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ächönbliM Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Ubr des vorhergehenden Tages. ««d Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mr. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. ^292. Sonnabend, den 16. December 1882. Auf Antrag der Erben soll das zum Nachlasse des Preßmeisters Karl Friedrich Krauße in Waldenburg gehörige Grundstück, Nr. 218 u, b des Brandcatasters, Nr. 8, 8a, 9, 33a des Flurbuchs Abth. L. Fol. 214 des Grundbuchs von Waldenburg, bestehend aus Wohnhaus, Scheune, Re misenanbau und Garten mit Teich, welches zur Zeil leoigltch an Mieth- zins aus dem Wohnhause jährlich eine Nutzung von 447 M. —- ergiebt, aus freier Hand unter mit dem Käufer nach Usbereinkunft näher sestzusetzenden Bedingungen und ev. unter Anrechnung von 6000 M. Hypothekenschulden auf die Kauftumme, verkauft werden. Kauflustige werden veranlaßt, ihre Gebote bei dem unterzeichneten Amts gerichte schriftlich oder mündlich bis zum 31. December d. I. anzubringen. Waldenburg, den 23. November 1882. Das Königliche Amtsgericht. Baumbach. M. "Waldenburg, 15. December 1882. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Es verlautet bestimmt, daß der Reichskanzler, der über die mit großer Mehrheit erso gte Ablehnung der Specialberathung des Etats pro 1884/85 sehr verstimmt sein soll, entschlossen ist, noch rin Lause der gegenwärtigen Session dem Reichstage einen Gesetzentwurf belr. die Abänderung der Ver fassung, welcher die Einführung zweijähriger Etals- penoden ermöglicht, vorzulegen. Die Commission zur Vorberathung der Gewerbe novelle hat nach heftigen Depalen die Bestimmungen über die Handlungsreisenden mit 11 Stimmen an genommen. Danach gellen für die Handlungs reisenden im Wesentlichen dieselben Bestimmungen wie für die Haus irer. Es wird darüber noch zu heftigen Kämpfen im Plenum kommen. Das „Deulsche Tageblatt" schreibt: Wenn die konservativen für die Erhaltung eines starken Königthums in die Schranken treten, so geschieht dies nicht, weil sie an ihrer eigenen Zukunft ver zweifeln, sondern weil sie überzeugt sind, daß nur das Königthum, das sociale Königthum, im Stande ist, die Gefahren zu bannen, welche nicht nur Deutschland, sondern die ganze civilisirte Welt be drohen. Lassalle Hal einmal den Ausspruch gelhan, er würde die Fahne des socialen Königthums mit Begeisterung tragen, trotzdem, ja weil er von Kin desbeinen an Republikaner gewesen sei — und die Con>ervativen sollten sich hierin von ihm beschämen lassen? Der „Centralverein^ für Körperpflege in Volk und Schule," an dessen Spitze u. A. der neuerdings mehrfach genannte Amtsrichter Hartwich steht, hat an das preußische Abgeordnetenhaus eine Petition gerichtet, welche dahin geht: die Regierung zu er suchen, nach dem Vorbilde der Unterrichtsverwaltung von Elsaß-Lothringen eine Commission von Aerzten behufs Erstattung eines Gutachtens über das höhere Schulwesen Preußens einzusetzen, um auf Grund desselben die genügenden Maßnahmen zur Verhütung einer für die gebildete Jugend Deutschlands immer drohender werdenden Gefahr des körperlichen Rückgangs mit all seinen traurigen Folgen zu treffen. In Berlin traten am 14. d. Vertreter von 16 der größten deutschen Handelskammern und Corpora- tionen, wie das Aeltestencollegium der Berliner Kauf mannschaft im Börsengebäunde zur Stellung nahme gegenüber der Wedell'schen Börsen steuer zusammen. Es wurde einstimmig beschlossen, eine Resolution gegen diese Steuer im deutschen Handelstage einzubringen. Gleichzeitig wurde das Aeltestencollegium der Berliner Kaufmannschaft er sucht, eine Denkschrift über die praktischen Folgen, die sich aus der Annahme des Wedell'schen Antrags für verschiedene Zweige des Geschäftslebenö ergeben würden, abzufaflen, dieselbe mit den Unterschriften der in der heutigen Konferenz vertretenen anderen und dazu aufzufordernden Handelskammern zu ver sehen und dem Reichstag zu überreichen. Ein in Sachen der procentualen Börsensteuer an der Berliner Börse in Umlauf gesetztes Circular bedeckte sich, wie die Zeitungen melden, sofort mit Hunderten von Unterschriften. Tags darauf lag an derselben Börse eine Liste zur Einzeichnung von Beträgen zu Gunsten der Ueberschwemmten am Rhein und dessen Nebenflüssen auf, nebst einem Aufruf, in dem die Worte „Schleunigste Hilfe thut Noth" mit fetten Lettern gedruckt waren. In diese Liste haben sich im Ganzen zwei Firmen eingezeich net (Hardt L Co. mit 1000 Maik und A. H. Haymann L Co. mit 500 Mark). Ein Commenlar dazu ist überflüssig. Schleunigste Hilse thut Noth! Oesterreich. An den Thüren des Neustädter deutschen Slaats- gymnasiums zu Wien wurden dieser Tage Placate mit der Aufschrift: „Tod allen Deutschen!" aufgesunden. In Folge Anzeige des Gynasial- Directors wurde die Angelegenheit dem Strafge richte übergeben und die Untersuchung wegen Auf reizung gegen eine Nationalität eingeleilet. Vor oem Schwurgerichte zu Rzeszow in Gali zien Hal am 11. d. die Verhandlung über jenes Verbrechen begonnen, das der Abgeordnete Meru- nowicz in der letz'en Landlagssession als ein solches bezeichnete, bas große Aehnlichkeit mit dem rituel len Morde zu Tisza-Eszlar habe. Es handelt sich um den Mord der Magd Franziska Mnich. Angeklagt sind der Jude Moses Ritter, seine Frau Gittla Ritter und seine beiden Töchter Chaje und Bejla Ritter und der Bauer Swchlinski, sämmtlich wegen Meuchelmords. Den Vorsitz in der für 8 Tage berechneten Hauplverhandlung führt der Land- gerichtsrath Mossor, als Ankläger fungirl Staals- anwall-Substitut Or. Popoorelski und als Verthei- diger der jüdische Adoocal Or. Fechldegen. Der Sachverhalt stellt sich nach der Anklage-Acte wie folgt: In der bei Rzeszow gelegenen Ortschaft Lutcza verschwand am 27. November 1881 plötz lich ein Bauernmädchen Namens Franziska Mnich. Erst am 6. März 1882 wurde ihr Leichnam fürchter lich verstümmelt aufgefunden. Die Volksstimme be zeichnete den jüdischen Ortsbewohner und Grund besitzer Moses Ritter als den Mörder. Aus den Erhebungen soll sich ergeben haben, daß Franziska Mnich sich wirklich am Abende des 27. November in das Haus der Eheleute Ritter, bei denen sie früher in Diensten gestanden, begeben habe und seit dieser Zeit nicht mehr zum Vorscheine gekommen sei. Erst die Aussage des Ortsbewohners Stochlinski brachte einiges Licht in den mysteriösen Fall. Der selbe erklärte, daß Franziska Mnich, die in sehr intimen Beziehungen zu den Eheleuten Ritter ge standen, von Moses Ritter unter dem Vorgeben einer Bewirthung in das Haus gelockt und von dem selben in den Keller geführt worden sei. Dort habe er (Stochlinski) einer Verabredung zufolge die Mnich durch einen Beilschlag auf den Kopf betäubt, wo rauf Moses Ritter mit einem Messer den Hals des Mädchens durchschnitten und demselben unter Mit wirkung seiner Frau und seiner beiden Töchter den Bauch aufgeschlitzt habe. Für die Theilnahme an diesem Morde habe Stochlinski von Moses Ritter 50 fl. erhalten. Als Motiv des Verbrechens wird nach Aussagen der jüdischen Zeugen angenommen, daß Moses Ritter die Franziska Mnich, mit der er ein unmoralisches Verhältniß unterhielt, aus Be sorgniß vor den Folgen dieses Umgangs ermordet habe. Es sind 45 Zeugen, darunter der Wiener Rabbiner Güdemann, vorgeladen. Ungarn, In der Sitzung des ungarischen Abgeordneten hauses zu Pest am 12. December bekannte sich Graf Apponyi offen als Anhänger der aristokralisch- socialistischen Bestrebungen, indem er jenen Tropfen sociatistischen Oeles reclamirte, welchen Fürst Bis marck für die Staatsmaschine nothwendig erachtet, wenn man einer Socialrevolution vorbeugen will. (Ein Redner der äußersten Linken ries dazwischen: Meinen Sie etwa Petroleum?) Als Erläuterung führte Apponyi aus: Die feudalistische Slaalsor- ganisation habe den verhängnißvollen Fehler began gen, daß sie die Position des Starken (Adels) verstärke, jetzt begehe der Liberalismus denselben Fehler und verstärke die Position derjenigen in der Gesellschaft, welche übermächtig sind. Es wäre die Aufgabe des Staates, alles aufzubieten, die ge sellschaftlich Machtlosen zu erhalten und zu kräftigen. Schweiz. Die vereinigte Bundesversammlung in Bern wählte Ruchonnet zum Bundespräsidenten für das Jahr 1883, zum Vicepräsidenlen Welli mit 91 von 177 Stimmen. Zum Präsidenten des Bundesgerichts pro 1883/84 wurde Rognin, zum Vicepräsidenten Obgiati gewählt. England. Die „Pall Mall Gazette" erklärte, sie sei zu der Mittheilung ermächtigt, daß Gladstone als Schatz kanzler zurückgetreten und Childers zum Schatz kanzler ernannt worden sei; weiter Veränderungen des Kabinets würden erwogen. Egypten. Um den Wünschen der Engländer nach Ver besserung des Suez-Canals Folge zu geben, wurde, wie aus Paris gemeldet wird, seitens der Suez-Canal-Gesellschaft beschlossen, dreißig Millionen für Verbesserungs-Arbeiten zu verwenden. Princi- piell wurde ferner der Bau eines Parallelcanals beschlossen; derselbe dürfte 150 Millonen kosten, welche im Wege der Ausgabe von Obligationen ge deckt werden sollen. Die Ausführung des Parallel canals soll fünf Jahre dauern und nach dessen Fertigstellung der eine für Schiffe, die von Europa kommen, der andere für solche, die nach Europa gehen, bestimmt sein. Es wird als unrichtig bezeichnet, daß Zwistigkeiten zwischen England und der Suez- Canal-Grsellschaft bestehen. Aus dem Muldenthale. "Waldenburg, 15. December. Nach längerer Zeit hielt gestern Nachmittag der landwirthschaftliche Verein für Waldenburg und Umgebung in Kertzsch wieder eine Sitzung ab. Der Vorsitzende, Herr Ober- commissar Otto, theilte zunächst die verschiedenen Eingänge mit, worauf zur Wahl eines Vicevorsitzen den an Stelle des weggezogenen Herrn Inspektors Renz, sowie eines Schriftführers geschritten wurde. Als Ersterer wurde gewählt Herr Rittergulspachter Huth aus Remse, als Letzterer Redacteur Kästner aus Waldenburg. Der Herr Vorsitzende verlas sodann einen Aufruf des sächsischen Zweigvereins