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öuburger LagMM Amtsblatt f« den Stadtrach za Waldeadmg Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg und in dm Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Bernh. Schuppe; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Hartig, Mandelgasse; in Rochsburg bei Herrn Buchhalter Fauth; in Lunzenau bei Hrn. Buchhdlr. E. Dietze, in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn. Buchh. I. Wehrmann. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster-- scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. SS Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Kirchgasse 255. —— «ud Waldenburger Anzeiger Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. 267. Donnerstag, den 17. November 1887. Witterungsausfichte« für den 17. November: Vorwiegend heiteres und trockenes Frostwetter. Barometerstand am 16. November, nachmittags 3 Uhr: 768 mm. Versteigerung. Sonnabend, den IS. November d. I., Borm. S Uhr gelangen in der Ahnert'schm Schankwirthschaft hier ca. 6 Scheffel Kartoffeln gegen Baarzahlung öffentlich zur Versteigerung. Waldenburg, am 15. November 1887. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Löschner, Rend. *Waldenbnrg, 16. November 1887. Der Beschluß der Acrzteconsultation in San Remo über das Befinden des Kronprinzen ist auch vom preu ßischen Staatsministerium zur Kenntniß genommen und dann im Saatsarchive niedergelegt worden. Dem Kronprinzen wird für die Zukunft ganz freie Hand gelassen; von seinem allgemeinen Wohlbefinden, welches zur Zeit nichts zu wünschen übrig läßt, hängt auch die Widerstandsfähigkeit gegen das Weiterwuchern des Kreb ses ab. Der Kronprinz kann, wenn Alles ruhig geht, wohl noch zehn Jahre erhalten werden, vorausgesetzt, daß nicht doch noch ein Mittel gefunden wird, welches das Leiden ganz beseitigt. Freilich gehört dazu ein halbes Wunder. Die Befriedigung darüber, daß es nicht zu der fürchterlichen Operation gekommen, ist allgemein; denn es kann ja nicht mehr zweifelhaft sein, daß selbst das Ausschneiden des ganzen Kehlkopfes den Krebs nicht entfernt haben würde. Der Kronprinz, welcher den entscheidenden Urtheilsspruch der Aerzte, ohne mit den Wimpern zu zucken, entgegennahm, wird der Kampf gegen das giftige Leiden, ohne Entmuthigung und in dem Bewußtsein, daß unser Schicksal in Got tes Hand ist, bis zu Ende kämpfen. Je vortrefflicher nach dem Bericht von Augenzeugen das allgemeine, körperliche Befinden bisher gewesen ist, um so berech tigter ist die Hoffnung, daß es der deutschen Nation noch lange Jahre vergönnt sein werde, den würdigen Erbe» der deutschen Kaiserkrone in ihrer Mitte zu sehen. Die Theilnahme für den Kronprinzen ist auch in Süddeutschland eine ungeheure. Es beweist das eine Zuschrift aus München, in der gesagt wird: „Daß das tragische Geschick des Kronprinzen auch im deut schen Süden und speciell in Bayern die tiefste Theil nahme erwecken wußte, war selbstverständlich. Ist Kronprinz Friedrich Wilhelm, von dem man überall nur das Edelste weiß, jedem Deutschen, ja jedem ge sitteten Menschen eine sympathische Persönlichkeit, so lieben nnd verehren wir Süddeutschen ihn doppelt und dreifach als den, der unsere Truppen gegen Frankreich zum Siege geführt, sie im Frieden alljährlich inspicirt, für sie und uns alle bei seinen Besuchen im Lager, wie in Stadt und Land den Reichsgedanken persönlich in gewinnendster Weise vertreten, vor Allem aber auch die Werke des Friedens und namentlich die das Leben verschönende und adelnde Kunst mit echter Neigung und wahrem Verständniß gepflegt, geschützt und ver treten hat. Auch in Süddeutschland vereinigten sich Millionen in dem Wunsche nach der möglichst langen Erhaltung seines Lebens." Aus San Remo wurde vom Dienstag gemeldet, daß das Allgemein-Befinden des Kronprinzen andauernd be friedigend ist. Der Reichsanzeiger bringt an der Spitze des amtlichen Theils folgende Mittheilung: „Der vr. Moritz Schmidt hat Sr. Majestät dem Kaiser und Könige über die Consultation am 11. November 1887 Nachstehendes berichtet: Bei der Untersuchung des Kehlkopfes Sr. K. K. Hoheit des Kronprinzen haben die versammelten Aerzte feststellen können, daß das Leiden durch das Vorhandensein einer bösartigen Neubildung bedingt ist; dieselbe sitzt vorwiegend unter i dem linken Stimmbande und an der Hinterwand des : Kehlkopfes. Kleine Anfänge zeigen sich auch auf der rech- s ten Seite. Das Uebel ist bis jetzt ein örtliches und hat - das Allgemeinbefinden nicht beeinträchtigt; die Gefahr der Neubildung liegt in deren allmählicher Zunahme. Nach dem Se. K. K. Hoheit Sich nicht für Herausnehmen des ganzen Kehlkopfes entschieden, wird in einer längeren oder kürzeren Zeit durch Auftreten von Athemnoth der Luft röhrenschnitt vermuthlich nothwendig werden. Die versammelten Aerzte haben Sr. K. K. Hoheit empfoh- ; len, den Winter im Süden zuzubringen, weil daselbst der Aufenthalt es eher ermöglichen wird, die Körper kräfte auf dem jetzigen Stande zu erhalten. Mit Vor stehendem stimmt der von dem stellvertretenden Leib arzt Or. Schrader hierher gelangte Bericht durchaus überein. Es ist Vorsorge getroffen, daß für den Fall des Bedürfnisses eine bewährte chirurgische Kraft in San Remo zur Stelle ist!" Wir wollen zu dem Vorstehenden nur Eins bemerken, nämlich, daß darin auch nur von der Möglichkeit einer vollen Wiedergenesung mit keinem Worte die Rede ist. Das scheint leider, leider deutlich genug! Ein zweites Telegramm aus San Remo vom Dienstag sagt, daß die Anschwellung vermindert, die Krebswucherung er reichbar ist. Wegen kühlen Wetters blieb der Kron prinz zu Hause. Die „Nordd. Allg. Ztg." lehnt „es in ehrerbietiger Pietät vor dem hohen Patienten ab, sich an der Diskussion zu betheiligen, ob die Behand lung Mackenzie's Tadel verdiene oder nicht." Or. Bramann, der erste Assistent Professor Bergmann's in Berlin, wird sich unverzüglich nach San Remo be geben, um eventuell die Luftröhrenoperation auszuführen. Or. Bramann stammt aus Ostpreußen, ist etwa drei ßig Jahre alt und seit drei Jahren Assistent an der Bergmann'schen Klinik. Er besitzt ans dem Gebiete der Tracheotomieen, die er bei Diphtheritis rc. sehr oft ausgeführt hat, eine große Erfahrung und Gewandt heit und erfreut sich eines vortrefflichen Rufes als Operateur. Sicherlich wird es eine gewisse Beruhigung gewähren, daß ein auf dem Gebiete der hier in Frage kommenden Operationen bewährter deutscher Chirurg bei dem Kronprinzen verweilen wird. Für die nächste Zeit scheint die Eventualität der Tracheotomie übrigens nicht bevorzustehen, denn sonst würde sich wohl Geheim- rath von Bergmann selbst nach San Remo begeben. Indessen wird Or. Bramann schon in den nächsten Tagen dorthinabreisen, um alle Vorbereitungen derart zu treffen, daß man für alle Eventualitäten gerüstet ist. Ein Pester medizinisches Fachblatt veröffentlicht eine Statistik über Kehlkopfexstirpationen. Darnach wurden bei 97 Fällen 83 vollständige und 14 theilweise Opera tionen vorgenommen. Auf die ersteren entfallen 25 Heilungen und 58 Todesfälle, auf die theilweisen acht Heilungen und sechs Todesfälle. Bei den 64 Todes fällen war bei 49 Personen Krebs Todesursache; die Hälfte der Operirten überlebte nicht den vierten Mo nat. Geheimrath von Bergmann hat am Montag in seiner klinischen Vorlesung an der Berliner Universität die Operation der halbseitigen Kehlkopf-Resection wegen Krebserkrankung an einem fünfzigjährigen Patienten ausgeführt. Die Operation verlief glücklich, und Pro- : feffor von Bergmann verbreitete sich ausführlich über s die Bedingungen, welche diese Operation nothwendig ! machen, über die Art der Ausführung und über die s Aussichten auf Erfolg. Ein mehrere Hunderte von r Zuhörern umfassendes Auditorium folgte mit Theil- s nähme und gespanntester Aufmerksamkeit dem Bortrage s des glänzenden Operateurs und verglich im Stillen > die Vortheile einer frühzeitigen Operation mit dem s jetzigen tragischen Schicksal des Kronprinzen. : Aus San Remo selbst wird noch gemeldet, daß der s Kronprinz die Aerzte, welche sich im Frack vorstellten, ° bat, künftig ohne alle Förmlichkeiten zu erscheinen. Der entscheidenden Berathung wohnte von den Mit gliedern der kronprinzlichen Familie nur die Kronprin zessin selbst bei. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm ist von seiner Erkältung als wiederhergestellt anzusehen. Nach einer recht gut ver brachten Nacht nahm derselbe Dienstag Vormittag den Vortrag des Grafen Perponcher entgegen und arbeitete mittags längere Zeit mit dem General von Albedyll. Mittags erschien der Kaiser, als die Wache aufzog und die Fahnen nach dem Palais abgebracht wurden, unter dem unnennbaren Jubel des Publikums am Fenster sei nes Arbeitszimmers. Später hielt Minister von Putt- kamer Vortrag. Aus Koblenz wird gemeldet, daß der leidende Zustand der Kaiserin keine Verschlimmerung erfahren hat. Die hohe Frau promenirt jeden Nach mittag eine halbe Stunde im Schloßgarten, dann macht sie noch eine Ausfahrt. Die Kaiserin sieht auch fast täglich Gäste bei sich. Die Rückkehr nach Berlin erfolgt wahrscheinlich noch diesen Monat. Der Papst hat dem Kronprinzen brieflich seine Wünsche für dessen Genesung übermittelt. Prinz Wilhelm wird dem russischen Kaiser bis zur Grenze nach Wittenberge entgegenfahren. Die Ankunft des Kaisers von Rußland dürfte, dem Hofbericht nach zu urtheilen, wonach Prinz Albrecht mit Gemahlin am Freitag früh von Schloß Kamenz aus eintreffen wird, vor dieser Zeit kaum erfolgen. Das Palais der russischen Botschaft „Unter den Lin den" ist zur Ankunft der russischen Majestäten voll ständig hergerichtet worden. Die erste Etage, in wel cher Kaiser Alexander III. und seine Gemahlin Woh nung nehmen werden, zeigt an den Spiegelglasfenstern neue Gardinen in prächtiger Musterung. Im zweiten Stockwerk sind die Zimmer für die Begleitung in den Stand gesetzt. Die Vorhallen und Treppen-Aufgänge sollen noch Blumen- und Pflanzenschmuck erhalten. Das Programm für den Besuch der russischen Maje stäten steht noch nicht ganz fest, da man noch die letz ten Entscheidungen des Kaisers Alexander III. aus Kopenhagen erwartet. Die militärischen Ehren, die dem Kaiser erwiesen werden, sind bestimmt. So wird vom Bahnhof bis zum russischen Botschaftspalast das Kaiser Alexander-Regiment Spalier bilden. Doch wer den alle Vorgänge, mit Ausnahme der Vorstellung im Opernhause, im Innern des Palais sich ab spielen, da die Rücksicht auf die Gesundheit Kaiser Wilhelms noch