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sie beschlossen, daß Erbrecht in Algier zu modifi- ziren, was eine Mehreinnahme von 2 Millionen ergiebt. Dergestalt ist das Einnahme-Budget auf 2418 Millionen normirt. Um das nach alledem noch bleibende Defizit, welches durch die Zahlung der Zinsgarantie an die Eisenbahnen in der Höhe von 23 Millionen verbleibt, zu decken, hat die Commission die Aufnahme der entsprechenden Sum men auf den Credit von 100 Millionen, der für Amortisirung der Schatzbons bestimmt ist, beschlossen. Das außerordentliche Budget beläuft sich auf 188 Millionen, von denen 85 für die Armee, 103 für die öffentlichen Arbeiten bestimmt sind. Der Finanz minister hat vorgeschlagen, dieses Budget nicht mit 3prozentigen amortisirbaren, sondern mit sechsjähri gen Obligationen zu bestreiten, die an Stelle der jenigen zu emiltiren wären, welche gegenwärtig amortisirt werden. Dieser Vorschlag des Ministers ist angenommen worden. In dem am Sonnabend stattgefundenen Ministerrath, der sich mit der Bud getlage beschäftigte, hat Herr Tirard erklärt, daß er, auch ohne auf den Amortisations-Credit von 100 Millionen zu recurriren, das Gleichgewicht herzu- stellen hoffe. Italien. Der König hat zur Unterstützung der in Catania Verunglückten resp. deren Hinterbliebenen den Be trag von 10,000 Lire gespendet. In den Trümmern der vom Cyklon zerstörten Gebäude sind bis jetzt 32 Todte gefunden worden. Die Cholera hat in Neapel wieder zugenommen. Am Freitag kamen daselbst 122 Erkrankungen und 62 Todesfälle vor. Die Ursache dieses Facums wird dem übermäßigen Genüsse des neuen Weines zugeschrieben. Ruhland. Laut einem amtlichen Communique über die Studentenexzesse in Kiew wurde behufs Säu berung der Universität von schädlichen Elementen beschlossen, die Vorlesungen bis Neujahr 1885 zu sistiren und alle Studenten zu entlassen unter dem Verbot der Aufnahme an anderen Universitäten, ferner wurde die Bildung einer Universitätscommis sion bis zum 1. December 1884 zur Entgegennahme der Bittgesuche um Wiederaufnahme beschlossen. Diese Commission muß hinsichtlich jeden Bittstellers die genauesten Recherchen anstellen unb soll nur Diejenigen wieder aufnehmen, deren Zuverlässigkeit durchaus zweifellos ist. Amerika. In Quebec fand am Sonnabend Mittag 1 Uhr neben dem Parlamentsgebäude eine Explosion statt. Dieselbe richtete an den benachbarten Ge bäuden großen Schaden an. Der Explosionsstoff soll Dynamit gewesen sein. Gegen 3 Uhr erfolgte unweit der Stelle der erwähnten Explosion eine zweite. Durch letztere wurde ein Arbeitsmann leicht verletzt, weiterer bemerkenswerther Schaden aber nicht angerichtet. Aus dem Muldenthale. *Waldenburg, 13. October. Gestern Nachmittag 2 Uhr begann in der hiesigen Kirche der Festgottes dienst zum hiesigen Missionsfeste. Nach einem Zeit raum von über 10 Jahren versammelte sich die zahlreiche Festgemeinde zum diesjährigen Missions- fest. Der Altar war geziert mit Blattpflanzen und die Kanzel mit Guirlanden. Vor dem Altar hatten Platz genommen die Mitglieder des hiesigen Kirchen vorstandes, die hiesigen und von auswärts erschienenen Geistlichen. Schon vor Beginn des Gottesdienstes war die Kirche sehr gut besetzt. An den Kirchthüren wurde die Festordnung mit den Texten zur Feier vertheilt. Mit dem Liede: „Wach auf, du Geist der ersten Zeugen" begann die Feier. Litur gie und Schriftverlesung erfolgte durch Herrn Oberpfarrer vr. Schumann. Daran schloß sich die Motette „Gott mein Heil" von Hauptmann, vom hiesigen Kirchensängerchor mit Begleitung der Orgel. Nach dem Verse: „König Jesu, streite, siege" begann Herr Pastor Hoffmann aus Panitzsch die Festpredigt über Apostelgeschichte 17, 16—34, Paulus in Athen, und behandelte dies Thema nach den Fragen: Was er fand, was er brachte und was er erreichte, in sehr ansprechender schöner Form, und in besonderer Beziehung zu den Zuständen der heutigen Mission. Es folgte hierauf das Lied: „Eine Herde und ein Hirt" und nach der Intona tion, Collecte und Segen durch Herrn Diaconus Wächter der Schlußvers: „O des Tags der Herr lichkeit." Die erhebende Feier hatte Aller Herzen tief ergriffen und ergab eine Sammlung in den aus gestellten Becken zum Besten der Mission den reichen Ertrag von ca. 80 Mk. Kurz nach 4 Uhr folgte eine Besprechung in der gütigst dazu überlassenen Aula des hiesigen Seminars. Die Aula war bis auf den letzten Platz gefüllt und standen sogar noch Per sonen in dem Hauptausgang. Es waren überhaupt auch viele Personen von auswärts als Gäste er schienen, und zwar fanden wir vertreten außer den Orten der nächsten Umgebung auch Meerane, Glau chau u. s. w. Herr Oberpfarrer Schumann eröff nete nach dem Gesänge des Liedes „Fahre fort rc." mit einer warmen Ansprache die Versammlung. Herr Diaconus Wächter führte in sinniger Weise die biblische Begründung der Missionsarbeit aus. Hieran reihte Herr Pastor Kaiser aus Langenchurs dorf eine lebendige Schilderung des indischen Heiden thums. Nach dem Liede „Laßt mich gehn" unter Begleitung der schönen Seminarorgel sprach Herr Pastor Hoffmann aus Ziegelheim an der Hand statistischer Zahlen in ausführlicher Weise über den Stand der jetzigen Mission und Herr Pastor Mün nich aus Wolkenburg hob in sehr ansprechender und klarer Weise den Einfluß der Mission auf Cultur und Gesittung der Völker hervor. Nachdem noch Herr Oberpfarrer Or. Schumann dem hiesigen Missionsverein, dem Festprediger und den Fest rednern der Feier, sowie den lieben Missions freunden, die auch heute ihr warmes thätiges Inter esse für das Elend der Heiden bewiesen hatten, gedankt, knüpfte er daran die erfreuliche Miltheilung, daß der Missionsverein noch weitere Mitglieder in fast sämmtlichen umliegenden Gemeinden gefunden habe und schloß daran ein ergreifendes Gebet. Mit dem Gesänge: „Laß mich dein sein und bleiben" schloß das schöne Fest, dem auch wir, dem Wunsche des Herrn Oberpfarrers beistimmend, eine baldige Er neuerung und segensreichen Nachhall wünschen. *— In einer gestern in Stadt Hamburg zu Glauchau stattgefundenen Sitzung von Vorstands mitgliedern der Gewerbevereinezu Ernstthal, Glauchau, Gößnitz, Hohenstein, Meerane, Penig, Waldenburg, Werdau und Zwickau wurde unter anderm beschlossen, in genannten Städten unter Protection der Gewerbe vereine daselbst Lehrlingsvermittelungsinstitute zu er richten und, soweit sich ein Bedürfniß geltend macht, auch die Vermittelung von Lehrlingsstellen in ge nannten Orten gegenseitig zu übernehmen. Es kann ein solches Vorgehen im Interesse der Eltern sowohl als der heranzubildenden Handwerker nur mit Freuden begrüßt werden. Bei uns in Waldenburg besteht allerdings eine derartige Vermittelung bereits seit längerer Zeit. — Hl. In Sachsen bestehen bereits Kreisvereine deutscher Handlungsgehilfen in Chemnitz, Riesa, Reichenbach, Altenburg u. s. w. Es wäre wünschens- werth, wenn am hiesigen Platze ebenfalls eine solche Vereinigung, wozu 15 Mitglieder nothwendig sind, zu Stande käme. — Der Verband deutscher Hand lungsgehilfen hat juristische Persönlichkeit und seinen Sitz in Leipzig. Die Zwecke des Verbandes sind in materieller Beziehung die Sicherung seiner Mit glieder in den Nothfällen des Lebens: L. durch Unterstützung bei Stellenlosigkeit; b. durch Stellen vermittelung; o. durch zu gewährenden Rechtsschutz; ä. durch Einrichtung einer Kranken- und Begräbniß- kaffe; 6. durchEinrichtungeinerAltersversorgungs-,Jn- validitäts-, Wittwen- und Weisenkasse. — In Pölbitz sind in der Nacht zum Sonnabend zahllose Exemplare des socialdemokratischen Wahl aufrufs ausgestreut worden. Aus dem Sachsenlande. — Se. Majestät der König Albert ist am Sonn abend früh im besten Wohlsein von Wien zurück gekehrt und in Strehlen abgestiegen. — Auf ein vom Präsidium der Handels- und Gewerbekammer Plauen an die königliche General- direction der sächsischen Staatseisenbahnen gerichtetes Gesuch um Gewährung von Fahrpreisermäßigungen für die Besucher der handwerkstechnischen Ausstellung in Dresden ist der Bescheid eingegangen, daß es nach den seit längeren Jahren für Gewährung von Fahrpreisermäßigungen bestehenden Grundsätzen und aus sonstigen Gründen nicht angehe, ganz allgemein während der Dauer dieser Ausstellung an nach Dresden reisende Mitglieder von Gewerbevereinen Fahrpreisermäßigungen zu gewähren, daß aber die Generaldirection nicht abgeneigt sei, zu diesem Zwecke Sonntag den 19. oder Sonntag den 26. October einen Extrazug zu ermäßigten Preisen von Plauen aus über Zwickau nach Dresden einzulegen, wobei den gelösten Extrazugsbillets dem geäußerten Wunsche gemäß Giltigkeit zur Rückfahrt mit gewöhnlichen Personenzügen für drei Tage beigelegt, auch von ge wissen Hauptstationen der Nebenlinien aus Anschluß- billets für Benutzung des Extrazugs ausgegeben werden könnten. Da jedoch als Voraussetzung der Einlegung des Extrazugs eine hinreichende Betheili gung bezeichnet wird, so richtet das Präsidium der Handels- und Gewerbekammer Plauen an alle Be zirksangehörigen, welche an dem Besuche der Dresdner AusstellungeinJntereffenehmen, insbesondere aber an Mitglieder und Vorstände der Gewerbevereine die Aufforderung, mit thunlichster Beschleunigung ihre Absicht, sich an dem beantragten Extrazug zubethei ligen, dem Bureau der Handels- und Gewerbe kammer oder dem Vorstande des Gewerbevereins zu Plauen anzuzeigen, damit die zu erwartende Be- theiliguug möglichst bald übersehen und, wenn sich dieselbe als ausreichend beweist, die Stellung eines Exlrazuges beantragt werden kann. — Die Bevollmächtigten des Königreiches Sachsen zum Bundesrathe sind die Herren: von Nostitz- Wallwitz, Staats-Minister des Innern und Minister des Königlichen Hauses. Frhr. von Könneritz, StaatS- Minister der Finanzen, von Nostitz-Wallwitz, Wirk licher Geheimer Rath, außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister, von Schlieben, Major. — Stellvertreter: Held, Geheimer Rath, von Watz dorf, Geheimer Naih. Anton, Geheimer Justiz-Rath. Hoffmann, Geheimer Finanz-Rath. Golz, Geheimer Finanz-Rath. Böttcher, Geheimer Regierungs-Rath. — Eine für die Presse bedeutsame Entscheidung ist soeben vom Kammergericht in Berlin sin einem Preßprozeß wider die „Germania" in der Revisions- Instanz gefällt worden. Der Gerichtshof interpretirte nämlich in Uebereinstimmung mit den Ausführungen der Vertheidigung den über die Aufnahme von „Berichtigungen" handelnden § 11 des Preßgesetzes dahin, daß der verantwortliche Redacleur einer Zei tung nicht verpflichtet sei, eine Berichtigung die neben thatsächlichen Behauptungen auch RaisonnementS enthalte, soweit zum Abdruck zu bringen, wie sie Thalsachen richtig stelle und sich auf thatsächliche Angaben beschränke, daß vielmehr in einem solchen Falle der Redacteur berechtigt sei, die ganze Berich tigung zurückzuweisen. In gleichem Sinne halten auch die beiden Vorinstanzen entschieden, die Staats anwaltschaft hatte gegen die bezüglichen Freispre chungen die Berufung und schließlich die Revision eingelegt, die nunmehr vom Kammergericht zurück gewiesen worden ist. — In der Zeit vom 15. October 12 Uhr 1 Minute morgens bis 17. October 12 Uhr nachts soll für die Zwecke des Weltpostvereins die Stück zahl der Postkarten mit bezahlter Antwort, der Sen dungen mit Empfangsanzeigen und der Eilsendungen während dieser Tage festgestellt werden. Ferner soll dabei die Anzahl der im Postwege bezogenen Zeitungen und Zeitschriften für das Kalenderjahr 1884 ermittelt werden. — Die zur Ausstellung von Handwerkstechnik in Dresden gehörige Ablheitung für gewerbl. Schul wesen und Fachliteratur befindet sich im Prinz- Max-Palais und man gelangt in dasselbe, wenn man von der Hauplausstellung, durch den mit alten Bäumen gezierten parkartigen Garten wandert. Hier ist geweihter Boden; denn Palais und Garten gehörten einst dem Prinzen Max, dem Vater der sächs. Könige Friedrich August II. und Johann, dem Großvater des jetzt regierenden Königs Albert. Hier verlebten die genannten Fürsten und ihre Ge schwister viele Tage glücklicher Kindheit. Es erin nern noch daran das Naturtheater, der Schießplatz und die abgetheilten kleinen Gärtchen, von denen die am mittleren Ausguck den Prinzen Friedrich und Johann und die rechts davon gelegenen dem Prinzen Albert und seinen Brüdern und Schwestern gehörten. Das Beet des in Weesenstein verstor benen Prinzen Ernst bezeichnet noch jetzt ein L mit Krone aus Buxbaum, umstanden von Cypressen, die andern je ein Lebensbaum. König Johann weilte gern hier und noch in seinen hohen Jahren sah man ihn öfters durch die Ostra-Allee nach dem Palais gehen, um dort im Garten zu prome- niren, um sich von den Regierungsgeschästen zu erholen. — Nach einer Mittheilung aus Leipzig sollen daselbst wegen des mit einem Capital von einer Million Mark von zwei Privatleuten gegründeten und^ hergestellten Panoramas Verhandlungen mit einer Gesellschaft im Gange sein, welche das Pa norama mit allem Zubehör für den Preis von 900,000 M. zu erwerben beabsichtigt. Als Veran lassung zu diesem möglichen Besitzwechsel wird der Tod eines der Unternehmer, des Rentiers Johannes, der unmündige Kinder hinterlassen hat, genannt. — Aus den Mittheilungen des statistischen Amtes zu Leipzig sind folgende Angaben von allgemeinerem Interesse: Bei der Berufszählung vom 5. Juni 1882 hatte Leipzig 152,969 Einwohner, die Grenzdörfer hatten deren 52,277, die Vorstadtdörfer 58,729, die Außendörfer 6946 und die ferneren Dörfer, wie Barneck, Böhlitz-Ehrenberg, Wahren, Großzschocher und Dölitz, 11,224 Einwohner, so daß sich die Ge- sammtbevölkerung von Leipzig mit seinen Grenz-, Vorstadt- und Außendörfern auf 282,145 Seelen beziffert. — Ein schrecklicher Vorfall ereignete sich am Freitag Abend auf dem Magdeburger Bahnhofe zu