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Dienstmädchen, namentlich gegen die Dietrich, daß er sich das Leben nehmen müsse, wenn das so fort gehe. Die Frau hatte auch ausdrücklich erklärt, daß sie von ihrem Vermögen nichts hergeben werde, bis der Junge 14 Jahr alt sein werde. Friedemann äußerte einmal, es sei wohl besser, wenn das Kind sterbe, als daß er sich selbst das Leben nehmen müsse; er sei doch wohl mehr werth. Von da ab wurde die Tödlung des Kindes systematisch geplant. Friede mann besprach dies sehr häufig mit der Dietrich, und diese erklärte sich bald auch bereit, an der Tödtung theilzunehmen. Später zogen Beide auch die Mitangeklagte Arzig ins Ver trauen, di< anfangs zwar sich gegen den Gedanken sträubte, dann aber bald einwilligte, als man ihr 30 Mk. für ihre Mitwirkung zusicherte. Es galt nun, die That an dem Kinds — es war ein damals 16 Monate alter, kräftig ent wickelter und gesunder Knabe — möglichst unbemerkt vor zunehmen. In das Haus des Disnstherrn konnte man das Kind nicht bringen, weil es da zu viel Aufsehen erregt ha ben würde; in der Wohnung der Pflegemutter konnte man ebenso wenig etwas mit ihm vornehmen, weil die Frau das Kind zu aufmerksam und behutsam pflegte und überwachte. Das Dorf Hinteruhlmannsdorf, wo das Kind sich befand, liegt ziemlich nahe bei Wiesebach, so daß die Mädchen, im Einverständniß mit dem Dienstherrn, verabredeten, Sonn tags oder Abends hinauszugehen und das Kind dort an geblich zur Spazierfahrt abzuholen, in Wahrheit aber, um ihm draußen irgendwelche Giststoffe beizubringen. Die Wahl dieser Stoffe war sehr verschieden und Friedemann machte immer neue Vorschläge dazu. So hat das arme kleine Wesen ätzende und giftige Stoffe aller Art bekommen, wie scharfen Senf, Larbolsäure, Tollkirchen, Opium, Phos phor, Nattenpillen rc , was die gute Natur des Kindes immer wieder ausschied, bis es einmal — es war am Kar freitag dieses Jahres — dem unheimlichen Bunde in Ge meinschaft gelang, die zarte Lebensflamme zu löschen. Die Arzig holte das Kind in seinem Wägelchen auf ein Wiesen grundstück heraus, die sogenannte Holzwisse, welche ringsum vor dem äußeren Blick geschützt ist. Hier warteten die Diet rich und Friedemann, also die Eltern des Krndes, und ging man bald an das für jetzt fest beschlossene Gelingen des Werkes. Die Mutter, der doch ein Bedauern ins Herz dringen wollte, wurde als Wachtposten ausgestellt, dann aber von Friedemann hinzuqerufen, weil das Kind schreie und sich vor ihm sürchte. Die Dietrich ging hinzu, Nicht um als Mutter das Kleine zu beruhigen, sondern mitzuhel fen, daß es die aus Rattenpillen und Phosphorspitzen ge mischte Höllenspeise sicherer hinternehme. Die beiden An geklagten gaben stets Mitleid gegen den Dienstherrn vor, der sich sonst das Leben genommen haben würde, daß sie den Tod des Kindes verübt. — Diesmal hatte der arme Wurm genug und starb noch an demselben Tage. Cs hatte über 200 Gr. Phosphor erhalten ohne die giftigen Pillen. Am Schlüsse der Sitzung des Schwurgerichts wur den der Gutsbesitzer Friedemann aus Wiesebach, die Dienstmagd Dietrich aus Thiergarten und die Dienst magd Arzig aus Friedrichsgrün, welche alle drei ge ständig waren, wegen Kindesmords, wie bereits gemel det, sämmtlich zum Tode verurtheilt. *— Gesuche um Zulassung zur diesjährigen Herbst- Prüfung für den Einjährig-Freiwilligendienst sind bis 1. August bei der k. Prüfungscommission für Einjäh rig-Freiwillige in Zwickau schriftlich anzubringen. Rochsburg, 8. Juli. Mittwoch, den 6. d. gab Se. Erlaucht, Graf Clemens von Schönburg den hiesi gen Schulkindern im „Gasthofe zur Sonne" ein Fest, das durch den Besuch der Erlauchten Hohen Herr schaft ausgezeichnet und durch die Witterung sehr be günstigt wurde. Zug der Kinder ins Schloß, mit Musik, Vogelschießen mit Prämiirung, Spiel, Gesang und reichliche Bewirthung waren geeignet, die Herzen der Kinder mit Heller Freude und Dankbarkeit zu er füllen. Abends 8 Uhr versammelten sich auf ergangene Einladung die Feuerwehr, der Gesangverein, sowie mehrere Mitglieder des Gemeinderaths und Schul vorstandes im genannten Gasthofe zu einem Balle, wobei reichliche Bewirthung aller Anwesenden mit Speise und Trank stattfand. Auch dieses Vergnügen wurde von den Hohen Herrschaften durch ihre Gegen wart geehrt, was große Freude hervorrief. — In Zwickau entstand während des diesjährigen Vogelschießens zweimal Feuer in Schankzelten; das eine Mal entzündete sich das zur Decoration verwen dete Reisig an den Drähten der electrischen Beleuchtung, das andere Mal war unter einem Musikpodium be findliches Stroh, vermuthlich durch Wegwerfen eines brennenden Cigarrenstummels, entzündet worden und es verbreitete sich das Feuer über Podium und Bret terwände der Bude. In beiden Fällen erwiesen sich die vorgeschriebenen Feuerpatschen, Wasserfässer und Wassereimer für die schnelle Hilfe als segensreich. — Die von ihrem Manne getrennt lebende Ehefrau Friedrich aus Pölbitz hatte sich bei der Meldung der Geburt ihre Kindes als geschiedene Ehefrau ausgege- ben und ihr Kind als ein uneheliches beim Standes- amte bezeichnet. Wegen dieser widerrechtlichen Verän derung des Pcrsonalstaudes wurde die Friedrich vom Zwickauer Landgericht mit einer Woche Gefängniß belegt. — Auf der Thierbacher Straße in Pkttig wurde am Mittwoch eine unbekannte Frauensperson in beinahe erstarrtem Zustande aufgefunden und dem Peniger Krankenhause übergeben, doch hat sich dieselbe, nachdem sie sich wieder erholt, am Nachmittage erhängt. Aus dern Sachsenlande. — Se. Majestät der König von Sachsen begab sich am 6. d. nach Dundee und besichtigte dort die neue Taybrücke. — Aus München schreibt man der „Leipz. Ztg." vom Montag: Ihre Majestät die Königin Carola von Sachsen, welche seit zwei Tagen im strengsten Inkognito, aus Tirol kommend, hier im Rheinischen Hofe weilte und gestern Ihre Majestät die Königin Wittwe in Possenhofen besuchte, reiste in verflossener Nacht mit ihrem Gefolge mit dem Orient-Expreßzug nach Baden-Baden ab. Dort wird die hohe Frau eine Kur von kurzer Dauer unternehmen. — Von den im Monat Juni dieses Jahres im Königreich Sachsen an Gebäuden vorgekommenen 89 Brand-, bezw. Schadenfällen sind nur 11 durch Blitz schlag entstanden. Diese 11 Blitzschläge (3 zündende und 8 kalte), welche am 6. und 14. Juni (3 bezw. 8 Schläge) fielen, vertheilen sich auf die kreishaupt mannschaftlichen Bezirke Dresden (3) und Leipzig (8). Im gleichen Monat vorigen Jahres waren 273 Brand- bezw. Schadenfälle zu verzeichnen, und zwar waren 187 durch Blitzschlag (36 zündende und 151 kalte Schläge) und 86 durch andere Ursachen. — Täglich entwickeln sich mehr und mehr die Bau ten auf dem Ausstellungsplatze der vom 13. bis - mit 21. August a. c. stattfindenden Jntennationalen Ausstel lung von Erzeugnissen und Bedarfsartikeln der Bäckerei, Conditorei und verwandter Gewerbe in Dresden. Der herrlich gelegene Platz an der Westseite des „Königlichen Großen Gartens" trägt außer der Prächti gen ca. 25,000 Meter Flächenraum fassenden „Haupt halle" ein durch Herrn Conditor Beyer (Dresden) bewirthschaftetes feines Cafo, sodann den hochelegant eingerichteten Königspavillou und das äußerst interes sante Backofenhaus. Letzteres hat eine Länge von 24 in. und 15 in. Tiefe und werden hier dem Besucher 5 verschiedene Backofen-Systeme im vollen Betriebe vorgeführt werden. Dieses massiv aufgeführte Gebäude enthält 2 Backstuben, in denen die Wirk- und Teig theil-Arbeiten meist durch Maschinen bewirkt werden, und 2 Verkaufsräume, in denen das stets frische Ge bäck verabreicht wird. Bon den bis jetzt eingegangenen Ehrenpreisen seien hier folgende erwähnt: Ihre Ma jestät die Königin Carola von Sachsen, die hohePro- tektorin der Ausstellung, stiftete einen Ehren-Preis auf das beste Brod, die Dresdner Actien-Mühlen-Gesell- schaft auf Weizen- und Roggen-Gebäck 2 Preise, eine Chemnitzer Firma 1 Preis auf Zeilensemmel, eine renommirte Dresdner Prozellan-Handlung ein hochele gantes Kaffee-Service auf Drcierbrodchen rc. Da sich die Anmeldungen zur Ausstellung täglich vom In- und Auslande aus mehren, hat man bereits umfangreiche Zubautcn in Aussicht genommen. Für die Ausstellungs besucher, namentlich für die Damen- und Kinder-Welt sind mehrfache Ueberraschungen vorgesehen worden, und wenn während der Ausstellungs-Tage das Wetter gün stig ist, so ist auf einen allgemeinen, regen Besuch mit Sicherheit zu rechnen. — Bei der Reichsbankhauptstelle in Leipzig wur den reichlich 10 Millionen Reichsanleihe gezeichnet. — Während der Verhandlungen im Leipziger Hoch- verrathsproceß hat sich bekanntermaßen ein Zeuge Haas das Leben genommen. Haas war früher Mehlhänd ler und dann Wirth; er galt als etwas überspannt. Dem Vernehmen nach war er keineswegs als ein Haupt zeuge vorgeladen: er sollte, wie erzählt wird, einfach über einen Auftrag Klein's an Grebert, den er über mittelt hatte, ohne zu wissen, um was es sich handle, aussagen. Möglicherweise fühlte er sich aber auch stark compromittirt. Er hinterläßt eine Frau und drei Kinder. — Der Rosenzüchtervercin zu Hohenstein hält sein diesjähriges Rosenfest am 17. und 18. Juli im Bade Hohenstein ab. — Die nächste Aufnahme von Zöglingen in die Königliche Unterofficierschule zu Marienberg soll am 1. October dieses Jahres stattfinden. — In Lötznitz ertrank beim Baden der im 20. Jahre stehende Sohn der dortigen Schneidermeisters Roscher. l — In der Kammgarnspinnerei zu Schwarzenberg ! wurde ein Mädchen von der Maschine bei den Haaren erfaßt und die Kopfhaut vollständig abgezogen. Vermischtes. Allerlei. Bei der entsetzlichen Katastrophe in Zug (Schweiz) versanken nach letzten Meldungen bisher ein großer Landkomplex und 30 Häuser in den See. Ein bedeutender Theil der Stadt ist gefährdet. — Bei der Station Wasserbillig in der Rheinprovinz stieß der Luxemburger Schnellzug mit einem Güterzug zu sammen. Der letzte Wagen des Schnellzuges gerieth aus dem Geleise, mehrere Wagen des Güterzuges wur den zertrümmert und beide Maschinen stark beschädigt, so daß sich ein grausiges Bild der Zerstörung bot. Zum Glück sind die Reisenden, mit Ausnahme von , drei leichtverletzten, sowie das Zugpersonal mit dem Schrecken davongekommen. — Der Schützentag in Frankfurt a. M. hat die Bestimmung des Ortes für das nächste Bundesschießen dem Bundesvorstand über wiesen. Berlin erklärte seine Bereitwilligkeit zur Ueber- nahme, behielt sich aber die Entscheidung bis 1888 vor. — Es ist jetzt endlich gelungen, das am 1. Feb. 1851 im Kieler Hafen gesunkene unterseeische Boot des Ingenieurs Bauer vermittels des schwimmenden Krahns der kaiserlichen Werft zu heben. Das Boot lag ca. 7 Meter tief und ist, trotzdem es so lange Zeit auf dem Meeresgründe gelegen hat, noch ziemlich gut erhalten. Es soll nun vor allen Dingen gründ lich gereinigt und renovirt werden. — Die Borsig'sche Fabrik am Oranienburger Thor in Berlin ist für den Preis von 4'/e Millionen Mark in die Hände eines Baukonsortiums übergegangen. — Bei einem Studentenduell in Greifswald ist ein Student der Theologie von seinem Gegner, einem Mediciner, er schossen worden. — Ein Oberprimaner des Gymna siums in Dortmund hat seinem Leben durch Ver giftung mit Cyankali ein Ende gemacht. — Bei einer Verhandlung vor der Nürnberger Strafkammer hatte ein wegm Diebstahlsversuchs Angeklagter die Frechheit, einem Zeugen eine Ohrfeige zu versetzen. Der Staatsanwalt erhob sofort wegen Körperverletzung Anklage; auch ,der Geschlagene stellte Strafantrag. Der Gerichtshof erkannte, abgesehen von der übrigen Strafe, lediglich wegen der Ohrfeige auf 6 Monate Gefängniß. — Aus Mainz wird gemeldet: Ueber Ober- und Niederheimbach ist ein Wolkenbruch ge fallen. Weinberge und Felder sind abgeschwemmt, ganz Oberheimbach ist mit Wasser und Schlamm über- fluthet; das Vieh ist nothdürftig gerettet, die Arbeit vieler Winzer ist aber auf Jahre dahin. Auch bei Lorch ist ein Wolkenbruch niedergegangen. — In einem großen Spielwaaren- und Feuerwerkskörper-Magazin am Broadway in New-Jork brach Feuer aus. Wäh rend des Brandes ereignete sich eine heftige Explosion. Zwei Personen kamen in den Flammen um, andere wurden mehr oder weniger verletzt. — Die Cholera beginnt sich in Italien wieder auszubreiten. In Roccella bei Reggio erkrankten in den letzten Tagen 19, starben 9 Personen. Auch aus Catania liegt die Nachricht vor, daß mehrere choleraartige Erkrankungen vorgekommen sind. Die Truppen sind außerhalb der Stadt untergebracht. — Das Berliner Polizeipräsidium hat die Ankündigungen und Anpreisungen von Ge heimmitteln verboten. — Das hundertste Le bensjahr vollendete am 4. Juli die älteste Bürgerin von Forst, die verwittwete Frau Elisabeth Richter, im Familienkreise ihres Sohnes, des Geh. Commer- zienrathes Richter in Muskau, woselbst sie sich seit etwa Jahresfrist besuchsweise aufhält. Ungeachtet ihrer 100 Jahre erfreut sich Frau Richter noch verhältniß- mäßig besten Wohlseins bei vollkommener geistiger Frische. Telegramm. Leipzig, 8. Juli Das Reichsgericht pub- licirte heute Mittwoch das Urtheil im Hochverrathsprozesse gegen Klein und Genossen. Klein wurde zu 6 Jahren Zucht haus und 10 Jahren Ehrenverlust, Gre bert zu 5 Jahren Zuchthaus und IO Jah ren Ehrenverlust verurtheilt. Ehrhardt wurde frcigesprochen. Standesamts-Rachrichten. Ziegelheim, vom 1. Mai bis 30. Juni 1887. Geboren: D. Maurer Julius Speck hier T. — D. Schuhmacher Joh. Louis Trättner in Niederarnsdorf T. — D. Gartenhausbesitzer Guido Arno Oswald Vogel in Uhl- mannsdorf T. —- D. Handarbeiter Hermann Schulze hier T. — D. Schmied Gustav Steinert hier S. — E. unehel. T. in Uhlmannsdorf. — D. Ziegeleiarbeiter Louis Weber hier T. — D. Handarbeiter Emil Gleitsmann hier S. Gestorben: D. Schuhmacher Joh. Louis Trättner in Niederarnsdorf S., 1 I. 18 T. — D. Schuhmacher Lorenz Mahn hier T., 5 M. 12 T. — Hausbesitzerin Sophie verw. Keller geb. Quellmalz in Uhlmannsdorf, 73 I. 11 M 19 T. — E. unehel. T. hier, 9 M. 9 T. Kirchliche Nachrichten. Am 5. Sonntag nach Trinitatis. Waldenburg. Früh fl-8 Uhr Beichte und Communion: Herr Diaconus Wächter. Vormittags predigt Herr Ober pfarrer Thomas über Apostelgesch. 5, v. 34—42. Motette: „Qawi» anima inen Oorninnin" von Moritz Hauptmann. Psalm 146, Vers 1 u. 2. (Der Seminarchor.) Der Nach mittagsgottesdienst fällt aus. Altstadtwaldenbnrg. Frühgottesdienst'/-9Uhr. Predigt- lesen. Nachmittag 2 Uhr: Gottesdienst. Gustav Adolf- Stiftungsfest. >/-2 Uhr: Festzug in das Gotteshaus von der Weintraube aus. Motette: „Danket den Herrn", von Kuntze. Collecte für den Gusiav-Adolss-Verein. Nach Be endigung des Gottesdienstes Besprechung im Saale zur Weintraube. Penig. Mettengottesdienst früh 6 Uhr. Herr k. Berlet. Ps. 97. Lied 443. Vorm, y-9 Uhr: Herr k. Berlet. Apostelgesch. 5, 34—42. Lied 301. Nachmittags 1 Uhr: Herr Härtig. I. Petri 3, 8 —15. Lied 385. Nach Schluß des Nachmittagsgottesdienstes findet kirchliche Unterredung mit der confirmirten Jugend statt: Herr Härtig. Taufen y-3 Uhr. Markersdorf. Vorm. 0-9 Uhr Gottesdienst. Herr Härtig.