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Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger : 10.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878295829-192301102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878295829-19230110
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878295829-19230110
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Archiv Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-10
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Monat
1923-01
-
Jahr
1923
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lußkand flch durch da« dorgeschlagen» französisch-polnische System m Memelgebiet und die daraus für später sich ergebende Entwick- ung direkt bedroht fühle und nicht dulden werde, daß Frankreich ich auf diese Weise in der Ostsee einen Stützpunkt schafft. Die- er Wink dürste bei der Botschafterkonferenz nicht ohne Wirkung leiben, fie wird sich die Sache nun wohl noch einmal überlegen, md eS ist kaum anzunehmen, daß die Entscheidung über das Nemelgebiet schon in allernächster Zeit fällt. AuS der Reparationskommission. Di* Ausführungen des deutschen Vertreters. VarlS, 4. Jan. In der ReparationStommisfio« kam am Rm»tag in der »ohlenliefernngSfrag« der deutsch« Ber, »«««*, EtaatSfekretL« Mischer, Präsident der KriegSlastenkom, nifsto«, »« Wart«. Mischer legt« dar, daß «S sich dei den Be schwerden der NeparatirmSkommifsion bei den angeblichen Liese- kungSverfehlungen nur um verschwindend geringe Mengen iandl«. Deutschland hab« an Kohl« 1800 000 Tonnen geliefert, pilh»««d di« vieparattontkommtssion pro Monat 1480 000 Ton- d« mW überdies 1L S OOO Tonnen oberschlesisch« Kohl« forderte. Dach Herr« Mische» kam Herr Wallmichrath, Bertreter de« KeichSkohlenkommissarö, zu Worte. Darnach wurde die Sitzung »gebrochen, da der Ches des deutschen KohlenshndikatS Lübs « n »och nicht in Paris «ingetroffen war. Herr Lübsen wird in der «« DienStag vormittag beginnenden Sitzung daS Wort ergreifen, vi« heuttge Sitzung wird noch vormittags zu Ende gehen und die Untschetdung der Neparationskommission über die von Frankreich geforderte Mestellung der absichtlichen Dersehlungen »och im Sauf« des heutigen Tages gefällt werden. * Nach französischer Auffassung ist nicht daran zu zweifeln, baß die Reparationskommission mit einer Mehrheit von 3 Stimmen gegen eine Stimme die Nichterfüllung des Ver trages konstatieren wird. Die Stellung der Reichsregierung. Berlin, 4. Jan. Di« Reichsregierung ist zurzeit mit der »ingehenden Prüfung »er Rechtslage Deutschlands in der Rich- >««g beschäftigt, welch« Konsequenzen auS d«r etwaigen Meststcl- kmg von d«n Verfehlung«« Deutschlands durch die SteparationSkommisito« sich «»gebe« würden. ES kann kein Zwei. f«l bestehen, daß «in isoliertes Vorgehen der französischen Megie- kung, welch«S diese auS angeblichen Verfehlungen Deutschlands verleiten würde, nur als Nechtsbruch angesehen werden kann. Münde «in solch«« isoli«rt«s Vorg«h«n Frankreichs statt, so würd« Sie Regierung sich schlüssig zu mache« haben, welche Folgerungen ft« daran» zu ziehen hätte. Keinesfalls würde sie sich in S o n- berverhandlungen mit Frankreich einlaffen, auch nicht unter dem Druck von Drohungen. Sie steht auf dem Stand punkt, dass st« «S nur mit der Entente im Ganzen zu tun hat und stich« mit einzelnen alliierten Regierungen. Staatssekretär Bergmann, der noch am Sonnabend dem Reichskanzler ausführlichen Bericht über seine Pariser Krise erstattet Hal, wird im Laufe des heutigen Tages auch di« übrigen Kabinettsmitglieder über seine Reise informie- s»N. Besprechung der Reichsminister. Berlin, 6. Jan. Der „Berl. Lok.-An;." berichtet: Sestern nachmittag tagten die zuständigen Reichsminister, um sich im Anschluß an die Berichterstattung des Staatssekre tärs a. D. Bergmann mit der durch die Einmarsch drohungen der Franzosen geschaffenen Lage zu beschäftigen. Entsprechend dem Ernst der Lage wurden sämtliche Fragen, die sich aus den drohenden Maßnahmen der Fran- losen ergeben, eingehend besprochen. Daß eine völlige Einmütigkeit in der Auffassung sämtlicher Minister bestand, bracht nicht besonders hervorgehoben zu werden. Much darüber bestand nur eine Meinung, daß, wenn Frankreich und mit ihm vielleicht andere Staaten gewalt sam einmarschieren, das als eine schwere Verletzung und sogar als Bruch der Versailler Diktats an. ,Us«hen ist. Da» Reichskabinett hat sich in aller Ruhe auf alle Möglichkeiten vorbereitet. Es ist selbstverständlich, daß Sie Neichsregierung von ihren Rechten nur dann energischen gebrauch machen kann, wenn alle Kreise deS deutschen Vol- kB ungeachtet der politischen Einstellung geschloffen hinter ihr sieben. Kunst und Wissenschaft. Drahtlose Photographie. von einer neuen wissenschaftlichen Entdeckung macht die Hailu Mail' zu Weihnachten ihren Lesern Mitteilung, indem ß« behauptet, es sei jetzt gelungen, daS Problem der drahtlosen Photographie Au lösen. Es kann jetzt eine Photographie herge pellt werden, rndem man mit einem drahtlosen Sendeapparat so »Periert, daß das photographische Bild aus einen Film an einer Mtfernten Station übertragen wird. Eine neue Aera für die illustrierten Zeitungen ist damit angebrochen. Die Versuche einer Wahllosen Übermittelung von Photographien gehen bis ins Jahr l908 zurück. .Vor 3V Jahren,' so heißt es in dem Bericht des Klattes, .erfand Amstutz eine Methode, durch die ein Bild in kleine Teile zerlegt wurde und jedes durch einen Buchstaben des kllvhabetS oder eine Nummer bezeichnet wurde, um seinen Licht- «no Schattengrad anzuzeigen. Diese Methode ist mit verschie- fenen Verbesserungen kürzlich wieder ausgenommen worden, aber le bleibt unbefriedigend. Eine richtige Photographie kann nur »enau übermittelt werden, wenn das Bild, das gesandt werden vll, selbst die Grundlage für die drahtlose Einrichtung bildet. Sine solche Methode ist nun ausgearbeitet worden, und zwar ver- vendet man die Erfindung von T. Thorne Baker, dessen Apparat n den Jahren 1908 bis 1911 dazu benutzt wurde, um Hunderte Wn Bildern von Paris und Manchester nach London zu tele- »raphieren. Sehr ermutigende Ergebnisse wurden vor etwa 2 siabren mit den Instrumenten Bakers auf der Telegrapenlinie wuschen Manchester und London erzielt. ES hat noch zwei Aabre geduldiger und kostspieliger Untersuchungen bedurft, uni fiese Ergebnisse mit der drahtlosen Telegraphie zu erreichen. Nährend der letzten Wochen find nun Verbesserungen gemacht poroen, die einen bedeutenden Fortschritt aufweisen und den Lag in greifbare Nähe rücken, an dem daS drahtlos übermittelte bild eine regelmäßige Erscheinung der illustrierten Blätter wer- »en wird. Die bisherigen Ergebnisse find noch nicht vollkommen, über es ist doch schon möglich, ein Bild auf drahtlosem Wege ärmlich getreu wiederzugeben.' Es wird in dem Blatt ein Bei spiel drahtloser Photographie veröffentlicht, in dem ein Mann ruf Schneeschuhen dargestellt ist, der einer den Skilauf lernenden Paine Hilfe leistet. Die Figuren sind ganz deutlich, wenn auch steilich noch etwas verschwommen und in unsicheren Linien wie- iergegeben. Die Zeit der Uebermittelung mit dem Apparat Ba rrs rst auf nur drei Minuten herabgesetzt worden. Eine beson- »ers Präparierte Photographie wird mit dem drahtlosen Sende- lpparat in Verbindung gebracht, und innerhalb drei Minuten vird die photographische Uebertragung auf den Empsangsappa- mt erreicht. Der ganze Vorgang vollzieht sich automatisch, sodaß ille Fehlerquellen ausgeschaltet werden. Das gezeigte Bild wurde wn einem Gebäude nach einem etwa 100 Meter entfernten an- ieren übermittelt. Man wird jetzt Versuche unternehmen, um sie Uebermittelung auf größere Entfernungen auszudehnen, und >a die Entfernung in der drahtlosen Photographie verhältnismä- >ig wenig auSmacht, so hofft man, in dieser Hinsicht bald gute zu haben, nachdem nun einmal di« Grundlagen der neuen Dec deutsche Friedenspakt. Die Ansicht des Reichskanzlers. Berlin, 9. Ian. Der Reichskanzler Cuno gewährt« dem Ber liner Bertreter der .Times" eine Unterredung über den von Deutschland vorgeschlagenen Friedenspakt. <?r betonte, der dentsch« Vorschlag sei nicht «ine bloße Geste gewesen, nicht «in Manöver vor der Pariser Konferenz und noch viel weniger «in Freibrief für Ueberfäll« auf andere fried lich« Nachbarn, wie übrlwollend« Deutung unterlegen möchte. In Wahrheit beabsichtigen wir, ein praktische» Ergebnis in einer Frag« zu erzielen, an der di« ganze Menschheit interessiert ist. Wir konnten zunächst nur den allgemeinen Nahmen für ein Ab kommen anbieten, dessen Einzelheiten dann in offener Aussprache zwischen den Regierungen hätten geregelt werden müsse«. Die Dynamitwerfer von Halle geständig. Halle, 9. Jan. Zu den Verhaftungen in der Sprengstoffaffäre wird amtlich noch folgendes mitgeteilt: Bisher sind elf junge Leute im Alter von 18 bi« 22 (!) Jahren verhaftr-t. Ihr Rädels führer ist der 20jährige (!) Emil Werner, ein junger Mensch, der im Jahre 1921 sich an den Kämpfen in Mitteldeutsch land beteiligte und dann nach Rußland floh. Dort trat er in die Rote Armee ein, bekam ein Kommando in Odessa und lernt« in Moskau Sprengungen vornehmen. Als er an Typhus erkrankte, kehrte er nach Deutschland zurück und widmete sich der Jugend organisation in anarchistischem Sinne. Er gibt an, daß er mit der kommunistischen Partei öfters Auseinandersetzungen gehabt habe, da ihm deren Ziele nicht weit genug gehen. Sein politisches Neal sei, das Chaos zu erstreben, damit vom Chaos aus eine Neu ordnung der Welt erfolge. Er gibt an, auch die Sprenganschläge hätten nur dazu dienen sollen, dir politische Erregung in Halle aufs höchste zu steigern ' «L so dem politischen Ideal der Anar chisten, dem Chaos, näher zu kommen. Man habe auch Spreng- stoffanschläge gegen das Gebäude des Halleschen Polizsivröfidiums und gegen die Kasernen geplant, die infolge des Entdeckens des Planes aber nicht zur Durchführung kommen konnten. Die Bande besaß in Halle drei Spreng st offlager, eins auf dem Brandberg, eins in der Heide und ein» im Keller de» Sporthauses auf der Peißnitzwiese. Dieses dritte Sprengstofflager, dos 1^ Zentner Dynamit enthielt, war so gesichert, daß beim Oeffnen die Explosion erfolgen mußte. Ein Feuerwerker, der von der Polizei beauftragt war, konnte jedoch den Zünder vorsichtig lösen, so wurde ein Unheil verhütet. Mißglückter Fluchtversuch Techows. Berlin, 9. Jan. Wie aus Küstrin gemeldet wird, bat der Ratbenaunrörder Techow in Gemeinschaft mii einem früheren Fliegeroffizier namens Schauer einen Fluchtversuch aus der Strafanstalt Sonnenburg ge macht, der im letzten Augenblick dadurch vereitelt wurde, daß andere Häftlinge der Strafanstalt, denen Techow unvorsich tigerweise Mitteilung gemacht batte, den Aluchtplan ver rieten. Die von der Anstaltsleitung angestellten Ermittelun gen führten zur Verhaftung von zwei Gefangenenwärtern. Die "'ernehmung Techows ergab so schwer belastende Mo mente, daß drei weitere Aufseher in Haft genommen wur den. Teckow sagte aus, daß der Fluchtplan von langer Hand vorbereitet worden sei. Die Befreiung sollte von außen erfolgen. Man fand bei den Verhafteten ge naue Skizzen des Zuchthauses und der Umgebung vor, so wie eine aewiffe Summe in französischen Banknoten. An geblich wollte Schauer versuchen, nach Frankreich zu flüch ten. Weitere Aussagen führten zu einer Verbaftuna in Trev. tow bei Berlin. Ein Freund Schauers hatte von dort einen Anzug gesandt, der als Ersatz für die Gesanrenenkleidung dienen sollte. Es scheint sich herauszustellen, daß ein Kon sortium von sechs bis acht Personen an der Befreiung von Techow und Schauer arbeitete. In der Strafanstalt Son nenburg sind mmmehr besondere Sicherung-Maß nahmen getroffen worden. > Lohnverhandlungen der Reichsarbeiter. Berlin, 10. Jan. Di« Verhandlungen mit den Spitzenorgani sationen über di« Erhöhung der Bezüge der Reichvarbett« haben am Montag begonnen und wurden zurzeit fortgesetzt. Verhör im Dämmerschlaf. Ein« Mischung von Skopolamin und Morphium wird von den Aerzten zur Erzeugung einer leichten Narkose, eines Dämmerschla fes, verwendet. Ein Arzt in Texas, Dr. House, kam auf die Idee, diesen Dämmerschlaf für kriminalistische Zwecke zu verwenden. Er fand, daß sich bei geschickter Dosierung der Medikamente ein Unter bewußtsein herstellenließ, in welchem die der Narkose Unterworfe nen an sie gerichtete Fragen hörten und sie ohne jede Hemmung be antworteten. Als er in über 400 geburtshilflichen Fällen end Eindruck gewonnen hatte, daß sich fast regelmäßig ein solcher Zu stand des hemmungslosen Bekenntnisses der Wahrheit Herstellen ließ, wandte er sein Verfahren bei zwei Angeklagten an. Dem Halbbetäubten wurden acht Fragen vorgelegt, die er vorher nicht kannte. Die Antwort auf sechs dieser Fragen war zu kontrollieren und war durchaus richtig. Die zwei kriminalistischen Fragen lau teten: 1. Ob der Befragte einen Einbruch in die Apotheke verübt hatte. Antwort: Nein, er wäre deswegen verhaftet gewesen, aber er wüßte nicht, wo diese Apotheke liege. (Erotz dieser Antwort wurde er — nach Ansicht des Arztes zu Unrecht — zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt.) 2. Wer beraubte eine bestimmte Bank? Darauf benannte er fünf Männer, von denen zwei jetzt wegen dieser Tat im Zuchthaus sitzen, während die anderen entkommen sind. Die Beantwortung dieser Frage war deshalb von großer Bedeutung, weil der Befragte sie in wachem Zustand stets abgelehnt und be hauptet hatte, er wäre zur Teilnahme an diesem Einbruch nur auf gefordert worden. Dr. House empfiehlt vor allem die Nachprüfung der Wirkung des Skopolamin«. Eindrücke, die in der Ekopolamin- betäubung empfangen werden, bleiben während der Wirkung des Mittels im Gedächtnis, wahrend sie nach dem Erlöschen der Wir kung vollkommen aus dem Gedächtnis verschwinden. Dr. House fordert in der Veröffentlichung im „Texas State Journal of Medi» eine" die Aerzte auf, über die Wirksamkeit und die relative Harm losigkeit des Verfahrens zu urteilen. Mit Recht betont er, daß die Frage, ob ein Medikament angewendet werden dürfe, um Verdäch tigen ein Geständnis abzulocken, von den Juristen zu entscheiden sei. Immerhin meint er, daß, wenn es dem Staate erlaubt ist, einem Menschen Leben, Freiheit und Eigentum wegen eines Verbre chens zu nehmen und wenn es erlaubt ist, Polizeibeamte auf seine Spur zu setzen, es doch ein verhältnismäßig harmloses Verfahren sei, ihm sür kurze Zeit die Kraft der Ueberlegung, ob er sich durch eine Aussage etwa schadet oder nicht, zu nehmen. * Klassisch« Musst ist widerlich. Der unter dem Pseudonym Uriel schreibende ständige Kritiker der Moskauer „Jsvestija" hat seine revolutionäre Meinung über die Heroen der Musikgeschichte gegeben. Er schreibt: „Für einen Revolutionär ist die klassische Musik widerlich. Bach, Haydn und Gluck personifizieren die Feudalität. Tschaikowsky ist der Musiker der begüterten Land eigentümer, Schubert, Schumann und Chopin sind kleine bürger liche Spitzbuben. Wagner macht« die Musik für die Junker und Kapitalist««.' veethoviM und Mozart findet d«r gut» schon Die furchtbaren Besatzungskosten. Die im besetzten Rheinland liegende Entente-Armee hat eine Stärke von ungefähr 140 ONO Mann, die sich auf 223 Orte verteilen. Demgegenüber betrug die Gesamtstärke der vor dem Kriege in denselben Gebieten liegenden deutschen Garnisonen rund 70 000 Köpfe, die in 28 Orten garniso- uierten. Zu der eigentlichen Vesatzungsarmee kommen noch die sehr zahlreichen Familienangehörigen (mit teilweise recht weitläufiger „Verwandtschaft") und die Mitglieder der Rheinlandkommission, die jetzt 1500 Köpfe umfaßt, trotzdem sie auf Grund des Rheinlandsabkommens nur vier Mitglie der zählen durste. Insgesamt können die Ausgaben für die Rhein- Besatzung bis Ende 1922 auf rund 4,5 G o l d m i l l i a r- den geschätzt werden, d. h. aus einen höheren Betrag als die französische Kriegsentschädigung von 1870—71. Zu der sichtbaren Belastung kommt noch eine unsicht bare. Diese drückt sich vor allem in der Entwicklung der Wohnungsnot im besetzten Gebiet aus sowie in der dort herrschenden Teuerung. Wie sehr diese die finan- stellen Mittel des Reiches, des Gewerbes und der einhei mischen Bevölkerung belastet, mag zeigen, daß allein der Aufwand an den vom Reich und den Ländern an die Staats beamten und Arbeiter gewäbrten Besatzungszulagen für 1922 mindestens zehn Papiermilliarven ausmacht. Die Neparationskommission erfordert zur >eit einen Aufwand von 5 Millionen Franken monatlich. Auf das Jahr umgerechnet, ergibt sich eine Summe von 30 dis 40 Milliarden, d. h. ungefähr die Hülste des Betrages, den das Reich nach dem Stande von Ende November 1922 für die Besoldung seiner 90 000 Beamten der allgemeinen Reichsverwaltung aufwendet. Bei der Bezahlung der Kon trollkommissionsmitglieder ist zu unter- scheiden zwischen deren eigentlichem Sold, der in Heimat- Währung ausgezahlt wird, und zwischen den von Deutsch land aufzubringenden Verpflegungszulagen, den Untcrbrin- gungskosten, Freifahrten usw. Abgesehen von dem eigent lichen Sold macbien allein die Zulagen, die in den letzten Monaten auf daS Neunfache erhöht worden sind, nach dem Stande vom November, auf das ganze Jahr umgerechnet, l Papiermilliarden aus, das ist eine Summe, die ungefähr so groß ist wie die der Gesamtheit der deutschen Kriegsbe schädigten gewährten Renten. Außer sreier Unterkunft ve og an Heimatsold, der natürlich auch von Deutschland aus- zubrtngen ist, und an Zulagen nach dem Stande von An- taug Dezember ein der Kontrollkommission angehörender General einen baren Jahreschetrag von rund 80 Millionen Mark, während sich ein einfacher englischer Soldat mit fünf Millionen „begnügen" mußte. In derselben Zeit bezog der Reichskanzler »,5 M llionen und ein Reichsminister 2,9 Mil lionen Mark. Der höchste deutsche Neichsbeamte erhält al o nicht einmal den zwanzigsten Teil des Generalseiulommens, während ein deutscher Minister ungefähr die Halste des ein fachen englischen Soldaten bezieht. Franzö,Ische-polnische Zusammenarbeit im Ruhrgebiet. Es liegen Anzeichen dafür vor, daß von französischer Seite mit den polnischen Arbeitern des Ruhrgebiets schon vor einiger Zeit Fühlung genommen wurde, um zu erfahren, welche Stim- mung unter der deutschen Arbeiterschaft des Ruhrgebietes vor- Händen ist. Vor allem legt man französischcrselts Wert darauf, zu erfahren, ob von feiten der deutschen Arbeiter irgendwelche Wi derstände bet der Besetzung des Ruhrgebiets zu erwarten seien und andererseits, ob Neigung besteht, den Franzosen eine gewisse freundliche Haltung gegenüber zu erkennen zu geben. Welche Auskunst die Polen den Franozsen gegeben haben, ist nicht be kannt geworden, doch meldet der Kölner „Tlines'-Korrespondent, daß ein eventueller Widerstand deutscher Arbeiter im Ruhrgebiet durch die 200- bis 800 000 polnische Bergarbeiter eine Ab- schwächung erfayren würde. Derselbe Korrespondent meldet fer ner, daß im Falle eine« deutschen Widerstandes polnischerseitS eine Aktion gegen Deutsch-Oberschlesien etngeleit^ werden solle. Aus dieser Meldung geht hervor, daß die fr sisch-polnische Fühlungnahme wegen der Ruhrbesetzung ofsi- .r Natur ist. Man wird also damit rechnen müssen, daß bei der französischen Aktion im Ruhrgebiet irgendwelche polnische Aktionen In Ober schlesien einsetzen können. etwas erträglicher, obgleich Mozart doch recht katholisch sei. Die einzige Musik für daS Volk sei die Musik, die nach Fabriken klänge und Kohlen, nach Elektritizttäi und Lokomotiven. Wann erfrieren Pflanzen? Der Botaniker Rein hat durch zahlreiche Versuche die Kältegrade fcstgestellt, bei welchen verschie- dene Pflanzen erfrieren. Am widerstandsfähigsten sind die niede ren Gefäßpflanzen, welche bis zu 81 Kältegrade ertragen können. Manche erfrieren zwischen 14 und 19 Grad, von den Bäumen di« Eiche bei 25 Grad, der Oclbaum schon bei 4 Grad, Veilchen halten bis zu 9 Grad, der Steinbrech bis zu 14 Grad Kälte aus; bei 1,5 Grad erfrieren Gurken, Dohnen bei 2 Grad, Mais und Hirse bei 2 bis 3 Grad. Die Kälte ist als innere Kälte zu verstehen, das heißt, die Temperatur in der Pflanze muß auf die genannten Grade gesunken sein, die Außentemperatur kann beträchtlich niedriger sein, ohne den Pflanzen zu schaden, insbesondere, wenn sie durch eine Schneedecke geschützt sind. Der Montblanc-Tunnel. Im Frühling dieses Jahres werden die Arbeiten für den großen Montblanc-Tunnel begonnen wer den. Der 'Haupttunnel wird in einer Höhe von etwa NOO Metern in der Nähe von Chamonix unterhalb des Gletschers des Bostons beginnen und durch daS Massiv deS Berges durchgeführt werden, um zwischen Aosta und CourmOyeur wieder herauszu- ircten. Der für den Eisenbahnverkehr bestimmte Tunnel wird zwei getrennte Gänge erbalten, während auf beiden Seiten des Berges je sechs kleinere Tunnels für die Zu- und Abfahrt ge baut werden. Die Ingenieure hoffen, in etwa vier Jahren den Tunnelbau soweit vollendet zu haben, daß er in spätestens fünf Jahren dem Verkehr übergeben werden kann. Vierhundert Jahre Deutschschrift. Wir benützen bekanntlich zwei Druckschriften: die Fraktur (Dcutkchschrift) und die Antigua ^Lateinschrift). Letztere ist die altere und wurde anfänglich in den gedruckten Büchern gebraucht. Da man im Schreiben deutscher . r Texte die Schrift abgcändert hatte, lag es nahe, auch entsprechend« Druckbuchstaben einzuführen. Schon im 15. Jahrhundert wurden Versuche in dieser Richtung gemacht, und im Anfang des 18. Jahr hunderts erlangte zu Nürnberg, wo eine Schule von Schönschrci- bern („Modistm"), besonders unter dem Meistcr Paul Fischer blühte, eine den Formen deutschnationaler Kunst sich anpaffende Schönschrift eine größere Verbreitung, Unter Fischers Schäl' > ragte der Schönschreiber Joh. Nendörfer, der ältere, hervor, aus dessen Schule mehrere Hofsekretäre des Kaisers Maximilian 1. her vorgingen. Einer von diesen soll die Probe zur Teuerdankschrift geliefert haben. Da der Kaiser eine Vorliebe für das Deutschtüm- liche hatte, wurde diese Schrift auch in Druckwerken immer mehr an gewandt. Der Klosterbruder Leonhard Wirstlin in St. Afra in Augsburg führt in seinem 152^ dem Kaiser gewidmeten lateinischen Werke über oie Verschiedenheit der lateinischen Buchstaben unter mindert Schriftarten auch die „Deutsche Fraktur" oder „Halbfrak- j tur" an. Albrecht Dürer ließ 1525 sein« „Unterweisung der Mes sung mit dem Zirkel" in Fraktur drucken, dt« dann auch in ander« 1 Büch«, LknsinA,
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