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i r einem Gesamtbetrags von 116 006 Mark. Die 5 öchstgewinne lauten auf 3000, 2000 und 1000 M., die niedrigsten auf 5 und 3 M. Statt der Bücher kön nen auch Noten gewählt werden. Der gesamte Rein ertrag fließt der Deutschen Bücherei zu und trägt mit zur Erfüllung ihrer kulturellen Aufgaben bei. * Großes Schadenfeuer in einem Mühlemverk. Die Mühlenwerke der Firma Wutke und Co. in Ein beck sind von einem Großfeuer heimgesucht worden. Bedeutende Vorräte an Korn und Mehl und fast alle Maschinen sind vernichtet. Der Schaden ist sehr er heblich. * Schweres Baunngliick in Köln. An einem im Bau befindlichen Wolkenkratzer in Köln brach plötzlich ein Holzgerüst in der Höhe des fünfzehnten Stockwer kes zusammen und durchschlug das nächste Stockwerk. 5 Personen wurden mehr oder weniger schwer verletzt; 3 von ihnen sind bereits gestorben. * Ter explodierte BenzinbehSlter. Auf der Fahrt von Straßburg i. Elsaß nach Zabern entstand in einem Abteil dadurch Feuer, daß ein Fahrgast ein Streich holz anzündete. Aus bisher nicht aufgeklärte Weise explodierte dabei ein Benzinbehälter. Binnen kurzem stand das Abteil in Flammen. Der betreffende Fahr gast. sowie ein im gleichen Abteil mitfahrendes Mäd chen, deren Kleider Feuer singen, trugen schwere Brand wunden davon. 'Infolge von Hunger u. Erschöpfung zugrunde ge gangen sind mehrere tausend Personen, die Besatzung von 400 Fischerbarren, die im Baltischen Meere von einem Orkan überrascht wurden. 22 größere Damp fer, die zur Hilfe und Rettung ausgesandt waren, ver mochten nur 400 Menschenleben zu retten. Sämt liches Ftschergerät ist als verloren zu betrachten. * ^rpstöße auch in England. In Nord-WaleS wurde ein heftiger Erdstoß verspürt. Zahlreiche Häu ser sind eingestürzt. Tie Einwohner flüchte , auf das freie Feld. Tie Erschütterung war von unter irdischem Donner begleitet. * Folge« der Londoner Nebeltage. Während der RÄeltage find in London eine Unmenge Wertsachen gestohlen worden, insbesondere haben die „Katzen", wie man die Fassadenkletterer dort nennt, reiche Beute gemacht. Die Polizei hat nun einen erheblichen Teil dieser Gegenstände wieder herbeigeschafft und sie in einem Zimmer aufgebaut. Eine große Zahl Besucher erschien hier, um aus den auf Tischen ausgebreiteten Brillanten, Steinen, Perlen und anderen Goldsachen die ihnen gestohlenen Sachen herauszusuchen. Die Lon doner Polizei läßt eine Zusammenstellung der Gegen stände aufertigen, um es den Bestohlenen zu erleichtern, ihr Eigentum wiederzuerkennen. * Eine Nntertunnelung des Stilfser Fochs. In Mailand hat sich ein Komitee gebildet, das mit der Regierung, wegen, der NntertunnelunL des Stilfser Jochs Fühlung nehmen soll. Nach oem Frleoensverrrag von St. Germain hat Italien das Recht, sich die Bau kosten für diese Untertunnelung von Oesterreich zu- cückerstatten zu lassen. Durch diese Eisenbahnverbin dung würde der Weg Mailand — München um 140 Kilometer gegen heute verkürzt werden. Die Ent fernung Genua — München würde auf 617 Kilometer herabstnken gegen 800 Kilometer Hamburg — Mün chen. Außerdem hätten die Adriahäfen einen Vorteil, denn man rechnet mit einer starken Abwanderung von der Brennerlinie und mit 5 Proz. vom Verkehr der Gotthardbahn. Dieser Tunnel würde ganz auf ita lienischem Gebiete liegen. Die Baukosten des 18 Ki- lometer langen Tunnels werden auf 450 Millionen Lire veranschlagt. Nach dem Friedensvertrag sind die Arbeiten innerhalb 5 Jahren nach dessen Abschluß in Angriff zu nehmen. * Kein Luftverkehr zwischen Berlin «nd Paris. DaS französische Luftfahrtministerium widerspricht dem Plane eines regelmäßigen Luftverkehrs zwischen Ber lin und Paris. Von der Einrichtung einer regelmäßi- Luftverkehrslinie zwischen Frankreich und Deutschland könne erst dann die Rede sein, wenn deutsche Behörden nicht länger Vergeltungsmaßnahmen gegen französische Luftverkehrsgesellschaften ergriffen und außerdem dem internationalen Luftfahrt-Abkommen beiträten. * Tas abstinente Amerikck. Reiche Beute haben die Prohibitionsbehörden in den Vereinigten Staaten ge macht. Es wurden im vergangenen Steuerjahr nicht weniger denn 66151 Personen wegen Verstoßes gegen das Alkoholgesetz verhaftet. Außerdem wurden ins gesamt 2 597 Automobile und 111 Schiffe, die alkohol haltige Getränke transportiert hatten, vom Staate be schlagnahmt. Allein im Staate New Mork und im Staate Pennsylvania haben die Prohibitionsagenten 76 geheime Brauereien ausgehoben. ' Neue Weihe der Stettiner Peter-Paul-Kirche. Nach innerer Erneuerung wurde in Stettin die Peter-Paul-Kirche neu eingeweiht. Die Kirche ist die älteste Stettins und an drr Stelle errichtet, wo Bi schof Otto von Bamberg vor 800 Jahren die ersten Christen Stettins taufte. Generalfeldmarschall von Mackensen, Oberpräsidcnt Lippmann, Oberbürgermei ster Ackermann sowie Vertreter anderer Behörden wohnten der Feier bei. NoBleben mid Wirtschaft. — Eine Heimstätte für die Nermstcn der Armen ist in Köln errichtet worden. Mit dieser Heimatstadt der Ar beiterwohlfahrt ist ein wichtiger Schritt vorwärts getan in der öffentlichen Wohlfahrtsfürsorge der Stadt Köln. DaS Heim soll nicht nur Obdachlosen für die Nacht Unter kunft gewähren, sondern ihnen auch Gelegenheit geben, sich während des Tages dort aufzuhalten. Das neue Heim enthält Schlaf- und Wohnräume, Küchenanlagen, einen Lese saal, Werkstätten, eine Entlausunasanstalt und einen be sonderen Raum für geistige Arbeiter. Außerdem ist Grund und Boden vorhanden, um einen ausgedehnten Gemüsebau zu Pflegen. ' Leipziger Produktenbörse vom iv Dez (Di« Preise z«U«n für I 00 Kilo in Goldmark (4,20 Goldmark gleich 1 Dollar der Gold anleihe) für Warr, prompt, Parität frachtfrei Leipzig). Weizen inländisch. 208-218. Roggen, inländ. 215—225 Gerste, Sommer gerste, inländ. 245—275. Wintergerste 215—245. Hafer, inländ. alter 170 —185 und neuer 000 - 000. Mai» amerik. rundcinqu. 21b bis 230. Rap, 850—880. Erbsen 280—395. berliner Börsenberichte vom 16. Dezember. — Devisenmarkt. Am internationalen Markt no tierten die europäischen Devisen gegenüber dem Dol lar niedriger, eine feste Haltung bewahrte nur der französische Franken. — Effektenmarkt. Bei freundlicher Stimmung und lebhaftem Geschäft gaben die Kurse bei Beginn der Börse etwas nach, konnten sich jedoch meist später wie der etwas erholen. Am Rentenmarkt war das Geschäft sehr gering. Die Kurse erlitten leichte Einbußen. — Produktenmarkt. Die meist höheren Notie rungen des Auslandes hatten auch am hiesigen Markt ein Anziehen der Forderungen zur Folge. Für Wei zen blieben die Umsätze gering. Roggen und Hafer in guter Ware waren gesucht. Mehl lag fest, jedoch konn ten keine großen Umsätze erzielt werden. Gute Brau gerste war leicht unterzubringen. Kleie war stark ge fragt, doch fehlte das Angebot. Oelsaaten lagen fest. Warenmarkt. Mittagsbörse. (Amtlich.) Getreide und Oelsaaten per 100V Kilo, sonst per 100 Kilo in Goldmark ab Station: Weizen Märk. 220-226. Roggen Märk. 218-221. Som- mergerste 240—265. Futtergerste 193-207. Hafer Märk. 17S—187, Pomm. 165-177. Mais loco Berlin 210-212. Weizenmehl 30—33. Roggcnmehl 30—33. Weizenkleie 14,60—14,70. Roggenkleie 12,90-13. Raps 395-400. Leinsaat 420—425. Viktoriacrbsen 29—32. Kleine Speise erbsen 21—22. Futtererbsen 19-20. Peluschken 15—16. Ackerbohnen 19—20. Wicken 17—18. Lupinen blaue 11,50 bis 13, gelbe 14,50—16. Seradella alte 9—12, neue 15—17. Rapskuchen 17—17,50. Leinkuchen 26. Trockenschnitzel 9,20 bis 9,4O.oTorfmelasse 30-70 8,70-9. Kartoffeljlocken 18,50 Heu und Stroh. ' (Amtlich.) Erzeugerpreise für 50 Kilo ab märkischer Station, frei Waggon, für den Berliner Markt in Goldmark: Drahtgepretztes Roggen- und Weizenstroh (Quadratballen) 1,15, drahtgepretztes Haferstrvh (Quadratballen) 0,95. drahtgepreßtes Gerstenstroh (Quadratballen) 0,90, Roggen langstroh (mit Stroh gebündelt), bindfadengepretzteS Rog- gen- und Weizenstroh verschieden ie nach Frachtlage, Häcksel 1,40, handelsübliches Heu, gesund und trocken, nicht über 30 Prozent Besatz mit minderwertigen Gräsern 2,20, gutes Heu, desgleichen nicht über 10 Prozent Besatz 3,35. Kartoffelpresse. (Amtlich.) Erzeugerpreise für 5V Kilo ab märkischen Stationen. Speijekartoffeln: Weiße 1,8V, Rote 2,10, Gelb- fleischige 2,70. <1i« In Pie»»»»«. TopI Maust! Roman von Anny v. Panh « ys. , Oopyrigtü 1924 d? Karl Köhler L Co , Berlin IV 15. S) (Nachdruck verboten). Maria Reinhard war ganz hingerissen von Begeisterung. Und als es eines Tags soweit war, ging sie mit wahrem Feuer eifer an die Sache. Daheim ahnten weder Vater noch Mutier etwas von ihrem Streben. Nur wenn die Mutter ausging, konnte sie lernen oder auch des Adends, sobald alle im Hause schliefen. < Ihr Aeußeres veränderte sich in dieser Zett- Dar weiche Gesichtchen bekam einen festeren Ausdruck und die Augen blickten ernster, tiefer. „Maust wird jeden Tag hübscher", fand der Baumeister und seine Frau mußte ihm beistimmen. Bemängelte aber, daß Maust nach wie vor allzuschwer an jede häusliche Beschäftigung zu bringen wäre. „Sie erscheint mir überhaupt zuweilen verdächtig", meinte sie, „so als wenn sie irgend etwas vor uns verbirgt, und ich habe mir schon den Kopf zerbrochen, was das sein könnte." Sie machte ei« ängstliches Gesicht. „Mausi wird doch nicht etwa hinter unserem Rücken eine heimliche Liebe haben?" Erwin Reinhard wehrte fast heftig ab. Seine Frau sah Ge spenster! Immerhin, Mausi hatte sich verändert, irgend etwas schien sie innerlich stark zu beschäftigen. Daß es nichts Unrechtes war, davon war er überzeugt. Seine Frau aber gab sich so schnell nicht zufrieden. „Ich bleibe dabei, das Mädchen hat irgend ein Geheimnis vor uns, und es ist an uns, es herauszubringen. Minna erzählte mir gestern, sie wäre eines Abends spät noch einmal in die Küche heruntergegangen, weil sie glaubte das Licht brennen gelassen zu haben und da hätte sie Mausi in ihrem Zimmer ziemlich laut mit sich selbst sprechen hören. Allerlei komisches Zeug war es und das Wort ,Liebe' sei auch dabei gewesen." Der Mann lächelte. „Sie wird laut gelesen haben." Frau Reinhard verzog den Mund. „Sowas tut man doch nicht! Wenn man allein ist, liest man doch leiie." Er widersprach. „Wenn etwas sehr schön und klangvoll ge schrieben, ist, kann man wohl in Versuchung kommen, sich besonders wirkungsvolle Stellen, solche, die einem gefallen, laut vorzulesen." „Narrenpossen, ich begreife dergleichen nicht", erwiderte die Frau kurz. Er sah vor sich hin. Nein, die einstige Lina Manroth be griff dergleichen nicht, begriff vieles nicht. Begriff garnichts, was jenseits der Horizontsinie lag, in der ihr Denken kreiste. Narrenpoffen! damit tat sie ab, was sie nicht verstand. Das Wort kannte er! Wenn er in den ersten Ehejahren noch zuweilen versucht hatte, ihr von seinen Hoffnungen, von seinen Plänen, die ins Weite strebten, zu sprechen, dann war sie stets damit bei der Hand gewesen. Sein Streben hatte sie damit in Scherben geworfen. * * Der Juni stand über Heidelberg, spannte sein Zelt tiefblau über all die wonnige Naturpracht und umkleidete die Königin aller Ruinen, die auf die Stadt und den schimmernden Neckar niederblickte, mit lichtem Grün. In dichter Ueppigkeit wanden sich die Bäume und Sträucher um die alten Mauern, und zarte Tep piche aus leuchtendem jmaragdfarbenem Gras hingen aus den hohen leeren Fensterhöhlen, schmückten liebevoll di« Stätten ein stigen Glanzes. Ueberall grünte und blühte es und wenn man von der Dame Fantasie geleitet hindurchwanderte durch die Rie senbauten, erhob sich wohl ein heimliches Raunen und Flüstern hie und dort, ward zu flüchtigem Dasein erweckt, was längst zu Staub und Asche geworden. Maria Reinhard wanderte aufs Schloß hinauf. Sie batte von Marianne Dieter die Rolle der Liselott von der Pfalz in dem Lustspiel „Liselott" bekommen und es zog sie nach dem Schloß, wo die Prinzessin einst gelebt, ehe sie des Sonnenkönigs Schwä gerin geworden. Es war Spätnachmittag und Maria Reinhard tat es fast leid, zum Schloß empor gestiegen zu sein. Die vielen Fremden, die herdenweise unter Führung die Besichtigungsrundgänge absol vierten, störten sie, zerrissen die Stimmung, in der sie gekommen. Fast wäre sie umgekehrt, aber sie mochte den Weg nicht ganz um sonst gemacht haben. Sie wollte sich ein stilles Plätzchen suchen und eine Stunde dort verträumen, mit ihrer Fantasie und Sehnsucht die toten Mauern erwärmen, sie für kurze Zeit in ihr einstiges Dasein zu rückrufen. Wollte sich begeistern und vielleicht einen Hauch er haschen, der von einstens herüberwehte, von dazumal, als die ker nige lebensfrische Prinzeß Liselott noch Heidelbergs Heimatsluft geatmet, ehe sie an den Hof des eitlen Sonnenkönigs kam, wo par fümierte Stickluft herrschte, und die zierlich gewundene Red» Haß und Intrigue, Bosheit und Rachsucht zu verstecken wußte. Wie entsetzlich mußte der grundehrlichen Liselott die Umgebung der neuen Heimat gewesen sein, dachte die blutjunge Maria Reinhard und wanderte durch den Stückgarten. Die herrlichen alten Linden rauschten ganz leise, leise. Weh klagend, schien es Maria Reinhard und sie dachte flüchtig an ihn, der sie dereinst pflanzen ließ, an ihn, der all di« großzügige« gärtnerischen Anlagen des Schlosses für seine heißgeliebte Gatti« Elisabeth Stuart geschaffen, an ihn, Friedrich V., den ehrgeiziges Sluartblut auf dem Königsthron sehen wollte, den unglückseligen spottend benannten „Winterkönig", als der er im Buch der G«- schichte fortleben wird. Tief in Sinnen verloren ging Marla Reinhard vorwärts, und wie sie dahin gekommen, sie hätte es später selbst nicht sagen können, aber sie hockte plötzlich auf einem von dichten Efeuranken und wildem Wein umkleideten Fensterrand und ihr Auge flog sehnsuchtsvoll über die Landschaft zu ihren Füßen. Sonne, die schon ein wenig tief stand, zeigte das Gesamtbild, das sich vor ihr ausbreitete, in scharfer Helle. Vom lichten Hintergrund hoben sich plastisch umrissen die Häuser der Stadt, der langsam strömende Fluß und ferne, ferne glitzerte der Rhein, mischte sein Silberflim- mern in die Sonnenhalle. Dazu im Umkreis die trutzigen Niesen- trümmer des Schlosses selbst, in ihrer überwältigenden Majestät. Das junge Mädchen befand sich allein, sie befand sich abseits von den Wegen, die fast alle Schloßbesucher gingen, und die Ver gangenheit kroch aus dem alten Gemäuer und nahm plauderlustig neben der Zierlichen Platz. Erzählte Geschichten aus vergangenen Tagen, zauberte das Einst machtvoll vor das geistige Auge der Zierlichen, die andächtig lauschte. Und die Zeit hob sich, da der Orl6ansche Erbfolgekrieg los brach und die fürchterlichsten Tage für die Pfalz, für Heidelberg, herannahten. Am Hofe zu Versailles bat Liselott umsonst, Melacs Truppen warfen die Pechkränze in das schöne stolze Schloß. Ganz deutlich trat Maria Reinhard ihre Rolle ins Gedächt nis und sie fühlte mit förmlichem Entsetzen, was Liselott, die ein stige Prinzessin von der Pfalz, an Schmerzen erlitten haben mußte, als man ihr die Nachricht vom Schicksal ihrer Vaterstadt brachte- „Heidelberg in Trümmer! Mein, mein Heidelberg!" Unrow' kürlich lösten sich die Worte der Rolle aus ihrem Munde, wie ein Entsetzensschrei klangen sie auf. ' (Fortsetzung folgt.)