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MnilMM TagäAit ««d Der Abonnementspreis betrügt Vierteljahr- Waldenburger Anzeiger Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, dis Expedition und dis Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf„ unter Eingesandt 20 Pf. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. Sonnabend, den 23. September 1882. ^L222 Feldverpachtung. Künftigen Mittwoch, den S7. dieses Monats, Nachmittags 4 Uhr sollen fünf, der Stadtaemeinde Waldenburg zugehörige, auf dem Scheunenplatz allhier gelegene Feldparzellen — Theile der Flurbuchsparzellen Nr. 322 und 334 — anderweit auf 6 Jahre von Michaelis dieses Jahres ab an den Meist bietenden, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter den Licitanten, an Ort und Stelle verpachtet werden. Die sonstigen Pachlbedingungen werden im Termine bekannt gemacht. Pachtliebhaber wollen sich zur obbemerkten Zeit am Scheunenberge einstnden. Waldenburg, am 22. September 1882. Der städtische Forst- und Wirthschasts Ausschuß. Limmer, Stadtrath. ^Waldenburg, 22. September 1882. Zwei Gedenktage. Morgen, am 23. d., wird es zwanzig Jahre, daß Bismarck zum interimistischen Vorsitzenden des preu ßischen Staatsministeriums ernannt wurde, während die definitive Ernennung am 8. October 1862 er folgt war. An diese beiden Gedenktage erinnert die „Norddeutsche" und knüpft daran folgende Re flexionen und Mahnungen: Welche Anstrengungen und welche Erfolge bilden den" Inhalt dieser für das Leben des Menschen so langen, für das Leben der Nationen so kurzen Epoche von zwanzig Jahren, und welche Lehren für alle Zeiten in dem Ringen des großen Staatsmannes um diese Erfolge, die er nicht als reife Frucht vom Baume schütteln konnte, sondern, getragen allein von dem Vertrauen seines erhabenen Monarchen, mit der vollen Energie eines von einem großen Gedanken erfaßten Patrioten und mit der an Hülfs- mitteln unerschöpflichen Kunst eines unvergleichlichen Politikers Schritt vor Schritt erobern mußte, selbst von Denen auf das Heftigste angefeindel, welche, nachdem er die staunende Welt mit seiner großen That Überrascht hatte, nachträglich sich brüsteten, dasselbe gewollt zu haben, was er ausgeführt. Es ist nicht immer die Bosheit, welche sich großen Plänen und Entwickelungen entgegenstellt; dieselben haben in der Regel einen noch schlimmeren Gegner in der Kurzsichtigkeit, welche das Werdende mit schonungsloser Kritik, die sich den Anschein geistiger Überlegenheit giebt, zu stören sucht und sich hinter her der verdienten Beschämung dadurch zu erwehren sucht, daß sie, ohne zu bedenken, welches Zeugniß sie sich selbst damit ausstellt, zu ihrer Rechtfertigung sagt: ja wenn wir gewußt hätten! Wenn wir aber sagen, daß eine große Politik an der Kurzsichtigkeit einen noch schlimmeren Gegner habe, als an der offenkundigen Bosheit, so haben wir die so natür liche Ermüdung und den Ekel im Auge, von welchem jeder große schöpferische Geist wohl befallen werden könnte, wenn er außer mit den an der Sache selbst sich ergebenden Schwierigkeiten, Schritt vor Schritt auch noch mit dem Unverstand zu kämpfen hat, welcher einen Theil der geistigen Kraft, welche voll inhaltlich den großen Absichten zugewendet bleiben sollte, für sich in Anspruch nimmt. Glücklicherweise liegt kein Grund vor, einer sol chen Hypothese die praktische Anwendung zu geben, und wenn Fürst Bismarck leider oft genug Veran lassung findet, auf die köiperlichen Beschwerden hin zuweisen, welche ihm die Last der Geschäfte drückend machen, so ist er sich seiner geschichtlichen Mission und Verantwortlichkeit zu wohl bewußt, als daß er m den Aufgaben, welche er sich gestellt: in der Consolidirung des deutschen Reiches, in welchem ganz Europa eine Garantie des europäischen Frie dens schätzen gelernt, sich jemals durch Bosheit oder Unverstand ermüden lassen könnte. Wenn wir aber heute an die beiden Gedenktage: den 23. September und 8. October 1862, erinnern, so geschieht dies w der Ueberzeugung, daß, wenn jemals — so in °er zwanzigjährigen Geschichte des Ministeriums Gelegenheit, wie die Aufforderung aenn^V^ d'e Erinnerung zum Prüfstein der Ge genwart zu machen. Es giebt keine Partei, welche in diesen zwanzig Jahren nicht in die Lage gekommen wäre, einen jeweiligen Widerstand gegen die Politik Bismarck an einem reiferen Verständniß zu berichtigen — mit Ausschluß derjenigen Parteien etwa, welche, nur ihrer Doctrin anhangend, das Leben nach deren abstrakten und unfruchtbaren Grundsätzen verrenken wollen — und diese Erfahrung sollte der deutschen Nation von bleibendem Werth geworden sein, zu einer steten Mahnung, ihr Verhältniß zu dem lei tenden Staatsmann nach den Erfahrungen dieser zwanzig Jahre vertrauensvoll zu bestimmen." * Waldenburg, 22. September 1882. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die Worte, welche Prinz Heinrich zur Taufe des Aviso „Ersatz Grille" gesprochen hat, verdienen auch nachträglich noch verzeichnet zu werden, da sie für den Sprecher sehr charakteristisch genannt werden müssen. Prinz Heinrich sagte: „Auf kaiserlicher Werft, aus deutschem Stahl und Eisen erbaut, ein Werk deutschen Geistes und deutscher Energie, steht ein Schiff vor uns, bereit, seinem Elemente über geben zu werden. Möge sein zu rascher und ener gischer That erwachender Organismus erfolgreich eintreten zur Wahrung deutscher Interessen jenseits der Meere, möge er sich stets dessen bewußt sein, daß die über ihm wehende Flagge mit Gott für Kaiser und Reich stets zum Siege geführt werden muß. Auf allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Kaisers taufe ich diesen Avisodampfer mit dem Namen „Pfeil." Schnell wie des Pfeiles Flug, scharf und sicher am Ziel treffe dieses Schiff den Feind ins Herz, und allzeit glücklich sei sein Lauf, wohin immer es gesandt werden möge!" Der thüringische Städtetag hat sich in seiner un längst in Coburg stattgehabten Versammlung mit einer Angelegenheit beschäftigt, die wohl von allen städtischen Verwaltungen lebhaft empfunden wird, nämlich von der stetig steigenden Inanspruch nahme der Gemeindeverwaltung für Zwecke des Staates und des Reiches. Der Oberbürger meister von Weimar, der das Referat darüber über nommen hatte, führte aus, daß diese Aufgaben sehr erheblich seien, namentlich auf dem Gebiete des Sleuerwesens, der Landespolizei und des Militär wesens. Die politischen Wahlen, die Aufstellung der Schöffen- und Geschworenenlisten, Schulsachen, Landarmensachen und vor Allem eine wahre Hoch- fluth von statistischen Sachen nähmen Zeit und Kräfte der Communalbeamten in Anspruch und steigerten dis Kosten der Gemeindeverwaltung, die neue Beamte annehmen, Lokale Herrichten müsse u. dgl. m. Angemessene Entschädigungen seitens der Einzelstaaten würden nicht gezahlt, er schlage daher vor, sich mit einer Petition an den Reichskanzler zu wenden, um wenigstens weiteren Belastungen zu entgehen und durch Ueberweisung entsprechender Ein nahmen für die jetzigen Leistungen Entschädigung zu erhalten. Die Versammlung beschloß in diesem Sinne. Im Laufe der Debatte machte übrigens der Oberbürgermeister von Erfurt geltend, die Städte könnten ihrerseits nichts Besseres thun, als die Finanz politik des Reichskanzlers unterstützen, dann werde dieser seine Absicht ausführen, d. h. den Gemeinden neue Zuschüsse und Einnahmequellen verschaffen und sie von dem Aufwinde für die Elemantarschulen entlasten u. s. w. So lange man dem Reiche die Mittel dazu versage, könne dieses auch nichts für die Communen thun. Der „Norddeutschen" wird aus Petersburg ge schrieben: Es könne von einer improvifirten Königs feier nicht die Rede sein: die Reise des russischen Kaiserpaares nach Moskau sei blos als solenner Be such aufzufafsen. Das en-Mche FaLblatt „Engineering" enthält einige interessante Mttcheüungen über die indu strielle und technische Umwälzung, welche in China bevorsteht und bei welcher europäische Jnge- genieure aller Branchen wahrscheinlich in ausgedehn tem Maße Verwendung finden werden. Es handelt sich in China um die Ausführung von Eisenbahn- und Canalbauten sowie um die Erschließung der Mineralreichthümer des Reiches. Das Nächste wird die Anlage eines vollständigen Telegraphennetzes sein. Alle Projecte gehen bei der ungeheuren Aus dehnung des chinesischen Reichs gleich ins Kolossale und soweit China auf die materielle und geistige Unterstützung des Auslandes angewiesen rst, werden ungeheuere Summen in Anspruch genommen wer den. Erfahrene Kenner chinesischer Zustände haben auf die Bedeutung dieser Umwälzung für die In dustrie Europas hingewiesen und in Deutschland dringend ermahnt, diese für die künftigen commer- ciellen Verbindungen mit China entscheidende Zeit nicht ungenutzt zu lassen. „Hoffentlich wird," be merkt die „Wes.-Ztg.," „das Vertrauen, welches die chinesische Regierung den Leistungen der deutschen Industrie geschenkt hat, die Bahn brechen für weitere Anknüpfungen. Die Folgen einer Erschließung des himmlischen Reichs, die Hereinziehung desselben in den Weltverkehr lassen sich in ihrem ganzen Um fange noch gar nicht ermessen. Wenn den Hunder ten von Millionen Chinesen die europäischen Jn- dustrieproducte, deren Absatzgebiet sich jetzt noch immer auf die Küstengegenden beschränkt, zugänglich gemacht werden können und wenn die Bevölkerung Chinas durch Entwickelung der natürlichen Reich- ! thümer des Landes auch die Mittel erhält, die Be- l dürfnisse nach europäischen Jndustrieproducten zu befriedigen, so ist ein inS Ungemessene gehender Verkehr zu erwarten. Eines darf man sich aber jetzt schon nicht verhehlen. Die Zeit wird nicht mehr fern sein, wo die Chinesen und ebenso die Japaner als gefährliche Concurrenten der europäi schen und amerikanischen Industrie auf dem Welt markts erscheinen werden. Chinesen und Japaner können so billig arbeiten wie weder Europäer noch Amerikaner und dabei ist die Arbeitsamkeit und Kunstfertigkeit dieser Völker überraschend, die natür liche Anlage wahrscheinlich den begabtesten euro päischen Nationen gleich, so daß, wenn sie einmal anfangen werden, sich auf die Herstellung der dem europäischen Geschmacke und Gebrauche entsprechen den Jndustrieproducte zu werfen, sie durch Billig keit und solide und saubere Arbeit sich rasch einen Markt sichern und selbst die Hindernisse, welche die Vertheuerung ihrer Jndustrieproducte durch den