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Einige Tage später wurden noch weitere Verhaf tungen vorgenommen, und zwar zog man unter Anderen die Rosenauer Gastwirthe Hofmann und Gutmann ein. Gleichzeitig erschienen die Bevoll mächtigten einiger Budapester Assecuranz-Jnstitute in Rosenau und erstatteten gegen die in Haft Be findlichen Betrugsanzeigen. Jetzt erfuhr man die Ursache der Verhaftungen. Die Bande ist verdäch tig, das Leben mehrerer Personen auf größere Summen versichert und dann die Betreffenden aus der Welt geschafft zu haben. In vielen Fällen mußten sie gar nicht zum Morde greifen, weil es ihnen gelang, schwache, kranke, am Rande des Grabes stehende Menschen versichern zu lassen. So war z. B. der notorische brustkranke Advocat Rutenyi auf 28,000 Fl. versichert. Wenige Monate nach der Versicherung starb Rutenyi und die Compagnie erhob das Geld. Das Leben der schwer kranken Tischlersgattin Lenkei versicherten sie auf 2000 Fl. und stellten bei der Visitation die gesunde Frau Hritz vor. Frau Lenkei starb bald darauf. Andere Ver sicherte lebten unerwartet lange; man mußte daher ihr Leben gewaltsam verkürzen. Die Verbrecher sind bezichtigt, Gift angewendet zu haben, welches in Spirituosen geschüttet wurde, die den Opfern reichlich verabreicht wurden. So soll der Haus knecht vom „Schwarzen Adler" aus der Wett ge schafft worden sein, der auf 6000 Fl. versichert war und als pensionirter Honvedrittmeister figurirte. Ein Häusler, Namens Meszaros, war auf 15,000 Fl. versichert und soll ebenfalls durch unmäßigen Genuß von Spirituosen getödtet worden sein. Die gerichtliche Untersuchung in dieser Affaire wird energisch betrieben. Allerlei. Die biedern Bewohner von Landshut in Baiern scheinen recht durstige Leute zu sein. Vorige Woche wurde dort ein sog. Landwirthschafts- fest abgehalten, bei welcher Gelegenheit bei elf Wirlhen nicht weniger als 85,400 Liter Bier ge trunken wurden. — Eine Canadische Wittwe hei- rathete vor Kurzem den Wittwer ihrer Tochter, elf Wochen nach dem Tode ihres ersten Galten. — Auf dem französischen Kriegsschiffe „Minerva" er eignete sich am Montag ein bedauerlicher Unfall. Als das Schiff in den Hafen von New-Jork ein lief und am Castle William Battery die üblichen Salutschüsse gab, sprangen zwei Geschütze und vier Artilleristen wurden über Bord geworfen. Zwei derselben waren sofort todt, ein dritter liegt im Sterben. Die Geschütze waren glattläufige 32psün- dige Vorderlader. — Der Ueberschwemmungs- bericht aus Südtirol lautet: Der Bahnverkehr zwischen Brixen und Klausen ist wieder hergestellt. Die Straße Bozen-Meran ist wieder passirbar. Der Weg bis Trient ist nur für Fußgänger, welche theilweise Kähne benutzen müssen, passirbar. In Trient war am 25. Septbr. das Stauwaffer noch zwei Klafter hoch. Von Trient bis Ala verkehrt die Fahrpost, zwischen Bozen und Meran Leiter fuhrwerk. — Der Expräsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, General Grant, ist zu mehrtägigem Aufenthalt in Stuttgart angekommen. — Die Zahl der bei dem Hugstetter Eisenbahn unfall Verunglückten steht nunmehr fest. Es sind sofort getödtet worden und bisher an ihren Ver letzungen gestorben im Ganzen 75 Personen; schwer und mittelschwer verletzt sind 95 Personen, und leichtere Verletzungen haben gegen 100 Personen davongetragen. Die Gesammtzahl der Verunglückten beläuft sich hiernach auf die furchtbar hohe Ziffer von 270. Von den Schwerverwundeten schweben noch 4 in Lebensgefahr, so daß die Zahl der Todten sich noch vermehren kann. Uebrigens befinden sich auch viele weniger Schwerverletzte nicht außer aller Gefahr, da Mancher innere Verletzungen davonge tragen haben dürfte, wie ein Vorfall in Colmar beweist. Ein Colmarer Bürger hatte sich auf dem verunglückten Zuge befunden und war anscheinend mit heiler Haut davongekommen, obgleich er eine heftige Erschütterung erhalten hatte. Vor einigen Tagen betheiligte er sich am Tanze; kaum hatte er aber einige Umdrehungen gemacht, als der bis dahin gesund gewesene Mann todt zusammenstürzte. — Esseger Berichte melden, daß die versunkene Loko motive 30 Meter unterhalb der Brücke aufgefunden wurde. An der Hebung der Waggons wird gearbeitet. Bisher wurde noch immer keine einzige Leiche ge funden. Die neue Brücke soll bei Tag und Nacht fortgesetzter Arbeit am 30. November eröffnet werden. — Am 16. d. traf auf dem Dampfer „Jmmacola- tella" ein vornehm aussehender Reisender aus Mar seille in Neapel ein. Bei der zollamtlichen Revision seines Gepäckes erregte sein Koffer durch sein auf fallend großes Gewicht die Aufmerksamkeit der Zoll beamten. Der Koffer wurde näher untersucht, und es ergab sich, daß er einen doppelten Boden hatte und daß sich in demselben eine drei Kilogramm schwere Kassette befand, welche Dynamit, Bomben bestandtheile und Zünder enthielt. Dem eigenthüm- lichen Passagier gelang es, mit Zurücklassung seines Gepäckes zu entfliehen. — Ueber Markersdorf und Ebersdorf (Böhmen) ist in der Nacht zum 28. Sept, um 1 Uhr ein Wolkenbruch niedergegangen. Der angerichtete Schaden ist bedeutend. Vom Ebersbach wurden 4 Brücken und 10 Stege weggeriffen. Die Bewohner mußten sich flüchten; das Wasser stand eine Elle hoch in den Häusern. Der Polzenfluß ist höher als bei dem letzten Wolkenbruche. Landwirtschaftlicher Theil. (Erscheint jeden Sonntag.) Gartenbaukalender für October. Säen kann man außer Spinat, Rabinschen und Kerbel rüben noch Petersilie in gut gedüngtes Land, breitwürfig oder in Rinnen, und wird sie dann zeitig im Frühjahr schneiden können. Dem Rosenkohl sind die Gipfel auszu brechen, um den Trieb stärker in die Sprossen übergehen zu lassen. Wintersalat kann noch aus dem Saatbeet ver pflanzt werden, und zwar auf nicht zu sonnige Beete, da er im Winter nicht viel Sonne verträgt, am schädlichsten ist ihm die Morgensonne. Winterrettige, rothe Rüben, Kürbisse, Kohlrabi sind vor stärkeren Frösten aus der Erde zu nehmen; dagegen halten Möhren, Petersilienwurzeln, Pastinaken die ersten leichten Fröste gut aus und wachsen an wärmeren Tagen noch weiter, weshalb man sich mit dem Herausnehmen dieser Früchte nicht zu sehr beeilen braucht. Das Einernten nehme man möglichst bei trocke ner Witterung vor, weil sich alle Früchte dann bester hal ten. Bohnen- und Schotenbeete sind abzurüumen und, wie alle leer gewordenen Beete^ grob zu stürzen. Stangen bohnen werden, wenn sie der Frost zerstört hat, am besten erst mit den Wurzeln aus der Erde gerissen, dann die Stangen herausgenommen, die Ranken von unten nach oben abgestreift und die Stangen in Abtheilungen auf einander gelegt, oben und unten zusammengebunden, und trocken, oder an einen Baum gelehnt, den Winter über aufbewahrt. Die Erdbeerbeete fahre man fort, mit kur zem Dünger zu bedecken^ oder die einzelnen Stöcke damit zu umgeben; hierzu passenden Pferdedünger sammeln in der Nähe von Städten arme Kinder für ein Billiges. Die Spargelstengel sind schleunigst (am besten aber schon im August) durch Abstreifen von ihren Früchten zu säu bern, damit die letzteren später nicht reif auf das Beet, herabfallen, dort aufgehen und den alten Stöcken Nahrung und Raum wcgnehmen; gegen Ende des Monats werden die Stengel, wenn sie gelb geworden sind, abgeschnitten, die Beete mit Dünger (am besten Rindsdünger) leicht be deckt, oder Dünger um jeden Stock vorsichtig eingegraben, darauf sind die Beete zu ebenen, aber nicht zu rechen. Bei stärkerer Bedeckung finden Mäuse darunter ihre Schlupfwinkel und suchen die Spargelwurzeln heim. An dere zerschneiden die Stengel in kleine Stücke, legen sie nach dem Stürzen des Beetes obenauf, werfen Laub in dünner Lage darauf und begießen das Ganze mit Aborts jauche. Winterporree kann im Freiland stehen bleiben, doch ist es zweckmäßig, um auch bei übler Witterung stets solchen bei der Hand zu haben, einen Theil im Keller aufzubewahren. Die den Gartenfrüchten ost so verderb lich werdenden Fahrmäuse werden (besser als durch Phos phor- oder Strychninpillen, die ste oft nicht anrühren) am besten vertilgt durch Möhrenstücke, die man mit arseniger Säure behandelt hat und in die Fahrten so tief legt, daß Katzen nicht dazu kommen. Alle Gartenfrüchte festerer Art sind, wenn man nicht sehr viele hat, sehr be quem und gut im Keller in Sand aufzubewahren; man lasse sich einen Holzrahmen machen, so hoch, als man den Sandhaufen wünscht, und lege in den dadurch abgeschlos senen Raum auf eine Sandschicht die Früchte neben und über einander, die Sorten getrennt, und bedecke sie dann vollständig mit Sand. Blumenzwiebeln kann man noch in's freie Land, ebenso wie in Töpfe legen, nur blühen sie natürlich später, als die im September gelegten; die in das Land eingegrabenen Zwiebeltöpfe sind Ende des Monats aus demselben herauszunehmen und im Keller aufzubewahren; dort sind sie, ebenso wie die von Anfang an in den Keller gestellten, nach und nach stärker zu gießen, je mehr sich die Keime entwickeln. Wer Hyazin then auf Gläsern treiben" will, kann Ende des Monats damit beginnen; doch lasse man das Wasser nicht die Zwiebeln selbst berühren, da hierdurch die späteren Sor ten wenigstens leicht faulen. Die Knöllchen von Anemo nen und Ranunkeln sind in Gärten, die wenig von Win terfeuchtigkeit zu leiden haben, im October oder November zu legen, und zwar in guten, reich gedüngten Boden, der etwas schattig liegt, etwa 4 Centim. tief und 10 Centim. weit von einander entfernt, am besten auf eine Sand- unterlage. Die hochstämmigen Rosen kann man gegen Ende des Monats durch Niederlegen sür die Winterruhe vorbereiten, braucht sie aber noch nicht, oder höchstens nur leicht (mit Fichtenreisig) zu bedecken- Lack und Winter- levkoy sind, wo noch nicht geschehen, aus dem freien Lande in Töpfe zu pflanzen. Alle nicht im Freilande überwin ternde Knollen, wie Georginen, Gladiolen, Canna hebe man, nachdem der Frost die Stengel zerstört hat, aus der Erde, und halte sie an einem geschützten Orte eine Zeit lang lustig und trocken. Noch nicht zerstörte Blumen stengel vofl Gladiolen und I-obolia caräivalis blühen auch in der Stube, in ein Glas mit Wasser gestellt, lange Zeit weiter. Alle in's Winterquartier gebrachten Zimmer pflanzen reinige man von Unkraut und welken Blättern, lockere die Erde auf, und wo sie durch's Gießen wegge schwemmt ist, fülle man gute Erde oben nach; Regen würmer, die sich bei dem Stande im Freien säst regel mäßig einnisten, vertreibt man sicher durch Begießen mit Wasser, worin man zerschnittene Roßkastanien gekocht hat. In den Ueberwinterungslokalen gieße man vorsichtig und lüfte, so oft es nur die Witterung erlaubt. Die im Win ter blühenden ^.mar^IUs, Lalla aslkioxiea, Alpenveilchen, soweit sie erst jetzt zu treiben anfangen, u. a. setze man jetzt um. Blattpflanzen, ebenso wie Kamelien, bespritze man fleißig mit lauem (aber ja nicht heißem) Wasser, d- h. solchem, in welchem der eingetauchte Finger noch ange nehme Wärme fühlt. Kamelien stelle man in Zimmer neben der Wohnstube, welche nicht geheizt werden, aber doch dem Froste nicht ausgesetzt sind, und lasse sie mög lichst an einer Stelle; so behandelt, werden sie nur selten ihre Knospen abwerfen. Zum Ankauf und nachfolgender Kultur empfehlen wir die neue fleischrothe Begonie (Se govia. inearvata) als höchst dankbaren Winterblüher und wegen ihrer effectvollen rothen Beeren, die den Winter über hängen bleiben: ^räwia erennlata und den Beiß- beer-Nachtschatten (8olanum oaMoastrum Usväersvuii) mit orangerothen Beeren. Hypochondrie, Hysterie, Melancholie, Kopfschmerzen rc. sind in der Regel alles Folgen einer gestörten Verdauung, und werden daher rasch und sicher durch die bekannten Apotheker R. Brandt'schen Schweizerpillen beseitigt. Ausführliche Pro- spects mit den ärztlichen Urtheilen sind gratis, sowie die ächten Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen per Schachtel Mk. 1.— erhältlich m Waldenburg in der Apotheke. > Räthsel. Mein erstes beschützet Dich, Die letzten beherrschen Dich, Das Ganze belustigt Dich, Wann es singend und hüpfend am ersten thront. Auflösung des Räthsels in Nr. 223: Rath. Kirchliche Nachrichten. Am 17. Sonntag nach Trinitatis. Vormittags predigt: Herr Oberpfarrer vr. Schumann. Nachmittags: Unterredung mit der confirmirten weibli chen Jugend durch denselben. Winter-Uelmzieher-Stoffe, s Neu eingetroffen! lierb8t unö Winter kuck8kin8, Landwirthschaftliche Schule zu Chemnitz. Der nächste Unterrichtscursus beginnt Montag, den 16. Octo ber d. I. Die Anmeldung neuer Schüler hat baldigst zu erfolgen. Jayresberichte und Stundenpläne sind durch den Unterzeichneten zu erhalten. Chemnitz, den 15. September 1882. Wi. WiiAdarf, Direetor Musterkarten zur Verfügung! Extrapreise für Schneider! Das Neueste in Schweizer Seidenstoffen, echten französischen Sammeten, sowie seide nen Lavaliers, Cravatten und Tücher in größter Neuheit und reicher Auswahl empfiehlt ^Zii68 RieUter, am Markt.