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Beilage zum Schönburger Tageblatt. 258. Zur Geschichte Rochsburg's und seiner Herren. (Fortsetzung.) Die Burggrafschaft Leisnig mag im 12. Jahrhun dert unter Kaiser Friedrich I. entstanden sein: der zu erst 1143 erscheinende Heinrich von Leisnig soll der Ahnherr der Burggrafen und seit 1160 der erste der selben gewesen sein; sicher war es 1185 (2. August) jener Heinrich, der 1192 das Kloster Buch stiftete. Die Leisniger Burggrafen waren anfangs reichsunmittelbare Burgcommandanten, erlangten aber nicht alle Rechte des Gerichts- und Blutbanns rc., welche den Altenbur ger Burggrafen zustanden. Den 23. Juni 1329 ver loren sie ihre Reichsunmittelbarkeit, da Kaiser Ludwig IV. damals seinen Schwiegersohn, den öfter genannten Markgrafen Friedrich den Ernsthaften von Meißen, mit der Oberlehnsherrlichkeit über Schloß und Stadt Leisnig sammt den Burggrafen beschenkte und letzterem befahl, fortan dem Markgrafen unterthan zu sein. Das burggräfliche Geschlecht war damals an Gütern und Mitgliedern ziemlich reich, so daß es sich minde stens in 2 Linien theilte: in die Leisniger und in die Mutzschener. Otto entstammte jener, die in Leisnig 1378 mit Albert ausstarb. Durch seine Heirath und Erbschaft wurde Otto der Begründer der neuen Linie Rochsburg-Penig, der bedeutendsten von allen. Burggraf Otto (für Rochsburg der I.) von Leis nig muß schon bei Lebzeiten seines Schwiegervaters, des letzten Altenburger Burggrafen, Amheil an der Herrschaft Rochsburg-Penig erhalten haben; denn den 15. August 1327 bestätigte er zu Penig dem Pfarrer zu Rochsburg die Lehn- und Gerichtsbarkeit über die Mühle zu Mühlhausen (Lunzenau). Nach 1330 führt er ausdrücklich den Titel „Herr in Rochsburg" (so in Urkunden vom 20. Mai 1331, 24. Juni 1333, 31. October 1350, 25. April 1354, 18. Mai slat.j und 27. August 1357, 9. März und 26. April 1363) oder den anderen „Herr zu Penig" (so 1333, 1347, 4. März 1355, 24. November 1356, 18. Mai 1357 jdeutschj, 14. und 20. December 1358); in Penig ur kundete er am meisten. Seine Besitzungen waren weit ausgedehnt und zerstreut; Waldheim, Zöblitz, Schlet tau, Lauterstein, Penig, Rochsburg (und Frohburg?) hatte er von seinem Schwiegervater theils pfandweise (Waldheim), theils eigenthümlich überkommen. Seit dem 4. Februar 1327 hatte er auch gegen seinen 3. Theil an Leisnig von seinem Bruder Heinrich dessen halben Antheil an Gnandstein erlauscht, und nach dem Wortlaute des Dresdner Vertrages vom 31. October 1357, in dem Heinrich IV. von Plauen die Mehr zahl seiner vogtländischen Besitzungen an die Meißner Markgrafen gegen Borna, Kohren und Geithain ab trat, muß Otto bis dahin auch Kohren inne gehabt haben, und zwar gemeinsam mit Friedrich von Schön burg, Herrn zu Hassenstein. Unter seinen „Getreuen" und Lehnsmännern treten hervor die Herren von Reyns- berg, v. Kurbytz, v. Mekowe und v. Flurstete. Kein Wunder wäre es, wenn ein so ansehnlicher Herr in der Geschichte der sächsischen Lande eine hervorragende Rolle spielte. Doch scheint Otto in die politischen Bewegun gen des 14. Jahrhunderts nur kurze Zeit verwickelt worden zu sein. Als der Kampf der großen thüringischen Geschlech ter um ihre Landesherrlichkeit gegenüber der Macht des jugendlichen Land- und Markgrafen Friedrich des Ernsthaften entbrannte, da verband sich Otto den 30. October 1334, ebenso wie der Bischof von Naum burg, die Vögte von Planen, die Herren von Elster berg und die von Waldenburg mit den Grafen von Orlamünde, von Schwarzburg, von Beichlingen und mit den Reichsstädten Erfurt und Mühlhausen in Thü ringen auf 5 Jahre zu Schutz und Trutz. Auch die Grafen von Käfernburg, die Burggrafen von Kirch berg, die Herren von Heldrungen, von Kranichfeld, von Blankenhain, Friedrich von Schönburg zu Stoll berg im Erzgebirge und die Herren von Wildenfels standen auf Seiten der Genannten gegen den Land grafen, während Mechtild, die Wittwe Hermanns von Schönburg-Glauchau, und ihr Sohn Friedrich sich zu Gotha 1335 (1. April) mit dem letzteren verbanden. Tue Lage war für jede der Parteien ernst genug. Den 29. Juni 1335 kam jedoch nach kleineren Fehden in Eisenach noch ein Vergleich zu Stande, wonach die Parteien sich bereit erklärten, die Schlichtung ihrer Streitigkeiten einem Schiedsgericht zu übertragen, und das Ergebniß war ein den 11. October geschlossener Waffenstillstand, der bis zum 1. Mai 1336 dauern sollte. Otto wird in allen Hergehörigen Urkunden na mentlich aufgeführt. Bei der dann später trotz des (den 19. November 1342) durch Kaiser Ludwig noch Sonntag, den 6. November mals erwirkten Waffenstillstands und des von ihm den 7. Juni 1343 gefällten Schiedsspruches und anbefohlenen neuen Schiedsgerichts doch zum vollen Ausbruch kom menden thüringischen Grafenfehde zwischen dem Land grafen und den mächtigsten thüringischen Dynasten, die sich den 1. September 1342 zu Arnstadt verbündet hatten, blieb Burggraf Otto, wie es scheint, unbethei- ligt. Dagegen war er den 6. 'September 1343 zu Altenburg mit thätig, als Heinrich Reuß von Plauen und die Vögte von Gera mit dem Markgrafen einen Friedensvertrag schlossen. Ja er gehörte den 26. De cember 1344 zu den edlen Herren, welche Markgraf Friedrich zu Erfurt bei Einlösung seines verpfändeten Schlosses Eckartsberga dem Grafen Heinr. von Schwarz burg zu Bürgen setzte. Die verwandtschaftlichen Beziehungen Ottos zu den Reußen von Plauen und zu den Burggrafen von Meißen und die kluge Politik dieser Verwandten, von denen die Reußen nur eine Zeit lang, die damaligen Meißner Burggrafen nie offen gegen den Markgrafen standen, mögen nicht ohne Einfluß auf Ottos eigene Politik gewesen sein. (Nach Urkunde vom 4. März 1355 war Otto nämlich der Schwiegervater Hein richs Reuß von Plauen, dessen Schwager wieder Her mann v. Schönburg auf Crimmitschau war, und in einer Urkunde vom 10. November 1359 nennen Meinher V. und Bertold, Burggrafen zu Meißen und Grafen von Hartenstein, den Sohn Ottos, Albrecht von Leisnig, jungen Herrn zu Penig, ihren Oheim; auch war schon die Schwester des Meißner Burggrafen Hermann III., des Vaters der eben Genannten, Agnes, mit dem älte ren Burggrafen Albrecht von Leisnig 1289—1317 vermählt gewesen, und waren daher den 11. April 1329 zu Rochlitz Burggraf Otto und sein älterer Bruder Heinrich von Leisnig für die Meißner Burg grafen Hermann III. und Meinher IV. als deren liebe Freunde Bürgen geworden betreffs des vom Markgrafen Friedrich dem Ernsthaften an sie verpfän deten Frauensteins.) Burggraf Otto neigte auch offen bar mehr zu friedlichen Beschäftigungen, als zu Kriegs getümmel. Wir wissen von einer ganzen Reihe von frommen Schenkungen und Schenkungsbestätigungen, die von ihm herrühren, so d. d. Rochsburg 20. Mai 1331 an das Nonnenkloster zu Döbeln, d. d. Penig 25. April 1354 an die Nicolaikirche zu Döbeln, d. d. Pe nig 26. April 1363 an das Kloster Buch, den 8. Juli 1328, 1354, 24. November 1356 u. ö. an das Kloster Altzelle, ferner an das Deutschordenshaus, die Kapelle S. Marien, die Kirche S. Nicolai und beson ders an das Kloster der regulirten Augustiner-Kano niker (das sog. Bergerkloster) zu Altenburg. Letzterem schenkte er u. a. 1337 das Patronat über seine Kirche zu Langenleuba. Ebenso erfuhr das Benediktinerkloster zu Chemnitz seinen frommen Sinn; im Jahre 1338 schenkte er ihm das Gut Blankenau zu einem sog. Seelgeräthe, und den 7. September 1368, als Otto schon mehrere Jahre todt war, rühmte der Klostercon vent noch ausdrücklich, daß Burggraf Otto „manche gute unsem gotishuse bewyst und getan hat", und be stätigte Otto's Sohne um der Verdienste seiner Eltern willen die Zugehörigkeit zur Bruderschaft des Klosters und die Theilnahme an allen guten Werken, die in dem Kloster geschähen, und gelobte, das Jahrgedächtniß Ottos und seiner Gemahlin mit Messen und Vigilien und Kerzen so zu begehen, als ob ihre Leichname in der Klosterkirche gegenwärtig dastünden. Burggraf Otto hatte auch seine eigenen Kapläne in Rochsburg und Waldheim; dort war es (den 11. April und 20. Mai) 1331 der Pfarrer Hermann, der den 11. No vember 1333 Herm, von Zegerau heißt, hier in Wald heim den 20. Mai 1331 der Pfarrer Johannes. Am 11. November 1333 bestätigte Otto zu Gnand stein den Bürgern zu Penig und der Kirche zu Mar kersdorf und Burkersdorf ihre Privilegien, desgleichen dem Pfarrer zu Rochsburg, Herm, von Zegerau, alle Zinsen und Rechte, wie sie dessen Vorfahr — der älteste bekannte Geistliche Rochsburgs — Konrad von Schönau (der 1327 in einer Urkunde vorkommen soll) gehabt habe. Es gehörten da der Pfarrei Rochsburg der Zehnte auf dem Vorwerke vor dem „Hause" (Schlosse) Rochsburg, die Mühle mit dem Reuße an dem Wehre, 4 Gärten zu Lunzenau, die Mühle, 4 Gärten und 4 Lehen Acker mit Zehnten und Zinsen, 2 Höfe und 1 Acker-Lehn zu Elsdorf, je 1 Hof und 1 Lehn Acker in Markersdorf und Mohsdorf, 1 Hof und 6 Ruthen Acker zu Arnsdorf. 1353 begabte Otto auch die Schuhmacherinnung in der „Stadt" Penig mit ihren ältesten Freiheiten und Rechten. Kurz 'vor seinem Tode stiftete er den 9. März 1363 um einer 1887. Uebereinkunst willen, die zwischen ihm und dem Ritter Hanuz von Miltitz geschehen war, im Kloster Buch zwei wöchentliche ewige Messen, bei denen dieses Rit ters und seiner Angehörigen fürbittend gedacht werden sollte, und verlieh gemeinsam mit seinem Sohne Albrecht dem Kloster den 26. April ein Schock breiter Gro schen jährlichen Zinses auf seinem Gute Langenleuba. Außerdem gründete er für sich und seine Ehefrau Eli sabeth eine Seelmesse im Bergerkloster zu Altenburg und gab dazu 200 Schock breiter Groschen. Der Klosterkonvent verpflichtete sich den 19. August 1363 gegenüber Ottos Verwandten (seinem Sohne Albrecht, den Meißner Burggrafen Meinher V. und Bertold, desgleichen Hansen von Waldenburg und Heinrich Reuß von Plauen), das Seelengeräth in allen Punkten zu halten. Damals waren Otto und seine Gemahlin Elisabeth schon aus dem Leben geschieden, so daß also Ottos Tod in der Zeit zwischen den 26. April und 19. August 1363 fällt. Ihm folgte sein zuerst den 10. November 1359 als „junger Herr zu Penig" auftretender Sohn Burggraf Albrecht (I.) von Leisnig, der bald „Herr zu Rochs burg", bald „Herr zu Penig" heißt. Er war nach einer Urkunde von 1365 verheiratet mit Sophia von Waldenburg, der Tochter Johanns, des letzten Be sitzers Waldenburgs aus dem Geschlechte derer von Waldenburg; noch den 23. April 1394 lebte sie „gesessen zu Penick" und versetzte damals ihr Gut zu Hohenlauft bei Roßwein, das ihr Burggraf Albrecht gegeben und vorher besessen hatte, an das Kloster Altzelle. Beider Sohn war Albrecht (II.), genannt Wirth, der vom 4. November 1371 an wiederholt mit seinem Vater urkundet. Burggraf Albrecht I. ähnelte seinen Eltern in der Wohlthätigkeit. Von seiner Zugehörigkeit zur Bruder schaft des Chemnitzer Klosters, die ihm den 7. Sep tember 1368 von letzterm bestätigt wurde, war schon die Rede. Am 17. Januar 1367 gestattete er auf Bitten seines Vetters Otto von Leisnig, Propstes zu Penig, die Schenkung von 1 Mark jährlichen Zinses aus dem Rathhaus zu Penig an die dortige Pfarre zur Abhaltung einer wöchentlichen Messe auf dem Al tar aller Heiligen in der Peniger Marienkirche. 1380 baute er an der Nordseite dieser Pfarrkirche eine Ka pelle „zur Herrlichkeit", stattete den 15. Juni 1387 den Altar in dieser Kapelle mit Zinsen in Wickers- hain, Bruchheine, Lunzenau, Alt-Penig und Wernsdorf aus, stiftete wohl auch die älteste der noch vorhande nen Peniger Glocken, die Marienglocke, die die Jah reszahl 1387 trägt, stellte mit seinem Sohne 1404 seinem gewesenen Sekretär und Kaplan, dem Priester Tyle Huzzin an der Kapelle zu Markersdorf, einen Lehnbrief über die Einkünfte und Erbgerichtsbarkeit seiner Pfarrei aus und veranlaßte den 28. April 1409, daß das St. Georgs-Stift in Altenburg für ihn selbst und seine Angehörigen ein Jahrgedächtniß übernahm. Seine Pfarrer zu Rochsburg waren (den 19. August 1363, 4. November 1371 und 14. August 1377) der Kaplan Nikolaus und dann (12. Juli 1384) Sifrit von Melran. Im Jahr 1406 präsentirte Albrecht I., wie eine Chronik meldet, dem Propst und Deutschordenscomtur Peter in Zschillen, einen gewis sen Albert als Rochsburger Pfarrer und bat den Propst um dessen Investitur an Stelle des verstorbenen Pfarrers Johannes. Auch für die bürgerliche Wohlfahrt seiner Unterthanen scheint er besorgt gewesen zu sein; wenig stens gab er 1369 zu Rochsburg dem Schuhmacher handwerk in Penig einen Freiheitsbrief betreffs des Lederkaufs. Zu unbestimmter Zeit verlieh er Dietrichen von Heinrichsdorf das Vorwerk vor der Rochsburg, ebenso an Nikolaus von Selchau das Vor werk Remse, an Dietrich von Korbitz Güter und Zin sen vor dem „Hause" Rochsburg und zu Arnsdorf, Wernersdorf, in dem weiten Holze und zu Wittchens- dorf u. a. m. Wichtig sind die Aenderungen in seinen Besitzver hältnissen. Waldheim, das sein Vater und er „pfan- desweise" von den Meißner Markgrafen inne gehabt hatten, wurde von Markgraf Friedrich den 20. Januar 1364 dem Edlen Friedrich von Schönburg-Glauchau und den Burggrafen Heinrich und Adamant von Starkenberg übertragen; Albrechten muß dasselbe vor her ausgelöst worden sein. Sehnliches mag mit Schlet tau geschehen sein, das den 30. April 1405 im Besitze Friedrichs von Schönburg-Hassenstein (aus der Crim mitschauer Linie der Herren von Schönburg) erscheint. Dagegen erhielt Albrecht durch Verpfändung seitens des Markgrafen Balthasar den 21. October 1372 ge meinsam mit seinem Vetter Heinrich von Leisnig An theil an dem Gerichte zu Grimma, erwarb den 15.