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ZchimbuM Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Lage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge find erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. S0 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Eolporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zn Waldenburg. 201. Freitag, den 31. August 1883. Bekanntmachung. Behufs der Wahl eines Abgeordneten zur zweiten Kammer der Stände versammlung für den 14. städtischen Wahlkreis hat das Königliche Ministerium des Innern durch Verordnung vom 3. dieses Monats den 11. September 188S als Wahltag festgesetzt. Die zu gedachtem Wahlkreis gehörige Stadt Waldenburg bildet mit den in der Stadtflur gelegenen exemten Grundstücken der Herrschaft Waldenburg einen einzigen Wahlbezirk. Als Wahllocal ist der hiesige Rathhaussaal be stimmt und die Stimmzettel sind am Wahltage in der Zeit von Vormittags 10 bis Nachmittags 4 Uhr vor dem unterzeichneten Wahlvorsteher persönlich abzugeben. Nach Ablauf der zur Abstimmung festgesetzten Zeit ist Niemand, der nicht bereits im Wahllocale gegenwärtig ist, zur Wahl mehr zuzulafsen. Indem solches hierdurch bekannt gemacht wird, werden die Stimmberech tigten noch besonders darauf aufmerksam gemacht, daß auf den Stimmzetteln die Person des zu Wählenden so zu bezeichnen ist, daß über ihn kein Zweifel übrig bleibt und daß Stimmzettel, welche dieser Vorschrift nicht entsprechen, ingleichen solche, welche die Namen mehrerer Personen oder einer nicht wähl baren Person enthalten, ungültig sind. Der Wahlhandlung können nur Stimmberechtigte beiwohnen, es dürfen aber unter denselben weder Verhandlungen noch Ansprachen stattfinden. Waldenburg, am 28. August 1883. Der Wahlvorsteher. Limmer, Stadtrath. Rr. *Waldenburg, 30. August 1883. ! Die Thronrede, mit welcher die außerordentliche , Session des deutschen Reichstages am Mittwoch ! Nachmittag 2 Uhr vom Staatssekretär, Staatsmini- ? ster von Bötticher eröffnet ist, lautet: Geehrte Herren! Se. Majestät der Kaiser haben den Reichstag zu berufen geruht, um Ihnen den mit der Königlich Spanischen Regierung vereinbarten Handels- und Schifffahrtsvertrag zur verfassungs mäßigen Beschlußfassung vorzulegen. Eine Einigung beider Regierungen über diesen Vertrag ist erst nach dem Schluffe der letzten Reichstagssesston zu Stande gekommen. Daß der Abschluß sich so lange ver zögerte, beruht auf Hindernissen, deren Beseitigung erst in Folge längerer und schwieriger diplomatischer Verhandlungen gelang. Aus dem Vertrage ergeben sich für die deutsche Einfuhr nach Spanien wichtige Zollermäßigungen, und seitens der betheiligten deut schen Industrie wurde der dringlichste Wunsch kund gegeben, daß diese Zollerleichterungen alsbald in Kraft treten möchten. In voller Würdigung der hierbei in Betracht kommenden wirthschaftlichen In teressen haben die verbündeten Regierungen es sich angelegen sein lassen, den zweckmäßigsten Weg zu finden, um diesem Wunsche zu entsprechen. Sie haben sich dabei zu der Auffassung geeinigt, daß auf Grund diplomatischer Verständigung zwischen den beiden Vertragsmächlen eine vorläufige Inkraft setzung der vereinbarten Zollermäßigungen unter Vorbehalt der für die definitive Giltigkeit des Vertrages erforderlichen Zustimmung des Bundes raths und des Reichstages zu geschehen habe und daß für die darin liegende Abweichung von den Bestimmungen der Verfassung die Indemnität bei den gesetzgebenden Körpern demnächst nachzusuchen sein werde. Die nachträgliche Zustimmung des Reichstags sobald als thunlich herbeizuführen, wurde dabei von vornherein um so mehr ins Auge gefaßt, als kein Zweifel darüber bestand, daß für die be theiligten Kreise die volle Gewißheit über die recht liche Geltung des Vertrages im Interesse der Sicher heit ihrer geschäftlichen Disposition von hohem Werthe sei. Gleichwohl stand der sofortigen Berufung der Neichsverlrelung die durch die Jahreszeit bedingte Rücksicht auf die persönliche Belästigung der im lausenden Jahre ohnehin ungewöhnlich in Anspruch genommenen Mitglieder derselben gegenüber, und hielt Se. Majestät der Kaiser sich zu dem Vertrauen berechtigt, daß das unter den verbündeten Regie rungen bestehende Einverständniß über die Behand lung des Vertrages auch bei allen Parteien im Reichstage vorhanden sein werde. Der unerwartete Umstand, daß nicht nur vereinzelte Stimmen, son dern die Organe weiter Kreise übereinstimmend ge gen die Abweichung von dem Buchstaben der Ver- sassungsbestimmungen Klage erhoben und dem in anderen Verfassungestaaten thatsächlich in Uebung stehenden Prinzip eines JndemnitätSverfahrens, jede Anwendbarkeit auf die Reichsverfaffung bestritten habe, hat Sr. Majestät dem Kaiser indessen den Anlaß gegeben, die der sofortigen Einberufung ent gegenstehenden Bedenken zurücktreten zu lassen. Der Vertrag wird Ihnen unverzüglich mit dem Anträge zugehcn, demselben, sowie der erwähnten vorläufigen Ermäßigung einzelner Zollsätze die verfassungsmä ßige Zustimmung zu ertheilen. Mit Allerhöchster Ermächtigung erkläre ich im Namen der verbündeten Regierungen den Reichstag für eröffnet. Der Eindruck, welchen vie Thronrede hervorruft, ist ein befriedigender. Der Reichstag wird sich le diglich mit dem spanischen Handelsverträge zu be fassen haben, und sind keine anderweitigen bedeu tenden oder gar militärischen Vorlagen zu erwarten. Auch was die den Vertrag betreffenden Worte on- belangt, so muß ihre ruhige Fassung Genugthuung erregen, besonders da für das provisorische Inkraft treten der Zollsätze in bestimmter Form die Indem nität für die Ueberschreilung der Vorschriften der Verfassung erbeten wird. Dieses Ersuchen wird die Hitze der Discussion über den Gesetzentwurf sehr herabstimmen, und läßt erwarten, daß die Berathung nur kurze Zeit in Anspruch nehmen wird. Von besonderem Interesse ist der Passus in der Thron rede, welcher darauf hindeutet, daß erst die in der Presse stattgehable Polemik die. Reichsregierung veranlaßt hat, zur Klarstellung der Sachlage die Volksvertretung ungesäumt einzuberufen. Hoffen wir, daß der Vertrag nun bald die Gesetzeskraft erlange, welche zum Nutzen der deutschen Industrie und damit des Nationalwohlstandes nolhwendig ist. *Waldenburg, 30. August 1883. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser begab sich am Mittwoch Vormittag gegen 10 Uhr zur Abhaltung der großen Herbst parade über das Gardekorps nach dem Tempelhofer Felde. Die Parade verlief in üblicher Weise. Nach mittags fand im königl. Schlosse das Paradediner und Abends Besuch der Balletvorstellung im Opern hause statt. Der Kaiser sah überaus wohl aus. Die in Potsdam und Berlin anwesenden Prinzen und Prinzessinnen wohnten sämmtlich dem militai- rischen Schauspiele bei. Dem Ausschuß der Hygiene-Ausstellung in Ber lin ist aus dem Cabinet der Kaiserin folgendes ' Schreiben zugegangen: „Ihre Majestät die Kaiserin haben mit Befriedigung Kenntniß davon genommen, daß der Ausschuß der Allgemeinen deutschen Aus stellung für Hygiene und Rettungswesen sich in an- erkennenswerther Weise an den Bestrebungen zum Besten der Verunglückten in Ischia betheiligt. Ihre Majestät wünschen bei diesem Anlaß Allerhöchst ihrem Bedauern darüber Ausdruck zu verleihen, daß es Ihrer Majestät bei der für Allerhöchst ihren Ge sundheitszustand erforderlichen Schonung nicht ver gönnt gewesen ist, der Ausstellung im Laufe der jüngstvergangenen Zeit einen Besuch abzustatten; doch sind Ihre Majestät erfreut, zu hören, daß auch der weitere Verlauf des Unternehmens ein günstiger gewesen ist und dasselbe sich fortdauernde Anerken nung erworben hat." Der Kronprinz des deutschen Reichs wird vor- I aussichtlich am Donnerstag Nachmittag zur Wieder aufnahme der Jnspectionsreise nach Bayern abreisen. Prinz Friedrich Carl, der gegenwärtig in Pom- > mern weilt, wird zum 31. d. M. zur Besichtigung der Cavallerie des schles. Armeecorps in Freystadt i. Schl, eintreffen und sich am 3. September von dort nach Posen und von da nach Ostpreußen be geben. Die Reife des Reichskanzlers nach Kissingen gilt für sicher, wenn in dem Gesundheitszustand des Fürsten nicht noch ein Rückschlag eintritt. Am 26. d. M. nahm Fürst Bismarck das letzte Bad. Die jenigen, die ihn seit dem Beginn der Kur beobach teten, wollen eine wesentliche Besserung in dem Aussehen des Fürsten wahrnehmen. Er sieht aber noch immer sehr angegriffen aus und zeigt, beson ders beim Besteigen des Wagens, noch große Schwäche. Die Kur, der sich Fürst Bismarck unter zogen, ist eine ungemein angreifende, die Gewichts abnahme eine außerordentliche. Die ungefährdete Vollendung der Kur wäre ein sehr großer Erfolg. Einer ferneren Mittheilung aus Kissingen zufolge wird die Abreise Fürst Bismarcks am 30. oder 31. erfolgen. Daß der Kanzler der Enthüllung des Riederwald-Denkmals beiwohnen wird, ist unwahr scheinlich. Die Eröffnung des deutschen Reichstages erfolgte am Mittwoch Nachmittag 2 Uhr im Sitzungs saale des deutschen Reichstages durch den Staats sekretär von Bötticher, welcher die Thronrede ver las. Präsident von Levetzow brachte ein Hoch auf den Kaiser aus, in das die Mitglieder des Hauses einstimmten. Nachdem die Beschlußfähigkeit des Hauses constatirt, wurde das bisherige Präsidium wiedergewählt und die zweite Sitzung auf Donners tag 12 Uhr anberaumt. Die weitaus größere Majorität des Reichstage« ist geneigt, die Indemnität für die provisorische Inkraftsetzung des Handelsvertrags mit Spanien zu bewilligen, nur ein Theil der Fortschrittspartei will davon absehen. Die „Prov.-Corr." schließt einen Artikel über das Sedanfest, der die Segnungen des Friedens preist, mit den Worten: „Auf allen Gebieten ist die Be festigung des Friedens, eines Zustandes, der den selben dauernd verbirgt, das letzte Ziel der Ent wickelung. Möchte uns noch lange vergönnt sein, diesem Ziele nachzustreben und den Tag des größ ten deutschen Sieges als Nationalfest zu feiern." Der „Köln. Ztg." zufolge hätte der König von Bayern dem Hofmarschallamte in Berlin sein Er scheinen bei der Feier der Enthüllung des Nieder- wald-DenkmaleS zugesagt. Die Bestätigung muß wohl abgewartet werden. Der chinesische Gesandte in Berlin, Li- Tong-Pao, welcher mit seinem diplomatischen