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MöMirger Tageblatt und Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrr u»d Waloendurger Ameipr Brücke; m Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wollenburg bei Herrn Ernst Rösch«; i» Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster^ in Kaufungen Lei Herrn Fr. Janaschel; in LangenchurSdorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wi^elm Dahler, Eigarrengeschäft an der Erscheint täglich mit «»»nähme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten tür die nächster- scheinende Nummer bis vormittags 11 Uhr. L« «bonnementspreis beträgt vietteliähr t Mt. 25 Vf. Einzelne Nrn. o M- L-t7pr° Zei^10 Ps-, Einges. 20 Pf. Satz »>» -»»»-<< »->-«"« .. . , . . Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. ... Penig Lunzenau, Lichtenfteiu-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Zugleich wett "^rettet m d" ' St. Ggidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Lanzen' iMstadt-Waldenburg, Mederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E^, Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußsors leuba-Niederham, Langenleuba-Oberhain, ^Erv Wölkenburg und Ziegelheim. Sonnabend, den 31. December 1898. Witterungsbericht, ausgenommen am 30. December, nachm. 4 Uhr. « mm reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerftand -s- 5" 6. (Morgens 8 Uhr 4- 4" 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Barometerstand 751 MW. redu Lambrechts Polymeter 76"/o. Thaupnukt -s- 1,i Grad. Windrichtung: Südwest. Nritterunasausstchteu für de» 31. December: Vorwiegend trübe mit Neigung zu Niederschlägen. 'Waldenburg, 30. December 1898. Seit den Tagen des Halsband-Prozesses, d. h. seit 113 Jahren, ist kein cerichtliches Urtheil gefällt morden, besten politische Tragweite derjenigen gleichkäme, welche dem Spruch des Pariser Kafsationshoses vom 29. October d. I. beigelegt werden muß. Damals wie jeh handelte eS sich um Entscheidungen, welche nicht sowohl einem einzelnen Rechtshandel, als einem ganzen Lystem galten Es ist buchstäblich wahr, was Cassagnac s Auloritö" unter dem ersten Eindruck dieses Ereignisses schrieb: daß süns sranzösische Kriegsminister und die hinter denselben stehenden Regierungen unter die Anklage ge stellt worden seien, Täuschungen gröbster Art hinge- noarmen bcz. geduldet zu haben. Dieselbe Prozedur, welche von dem höchsten Gerichtshöfe Frankreichs als rechis- und gesetzwidrig bezeichnet worden, haben die er- wähnten Minister und deren College» mit ihren Namen gedeckt, — aus Grund dieser Prozedur angesehene Männer gemaßregelt, von ihren amtlichen Stellungen entfernt und ihrer Ehrenzeichen beraubt. Bestätigen sich die Voraus setzungen, von denen der Kassationshof ausging, auch nur der Hauptsache nach, so erscheint unvermeidlich, daß die Verletzten aus Wiederherstellung ihres gekränkten Rechts bestehen, daß Prozeß sich an Prozeß reiht und daß die öffentliche Meinung sich mit allem Nachd.uck gegen diejenigen wendet, von denen sie bisher beherrscht worden war. Bei der Heftigkeit, zu welcher die Partei- leidenschafien entfacht worden, -st außerdem unzweifelhaft, daß die Führer der siegreichen Revisionspartei nicht ruhen und nicht rasten werden, so lange auch nur einer ihrer Gegner in Amt und Würden bleibt. Kämpfe und immer wieder Kämpfe sind es, auf welche die folgenschwere richterliche Entscheidung die Perspective eröffnet hat. An der Aufrechterhaltung des gefällten Spruchs aber ist ganz Frankreich interessirt, weil derselbe von der höchsten richterlichen Autorität gefällt worden ist und weil diese Autorität mit dem politischen Credit des Landes in un auflöslichem Zusammenhang steht. Soweit sich bis jetzt übersehen läßt, werden die be drohten militärischen Würdenträger Frankreichs einen Versuch zu gewaltsamer Auflehnung gegen die richterliche Autorität ihres Vaterlandei nicht wagen. Dazu fehlt eS den ehemaligen Kriegsministern wie den Herren BoiS- deffre, Gonse, Pellieux u. s. w. an dem erforderlichen Einfluß; der einzige sranzösische General, der sich des unbedi- gten Vertrauens der Armee erfreute, der Marquis de Gallifet, ist bereits vor Jahr und Tag in den Ruhe stand getreten und nimmt, soweit bisher bekannt ge- woidcn, außerdem einen Standpunkt ein, der von dem jenigen seiner früheren Waffengefährtcn verschieden ist. Danach ist bis aus weiteres eine Unterwerfung unter das Unvermeidliche übrig geblieben. Bis aus weiteres, denn wer vermöchte die Schwankungen der öffentlichen Meinung abzuschen, die während der Dauer der ange ordneten Ergänzungs-Untersuchung eintreten können? Auf diese öffentliche Meinung aber kommt es vor allem an. Solange dieselbe auf der Seite des Generalstabes stand, traten die Herren B.isdeffrr und Genoffen mit einem Selbstgefühl und einer Rücksichtslosigkeit auf, die kaum übertroffen werden konnte. Seit der Entlarvung Henry's hat die Volksgunst sich mehr und mehr von ihren bis herigen Schützlingen zurückgezogen, eine mindestens neu trale Stellung eingenommen und dadurch freie Bahn für die richterliche Action geschaffen. Da das Ergebniß dieser Action sich nicht voraussehen ließ, konnten die Militär« nicht umhin, die ausstehende Entscheidung abzuwarten und sich mit d-r Hoffnung auf ein ihnen günstiges Ergebniß zu trösten. Von einem solchen kann nicht mehr die Rede sein; auch im günstigsten Falle stehen Enthüllungen peinlicher, wenn nicht kompromittirender Art bevor. Die Frage ist nur, ob die in ihrer Stellung bedrohte Partei zu ungehemmtem Fortgang des Verfahrens die Hand b eten odcr ob sie den Versuch eines passiven Widerstandes unternehmen wird. Eine sehr erhebliche Zahl von Pariser Zeitungen der verschiedensten Schattirungen glaubt einen solchen Widerstand voraussagen zu müssen. Man glaubt, es werde die Auslieferung gewifser Geheimacten verweigert, von der Berufung auf das Amtsgeheimmß umfassender Gebrauch gemacht, — am Ende gar da« eine oder das andere Zeugniß dircct und in aller Form verweigert werden. Unwahrscheinlich ist das nicht, nach dem ähnliches bereits bei Verhandlung des Zolaprozefses vorgekommen und dabei mit der Geiahr eines auswär tigen Krieges gewinkt worden war. Erregbar wie sie ist, könnte die öffentliche Meinung ein zweites Mal unter den Einfluß derartiger B.fürchtungen gebracht und durch den Nothschrei „Armee und öffentliche Sicherheit stehen auf dem Spiele" aus den Fugen gerenkt werden. Noch spielen rie Döroulöde, Milleooye, Rochefort und Drumont eine erhebliche Rolle, noch »erlügen sie über zahlreiche und ergebene Anhänger und zeigen eine Entschlossenheit, die vor nichts, auch nicht vor der Gefahr eines Bürger krieges zurückschrcckt. Beide Parteien h-ben die Empfin dung, auf unsicherem Boden zu stehen: in Fällen solcher Art aber pflegen die Keckeren und Entschlosseneren Recht zu haben — wenn auch nicht Recht zu behalten. Man sieht, daß die Loge gefährlicher und drohender denn je geworden ist und daß die Wagschale nach wie vor hin und her schwankt. Danach wird es in letzter Instanz allein noch auf die große Zahl derjenigen Fran zosen antommen, die außerhalb des Parteigetriebes stehen, an den öffentlichen Angelegenheiten nur in Nothsällen Antheil nehmen und keine andere Richtsschnur als die jenige des gesunden Menschenverstandes kennen. Möchte diese „parteilose Partei" des gesunden Menschenverstan des und der ehrlichen Leute aus ihrer Zurückhaltung heroortreten, bevor es zu spät ist! Der sogenannte höchste Augenblick ist nahe genug herangerückl. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser, der tags zuvor den Vortrag deS Chefs deS Civilkabinets hörte, ließ sich am Donnerstag im Potsdamer Stadtschloß von dem Staatssekretär des Aeußern v. Bülow Vortrag halten. Kaiser Wilhelm besitzt jetzt 50 Schlösser, nachdem ihm jüngst Gut und Schloß Cadinen bei Elbing ver macht worden sind. Davon sind drei in Berlin, 13 in Potsdam, die übrigen ebenfalls in der Mark bezw. im Rheinland, Hessen-Nassau, Hannover, Hohenzollern, Schle sien und Ostpreußen. Die Uebersiedelung des kaiserlichen Hoflagers von Potsdam nach Berlin wird Mitte Januar erfolgen. Oberstleutnant a. D. Christoph Moritz v. Egidy ist am Donnerstag in Potsdam an Herzbeutel- und Brust fellentzündung gestorben; das Leiden hatte ihn jüngst aus einer Vortragsreise, die er durch Süddeutschland machte, befallen und zur Heimkehr gezwungen. Herr v. Egidy war 1847 in Mainz geboren. Er diente zuerst im preußischen, dann im sächsischen Heere. Als solcher hat er im Jahre 1890 sein Buch „Ernste Gedanken" und im folgenden Jahre die Bücher „Das einige Christen thum" und „Ernstes Wollen" erscheinen lasten. Sie wurden die Ursache, daß er aus der Armee austrat. Von nun an vertrat er seine Bestrebungen, eine Refor mation von Dogma und Kirchenglauben rinzuleitrn, ein praktisch-nationales Christenthum zu begründen, durch öffentliche Vorträge. Doch gerieth er, zumal seit der Reichstagswahl 1893, in harte Collision mit der Praxis, der gegenüber seine Theorien nicht Stand zu halten ver mochten. Infolge der Ausweisungen russischer Unterthanen aus dem deutschen Reiche soll dem osficwsen Wiener „Corr. Bur." zufolge die Ansicht bestehen, die gleiche Maßregel auf deutsche Reichsangehörige, welche in Ruß land nicht nur ihr Brod verdienen, sondern große Reich- thümer erwerben, anzuwenden. Eine nur theilwerse Ausführung dieser Maßregel würde Deutschland enorme Verluste bereiten. Daß deutscherseits die Ausweisungen von Rusten neuerdings in verstärktem Umfange statlfinden, ist nicht bekannt geworden, so daß auch von russischen Repressivmaßnahmen zur Zeit im Ernste nicht die Reve sein kann. Zur Ausdehnung des Post-Check- und Giro Ver kehrs erfährt der Berliner „Confect.", daß die bayrische und württembergische Postverwaltung mit der Verwal tung der deutschen Reichspost in Verbindung getreten sind, um die für Preußen und die anderen Bundesstaa ten geplante Neueinrichtung aus Bayern und Württem berg auSzudehnen. Der Neun-Uhr-Ladenschluß soll der „Deutsch. Tagesztg." zufolge in der Stadl Braunschweig vom 1. Januar künftigen JahreS ab eingeführt werden. Aus Nordschleswig soll neuerdings eine Wittwe mit ihrem kranken Kinde ausgewiesen worden sein, lediglich deshalb, weil sie nur dänisch sprechen konnte. Das Kind soll auf der Reise gestorben und der Vorfall dem deutschen Kaiser mitgetheilt worden sein. Die Delagoabaifrage nähert sich Londoner Mel dungen zufolge rasch ihrer Lösung. Binnen 3 oder 4 Wochen, so heißt eS, werde Portugal den Vertrag unter zeichnen, demzufolge die Delagoabai an Großbritannien endgültig abgetreten werden w>rv. (Ob's stimmt!) Die Gerüchte von einer drohenden Kanzlerkrise sind, wie die „Nordd. Allg. Zig " an der Spitze ihrer Ausgabe offenbar im Auftrage des Fürsten zu Hohen lohe selbst mittheilt, vollständig aus der Luft gegr ffen. DaS amtliche Blatt schreibt nämlich in hochoific ösem Sperrdruck, daß an den Behauptungen, eS beständen in Betreff verschiedener gesetzgeberischer Fragen und einzelner von der Staatsregierung ergriffener Verwaltungsmaß- regeln scharfe politische Gegensätze zwischen dem Herrn Reichskanzler einerseits und dem Herrn Vicepräsidenten des preußischen Staatsministeriums und anderen Mit gliedern des Staatsministeriums andrerseits, kein wahres Wort sei. Dem Reichstage wird voraussichtlich noch in der laufenden Session ein Gesetzentwurf vorgelegt werden, durch dm das Gewerbe der Gesindevermiether und Slellenvermittler concessionspflichtig gemacht wird. Wenn den Beflissenen dieses Gewerbes etwas mehr auf die Finger gesehen wird, so kann das jedenfalls nichts schaden. Die Annahme eines derartigen Gesetzentwurfs im Reichstage kann daher mit voller Sicherheit voraus gesagt werden. Uebrigens hatte schon in der verfloss.nen Tagung des preußischen Landtages der Landschaftsminister v. Hammerstein während dec Berathung über den Ar-