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Schönburger Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis nachmittags 3 Uhr des vorhergehenden Tages. Expedition: Waldenburg, Kirchgasse 255. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk> Ski Pf. Einzelne Nummern 5 Pi Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Filial-Expedition in Altstadtwaldenburg: bei Herrn Kaufmann Max Liebezeit. Amtsblatt für de» Stadtrath z» Waldenburg. ^eSA. Donnerstag, den 2. Oetober 188t. Verordnung, die Ernennung der Wahlcommiffare zu den bevorstehenden Reichs tagswahlen betreffend. Aus Anlaß der durch Kaiserliche Verordnung vom 18. laufenden Monats auf den 28. October dieses Jahres festgesetzten Wahlen für den Reichstag hat das Ministerium des Innern für die Wahlkreise des Landes die nachstehend unter T namhaft gemachten Wahlcommissare ernannt. Indem dies unter Bezugnahme auf die Verordnungen des Ministeriums des Innern, die Wahlen zum Reichstage betreffend, vom 1. und vom 22. lau fenden Monats hierdurch zur Nachachtung bekannt gemacht wird, ist zugleich darauf aufmerksam zu machen, daß die Wahlkreise für die bevorstehenden Wah len ganz in derselben Zusammensetzung wie früher und namentlich bei den Wahlen im Jahre 1881 verbleiben. Im Uebrigen ist bezüglich der bevorstehenden Wahlen allenthalben den vorerwähnten Mnisterialverordnungen, sow.e den Vorschriften des Wahlgesetzes vom 31. Mai 1869 (Bundesgesetzblatt Seite 145 flg.) und des Wahlreglements vom 28. Mai 1870 (Bundesgesetzblatt Seite 275 flg.) nachzugehen. Dresden, am 23. September 1884. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Paulig. O Zu Commissaren für die Wahlen zum Deutschen Reichstag sind ernannt worden für den 1. Wahlkreis: der Amtshauptmann von Schlieben zu Zittau, 2. - der Regierungsrath von Witzleben zu Löbau, 3. - der Commissionsrath Kupfer zu Bautzen, 4. - der Amtshauptmann von Metzsch zu Dresden-Neustadt, 5. - der Stadtrath Bönisch zu Dresden, 6. - der Amtshauptmann vr.M. Schmidt zu Dresden-Allstadl, 7. - der Amtshauptmann von Bosse zu Meißen, 8. - der Amtshauptmann Le Maistre zu Pirna, 9. Wahlkreis: der Amtshauptmann Or. )ur. Fischer zu Freiberg, 10. - der Bezirksaffeffor Schmöger zu Döbeln, 11. - der Amtshauptmann Or.jur. Schnorr von Carolsfeld zu Grimma, 12. -- der Stadtrath Heßler zu Leipzig, 13. - der Amtshauptmann Geheimer Regierungsrath vr. zur. Platzmann zu Leipzig, 14. - der Amtshauptmann vr. zur. Forker-Schubauer zu Borna, 15. - der Amtshauptmann vr. zur. Gehe zu Flöha, 16. - der Oberbürgermeister vr. zur. Andru zu Chemnitz, 17. - der Amtshauptmann vr. zur. Waentig zu Glauchau, 18. - der Amtshauptmann von Bose zu Zwickau, 19. - der Regierungsrath Ficker zu Zwickau, 20. - der Amtshauptmann von Kirchbach zu Marienberg, 21. - der Amtshauptmann vr. zur. von Mayer zu Annaberg, 22. - der Amtshauptmann von Polenz zu Auerbach, 23. - der Amishauptmann Freiherr von Welck zu Plauen. Versteigerung. Dienstag, den 7. October d. I., Vormittags von S Uhr an sollen im hiesigen Rathskeller die zum Nachlasse der Frau verw. Wein hold geb. Rothe in Waldenburg gehörigen Mobiliargegenstände, Kleidungs stücke, Betten, Wäsche, sowie auch Werthsachen gegen sofortige Baarzahlung an den Meistbietenden öffentlich versteigert werden, was unter Bezugnahme auf das an Amtsstelle aushängende specielle Verzeichniß der Auctionsgegenstände hierdurch bekannt gemacht wiro. Waldenburg, den 27. September 1884. Königliches Amtsgericht. Baumbach« «Waldenburg, 1. October 1884. Sei: etwa 80 Jahren ist eine Abnahme und Verringerung der Bevölkerung in Frankreich augen scheinlich; Schaffst, Kriege und Verbannung haben die kräftigsten Menschen, speciell das fränkische, echt französische Element hinweggerafft. Ein französischer Arzt, den die von Jahr zu Jahr erscheinende, kleiner und schwächer werdende Race bei den Mfliläraus- hebungen in Erstaunen setzte, machte zuerst darauf aufmerksam. Es ging aus seinen Beobachtungen mit Sicherheit hervor, daß seit Jahren die Größe der Mannschaften bedeutend abgenommen hat. Vor der Revolution stillte man unter die Grenadiere keinen Mann unter 1,70 Meter ein, unter der Republik nahm man sie zu 1,66, unter dem ersten Kaiserreich zu 1,63, und schon vor längerer Zeit rief die Noihwendigkeit die Maßregel hervor, alle Leute von gutem Wuchs den Elitecompagnien ein zureihen. Außer den Kriegen und politischen Wirren haben noch andere Ursachen dazu beigetragen, den Mann schaftsstand zu verringern. Wenn bei uns oei der Gestellung zum Militär so und so viele junge Leute oft wegen geringfügiger körperlicher Gebrechen als für den Dienst nicht tauglich erklärt, oder der Er satzreserve einverleibt resp. zurückgestellt werden, weil man stets einen Ueberschuß an kräftigen durch und durch gesunden Leuten hat, so ist das in Frankreich nicht der Fall, weil dort die Geburts- verhällniffe ganz andere sind und man mit dem vorhandenen „Material" vorlieb nehmen muß. In den Jahren 1780—1810 zählte man in Frankreich durchschnittlich 33 Geburten pro 1000 Einwohner im Jahr, und in den sieben folgenden Jahrzehnten sank dieses Verhältniß herab auf 31, 30, 29, 28, 27, 26, 25. Die Thalsache ist staunenerregend, zumal sich in dieser Zeit die Zahl der Ehen bedeutend vermehrt hat. Während in England in 1000 Ehen durchschnittlich 248, in Preußen 275, in Belgien 279 Kinder jährlich geboren werden, so ist in Frank reich das Ergebniß nur 173, und doch ist Frank reich gerade das Land, welches die meisten Ehen zählt, nämlich 140 pro 1000 Einwohner, während Belgien nur 106, Preußen 120, England 133 auf weist. Die auffallendste Erscheinung in Frankreich ist nun die, daß die Zahl der Geburten gerade in dem Maße eine stärkere ist, woraus zu folgern, daß die Zahl der Geburten im umgekehrten Verhältniß zu dem Wachsthum des allgemeinen Wohlstandes steht. Eine fernere Ursache des Rückganges der sranzö- zösischen Race ist die folgende: Da das Gesetz ge wisse Klaffen der Verheiratheten von dem Kriegs dienste ausnahm, so war die Folge, daß junge Leute, um sich desto eher dem Kriegsdienste zu entziehen, Frauen von sehr schwacher Gesundheit oder schon vorgerücktem Alter heiratheten. Die Kinder aus solchen Ehen waren schwach, zum Theil verkrüppelt, und dies war so eingreifend, daß in den dreißiger Jahren, wo die nach der Aufhebung dieses Gesetzes geborenen Kinder zur Mililäraushebung kamen, die Zahl der nun tauglichen Mannschaften ohne Ver gleich größer war, als sonst. Die gleichen Resul tate hatte man schon in den Jahren bemerkt, welche sich auf die Zeil der Revolution bezogen. Hunger und Elend hatte gleichfalls auf die Kinder aus jener Zeit eingewirkl. Ein merkwürdiger Fall kam 1815 vor. Als damals ein englisches Armeecorps in Frankreich stehen blieb, wurden für diese Truppen Tschakos bei französischen Lieferanten bestellt, welche sich nach den bei dem französischen Kriegsministerium ge gebenen Maßen richten zu können glaubten. Als die Tschako's geliefert wurden, erkannten die Liefe ranten zu ihrem nicht geringen Schrecken, daß zwei Drittel zu eng waren; nur auf die kleinsten eng lischen Köpfe paßten die größten französischen Tschako's. Die anderen wurden ohne Weiteres ver worfen. Indessen sind die englischen Truppen noch bei Weitem nicht so groß, wie z. B. die deutschen und ungarischen. Man kann hieraus auf die große körperliche Verschiedenheit schließen. Auf dem Lande sind die Rekruten meist kräftiger, als in den Städten, obwohl die Städter meist höher gewachsen sind, als die Landbewohner; aber diese verlieren an Kraft, was sie an Größe gewin nen. Dies bestätigt auch die Erfahrung, indem die kleineren Soldaten eines Regiments vielfach die Anstrengungen des Marsches und des Krieges leichter ertragen, als die größeren Leute. Doch wenn die Größe des Mannes nichts für die Stärke beweist, so zeigt doch die überall gebräuchliche Ansammlung großer Mannschaften in einzelnen Corps, daß eine kleine Natur im Kriege eine nicht ganz gleichgiltige Sache ist. Uebrigens meinen wir hier weniger die Körperlänge,. als eine robuste, muskulöse Körper constitution mit gesundem Blute. Den Franzosen ist es 1813/14, 1854 im Krimkriege, 1859 in Italien, 1870/71, in Afrika und China regelmäßig passirt, daß sie von den Linientruppen nach einigen Monaten einen großen Theil ins Lazarelh schicken mußten und es ist ja bekannt, daß der französische Soldat wohl muthvoll draufgeht, daß er aber in einem langwierigen Gefecht bei Weitem nicht so zäh aushält, wie unsere Truppen. «Waldenburg, 1. October 1884. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die Kaiserin Augusta vollendete am Dienstag ihr dreiundsiebenzigstes Lebensjahr. Um so freudi ger gestaltet sich die Feier des Tages, als er mit der Wiederherstellung der hohen Frau nach langem Siechthum zusammensällt. Die lebhafte Theilnahme, mit welcher die Kaiserin den bewegten rheinischen Festtagen gefolgt ist, bietet den erfreulichen Beweis für ihre völlige Wiederherstellung und eröffnet von Neuem die frohe Hoffnung, daß es Ihrer Majestät noch lange vergönnt sein werde, ihre warmherzige