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Fassungsraum und um eine Förderung und Reini gung von ca. 500 Meter-Centner Getreide per Stunde), weder am Rhein noch an irgend einem anderen deutschen Strome zur Ausführung ge bracht sind. Im Landauer Wahlkreise hat, wie nun amt lich feststeht, doch der nationalliberale Candidat Mahla über den Forschrittler Sartorius gesiegt. Mahla hat 9290, Sartorius 9208 Stimmen. 72 Stimmen zersplitterten sich. Bei der am 29. Juni in Hamburg vorgenom menen Reichstagsstichwahl wurde Bebel mit 11,711 Stimmen gewählt. Sein Gegencandidat Rabe erhielt 11,608 Stimmen; 160 Stimmen wa ren ungiltig. Zur VerhafturW Kraszewski's meldet die „Pol. Corr." aus Dresden: „Gegenüber den ver schiedenartigen, einander zum Theil widersprechen den Darstellungen der Affaire Kraszewski läßt sich auf Grund bester Information das Folgende ver sichern: Die Verhaftung Kraszewski's ist erfolgt, weil die Behörden den Verdacht des Verbrechens des Landesverraths durch Kraszewski für begründet halten. Die bisherigen Ergebnisse des vorbereiten den Verfahrens rechtfertigen die Nichtaufhebung der Haft. Da das vorbereitende Verfahren nach den gesetzlichen Bestimmungen ein nicht öffentliches ist, können der Presse authentische Detail-Mittheilungen über den Verlauf unmöglich zukommen. Sollte die Untersuchung den Anhalt dafür bieten, so wird der deutsche Ober-Reichsanwalt die Anklage wegen Lan- desverrath erheben. Inzwischen wird der 71jährige Literal in thunlichst schonender Weise in seiner hie sigen Haft behandelt." Oesterreich. Wer jetzt das Innere von Böhmen durchreist, glaubt schwerlich, sich in einem Lande zu befinden, welches noch bis 1866 zu Deutschland gerechnet wurde, so wird der „Cöln. Ztg." aus Böhmen berichtet, solche ungemein große Fortschritte hat die Verdrängung alles Deutschthums durch das tschechische Element in dem letzten Jahrzehnt hier gemacht. Man hört fast nur tschechisch sprechen, sieht nur tschechische Inschriften, kaum daß die un teren Beamten der centralböhmischen Eisenbahnen sich herbeilaffen, deutschen Reisenden auch eine deutsche Antwort zu geben, obgleich sie von früheren Zeiten her fast sämmilich noch so ziemlich der deut schen Sprache mächtig sind. Die Schule und die Sprache der Behörden, alles wird jetzt mit größter Hast und Anwendung aller nur möglichen Mittel fast gewaltsam tschechisirt, und besonders nach ihren jüngsten Erfolgen kennt der Uebermuth der tschechischen Partei kaum noch eine Grenze. Die Tschechen glau ben sich gegen die verhaßten Deutschen fast alles erlauben zu können. Gehl die Tschechisirung Böh mens so fort, wie sie jetzt begonnen hat, so läßt sich fast der Zeitpunkt berechnen, wo dieses Land ein vollständiges slawisches Reich, welches mit dem üb rigen Oesterreich kaum noch durch eine lockere Per sonal-Union verbunden ist, bilden wird. Die Juden in Wien sind sehr entrüstet. Der Redacteur Benedikt der „N. Fr. Pr." hat sich ge genüber mehreren Juden, die sich zu ihm beklagten, daß die „N. Fr. Pr." die Berichte über die Tisza- Eszlarer Affaire zu trocken bringt, geäußert, er werde bald im entgegengesetzten Sinne schreiben: Man solle alle Juden aufhängen, wenn sie sich's nicht Millionen * kosten lassen! Diese Aeußerung ging wie ein Lauffeuer durch alle Kaffeehäuser und sie ist diesmal nicht von der Rivalin der „N. Fr. Pr.", der „W. Allg. Ztg." ausgesprengt worden, denn auch diese letztere wird wegen ihres zweiten Artikels im Sonntagsblatte der Diffenterie von der jüdischen Sache beschuldigt, weil ihr von der Wiener israelitischen Allianz zu wenig gegeben worden ist. Es sollen blos lumpige 5000 fl. gewesen sein. (Das sind ja saubere Geschichten.) Frankreich. Auf dem Gebiete der äußeren Politik liegen neue Nachrichten von wirklichem Belang nicht vor. Auch im Innern passirt nichts ganz Außergewöhnliches, denn das nur Außergewöhnliche ist in der Repu blik schon alltäglich. Die guten Freunde Louise Michels machen in der Hauptstadt einen Riesen lärm wegen der Einsperrung dieses halbverrückten Frauenzimmers. Glücklicherweise achtet Niemand darauf. Im Ministerrathe entwickelte der Gouverneur von Algier das Project beim Parlament, einen Credit von 50 Millionen zu beantragen zur Gründung einer Anzahl von Dörfern in Algerien. Der Ministerrath acceptirte das Colonisationsproject. England. Die Orthodoxen haben ihren Willen durchgesetzt. Die Schwägerbill ist vom Oberhause in dritter Lesung mit 5 Stimmen Majorität abgelehnt wor den. Es bleibt also bei dem unbegreiflichen Ver bot der Ehe eines Wittwer» mit seiner Schwägerin. Anderswo werden solche Gesetze auch nicht auf recht erhalten, nur bei den — Engländern ist das möglich! Mr. Bradlaugh, den das Parlament bekannt lich nicht unter sich dulden will, hat seine große Protestrundreise in Kurzem beendet, und wird dann einen neuen Versuch machen, seinen Sitz im Unter hause einzunehmen. Man darf also bald einen neuen Skandal erwarten. Bradlaugh ist übrigens trotz seines Atheismus eine sehr populäre Persön lichkeit. Rußland. Den geräuschvollen Krönungstagen in Moskau ist nunmehr eine Zeit tiefster Ruhe gefolgt. Die an den Feierlichkeiten direct Betheiligten sind auf ihre Güler resp. in'S Ausland gereist, oder erholen sich von den durchgemachten Strapazen auf den Sommerfrischen in der Umgebung der Residenz. Besonders stark ist jetzt das noch vor vierzehn Tagen so stille Peterhof bevölkert, in dessen unmittelbarer Nähe, auf Schloß Alessandria, das Kaiserpaar residirt. Fast täglich unternehmen von dort aus die hohen Herrschaften, in Gemeinschaft mit ihren nächsten Verwandten, Spazierfahrten in den prächtigen Pe- terhofer Park. Der Kaiser soll auch, in Anbetracht seiner ungemein vollblütig kräftigen Constitution, sowie auf Anrathen der Aerzte, sich zu Fuß viel Bewegung machen und unternimmt in Begleitung seines ältesten Sohnes, des Thronfolgers, wie im vorigen Jahre, lange Spaziergänge. Die ver schiedenen alten Gerüchte über die schwächliche Gesundheit des Letzteren, der nunmehr 15 Jahre alt, somit nach dem russischen Hausgesetz bereits im nächsten Frühjahr mündig wird, wollen sich noch immer nicht ganz legen; doch verlautet von sehr glaubwürdiger Seite, daß es sich dabei nur um ein leeres Geschwätz handelt, der junge Großfürst ganz gesund und seinen Jahren entsprechend entwickelt ist und zudem auch an allen kräftigenden Leibes übungen, Turnen, Reiten, Fechten rc. großen Ge fallen findet. Auch die Behauptung soll unwahr sein, daß infolge einer von ihm in frühester Jugend durchgemachten Kinderkrankheit sein Gehör gelitten hätte. Egypten. Daß die Cholera in Egypten gegenwärtig schlim mer, als seit Jahren jemals wüthet, läßt sich nicht mehr fortleugnen, seit bekannt geworden, daß in Damiette in einem Tage ca. 120 Menschen den Tod fanden. Glücklicherweise sind jedoch in allen europäischen Häfen so strenge Quarantänemaßregeln ergriffen, daß eine Ausbreitung der Seuche auf Europa nicht zu befürchten steht. Die englische Krämerregierung sieht jetzt, was sie angerichtet; aber alle Choleragefahr läßt sie kalt. Gladstone constaürte ganz zufrieden, unter der englischen Armee in Egypten sei die Krankheit noch nicht aus gebrochen. In Damiette und Mansurah sind am 28. Juni 4 Erkrankungen und 3 Todesfälle an der Cholera, in Port Said 1 Todesfall vorgekommen. Aus dem Muldenthale. * Waldenburg, 30. Juni. Durch die Güte eines Freundes unseres Blattes sind wir in den Besitz einer in den 40er Jahren herausgegebenen Kirchen galerie Sachsens gelangt. In derselben werden auch die Ortschaften der Schönburg'schen Receß- herrschaften eingehend erwähnt und gedenken'wir in einer unseren nächsten Nummern den auf Altstadt- waldenburg und Niederwinkel sich beziehenden Theil dieser Galerie wiederzugeben, umsomehr, als in demselben mannichfache geschichtliche Notizen nicht ohne Werth sind. Der Verfasser jener Mittheilungen ist der damalige Pfarrer Ä. Oesfeld in Altstadt- waldenburg und Niederwinkel. * — Mit dem heutigen Tage hat, wie wir er fahren, Herr Bürgermeister Cunrady hierselbst aus Gesundheitsrücksichten das bisher von ihm verwaltete Bürgermeisteramt der Stadt Waldenburg nieder gelegt. * — Wie wir hören, ist in der gestern Abend im Rathskellersaale hierselbst stattgefundenen General versammlung des hiesigen Vorschubvereins die Liqui dation des genannten Vereins beschlossen worden. *— Der Verwalter der hiesigen fürstlichen Spar kasse, Cassirer Nebel, ein äußerst pflichttreuer und tüchtiger Beamter, hat sich heute Nachmittag, zwei fellos in einem Anfalle von Schwermuth, durch einen Schuß in das Herz entleibt. Seit dem Tode seines kürzlich verstorbenen Bruders hielt er sich für unheilbar krank und war in den letzten Tagen seine i schwermüthige Stimmung besonders bemerkbar. *— Die Mode läßt bekanntlich nichts ungestraft, d. h. ohne es modernisirt zu haben, existiren; was nur einigermaßen die Beachtung der Menschheit fin det, ist der allgewaltigen Dame in dieser oder jener Form unterworfen. Besonder- hat sie es in den letzten Jahren auf die Jugend abgesehen! Wenn man einen Knirps von 6 Jahren aus dem Jahre 1883 mit einem seiner Altersgenossen aus dem Jahre 1863 vergleichen wollte, man würde zu merkwürdi gen Resultaten kommen. Einfach aber derb war dlmals die Hauptbedingung für den Anzug eine« ordentlichen Jungen, der kein Stubenhocker war, heute spielt die Eleganz die Hauptrolle. Man möchte solch Bürschchen am liebsten hinter Glas und Rah men aufstellen. Zierlich und modern sieht das aus, aber von Natürlichkeit ist da keine Spur mehr. Ganz so schlimm, wie in großen Städten, wo sich die Kinder der besser situirten Eltern als angehende Elegants darstellen, ist es in kleineren und Mittel städten nicht, aber wo es hier bei den Knaben an modernen Anzügen fehlen mag, da ist es fast gleich bei den Mädchen. Solch ein kleines zierliches Ding mit wehendem Haar sieht in seinem besetzten Knie kleidchen allerliebst und wie eine Prinzessin, aber nur nicht wie ein fröhliches, lustiges Kind aus. Die fortwährende Angst, den Anzug zu verderben, hin dert jedes freie, ungebundene Wesen, und schließlich ist doch ein Kind mehr zum Spielen und Springen, als um Staat zu machen da! Jetzt kommen die Ferien! Sie sollen eine Erholungszeit für die Kin der sein, aber sie sind es nicht, wenn die Kinder in solchen entweder zu kostbaren, oder zu unbeque men Anzügen herumlaufen sollen. Einfach und be quem, so sollten die Anzüge der Kinder sein. Die Mode kommt noch immer früh genug. — Der Gewerbeverein zu Penig stattete am ver gangenen Montag der Stadt Mittweida einen Be such ab. Die Mitglieder nahmen die Kratzensabrik, die Winkler'sche Stahlwaarenfabrik und die Anlagen der technischen Schule in Augenschein; am Nach mittag wurde ein Ausflug nach der Lauenhainer Mühle unternommen. Aus dem Sachsenlande. — Der verfassungsmäßig der nächsten Stände versammlung vorzulegende Rechenschaftsbericht auf die Finanzperiode 1880/81 ist nun fertiggestellt und kann der Ständeversammlung sofort bei ihrem Zu sammentritt vorgelegt werden. Der Bericht zeigt im Vergleich mit dem Rechenschaftsbericht auf die Vorperiode ein wesentlich günstigeres Gesammtergeb- niß. Während die in den Jahren 1880 und 1881 zu erwar tenden Ueberschüsse aus zusammen 127,519,174 Mari veranschlagt waren, haben dieselben in Wirk lichkeit 140,413,848 Mark 53 Pf., also 12,894,674 Mk. 53 Pf. mehr betragen. Dieses Mehrergebniß entfällt hauptsächlich auf die Forsten (-j- 308,497 Mk.), die Porzellanmanufactur (-j- 456,255 Mk.), das Steinkohlenwerk (-j- 501,088 Mk.), die fiscali- schen Hüttenwerke (-j- 659,228 Mk.), dar Blau farbenwerk (-f- 114,665 Mk.), die Staatseisen bahnen (-j- 7,594,075 Mk.), die Landeslotterie (-j- 894,388 Mk.), die Einnahmen der allgemeinen Lassen Verwaltung (-s- 329,345 Mk.) und die direc- ten Steuern (-j- 1,939,703 Mk ). — Der Gustav-Adolf-Verein hält seine diesjährige Hauptversammlung vom 25.-27. September in Lübeck ab. Die Ansprüche, welche an diesen weit verbreiteten Verein gestellt werden, sind unendlich zahlreich, und wenn es ihm vergönnt gewesen ist, in dem bis jetzt 50jährigen Bestehen über 17,000,000 Mk. zur Unterstützung an 2933 Gemeinden zu ver wenden, so sind seine Aufgaben noch immer sehr groß, denn für dieses Jahr allein haben sich mit Hilfsgesuchen an ihn gewandt: 630 evangelische Gemeinden in Deutschland, 222 in Deutsch-Oester- reich und 383 in anderen Ländern. Die Gesammt- schuldenlast, die diese Gemeinden drückt und die der Verein mit tilgen helfen soll, beziffert sich auf ca. 3,257,000 Mk.; der Bau von nicht weniger als 206 Kirchen resp. Bethäusern, 99 Schul- und 83 Pfarrhäusern ist als dringendes Bedürfniß an gemeldet. — Am Sonntag, den 8. Juli, morgens 12 Uhr 5 Min. wird ein Personen-Extrazug vom Baierischen Bahnhofe in Leipzig nach München, Oberbaiern, Salzkammergut rc. zu besonders ermäßigten Fahr preisen abgelaflen werden. Der Extrazug kommt mittags 12.10 nach München, ab dort erfolgt die Weiterreise nachm. 1.40, die Ankunft in Rosenheim nachm. 3.10, in Kufstein nachm. 5.8, in Salzburg nachm. 5.25, in Reichenhall 6.30. — Nach dem jetzt ausgegebenen Programm des in Dresden vom 14. bis 17. Juli d. I. stattfin denden 1. Sächsischen Kriegerfestes findet am Sonn abend, den 14. Juli, abends 7 Uhr, Concert auf dem Alaunplatze uno dann Commers in der Fest halle daselbst statt. Sonntag Nachmittag '/22 Uhr stellt sich der Festzug auf der dazu sehr geeigneten geräumigen Weißeritzstraße auf. Bei Ankunft des Zuges auf dem Festplatze wird derselbe feierlich be-