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Ein Theil des Pondolandes in Südafrika ist in das Besitzthum von Deutschen übergegangen. Der Vertrag wurde zwischen dem König Umquixela und einem Herrn Nagel abgeschlossen. Das Land liegt zwischen dem 29. und 30. Grad östlicher Länge von Greenwich und zwischen dem 31. und 32. Grad süd licher Breite. Von länglicher rechteckiger Gestalt er streckt es sich längs der Meeresküste von der Mündung des St. Johnflusses bis zur Mündung des Nbaziflus- ses. Der Gesammt-Flächeninhalt beträgt vertrags mäßig nicht weniger als 160 englische Quadratmeilen. Oesterreich-Ungarn. Die Delegationen in Pest sind am Montag ge schlossen worden. In der Schlußrede wurde den Körperschaften der Dank des Kaisers und der Re gierung für Genehmigung der Militärforderungen aus gesprochen. Frankreich. Aus Paris wird eine Meldung, Boulanger wolle die deutsche Grenze bereisen, für unbegründet erklärt. Einige hundert Italiener in Marseille zogen vor das dortige italienische Consulat und riefen: „Nie der mit dem italienisch-deutschen Bündniß, hoch die französisch-italienische Allianz. Die Polizei machte dem Trubel ein Ende. In der Nacht zum Montag wurde gegen das Ver waltungsgebäude des Hüttenwerkes in Beflöge eine Dynamitpatrone geschleudert, die mit heftigem Knall explodirte. Verletzt ist Niemand, die Untersuchung ein geleitet. Belgien. Nachrichten aus dem Hennegau melden den Aus bruch ernster Arbeiterunruhen. Mehrere hundert Arbeiter stürmten das Haus des Kohlenbergwerks- Directors Pannaux in Carniöres und plünderte das selbe vollständig; gleichzeitig wurde der Director mit dem Tode bedroht. Er feuerte einige Revolverschüsse ab, welche mehrere Arbeiter verwundeten. Militär kam ihm rechtzeitig zu Hilfe. Rußland. Die „Gazetta handlowa" erfährt aus Petersburg: Die französische Gesellschaft Carole und Comp. soll das Tabaksmonopol pachten mit Hilfe russischer Kapitalisten. Die Petersburger internationale Bank werde die Aktien der neuen Gesellschaft realisiren. Bulgarien. Die bulgarische Regierung ist entschlossen, den fort währenden Revolutionen ein Ende zu machen und die Rädelsführer streng zu bestrafen. Von Begna digung auf Verwendung der Mächte ist keine Rede mehr, jetzt heißt es Pulver und Blei. In Rußland wird das natürlich großen Lärm geben und es wird stürmisch eine Intervention verlangt werden, aber so schnell ist die nicht ausgeführt. Am Sonntag früh sind in Rustschuk die neun zum Tode verurtheilten Of fiziere, darunter die Obersten Ponow und Ufunow, standrechtlich erschossen. Der ebenfalls zum Tode ver- urtheilte Kapitän BolMan wurde als russischer Unter- than dem deutschen Generalconsul übergeben. Der letztere reclamirte noch sieben andere Verurtheilte als Russen, die Regentschaft lehnte dies aber mit dem Be merken ab, die sieben hätten sich selbst als Bulgaren bekannt. Die übrigen Arrestanten sollen mit milder Strafe forlkommen. Die Verhaftungen dauern fort, in Burgas, Sofia, Philioppopel sind gegen 50 Per sonen im Ganzen festgenommen. Einige unsichere Bataillone sind entwaffnet. Den treuen Truppen in Rustschuk und Silistria sprach die Regentschaft ihren Dank aus. Die Mächte wollen der Regentschaft Vor schlägen, ihre Vollmachten in die Hände der National versammlung zurückzugeben, die dann eine neue Regie rung wählen soll. Aus dem MuLdenthale. "Waldenburg, 8. März. Zum neunzigsten Ge burtstag des deutschen Kaisers soll auch in Altstadt- waldenburg eine besondere Feier veranstaltet werden; wie wir hören, wird der Gesangverein „Liederkranz" daselbst in seinem Vereinslokale: Biehlers Restaurant am genannten Tage einen Commers abhalten. Auch die anderen größeren Korporationen zu Altstadtwalden- burg gedenken den Tag durch eine besondere Feier fest lich zu begehen. *— In der gestern Abend in der kleinen Gaststube des hiesigen Rathskellers stattgefundenen Versammlung des conservativen Vereins, zu welcher auch die Vor stände aller größeren Vereinigungen hiesiger Stadt, sowie der Altstadt und Altwaldenburgs eingeladeu waren, wurde für Veranstaltung der Feier des 90. Geburtstages unseres Kaisers ein Comitö erwählt, bestehend aus Herrn Bürgermeister Kretzschmar und den Vorstehern sämmtlicher an der Feier theilnehmen den Vereine und Corporationen. — Der Fabrikfeuermann Rudorf in Zwickau, welcher am Weihnachtsheiligenabend von seiner Woh nung in der sogen. Erlmühle herein nach der Stadt gegangen war, um noch einige kleine Einkäufe für seine Kinder zu besorgen, darnach aber nicht nach Hause zurückgekehrt und, wie man sofort vermuthete, bei dem herrschenden Schneeunwetter vom Wege ab und in die nahe Mulde gerathen war, ist jetzt endlich in derselben auf Pölbitzer Flur aufgefunden worden. — Der Militär- und Kriegerverein in Grimma beabsichtigt am Vorabend des 90. Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers, am 21. d. M. einen Fackel- und Lampion-Zug zu veranstalten. — Wie aus Wurzen berichtet wird, ist im Befinden des von Unbekannten am vergangenen Montag ver letzten Fleischermeisters Epperlein eine Besserung ein getreten, so daß derselbe am Leben erhalten bleiben dürfte. Die Untersuchung des noch nicht aufgeklärten Falles wird von der Polizei eifrigst fortgesetzt und wird hoffentlich bald die Thäter an's Licht ziehen. Aus dem Sachsenlaude. — Ihre Majestät die Königin von Sachsen wird zum Geburtstage des Kaisers ebenfalls nach Berlin reisen. — Im verflossenen Monat Februar sind bei der Königlichen Altersrentenbank in Dresden (Altstadt, Landhausstraße 16, im Landhaus) 107,725 Mk. in 584 Einlagen eingezahlt worden, während sich der gleiche Monat des Vorjahres nur auf 74,561 Mk., eingezahlt in 539 Einlagen, gestellt hatte; die Zunahme beträgt mithin 34,164 Mk. oder 44 Procent des vor jährigen Einlagekapitals. Die bedeutende Vermehrung des Geldbetrags beweist, daß die Vorzüge der König lichen Altersrentenbank nicht allein in den Kreisen der Minderbemittelten, für welche die Bank zunächst be stimmt ist, sondern auch in denen der Wohlhabenden mehr und mehr erkannt und durch Erwerb von Ren ten zum eigenen Vortheil benutzt werden. Die größte im vorigen Monat geleistete Einzahlung betrug 12,215 Mk. — Es wird mit der elektrischen Beleuchtung Dres dens nunmehr Ernst. Ehe die Asphaltirung der König-Johannstraße begonnen wird, soll das Kabel in den Straßenkörper eingelegt werden, denn von dort aus wird man beginnen, die elektrische Straßenbeleuch tung einzuführen. — Im Laufe dieses Sommers findet in Dresden der 8. Verbandstag des großen deutschen Bäcker-Ver bandes Germania statt. Bei dieser Gelegenheit beab sichtigt die Dresdner Bäcker-Innung eine große inter nationale Bäckerei- und Conditorei-Ausstellung abzu halten. Da obiger Verband zur Zeit aus 20,000 Mitgliedern besteht, ist wohl anzunehmen, daß dadurch unsere Residenz einen bedeutenden Zuzug von Fremden erhält, umsomehr als die Dresdner Bäckerei auswärts überall vortrefflich accreditirt ist. Diese Ausstellung dürfte sich von den bisher in Stuttgart, Hamburg und Berlin stattgefundenen ähnlichen Unternehmungen besonders dadurch vortheilhaft unterscheiden, daß wirk liche praktische Bäckereieinrichtungen und nicht nur Mo delle zur Ausstellung gelangen sollen. — Die „Dresdener Zeitung" erklärt die Nachricht, der Lehrer Gehl in Groitzsch sei wegen Unterzeichnung eines freisinnigen Wahlaufrufes vom Minister entlassen, für falsch. Herr Gehl ist von der Anstellungsbehörde entlassen und kann dagegen binnen drei Wochen beim Kultusministerium rekuriren. — Im Vormittagsgottesdienst des letzten Sonn tages wurde in Limbach nach beendigter Predigt und Kanzelgebet eine neue kostbare Altar- und Kanzelbe- kleidung, welche Herr Rittergutsbesitzer Leuschner „in der Erinnerung an ein frohes Familienfest" der Kirche geschenkt hat, in feierlicher Weise geweiht. Die neue Bekleidung ist violett und darum nach der kirchlichen Bedeutung der Farben bestimmt in der Advents- und Passionszeit aufgelegt zu werden. — In Zedtlitz bei Borna ertränkte sich am 5. März im Mühlgraben eine Dienstmagd aus Altstadt- Borna. — Das Stadtverordneten-Collegium in Döbeln gab seine Genehmigung zu den Bauplänen für je ein neu zu erbauendes Garnison-Wohnhaus für je zwei Compagnien auf dem Welzer'scheu Grundstück und an der Burgstraße, sowie zur Aufstellung eines generellen Projectes für die Wiederherstellung der Waflerversor- gungsanlagen. Mit der Aufstellung desselben soll Herr Baurath Salbach-Dresden betraut werden. — Im sächsischen Voigtlande giebt es nicht weniger als 83 Ortschaften, die sich auf „grün" endigen, und zwar in den Amtshauptmannschaften Auerbach 23, Oelsnitz 28, Plauen 17, Schwarzenberg 7, Zwickau 8. — Im Amtsgerichtsgefängniß zu Auma er hängte sich der Cavillereibesitzer Fr. Streit, welcher wegen Brandstiftung und Meineides zur Untersuchung gezogen war. — Das Ergebniß der Stichwahl in Zittau zeigt für Herrn Commerzienrath Häbler in Großschönau 9683 Stimmen, für den bisherigen Reichstagsabgeord neten Herrn Kaufmann Buddeberg in Zittau 10,836 Stimmen. Letzterer siegte lediglich durch das geschlos sene Eintreten der Katholiken und Socialisten des Zittauer Wahlkreises für die freisinnige Candidatur. — Im reußischen Oberlande sollen zwei Krieger vereine, derm Mitglieder bei der letzten Reichstagswahl zum großen Theil ihre Stimme dem Candidaten der Socialdemokratie gegeben hatten, aufgelöst und deren Fahnen confiscirt werden. — Die Vorarbeiten zu der neuen Bahnlinie Gera- Töppeln-Münchenbernsdorf haben ihren Abschluß ge funden. Die Kosten sind auf 1 Million Mark ver anschlagt. — Der 27. allgemeine deutsche Lehrertag findet zu Pfingsten d. I. in Gotha statt. Herzog Ernst wird die Versammlung durch seinen Besuch ehren. Deutscher Reichstag. 3. Sitzung vom 7. März. 1 Uhr. Haus und Tribünen sind dicht besetzt. Am Bundesrathstische: Bronsart von Schellendorf, von Bötticher, von Scholz, von Stephan, Graf Her bert Bismarck u. A. Später Reichskanzler Fürst Bis marck. Auf der Tagesordnung steht die erste Lesung der Militärvorlage. Die Debatte eröffnet Kriegsminister Bronsart von Schellendorf mit einer kurzen Empfehlung des Gesetzes; Ich bitte, zu vergessen, was hinter uns liegt, und vorwärts in die Zukunft zu blicken, die dunkel und völlig unklar ist. Wenn das alte Wort wahr ist, daß Derjenige, welcher den Frieden will, zum Kriege rüsten soll, dann bitte ich, die Vorlage mit größmöqlichster Majorität anzunehmen. Abg. von Bennigsen (natlib ): Meine politischen Freunde haben den lebhaftesten Wunsch, die Vorlage in einigen Tagen ohne Commissionsberathung erledigt zu sehen. Die Streitfrage der Zeitdauer ist entschieden, denn die Mehrheit des Hauses ist für siebenjährige Bewilligung der Friedensstärke. Es dürste auch unmöglich sein, neue Gründe für oder wider die Vorlage anzusühren. Die ganze An gelegenheit ist von überwiegend nationaler Bedeutung. Ab gesehen von der verschiedenen Auffassung über die Annahme oder Ablehnung der siebenjährigen Bewilligung würde es vermessen sein für ein Mitglied des Reichstages, darüber zu urtheilen, ob die Kriegsgefahr näher oder entfernter ist, ob sie im Osten oder im Westen mehr droht. Es ist aber über allem Zweifel erhaben, daß der Reichstag im Stande ist, das G-wicht zur Erhaltung des Friedens erheblich zu verstärken. Nehmen wir die Vorlage kurzerhand und un verändert an, so ist damit der beste Ausdruck gegeben für die unerschütterliche Friedensliebe des Kaisers und des Vaterlandes. (Beifall.) Abg. Windthorst (Centrum): Ich wünsche ebenfalls die Vorlage möglichst rasch erledigt zu sehen und halte eine Commissionsberathung nicht wehr für nöthig. Indessen wünsche ich für die Verhandlung noch das Urtheil kenntniß- reicher Lewe abzuwarten, die in Folge der Stichwahlen noch nicht anwesend find. Der vorige Reichstag hat Alles be. willigt, was die Vorlage forderte, und auch die Centrums partei hat gezeigt, daß sie für des Vaterlandes Grüße ein- müthig eintritt. Abg, von Helldors (cons.); Meine Partei wird für so fortige unveränderte Annahme des Gesetzes stimmen, denn das Volk hat bei den Wahlen deutlich den Wunsch ausge sprochen, einen Conflict mit der Reichsregierung vermieden zu sehen. Am liebsten hätten wir ein Mililär-Aeternat ge wünscht, wir sehen aber sür jetzt davon ab. Abg. Richter Hagen (srsis.): Der Standpunkt der frei sinnigen Partei ist heute noch derselbe, wie vor den Wahlen. Wir werden in derselben Weise wie früher sür dreijährige Festsetzung der Friedensstärke eintreten, und gegen das ganze Gesetz stimmen, wenn diese abge>ehnt wird. Wird die Vorlage angenommen, so wird die freisinnige Partei einen Antrag einbringen, die durch die Armeeverstärkung entstehenden Kosten durch eine Reichseinkommensteuer zu decken. Wenn wir unmittelbar vor einem Kriege stünden, so würde auch die freisinnige Partei die Mobilmachungs kosten sofort bewilligen. Das ist aber nicht der Fall. Es ist aus die Bewilligung von Militärsorderunaen durch fremde Parlamente hingewiesen. Aber dieselben haben nur gethan, was der deutsche Reichstag längst gethan hat, indem er die Kosten sür die Ausrüstung der Armee mit dem neuen Repetirgewehr bewilligte Der Reichstag hat damit daS Wort; Willst du den Frieden, so rüste zum Kriege! be herzigt, Aber die Septennatsfrage hat, wie ich wiederhole, damit aar nichts zu thun, durch das Sevtennat wird nur die Entscheidung über die Frage der Verkürzung der Dienst zeit verhindert Wegen der Frag- des Septennates ist das Land in einen leidenschaftlichen Wahlkampf gestürzt worden, in dein die Gegensätze viel schärfer zu Tage traten, als sie thatsächlich vorhanden waren. Die Kartellparteien werden nicht bei dem Septennat stehen bleiben, man wird bald genug weiier gehen und die Herstellung des Aeternats zu erreichen suchen. (Während Richters Rede ist der Reichs kanzler eingelreten.) Abg. v. Kardorff (freicons.) wendet sich gegen die Aus führungen des Vorredners. Die freisinnige Partei verquickt stets die zweijährige Dienstzeit mit der Frage der Friedens präsenzstärle. Ob man der Frage der zweijährigen Dienst, zeit später einmal näher treten kann, ist -me Frage der Zukunst, vorläufig hat das deutsche Volk in seiner großen Mehrheit seine einmüthige Zustimmung zum Septennal ge geben. Was die zur Ausbringung der Militärlasten vom Abg. Richler vorgeschlagene Reichseinkommensteuer betrifft, so bietet dieselbe so große Schwierigkeiten, daß weder Bundes- rath noch Reichstag ihr je zustimmen werden. Die Schwierig keiten, welche in früheren Reichstagen der Regierung be reitet wurden, sind jetzt vorüber, nachdem sich herausgestellt hat, daß selbst vom Centrum eine groß« Zahl Abgeordne ter für das Septennat ist. Abg. Singer (Soc.): Meine Partei lehnt es ab, einer Mehrbelastung des Volkes zuzustunmen, da sie überzeugt ist, daß das Volk schon die heutigen Lasten nicht tragen kann. Die Zahl der aus meine Partei gefallenen Stimmen hat sich auch bei den letzten Wahlen wieder vermehrt, und zwar um 800,000 Stimmen. Wenn sich die Zahl unserer Abge ordneten vermindert hat, so werden wir Gewühlte unser Mandat um so eifriger benützen, um aufklärend zu wirken. Es sind diesmal unerhörte Wahlbeeinflussungen vorgekom men, am Wahlrecht ist ein Verbrechen begangen und es müßten eigentlich zwei Drittel der Mandate sür ungiltig er klärt werden. Die so errungene Mehl heil imponirt mir nicht.