Berlin-Anhalter und der Berlin- Magdeburger Bahn sind bereits solche Verbesserungen getroffen worden, indem man in den meisten Coupös der vierten Klasse eine Anzahl von Sitzplätzen zum Ausruhen für die Reisenden angebracht Hai. Marktpreise. Chemnitz, 11. October. Pro 50 Kilo Weizen russ. Sor ten 8,50 bis 8,70; Weizen weiß und bunt 8,50—8,70; Weizen gelb 8,20—8,60; Roggen inländ. 7,35—7,65; Rog gen sächsischer 7,00—7,35; Roggen fremder 0,00—0,00; Roggen türkischer 0,00—0,00; Braugerste 7,50—9,00; Futter gerste 6,80—7,00; Hafer6,50—0,00; Hafer verregneter 0,00 bis 0,00; Kocherbsen 9,25—9,75; Mahl- und Futtererbsen 0,00—0,00; Heu 3,00—3,20; Stroh 2,10—2,30; Kartoffeln 2,50—2,90; Butter pro 1 Kilo 2,10—2,50. Leipzig, 11. October. Weizen loco 1000 Kilo netto, hiesiger alter höchst bez. Preis LI. 000—000, neuer höchst bez. Preis LI. 150—165, fremder höchst bez. Preis 11. 142 bis 175. Roggen loco 1000 Kilo netto, hiesiger alter höchst bez. Preis LI. 145—151, fremder höchst bez. Preis LI. 000 bis 000. Gerste loco 1000 Kilo netto, hiesiger höchst bez. Preis LI. 140—160. Hafer loco 1000 Kilo netto, höchst bez. Preis LI. 130—136, neuer höchst bez. Preis LI. 000—000. Rüböl loco 100 Kilo netto, höchst bez. Preis LI. 51.50, September-October 52.00 Brief. Spiritus loco ohne Faß per 10,000 Literprozent. LI 47.00 Geld. Berlin, 11. October. Weizen loco 1000 Kilo LI. 140 bis 170. Zeitpreise: October-Novbr. 150.50, November- December 150.75, April-Mai 160,50, sest. Kündigung — — — Ctr. Roggen loco 1000 Kilo LI. 135—143. Zeit- preise: October 143.00, November-Decbr. 135.75, April-Mai 138.75, loco ruhig, Termine fest. Kündigung — — Ctr. Hafer loco 1000 Kilo LI. 126—160. Zeitpreise: Oktbr. 129.75, April-Mai 128.00, fest. Spiritus loco ohne Faß pr. 10,000 Literprozent LI. 47.10. Zeitpreise: Oktober 47.90, Oktober-November 46.70, April-Mai 47.40 fester. Kündigung — — — Liter. Rüböl loco 100 Kilo LI. 50.80. Zeitpreise: October 00.00, April-Mai i 00,00, fest. Kündigung — — Ctr. Petroleum loco 100 Kilo LI. 24.20. Zeitpreise: October.-November 24.00, still. Abfahrt der Bahnzüge von Waldenburg. In der Richtung Hkanchau: früh 6. 33 (von Glauchau ab in der Richtung Chemnitz 7.10 sCourierzug) und 7.15, 9.17; Zwickau 7. 46 und 10. 30; Gößnitz 7. 51 und 10.20), Borm. IO. 36 (von Glauchau ab in der Richtg. Chemnitz 11. 27; Zwickau 1. 40; Gößnitz 1. 30), Nachm. 2. 25 (von Glauchau ab in der Richtg. Chemnitz 3. 5; Zwickau 4. 29; Gößnitz 4.20), und 5. 31 (von Glauchau ab in der Richtg. Chemnitz 6. 15, 7. 5 sCourierzug); Zwickau 7. 19, 8. 2 sCourierzugj; Gößnitz 7. 56), Abends 8. 40 (von Glauchau ab in der Richtg. Chemnitz 9. 26 snur gis Chemnitz); Zwickau 11. 33 und 12. 37; Gößnitz II. 40). In der Richtung Wurz««: Vorm. 8. 30, Nachm. 12.13 (nur bis Großbothen) und 3. 29, Abends 6. 34 und 9. 55 (nur bis Penig). Ankunft der Bahnzüge in Waldenburg. Aus der Richtung Hlauchau: Vorm. 8. 25, Nachm. 12. 6 und 3. 28, Abends 6. 33 und 9. 50. Aus der Richtung Wurzen: früh 6. 28 (von Penig ab), Vorm. 10. 35, Nachm. 2. 20 und 5.29 (von Großbothen ab), Abends 8. 37. Ortskalender von Waldenburg. ALrstk. Museum: Geöffnet Wochentags von Vorm. 8—12 Uhr, Nachm. 1—6 Uhr. Sonn- und Feier tags von Vorm. 11—7 Abends. Badeanstalt vor den Glauchauer Thor geöffnet von 6 Uhr früh bis abends 9 Uhr. Aenerstgnale: Bei 3 Schlägen Feuer in der Stadt, bei 2 Schlägen in Altwaldenburg und Eichlaide, bei I Schlag in Altstadt-Waldenburg. Aönigl. Steueramt: Obergaffe 41. Expeditionsstunden von Vorm. 8 bis 12 und Nachm. von 2 bis 5 Uhr. Zkost» und Telegraphen-Amt: Geöffnet Wochentags von Vorm. 8—12 Uhr, Nachm. 2—7 Uhr. Sonn- u. Feiertags von Vorm. 8—9 und 11—12 Uhr, Nach« : mittags 5—7 Uhr. Bersonenfahrpok nach den von hier abgehenden Zügen Zu den Zügen nach Penig Vorm. 7. 41, Nachm. 35 und 6. 5. Zu den Zügen nach Glauchau Borm. 10. 23, Nachm. 1. 54 und Abends 8. 16. Iorschußverein, hinter der Kirche Nr. 243, parterre: Ge öffnet von Vormittags 9—12 Uhr und von Nachmittags 2—5 Uhr. Sonntags geschlossen. Aürstl. Sparkaste: Geöffnet Dienstags und Sonnabends von Vorm.8—1l und Nachm. von 2—5 Uhr. Standesamt: Expeditionsstunden Wochentags von Vor mittags 8—12 Uhr, Nachmittags von 2—6 Uhr. Sonn tags geschlossen. Für Eheschließungen nur Mittwochs und Sonnabends Vormittags geöffnet. Amtliche Derkaussstellen für Wostwerthzeichen bestehen im Ortsbestellbezirke: I ., bei dem Kaufmann Reimann, Johannisstraße, 2 ., - - - Oscar Schütze in Firma Emil Meyer, Markt, 3 ., - - - Ludwig Hellweg, Mittelstadt, 4 ., - - » W. Orgs in Altwaldenburg, 5 ., - - - Berger in Altstadt-Waldenburg Lik von Wslllvnbung, ILii-ekga88s 255, ewxükblt sielt rmr AnIertiAunK aller Ornolcardsiten bei billigster Preis- bersedmmK. (Lübeck.) Geehrter Herr Brand! „Der Mensch ist zum Leiden geboren" sagt ein bekanntes Sprich wort. Doch scheint mir der hierin liegende Trost nichtsehr groß zu sein. Ein größerer ist es gewiß, wenn es noch Mittel giebt, die elbst in höchster Noth Hülfe schaffen. Gegen Leidci, die in Ver dauungsstörungen wurzeln, sind nun Ihre Schweizer pillen unbedingt ein sicheres Mutel. Schon seit 4 Jahren entbehre ich eines geregel t Verdauungs systems, der Blutumlauf gerieth iu's Stocken, der Körper erschlaffte allmählich, so var das Leiden keineswegs mehr ein glückliches Dassin. Da wurde ich nach nutzloser Anwendung anderer Medicamente auf Ihre Schweizerpillen aufmerksam gemacht. Ich kam, ich nahm — genas — schon bei Gebrauch der zweiten Schachtel. So empfangen Sie denn diese Zeilen als Ausdruckmeines dankerfülllenHerzenS. Lübeck, 4. Februar 1884. W. Sylkow, Referendar. Man achte genau darauf, daß jede Schachtel als Etiquett ein weißes Kreuz in rothem Grund und den Namenszug R. Brandi's trägt. Erhältlich Schachtel M. 1 in den Apotheken.