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ZchöntmM Tageblatt Amtsblatt lSr den Mdtrath zn Wntdcndmg. Donnerstag, den 12. Mai 1v« 1«87 Witterungsaussichten für den 12. Mai: Windrichtung um West. Veränderliches zu Regeu neigendes Wetter mit wenig veränderter Temperatur. Filialen: in Altstadtwaldeabarg bei Herrn Kaufmann Max Liebezeit; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelzasse; in Rochsburg bei Herrn Buchhalter Fauth-, in Lunzenau bei Hrn. Auchhdlr. E. Dietze; in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn.Buchh. I. Wehrmann. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenftein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederham, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster-- scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 25 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Kirchgasse 2S5. auf 10 Jahre, vom 1. October 1887 bis dahin 1897, ferner 6. das vormals Berger'sche Feld- und Wiesengruudstück hinter Pohlers Garten in Altstadtwaldenburg, an 1 Acker 7 f^Ruth. oder 56,66 ar groß, auf 12 Jahre, vom 1. October 1887 bis dahin 1899, t Parzellen I bis XI u. XIII des Stangeuteich-Grundstückes in Altstadtwaldenburger Flur, an 7 Acker 293 s^Ruth. oder 4 kokt. 41,60 ar groß, und die Grasnutzuug auf dem Damme desselben Grundstückes, auf 6 Jahre, vom 1. October 1887 bis dahin 1893. 8- Feldparzelle 13 von Hellmaungrundstückeu in Altstadtwaldenburger Flur, an 222 UMuth. oder 41 ar groß, auf 8 Jahre, vom 1. October 1887 bis dahin 1895 b. das sogenannte Kammerrathsgärtchen hinter der Gärtnerei in Alt waldenburg, an 29 UMuth. oder 5,4 ar, auf 10 Jahre, vom 1. Januar 1888 bis dahin 1898 parzellenweise und meistbietend unter den im Termin bekannt zu machenden Bedin gungen verpachtet werden. Fürstlich Schönburg'sche Reutverwaltuna Waldenburg, am 11. Mai 1887. Letz. und Waldenburger Anzeiger Grundstücks-Verpachtung. In der Biehler'schen Restauration zu Altstadtwaldeuburg sollen Mittwoch, den SS. Mai 1887 von Vormittags 8'/2 Uhr ab folgende herrschaftliche Grundstücke u. z. a. unterer u. oberer Theil des Feldes, die „Scheibe" genannt, in Waldenburger Flur, an 4 Acker 168 s^Ruthen oder 2 kokt. 52,3 ar groß, d. Wiesenparzelle» I, II, III vom sogenannten Jägergrundstücke auf der Waldenburger Oberaue, an 3 Acker 95 fZRuth. oder 1 llokt. 83,7 ar groß, o. Wiesenparzellen a u. b von dem auf derselben Oberaue gelegenen vormals Chares-Schttlze'schen Grundstücke an 3 Acker 238 ^Muth. oder 2 llelcb. 10 ar groß, ä. Parzellen l, II, III u. IV des in Altstadtwaldenburger Flur neben s der Collenberger Chaussee gelegenen, vormals Martin Schnlze'schen Feldes an 5 Acker 153 djRuth. oder 3 kokt. 5 ar groß "Waldenburg, 11. Mai 1887. Von Zeiten der Prüfungen, die vielleicht noch nicht ganz vorüber seien, hat der französische Ministerprä sident Goblet in seiner am Sonnabend in Havre ge haltenen großen Rede gesprochen. Herr Goblet ist ein ruhiger und bedächtiger Mann. Das beweisen seine wiederholten Betheuerungen von der Friedensliebe Frankreichs, seine Versicherung, daß die französische Republik mit allen anderen Staaten in Frieden leben wolle. Das sprach der kluge Staatsmann! Dann brach aber der Franzose durch: Herr Goblet empfahl seinen Landsleuten kühle Besonnenheit, die sie auch wirk lich recht nöthig brauchen könnten. So meinte der Minister das aber nicht, er hielt Vorsicht und Mäßi gung deshalb für geboten, weil die Zeit der Prüfungen vielleicht noch nicht ganz vorüber sei! Das kann na türlich auf nichts Anderes gehen, als daß das Ausland, und davon wieder Deutschland, Frankreich etwas zumuthen könne, was Besonnenheit nöthig mache. Diese Worte zeigen, daß auch Goblet von der Voreingenom menheit der Franzosen gegen das deutsche Reich nicht ganz frei ist. Denn wann hätte Deutschland Frank reich jemals Prüfungen zugemuthet? Bei uns ist niemals daran gedacht. Wir sind schon vergnügt, wenn die Franzosen uns nicht herausfordern, und das haben sie wahrlich schon wiederholt, direct und indirect, gethan. Die bekannte Beschimpfung des ver storbenen Königs von Spanien, weil derselbe der Chef eines deutschen Regimentes geworden war, die Beschimpfung deutscher Fahnen in Paris, die Verwen dung der französischen Grenzbeamten zu Leitern der Spionage im Reichslande, der letzte Lohengrinskandal, Alles das hat keinen angenehmen Eindruck in Deutsch land gemacht. Wir sind viel zu ruhig, um gleich einen Riesenlärm zu beginnen; aber was würden die Pariser wohl angefangen haben, wenn alle ihre Pro- vocationen gegen Deutschland in Berlin gegen Frank reich stattgefunden hätten? Den Deutschen in Paris wäre ganz gewiß übel mitgespielt. Was haben wir aber gesagt? Nichts. Der Ruhm, den Paris in seinen Extravaganzen gegen Alles, was mit Deutsch land in Verbindung steht, sich errungen, war nicht fein, und am allerwenigsten einer Stadt würdig, die in Kultur und Sitte die erste der Welt sein will. Freilich war es nur der Janhagel der französischen Hauptstadt, der diese Szenen stiftete; aber in welcher deutschen Großstadt wäre so etwas möglich? In keiner. Wenn Herr Goblet von Prüfungen sprach, so hätte er auch offen hinzufügen sollen, daß Frankreich allein es ist, welches sich solche auferlegt. Aber das hätte er nicht riskirt, wenn er auch daran gedacht hätte. Es ist schlimm, aber Thatsache: Die französische Re gierung respectirt den Pariser Pöbel. Wenn in den alten Zeiten der römischen Republik einige unzufriedene Legionen den Senat einschüchterten, so ist das erklär lich. Wenn aber heute die Regierung eines Landes, die über eine gewaltige Armee verfügt, eine der ersten Großmächte von Europa vertritt, sich von einem hal ben Tausend Gassenjungen ihren Willen dictiren läßt, so haben wir keinen Anlaß, diese Regierung zu benei den. Alle anständigen Pariser Blätter sagen'ausnahms los, es sei beschämend für eine Weltstadt, daß der Pöbel ein solches Regiment führt wie an der Seine. Der Pariser Janhagel ist es, von dem die Prüfungen für Frankreich sehr, sehr leicht kommen können. Diese brutale Masse, die sich nicht scheut, gegen auswärtige Nationen in der widerwärtigsten Weise aufzutreten, die bildet die Gefahr für die Ruhe Frankreichs; in ihr liegen die Keime zu neuen Conflicten. Diese Ge fahr hat ein Mann auch erkannt, der am allerwenig sten ein Deutschfreund genannt werden kann, der ver storbene Leon Gambetta. Als ihm in einer Wahlver sammlung der Pöbel das Wort abschnitt, drohte er der Menge mit seinem Stock und schrie mit vor Zorn bebender Stimme: „Ich kenne Euch und werde Euch zu finden wissen!" Wer weiß, welches Drama sich in den Straßen von Paris schon wieder abgespielt hätte, wenn die Kugel seiner Geliebten Gambetta nicht ein vorzeitiges Ende bereitet hätte! Der Pariser Straßenjanhagel wiegt sich in dem erhabenen Gedanken, Herr von Paris und damit von ganz Frankreich zu sein. In diesem Gedanken werden alle Tollheiten be gangen, und die Schwäche der Regierung befördert dieselben. So ist es beim König Alfonso-Skandal gewesen, so war es beim Lohengrinskandal jetzt, und anders wird es auch in Zukunft nicht sein. Was macht es aus, wenn nach dem Skandal einige Rädels führer für ein paar Wochen eingesperrt werden? Das hilft gar nichts, die Schreier wissen ja, daß sie bei ihrer Heldenarbeit wenig oder gar nicht gestört werden. Glaublich ist's zwar kaum, aber es ist so. Freilich, weder Goblet noch eine andere Regierung wird sich bequemen, dem Pariser Pöbel den Fuß auf den Nacken zu setzen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm hörte Dienstag Vormittag die Vorträge des Grafen Perponcher und des Polizei präsidenten und begab sich dann nach dem Tempelhofer Felde zu Truppenbesichtigungen. Bei der Hin- und Rückfahrt wurde der Kaiser lebhaft begrüßt. Im Laufe des Nachmittags arbeitete der Kaiser längere Zeit mit dem General von Albedyll und conferirte später mit dem Staatssekretär von Bötticher. Ueber die Sommerreisen des Monarchen ist etwas Bestimmtes noch nicht beschlossen. Allerdings besucht der Kaiser Ems, dagegen ist der Besuch von Gastein sehr zwei felhaft. Die Aerzte halten die hohe Lage von Gastein für den Zustand des Kaisers nicht mehr für so zuträglich, wie früher. Der Gesandte Graf Solms in Madrid ist nun mehr zum deutschen Botschafter in Rom ernannt worden. Für die bevorstehende Reichstagsersatzwahl im Wahl kreise Merseburg-Querfurt haben nach der „Post" die Nationalliberalen ein Wahlcartell mit den Conser- vativen ab gelehnt und die Aufstellung eines eigenen Candidaten beschlossen. Neuster Throncandidat für Bulgarien, für den auch Fürst Bismarck sei, soll Prinz Wilhelm von Nas sau sein. Die belgische Regierung hat zwei hohe Postbeamte nach Berlin gesandt, um die deutsche Regierung von ihrem Plane, einen deutsch-englischen Postdienst über Vlissingen einzurichten, abzubringen. Im ungarischen Abgeordnetenhause ist angesichts der bevorstehenden deutschen Getreidezollerhöhungen der drin gende Wunsch ausgesprochen, eine Zolleinigung mit dem deutschen Reiche herbeizuführen. (Das wird wohl noch für Jahr und Tag ein frommer Wunsch bleiben, denn die Zoll-Interessen von Deutschland und Oesterreich-Ungarn sind zu verschieden.) Auf Korsika sollte nach der Meldung französischer Blätter ein deutscher Dragoneroffizier verhaftet worden sein. Der angebliche Spion ist ein deutscher Offizier, ein Herr von Schönebeck, dem wegen hochgradiger Halsentzündung der Aufenthalt im Klima von Korsika ärztlich verordnet wurde. Geheimrath Katkow's Moskauer Zeitung, die be kanntlich für ein ernstes Blatt gelten will, erzählt in einem aus Berlin datirten Bericht Folgendes: „Die Bereitstellunug aller militärischen Kräfte ist in Deutschland bis zu einem Grade gediehen, der son-