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rsch^- s -i- Wie aus Prag gemeldet wird, hat dort Marschall Foch Sine Truppenschau abgehalten. Trotz des Regens gab eH». zahlreiche Zuschauer. Marchall Foch wurde das Grdßkreuz des „Weißen Löwen", die höchste mili- torische Auszeichnung der Tschechoslowakei, überreicht. .Er selbst benutzte seine Anwesenheit in Prag, um zahl reichen Generälen und Offizieren die Ehrenlegion zu überreichen. Gleichzeitig fand eine. Besichtigung der Fliegcrabteilung statt. 60 Flugzeuge erschienen gleich- Vitig in der Luft. .Nie englisch-russtschen Beziehungen. ,' ' Keine Kriegsgefahr. ' Im Unlerhause schnitt Ramsay Macdonald, der Arbeiterführer, die englische Politik gegenüber Sowjet rußland an.'N Als Vertreter der englischen Regierung antwortete Unterstaatssekretär Mac Neill. Er führte die Gerüchte von einem bevorstehenden Kriege zwischen den beiden Ländern ad absurdum und bestritt, daß die englische Regierung die Handelsbeziehungen abzu- brechen wünsche. Im einzelnen führte er aus: Die Regierung schlage keineswegs eine Kündigung des Handelsabkommens mit Rußland vor, im Gegenteil fei es ihr Wunsch und ihr Bestreben, daß er erfüllt werde. Das Ab- >Eineu bewege sich jedoch selbst seiner Vernichtung zu, sobald es nicht von beiden Seiten erfüllt werde. Worauf ec das Hauptgewicht legen müsse, sei aber die Feststel lung, daß Rußland die Bestimmungen dieses Abkommens nie beachtet habe..... Kaum sei im März 1921 dieses AL- Eme» unterzeichnet worden, so hätten die Russen mit ihrer Propaganda begonnen, obwohl gerade die Unter- mssu na solcher Propaganda eine der ersten Bedingungen des Abkommens gewesen sei. Die Beschwerdenote, die die gegemoärtige englische Regierung an Rußland gerichtet habe, enthalte nur eine Auslese aus den unzähligen im Bestie der englischen Regierung befindlichen Beweisen .für die russischen Vertragsverletzungen. Man zähle nicht' weniger als 116 Fälle, in denen englische Staatsangehörige zu Un recht eingekerkert und schmählichster Behandlung ausgesetzt morden seien. Was die Beschlagnahme der englischen Fischdampser und die Gesangensetzung ihrer Bemannungen anbetrifft, so erklärte Mas ,-Neill, daß die Sowjetregierung in diesem einen Punkte eine entgegenkommende Antwort erteilt habe, da sie sich zu gewissen Satisfaktionen bereit erklärt habe. D.e SowMregierung habe nämlich mitgeteilt, daß sowohl tue Schisse wie ihre Mannschaften wieder freigelassen wer den. In allen anderen Fragen, namentlich Lenen der Pro- oaganda und des englischen Untertanen zugefügten Un- ccchtK, aber habe Sowjetrußland eine durchaus unbefriedi gende Antwort erteilt. In der Frage der Fischdampfcr werde Wohl die Freilassung der Schisse und der Leute an- ,geboten, doch von irgend einer Entschädigung sei keine Rede, ebensowenig werde eine Zusicherung gegeben, daß derartiges in Zukunft nicht mehr vorkomme. Mac Neill streifte dann noch die Frage der Nsli- gionsversolgungen in Rußland und schloß damit, daß er dararf«snnwies, England habe nur in dem Sinne ein Ultimatum an Rußland gerichtet, als das Handels abkommen zu existieren aufhören müsse, wenn Sow- jetrußland den englischen Beschwerden nicht nachzu geben gewillt sei. England sei der fruchtlosen Unter handlungen überdrüssig, trotzdem aber, werde der Außenminister, wenn der soeben angekommsne Krassin ihn zu sprechen wünsche, dazu bereit und froh darüber fein, mit ihm eine Unterhaltung über die zur De batte stehende Frage beginnen zu können. Die Arbeiterpartei zeigte sich von diesen Er klärungen so befriedigt, daß sie auf eine Abstimmung verzichtete.-OAuch Lloyd George erklärte sich in kurzer, politisch interessanter Rede, in der er vor einer russiicb- französtschen Konspiration aeaen Indien warnte, mit der Regierung einverstanden. Auch der in London eingetroffene Krassin erklärte sich für befriedigt und teilte der Presse mit, daß er bereits um eine Unter redung uni Lord Curzon nachgesucht habe:..'Er erklärte, es komme ihm auf sachliche Einigung mit England an. Aus dem Muldentale. *Waldenburg, 17. Mai * — Winke für den Pstngftreiseverkehr. E« wird rny fohlen, bereit» am Tatze vor der Abreise die Fahrkarten zu Ibsen und da» Gepäck aufzugrben. Die Gepäckstücke find sest zu verpacken und zu verschnüren. Jede» Stück muß die ge naue und dauerhaft t «festig!« Anschrift de» Reisenden, sowie die Ramen der Aufgabe- und Bestimmungsstation tragen, am besten unter Verwendung dcr am Gepäckschalter käuflich er hälilichen Vordrucke. Die Anschrist ist möglichst an der Stirn- se te anzudringen. Auch empfiehlt e» fich, einen Z-t:el mit de« glrichen Angaben in da» Gepäckstück selbst zu legen, damit der Eigentümer nötigenfalls schneller gefunden werden kann. Alte Hezettelungrn müssen sorgfältig enlserm sein. Vorteilhaft ist, das Gepäck durch Bezahlung einer geringen Gebühr am GipäckschaUer zu versichern, da die Haftpflicht der Eisenbahn beschränkt ist Wer innerhalb vier Togen die Rück-e-se auk- führen will, löse gleichzeitig mit der Fahrkarte zur Hinfahrt eine solche zur Rückfahrt. Hierdurch wird da» Warten am Fahrkartenschalter bei der Rückfahrt erspart. *— Kackelzug. Eine verdienle Ehrung brachte die hiesige freiwillige Feuerwehr ihrem langjährigen Kommandanten Herrn Branddirektor Otkar Kirchhof am gestrigen Vorabend semer Vermählung dar. Die Kompanie stellte Uhr und mar schierte gegen 90 Mann stark unter Mufikllang zum Anger. Dort wurden die Fackeln entzüntet und dir Kompanie marschierte vor der Angermühle aus. Anter Aebrrreichung einer prächtigen Urkunde wurde Herrn Kirchhof Kenntni» von einer „S»kar-Kirchhof Stiftung" der aktiven Mitglieder der Wehr in Höhe von 80,000 Mk. gegeben, deren Erträgnis zu gemeinnützige» Zweck für Wehlangehörige Verwendung finden s,I. * — Ler »4. verbandst«- des KreiSfeuerwrhrvtrdaudeS Hwickau-Glauchau-Werda« findet am 18 und 19. August in Glauchau statt. Mit dem Berbandstag verbindet die Freiwillige Feuerwehr Glaucha« ihr SOjihrige« Stiftungsfest. In der vorbereitenden SuSschußsttzung wurde das Programm sestgelegt. Sonnabend, den 18. August, Nachmittag 3 Uhr lst Inspektion der Freiwilligen Feuerwehr, ^/,5 Uhr Sitzung de« Au-schuffe», 5 Uhr BerbandSfitzung i« Lindenhof, 8 Uhr Kommers zur Feier des SOjShrigrn StistungtfestrS der FF «. und zu Ehren der anwesenden Delegierten. Sonntag früh 4 Uhr Weckruf. I« Anschluß hieran Empfang der auswär Ligen Wehren, */,1S Uhr T:urmangriff der Mauchauer Feuerwehr, '/.11 Uhr Festzug. 1 Uhr gemeinsamer Mittag essen der Delegierten. Bon 4 Uhr ab Ball aus 4 Säün der Stadt. Der Vorsitzende gab weiter bekannt, daß die Steuern für den Landetveraand Sächsischer Feuerwehren um 100 Mk. für das Mitglied für da» Jahr 1923 erhöht werden mußten. Man beschloß infolge der Geldentwertung auch für den KreiSfeuerwehrverband Zwickau Glauchau Werdau eine weitere Erhöhung von SS Mark pro Mitglied. E» wurde sodann noch bekannt gegeben, daß Anmeldungen für den 19. Deutschen Feuerwehrtag in München, der vom 27. Juli bi» 1. August stattfindit, bi» 31. Mai an den Haupt- auSschuß in München zu richten seien. * — Altershilfe. Seiner Vaterstadt gedachte ein ehemaliger Waldenburger. Herr R. M. Otto in Stockholm, ein Sohn der verstorbenen Stadtrat» Herrn Rob. Otto hier, mcch'e der freiwilligen Llterlhitfe die ansehnliche Spende von 500,000 Mark. Herrn Ott, gebührt herzlicher Dank, insbesondere auch für die Treue und Anhänglichkeit an seine Vaterstadt. Vie Einlösung de» übermittelten Scheck» übernahm in freund licher Weise kostenlos Herr Bankvorftand Georg Hahn hi-r. * — «»»«ersonderzstge zu ermiltzigte» Preise«. Die Pressestelle der Reichrbohndirektion Drerden teilt mit: Wenn «S die BetriebKagr und die Kohlenversorgung gestatten, find für die Monate Juni bi« August 1923 wieder Lommer- sonderzüge zu ermäßigten Preisen noch München, Stuttgart, Friedrichlhasen, der Ostsee und der Nordsee in Aussicht ge nommen Zu den Sonder^üzin werden besondere Sonder zugrückfahrlaiten zu ermäßigten Preisen «»«gegeben, die zur Hinfahrt mit dem Sonderzuge, zur Rückfahrt innerhalb SV Tatzen aber mit allen fahrplanmäßigen Zügen (in l)-Zügen gegen Zahlung des tarifmäßigen Schnrllzugzuschlage«) be rechtigen. Soweit in einzelnen Verkehrt beziehungen besondere Rücksonderzüge vorgesehen find, können auch diese benutzt werden. Alle Sonderzüge führen nur die 3. Klaffe. Die Berechnung de« Fahrpreise« erfolgt auf der Grundlage eine« Einheiltsatze« von 36 Mk für einen km Hin- und Rückfahrt. Hiernach beträgt die Ermäßigung für die Hin- und Rückfahrt je etwa 2L v. H. gegenüber den Fahrpreisen dl« öffentlichen Verkehr». * Schwabe«. Wie geschrieben wird, wurden kürzlich i« hiesigen Gasthof während der Tanzmusik dem Uhrmacher W. au» Waldenburg ein Ueberzirher im Werte von 200,000 Mk, dem Maler W. au« Altstadt Waldenburg ein Hut und dem Schuhmacher W. eine Sportmütze aus einem Nebenraum der Bühne gestohlen. — Gl««cha«. Da» Schützenfest findet hier in diesem Jahre vom 4. bi» 12. Lugnst in üblicher Weise statt. — Penig. D.r Gärtner und Geschäftsführer A. von hier hatte Anfang November » I. auf der Lisenbahnfvh t von Pegig nach Naridors in einem Eisenbahnabteil sich w-ßlirbig über den damalige« sächsischen Minister Lipinlki au-grspro- ch n und dabei erwähnt, al» Lipiniki gekommen sei, habe er „keinen ganzen «... auf den Hosen gehabt", jetzt habe er zwei Rittergüter. F. wurde de»halb von einem, mitreisenden Parteisekretär sofort gestellt und zur Anzeige gebracht, die zn einer Verhandlung vor dem Schöffengericht führte, in der be- merken»««rter Weise die Tätigkeit de« Amt»anwalt« durch den Oderstaat»an»alt Or. Strophal au» Ehemnitz «ehrg«- no»wen wurde. Da« Schöffengericht verurteilte ihn «egen Beleidigung zu einer Geldstrafe von 60,000 Mark, da ihm nicht zu widerlegen war, daß er die Neußernng lediglich an deren nachc elprochen hat. — Rochlitz. Im Bach« der Eisenbohnbrücke wurde von Arbeitern eine Bisamratte erlegt. — Solditz. Der BiehhLndlrr Friedrich Loui« Wolf von Loiditz hatte am 2 Dezember 1922 von einem Landwirt einen Bullen für 4S4.S00 Mark gekauft und ihn aus dem Leipziger Vieh und Schlach Hofe am 2. Januar für 664,000 Mark an einen Fleischer wieder verkauft. Da« Wuchergeiicht berechnete den ungrrechtfertigen Uebergewinn aus 93,043 Mk. Am 24. Dezember lauste Wolf von einem anderen Gut«- brfitzrr enrn Bullen für 40b,800 Mark und verkau te ihn nach acht Tagen auf dem Schlachthofe an «inen Fleischer für 730 500 Mark, in diesem Falle stellt« da» Wuchergericht den unberechtigte« Uebergewinn mit 2 l0,804 Mark fest. Da« Urteil gegen den Angeklagten Wolf lautete auf 4 Monate Gesängni« und 90,000 Mark Geldstrafe, die genannten Uebrr» grwinne werden eingrzogen. Grüner Rasen, blaue Wellen. ßOj Roman von Otto v. Gottberg. Wiemanns Zeitungs-Verlag, Berlin W. 66. 1922. In einem Dankbrief schrieb er noch vor dem Fest, «sein Boot sei in der Werft. Darum nähme er die Ein- fladung der Verwandten mit Freude an. Jetzt war ffast nur noch von seinem Besuch die Rede. Onkel und Tante wünschten ihn als künftigen Herrn auf Prie delsdorf, aber auch als Kriegshelden feierlich zu emp fangen. Tie Zeitungen hatten berichtet, er habe nach dem englischen Kreuzer im Kanal noch einen französi schen Zerstörer im Mittelmeer und während einer einzigen Fahrt 23 000 Tonnen an feindlichem Schiffs raum versenkt. Elisabeth klatschte in dis Hände, als der Onkel davon erzählte, und bat Tante Bärbchen um den Schlüssel zur Rumpelkammer. Unter dem Dach barg dort ein Koffer das ihr einst von Kurt ge- sscheukte blaue Bordjaaett, eine Mütze, eine Schärpe und eine Aermelkrone. Nachmittags sah Gerda sie das Tuch bürsten und das Metall putzen. Pustend sah Elisabeth von der ungewohnten Anstrengung auf: „Zu Weihnachten muß er mir auch einen Dolch schenken. Der ist zu niedlich und viel hübscher als Werners Seitengewehr. Wenn er das goldene Dingchen über dem blauen Paletot trägt und die Hand an den Elfen- beiugriff legt, klirrt das Kettchen wie Musik!" Die Aeltere schüttelte den Kopf. Elisabeth schien zu glauben, der Besuch des Vetters gelte ihr, die doch Braut eines andern war. Trotzdem trug sie die Aermelkrone als Brosche wieder zu Gängen auf den Bahnhof und in die Stadt. Tort und im Dorf erzählte sie vom Kommen des schon berühmten U-Boot- Helden. . - Bald baten die Gutsleute, den künftigen Herrn festlich empfangen zu dürfen. Onkel Karl er wärmte sich für den Vorschlag, gab Geld für Blumen And versuchte Verse für eine Begrüßung zu reimen. Am 22. Dezember erwarteten die vier Kurt auf dem Bahnhof. Elisabeth blieb nicht neben den Ver wandten an der Sperre, sondern lief dem aussteigen den Vetter entgegen. Gar zu vergnügt konnte er lachen! Die ihn mit Hurra grüßenden Neugierigen aus Trebbin kicherten, als er ihnen in urkomisch geheuchelter Ver legenheit abwinkte. «.Auch fragte er nicht erst, ob er eine Kusine küssen dürfe. Mitten auf ihren Mund drückte er den herzhaft lauten Schmatz, der neuen Jubel weckte. Ats sei der eine Kuß nicht genug oder schnell vergessen, gab er ihr einen zweiten, als er den Onkel, Tante und Gerda umarmte. Ein stattlich breitschultriger, doch gar junger Seemann und Ritter des Ordens Pour le merite, ging er dann zum Wagen. Der Dolch hing über dem blauen Paletot. Aus klarem Augenwerß über frischem Wangenrot sah er auf die ehrerbietig grüßende» Menschen herab. Da dröhnte wieder ein Hurra aus hundert Kehlen. Jetzt hob er die Hand in weißem Leder zu gemessen höflichem Dank, als sei er Huldigungen gewohnt. Als die drei Damen schon im Wagen saßen, liefen Mädchen mit wehenden Taschentüchern herbei. Der Schelm zuckte wieder über sein bartloses Gesicht, und laut rief er den Onkel an: „Bin doch ein Pechvogel und immer sicher, mich nur mit der Gabel auf der Straße zu finden, wenn's endlich Suppe vom Himmel regnet. Da machen sie einem mal schöne Augen, aber zufassen is nich, weil Tante und die Kusinen dabei sind!" Lachen und Hurrarufe klangen noch dem an- fahrendeu Wagen nach. Im Hof trat er mit gutge spieltem Ernst vor die wartenden Leute und hörte aufmerksam die Neds eines Alten. Doch auf feistem Rücken machten die Finger seiner Rechten den Ver wandten Männchen, als wolle er sagen: Nehmt ihr mich nur nicht ernst, denn ich bleibe euer fideler Neffe und Vetter Kurt! .«7 Dann räusperte ec sich zu einer Antwort, und sein warmer Dank hallte in bescheidenen Worten laut über den Hof. Bei Tisch ließ er sich zwar zum Er zählen nötigen, aber unterbrach das Schildern von U-Boot-Fahrten mit Schnurren und Scherzen. Die vier lachten noch, als von einem Nachbargut der alte Herr von Günderode am Fernsprecher fragte, wann er mit den Seinen Besuch machen dürfe. Die Damen wollten doch den „Seehslden" sehen. Am Abend kamen ähnliche Fragen von andern Gütern. Gerda über nahm das Antworten, aber konnte ihren Aerger kaum meistern. Als Werner hier von Krankheit und Ver wundung genas, erkundigten sich Nachbarn allenfalls bei zufälligen Begegnungen nach seinem Ergehen. Kennenlerucn wollte niemand ihren kleinen Soldaten, der doch treu und brav seine Pflicht getan hatte. Premierleutnants sahen gern ihr neues Heim von den Nachbarn gesucht, und Elisabeth jubelte, als der Onkel Karl sich entschied, zu Ehren des berühmte» Gastes nach Weihnachten ein Fest mit Nachmittags- tec für etwa hundert und Abendessen*>für dreißig Geladene zu geben. Tante Bärbchen legte die Vor bereitungen in Gerdas Hände. Wenn sie zu Blumen händlern und Zuckernbäckern oder zur Bestellung bei Borchardt nach Berlin fuhr, blieb Elisabeth allein mit dem Vetter, dem Onkel Karl freudig die sonst geschonten Pferde zum Schlittenfahren gab. Für den Sonnabend der Feier lieh Gerda im Festsaal die sechs Fenster an der Rückwand und die beiden nach dem Garten zum Lüften öffnen. Ain Morgen überwachte sie das Decken der großen runden Teetische in den vier Ecken. Zwischen den beide» Seitenfenstern fand der Flügel und an der schmalen Wand gegenüber ein langer Tisch als Büfett zwischen Kübelpflanzen Platz. Sitze boten Stühle, Sessel und Sofas unter den Familienbildern an der fensterlosen Lüngswand. Schon zum Mittagessen kamen drei Damen, die Tante Bärbchen an je einem der Teetische vertreten sollten. Der ihre stand in der Fensterecke an dec Gartenwand und gegenüber der von Frau v. Günde- rode, einer Siebzigerin, die nicht nur nach ihrem und ihres Mannes großem Besitz als erste Dame deS Kreises galt. Stets kleidete sie die noch mädchen- schlanke Figur in schwarze Seide und trug heute aM Hals die bis zum Gurt hängende Schnur ihrer großen prächtigen Perlen. Ueber dem Gesicht von noch natür lich frischer Farbe lag die hohe Welle von schneeweiße» starken Haaren, die eins wie das andere gekämmt und geglättet schienen. Das mehrte den Eindruck pein lichster Pflege und Sauberkeit.« Doch die von viele» gefürchtete große Dame war nicht nur von Erscheinung ohne Fehl und Tadel. (Fortsetzung folgt.) t