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werden sollten, haben die übersendeten Geldbeträge Humanitären Vereinen zugewendet und die Briefe dem Kriegsminister Nikolajew übermittelt. Der Kriegs minister wird die Briefe der Oeffentlichkeit übergeben. Aus Sofia wird noch gemeldet, der aus seiner Haft entlassene Russenführer Zankow hätte der Pforte eine Denkschrift überreicht, in welcher er erklärte, die Ver handlungen mit der Türkei nicht fortsetzen zu wol len; er halte eine militärische Besetzung des Landes durch die Türkei für - das einzige Mittel zur Her stellung der Ordnung in Bulgarien. Die Türkei wird sich hüten, auf den Zauber hineinzufallen. Das kostete ihr viel Geld und Soldaten, und von Gewinn wäre keine Spur zu finden. Ans dem MuLdenLhale. ^Waldenburg, 16. März. Die Festordnung zur Feier des 90. Geburtstags S. Maj. des Kaisers in unserer Stadt ist nunmehr, wie wir hören, folgender maßen festgestellt worden: Am 21. abends punkt '/r8 Uhr Vorfeier auf dem Marktplatz, bestehend im Vor trag von 4 Liedern durch den Gesangverein (3 mit Jnstrumentalmusikbegleitung); 8 Uhr Fackelzug der Seminaristen durch die Stadt nach dem Marktplatze, hier Hoch auf den Kaiser, gemeinschaftlicher Gesang des Liedes „Deutschland, Deutschland über alles" durch alle Anwesenden, Abbrennen der Fackeln. Der Vorbau des Rathhauses ist während der ganzen Feier illuminirt. Dienstag den 22. früh '/r6 Uhr Weckruf durch das Stadtmusikchor unter Begleitung von Zügen des Krieger und Militärvereins und der Schützen. '/r7—7 Uhr Glockengeläute. Während des Vormittags Festactus in den Schulanstalten. 11 Uhr Festmusik auf dem Marktplatze. Abeuds 8 Uhr Commers im Saale des Schönburger Hofs für patriotisch gesinnte Männer. Außer den Mitgliedern der städtischen Cottegien haben die des konservativen, dramatischen, Gesang-, Gewerbe-, Krieger-, Militär-, Schützen- und Turnvereins, da sie die Deckung eines großen Theils der Unkosten opfer freudig übernommen haben, freien Eintritt und freies Programm. Für alle andern Theilnehmer am Fest commers sind Programme mit Liedertexten für 15 Pf. an der Kasse zu haben. Ein weiteres Eintrittsgeld wird nicht erhoben. Der Conimers mit seinem reichen Wechsel von Ansprachen, Toasten, lebenden Bildern, gemeinschaftlichen Gesängen und Jnstrumentalvorträgen verspricht eine recht würdige und genußreiche Feier des patriotischen Festtages zu werden. * — Herr Referendar Lange hier ist zum Bürger meister in Netzschkau i. B. gewählt worden. * — Auf dem Bezirkstag des Bezirksverbands Glau chau am 28. Februar sind für die zu Ende vorigen Jahres verfassungsmäßig ausgeschiedenen Mitglieder des Bezirksausschusses die Herren Stadtrath Edmund Grüner, Färbereibesitzer in Glauchau, als Vertreter der Höchstbesteuerten, Stadtrichter KarlFriedrich Werner in Callnberg, als Vertreter der Städte, Gemcindevor- stand Franz Hoppert in Callenberg, als Vertreter der Landgemeinden, und Gutsbesitzer Rittmeister der L.-C. Gelbke in Gesau erwählt worden. * — Vorigen Sonntag fand in Grumbach ein von Heirn Kirchschullehrer Muncke daselbst veranstaltetes Kinderconcert statt, das sich eines recht zahlreichen Besuches zu erfreuen hatte. Vorträge und Gesang wurden recht schön ausgeführt und war der gespendete Beifall ein wohl verdienter. Eine Wiederholung wird allgemein gewünscht. — ät. Der Concert-Verein zu Glaucha» hielt gestern das fünfte und letzte Concert im Abonnement für die heurige Wintersaison ab. Der Schwerpunkt dieses Concerts lag im Orchester. Dasselbe war stark besetzt (47 Musiker) und spielte mit großer Hingabe an die Sache,'accurat nnd wvhlthuend erwärmt. In schöner Nüäncirung stand die Gade'sche e-moH-Sin- fouie obenan. Interessant und mit begeistertem Schwung wurden auch die beiden anderen Orchesterwerke darge boten: „Eine nordische Heerfahrt" von E. Hartmann und „Kaisermarsch" von°Wagner. Dem Engagement eines Svlosängers waren diesmal dem Concertverein ganz ungewöhnliche Hindernisse in den Weg getreten. Daher hatte in solistisicher Beziehung das gestrige Con cert nicht gleicherweise wie die vorangegangcnen ausge stattet werden können. Herr Alfred Rittershaus aus Weimar (ein Tenorist) sang: „So ihr mich von ganzem Herzen suchet" aus „Elias" von Mendelssohn und Lieder von Sucher, Schubert und Ries. Bei dem Interesse, welches das Publikum an dem Sänger als Sohn des Dichers Emil Rittershaus nahm, mußte es bewenden. Dem Vernehmen nach wird der Con certverein zum wohlverdienten besondern Bortheil des Orchesters in naher Zeit noch ein Extra-Concert ver anstalten, welches wir schon heut dem Interesse des Cvncertpublikums empfehlen möchten. — In Glauchau wird zu Kaisers Geburtstag früh Weckruf seitens des Stadtmusikchores unter Be theiligung der Militär- und Kriegervereine, mittags '/-12-'/-1 Uhr durch das Stadtmusikchvr Vortrag vaterländischer Weisen, 2 Uhr Festmahl im Casino, abeitds '/-8—'/-9 Uhr auf dem Markte Vortrag vater ländischer Lieder und alsdann im Theaterlokal allge meiner Festcommers stattfinden. Am Abend werden die Häuser am Markt illuminirt. — Vergangenen Freitag Nachmittag wurde der Leichnam eines schon ziemlich in Verwesung überge gangenen neugeborenen Kindes männlichen Geschlechts aus dem Kründelteich in Glauchau gezogen und dürfte nach den vorgefundenen Thatsachen ein Verbrechen vor liegen. Der Leichnam lag allem Anschein nach schon einige Wochen im Wasser und soll sich von dem Ur heber der That noch keine Spur gefunden haben. — In Rö-litz brannte am Montag Nachmittag die Arzig'sche Scheune nieder. Das Feuer soll durch Kinder veranlaßt worden sein. — Bei der Kindersparkasse in Colditz sind im Jahre 1886 937 Kinder neu eingetragen worden, wogegen ein Abgang von 540 Kindern stattgefunden hat. Die wöchentlichen Spareinlagen betrugen 41,917 Mark 45 Pfg. und die Rückzahlungen 23,596 Mark 79 Pfg. Die Zahl der Sammelbezirke ist auf 23, die Kinderzahl auf 4958 und das Guthaben der Kinder bei der Kasse ist auf 172,792 Mark 26 Pfg. gestiegen. Atts dem Sachfenlattde. — Für den 20. d. M. erwartet man an unserem Königshofe die Ankunft des rumänischen Königspaares, welches auf der Reise nach Berlin zur Kaiser-Geburts- tagsfeier in Dresden kurzen Aufenthalt nimmt. — In der allernächsten Tagen erwartet man die Veröffentlichung des großen Armee-Avancements, das in Folge der Vermehrung des deutschen Heeres und namentlich auch des kgl. sächs. Armeecorps eintritt. Am Sonntag soll Se. Majestät der König die zahl reichen Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen unterzeichnet haben, die sich aus der Schaffung neuer Regimenter, Bataillone und Batterien ergeben. Außer der Kavallerie wird kaum ein einziger Truppentheil davon unberührt geblieben sein. Es findet eine Ver schiebung statt, wie sie in solchem Umfange das kgl. sächs. Armeecorps noch nicht erlebt hat. — Dem Jahresbericht des Landcsmedizinalcollegiums über das Medizinalwesen im Königreich Sachsen im Jahre 1884 entnehmen wir folgende Notizen über die Stärke der Sterblichkeit der Bevölkerung unseres engeren Vaterlandes. Es starben im genannten Jahr 94,525 Personen oder 30 pro Mille der Bevölkerung. Geboren wurden 137,636 Personen oder nahezu 44 pro Mille der Bevölkerung. Die größte Sterblichkeit zeigte Zschopau mit 42 pro Mille und Limbach mit 37 pro Mille, die geringste Bautzen mit 22'/- pro Mille und Zittau mit 23 pro Mille. — An alle größeren Militärvereine Sachsens ist die Aufforderung ergangen, die Ausbildung freiwilli ger Krankenträgercorps zu betreiben. Verwendung können hierbei natürlich nur solche Vereinsmitglieder finden, welche nicht mehr dem Landwehrverbande an- gchören. — Die Umwandlung des Krystallpalastes in Leip zig, welcher bereits von einem Consortium deutscher und englischer Kapitalisten erworben worden fft, in eine Actiengesellschaft steht bevor. Der Krystallpalast hat eine ganz bedeutende Erweiterung erfahren durch den Neubau eines ca. 3000 Personen fassenden, in hochelegantem Stile aufgeführten Circus, in welchem voraussichtlich bereits am 10. April die Vorstellungen unter der Leitung des Herrn Commissionsralh Renz beginnen werden. — Alle vier Corps an der Universität Leipzig, die Saxonen, Lusaten, Westphalen und Thüringer, sind vom akademischen Senat auf drei Semester suspendirt worden, weil sie wegen Mensurstrestigkeiten die Ver bindung Grimmensia in Verruf erklärt hatten. — Die Stiftung, welche in Chemnitz am Tage der Reichstagswahl von einigen Herren begründet wurde, ist im Wege privater Zeignungen bis jetzt auf gegen 15,000 Alk. angewachsen. — In Plauen i. V. ist am 13. der Nestor der dortigen Lehrerschaft, der Director der 1. Bezirksschule, Ritter des Civilordens 2. Kl. Karl Höckner gestorben. Derselbe war auch Meister vom Stuhle in der Loge „Pyramide", Mitglied des Kirchcnvorstands und lange Jahre auch des Stadtgemeinderaths und zugleich Frie densrichter. — Die 7. und 8. Batterie des 1. Feldartillerie- Regiments Nr. 12 wird am 28. d. von Riesa nach Pirna übersiedeln. — Herr Bahnhofsinspector Kießig in Crimmitschau feierte am 15. d. sein 40jähriges Dienstjubiläum. — Am Sonntag früh 5 Uhr brannte inPomm- litz die Rittergutsschäferei ab und fanden dabei gegen 250 Schafe ihren Tod. — Aus Gram über den Mord und Selbstmord ihres Sohnes, des Bergmanns Küchenmeister in Grotzs voigtsberg, haben sich seine alten Eltern im Jauchenloche ihres Gehöftes ertränkt. Tie Auf regung im ganzen Orte über die ergreifenden Vorkomm nisse ist eine unbeschreibliche. Am Bußtage wurde die unglückliche, ermordete Frau Küchenmeister beerdigt. Ueber die Veranlassung zu diesen höchst traurigen Thaten gehen die verschiedensten Gerüchte. — Aus Köuigsteiu berichtet man, daß der Leich nam des im Monat December v. I. aus dem dorti gen Gerichtsgebäude entsprungenen Gefangenen, Kauf manns Emil Dölkner aus Annaberg, am Sonntag in der Nähe von Strand aus der Elbe gezogen und ortsgerichtlich aufgehoben, sowie auch gehörig recognos- cirt wurde. Neuere Meldungen über den Genannten, welcher hiernach nicht ertrunken, sondern bereits wieder anderwärts aufgetaucht sein sollte, erweisen sich hiernach als unbegründet. — Ein schwerer Unglücksfall mit tödtlichem Ausgang ereignete sich am Mittwoch gegen Mittag auf dem Viehmarkte zu Radeburg. Unter den in großer Anzahl anwesenden Käufern befand sich auch ein Guts besitzer aus Weißenborn. Derselbe hatte zwei kräftige Ochsen gekauft und wollte die Thiere vom Marktplatze abführen. Eines dieser Thiere wurde plötzlich bösar tig, stieß dem Käufer ein Horn in den Unterleib und verwundete den Unglücklichen derart, daß er in weni gen Minuten eine Leiche war. — Die Geschäftslokale der herzoglichen Landesbank und Landrentenbank in Altenburg bleiben am 22. d. aus Anlaß der Feier des 90. Geburtstages Sr. Maj. des deutschen Kaisers geschlossen. Zahlungen der Landesbank, welche an diesem Tage fällig werden, können schon vom 19. d. an in Empfang genommen werden. — In Eisenberg (Sachsen-Altenburg) ist bei einer stattgefundenen baulichen Revision im herzoglichen Schlosse in der Sacristei der Schloßkirche ein Schrank geöffnet worden, wobei man unter anderen interessan ten alterthümlichen Gegenständen auch eine aus dem Jahre 1632 stammende große Bibel mit meisterhaften Kupferstichen, Taufbecken und Taufkanne fand. — Der Stadtrath zu Gera hat beschlossen, zu Kaisers Geburtstag die Biographie des Kaisers an die Schuljugend zu vertheilen. Ein Festcomitö veran staltet in dem Saale der „Tonhalle" ein patriotisches Concert und einen großen Festcommers. BermischLes. Allerlei. Zum Eisenbahn-Unglück in Nord amerika wird noch gemeldet: Nach weiteren Ermitte lungen bestand der verunglückte Personenzug der Boston- ' Providence-Eisenbahn aus acht Wagen, von denen fünf von der fünfzig Fuß hohen Brücke herabstürzten und völlig zertrümmert wurden. Drei Wagen blieben ent gleist und stark beschädigt auf der Brücke stehen. 33 Personen wurden getödtet, 40 verwundet. — Die Schweiz, große Theile von Süddeutschland nnd Oester reich sind von starkem Schneewetter heimgesucht. Große Verkehrsstörungen fanden nur in der Schweiz statt. — Die Prinzessin Albrecht von Waldeck-Pyr mont ist am Dienstag von einem Sohne entbunden worden. — In Biebrich starb der ehemalige Legations- rath Karl von Bunsen. — Aus der Kohlengrube in Quaragnon sind bis jetzt 113 Leichen herausgezogen, darunter 10 Frauen, 10 Kinder von 13—16 Jahren, 20 junge Leute von 16—20 Jahren, darunter 8 junge Mädchen. Das Elend ist sehr groß. Außerdem stellen die Arbeiter im weiten Umkreise ihre Thätigkeit ein; sie weigern sich, für den allerdings sehr geringen Lohn fortzuarbeiten, verlangen genügende Schutzmaßrcgeln und höhere Unterstützungen im Unglücksfall. Die letz teren sind zur Zeit mehr wie traurig. — Zum Ge burtstage des Kaisers wird die Große Berliner Pferdebahn ihre sämmtlichen Wagen mit Guirlanden bekränzt und Fähnchen geschmückt fahren lassen. — Trotz der in der letzten Zeit deutlich wahrnehmbaren Abnahme des Fremdenzuflusses in Paris ist der Fremdenverkehr immer noch sehr stark. Im Verhält- niß zur Einwohnerzahl steigen in Paris mindestens dreimal so viele Fremde ab in den Gasthöfen, als in Berlin. Man zählt ihrer 25,000—50,000 pro Woche. — In Braunau hat ein Schauspieler Untermüller Nachts den dreihundert Fuß hohen Kirchthurm erklettert und zum Zeichen seiner Anwesenheit ein Taschentuch an der Kreuzesspitze befestigt. — Auf dem Theater in Mülhausen i. Elsaß ist während der Nacht zum Sonntag ebenfalls eine Fahne in den französischen Farben aufgehißt worden, die aber bei Tagesanbruch entdeckt und entfernt wurde. — Kardinalstaatssecretär Jacobini hat, wie der „Boss. Ztg." berichtet wird, die Kunstgegenstände eingerechnet, fast 500,000 Franken hinterlassen. Der Zinsgenuß verbleibt seinem Bruder Mario, das Kapital dessen beiden Kindern. Jede seiner Nichten erhält 10,000 Franken, seine Schwester Frau Pesci eine Jahresrente; mehrere Freunde erhalten Legale. Dem Papste hat er einen wertyvollen Ring hinter lassen. Neueste Nachrichten. Petersburg, 14. März. Verworrene Gerüchte über ein versuchtes, zum Glück mißlungenes Spreng- boinben-Attentat durchschwirren die Residenz. Nach