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Jahreszahl 1599 trug. Als sie später au der be treffenden Stelle nachgrub, hatte sie das Glück, noch 4 dergl. zu finden. Das Gepräge sämmtlicher Silbermünzen, zwei sind etwas kleiner wie die an dern, ist noch sehr deutlich. Nach Aussage des Besitzers hat an dieser Stelle ein bereits vor Jahren abgehauener Baum gestanden. — In Zschieren schwamm am Dienstag der un- bekannnte Leichnam eines etwa 15jährigen Mädchens an, der bereits längere Zeit im Wasser gelegen ha ben muß und mit dem seit 3 Wochen vermißten, gleich alten Dienstmädchen in Pirna identisch sein soll. — Am letzten Donnerstag ist in der Druckerei von Buhr L Draeger in Gera der Laufbursche L. bei Aufstellung einer neuen Druckerprefse verunglückt. Er wurde durch das Umfallen einer schweren Eisen platte getroffen. Anfänglich schien die Verletzung nicht besorgnißerregend, wenigstens fehlte jede äußere Verwundung und war ein Knochenbruch nicht zu constatiren. Der L. wurde sofort nach dem Kran kenhause geschafft und in ärztliche Behandlung ge nommen. Infolge der starken Quetschung und der Zerreißung von Blutgefäßen ist indes eine Blut vergiftung eingetreten und hat dem Ärmsten das verletzte Bein ampulirt werden müssen. Sein Zu stand giebt aber fortgesetzt zu den ernstesten Besorg nissen Anlaß. — Der Vorstand des vogtländisch-erzgebirgischen Fleischerverbandes hielt am vorigen Sonntag in Greiz eine Sitzung ab, welche außer von Gera auch aus Altenburg, Glauchau, Meerane, Plauen und Zwickau besucht war. Das von dem Vorsitzenden, Herrn Fleischerob>rmeister Grothe-Greiz, umgearbei tete Lehrvertrags-Formular fand ebenso, wie das neuentworfene, dem neuen Jnnungsgesetze angepaßle Statut des Verbandes den Beifall der Versammelten. Der Statutenentwurf soll authographisch vervielfäl tigt und je 1 Exemplar den einzelnen Innungen zugesandt werden. Folgende zwei Bestimmungen sollen noch Aufnahme in den Entwurf finden: 1) Jeder Lehrling hat 3 Jahre zu lernen; 2) ein aus der Lehre entsprungener oder entlassener Lehrling darf ohne besondere Erlaubniß von einem anderen dem Verbände angehörigen Meister nicht ausgelernt werden. Die nächste Bezirksversammlung wird am 21. Juni in Altenburg abgehalten werden. Auf deren Tagesordnung stehen folgende Punkte: Be sprechung des neuen Statutenentwurfs, Vorlegung des neuen Lehrvertrages, Verabreichung von Lehr briefen und Verbandsbüchern, Gesellen- und Lehr lingswesen, Geschenkgeben, das neue Jnnungsgesetz und die Innungen (über letzteren Gegenstand wird Herr Beier-Meerane referiren.) Vermischtes. Sonnenstürme. Amerikanische Gelehrte schreiben die abnorme Witterung dieses Jahres und des ver gangenen Winter einer Art stürmischer Thätigkeit zu, die sich auf der Sonne durch die Zahl und Größe dunkler Flecken zeigen soll und noch immer im Zunehmen begriffen ist. Es wird behauptet, diese stürmische Erregtheit der Sonnenhülle werde 1882 und 1883 ihre höchste Höhe erreichen. Die furchtbare Energie der Solar-Convulsionen übersteige die menschliche Fassungskraft, und ein Weltkörper wie unsere Erde, von einem Sonnensturme erfaßt, würde beinahe augenblicklich von demselben zer trümmert und verschlungen werden. Nordlicht. In Hannover wurde am 16. April nachmittags um 4 Uhr bei Hellem Sonnenschein ein Nordlicht beobachtet. Um 3 Uhr 57 Minuten stieg fast genau im Nordost ein sogenannter Windbaum (fächerförmige Polarbanden) von Federwolken auf, und zwar mit auffallender Schnelligkeit, so daß die Spitze der gerade zum Zenith aufstrebenden Bande die letzteren 40° bis 50° in etwa 4 bis 5 Secunden durchlief, während nach Ost und Südost niedrigere Polarbanden sich erstreckten. Gleich darauf schien die ersterwähnte Federwolke an einer Stelle, etwa 40° bis 50° vom Zenith, sich in leich ten Dunst aufznlösen und dieser Dunst nahm eine auffallende rothbrüunliche Färbung an. Dieser Zu stand dauerte kaum eine halbe Minute, dann trat die Gestalt der Federwolke wieder schärfer hervor und etwa zwei Minuten später wiederholte sich das Schauspiel der Auflösung in rothbräunlichen Dunst fast an derselben Stelle des Himmels. Noch ein drittes Mal gleich nach 4 Uhr, war die Erscheinung sichtbar, aber schwächer und rasch verschwindend. Gleichzeitig bemerkte man in einer anderen Polar bande, deren Bogen sich im Osten etwa 20 — 25 Gr. über den Horizont erhob, ein Aufzucken eines etwas helleren Lichtes zu'zwei Malen, ähnlich einem äußerst schwachen momentanen Wetterleuchten. Ein fürchterliches Unglück hat sich am Char- freilag zu Athen ereignet. Die ganze Bevölkerung ohne Unterschied des Ranges, Alters und Geschlechts folgt an diesem Tage in Procession mit Kerzen in der Hand dem Klerus, der mit der Militärmusik an der Spitze von Kirche zu Kirche herumzieht, wobei während des ganzen Umzuges Petarden abgefeuert und Kunstfeuerwerke losgebrannt werden. Es war nun gegen 10 Uhr abends, die Academiestraße, von bengalischem Feuer und Tausenden von Kerzen beleuchtet, war gedrängt voll Menschen und die Procession verließ gerade die Kirche von Zoodokon, als sich auf der Frauenseite ein Stück der Ver- gypsung vom Gewölbe loslöste und herabstürzte. Es entstand in Folge dessen ein Tumult, der auf die Rufe: „Feuer! Feuer!" bald in eine furchtbare Panik aller Anwesenden ausartete. Während sich der Klerus selbst durch die Pforte der Sakristei flüchtete, stürzten die Gläubigen auf das große Thor zu, das sich bei dem Andrang der Menge, die hin aus wollte, schloß und an dem nun die Masse staute. In einer Minute waren eine Menge Menschen umgeworfen, mit Füßen getreten und zer drückt. Wenn nicht ein von außen Wache haltender Gendarm das Thor eingeschlagen hätte, so würde die Zahl der Opfer noch viel größer geworden sein. Man zählt bis jetzt 11 Todte, 7 Frauen, einen Mann und 3 Kinder und eine Masse Verwundeter. Lynchjustiz in der Thierwelt. Der Generalarzt Dr. Orestein aus Athen erzählt folgende merkwür dige Affaire: „Im nordöstlichen Winkel des malieni- schen Meerbusens liegt Stylida, der Hafenplatz La- mia's. Als ich zum ersten Male in den freundlich, mir als Garnison angewiesenen Ort einzog, frap- pirte mich die Menge von Storchnestern, welche mit ihren klappernden Bewohnern von den Dächern der Häuser und Kirchen, aus Cedern und Platanen auf mich herniederblickten. Eines Tages sah ich nun, vor einem Cafo sitzend, Schwärme von fortwährend und sehr laut klappernden Störchen in allen Rich tungen den Luflkreis durchfurchen. Von Zeit zu Zeit trafen sie insgesammt auf einem Punkt zusam men, von wo sie sich nach einer Pause von unge fähr fünf Minuten wieder von einander trennten, um ihre früheren Flugbahnen aus's Neue zu durch schneiden. Begreiflicherweise erregte dieses auffällige Gebühren meine Neugierde. Ich theille meine Ver wunderung meinem Tischnachbar mit und erfuhr dann zu meinem Erstaunen, daß es sich um nichts Geringeres, als um einen storchischen Ehebruchsfall handle. „Geben Sie nur Acht," sagte man mir, „die Sache wird ohne Zweifel mit dem Tode des schuldigen Storchweibchens enden, das da oben ein sam und verlassen im Neste sitzt." Da ich die monogamische Ehe der Störche, Schwalben u. s. w. kenne, dagegen den oft gehörten Erzählungen von der strengen Wahrung der Treue unter den ersteren niemals Glauben geschenkt hatte, so verfolgte ich jetzt das Schauspiel mit gespanntem Interesse. Mein Tischnachbar hatte ganz richtig geweissagt. Nach einer neuen, etwas länger dauernden und von einem ganz auffallend verstärkten Geklapper beglei teten Vereinigung der Störche vor dem obigen Neste fiel die zerpickte, zerzauste und blutende Störchin vor meinen Augen auf die Straße herab und ver schied alsbald unter heftigen konvulsivischen Zuckun gen. Das war der tragische Schlußact des merk würdigen ornithologischen Dramas; die Schwärme lösten sich nun wieder in einzelne Paare auf und alsbald herrschte vollkommene Ruhe unter dem son nigen blauen Himmelsgewölbe. Nach der Meinung aller Zuschauer war es klar, daß die der Execution vorausgegangenen Vereinigungen der einzelnen Strochschwärme als ebensoviele Sitzungen eines Ge richtshofes anzusehen waren, in denen die Schuld frage bezüglich der in Anklagezustand versetzten Störchin entschieden wurde. Während meines fünf jährigen Aufhalts in Lamia habe ich dreimal Ge legenheit gehabt, Augenzeuge dieser Storch-Justiz pflege zu sein, die jedesmal mit dem oben beschrie benen Acte der Lynchjustiz endete. Allerlei. Während der Wal fisch fang in der Davisstraße im Jahre 1881 total mißglückt ist, war derselbe dagegen im nördlichen Polarmeere und be sonders im Varangersjord ein so großer, wie nie zuvor. Der Fang der Anfangs October zurückge kehrten norwegischen Walfänger betrug im Ganzen circa 250 Stück Wale. Svend Foyn hat daran den größten Antheil; er erbeutete allein nicht weni ger als 106 Stück. Um den Werth dieses Fanges zu schätzen, muß man wissen, daß jeder Wal durch schnittlich einen Verdienst von mehr als 2000 Mk. erzielt. — Am Sonnabend brannte in Bolton das Temple Opera House, das größte Provinzialtheater Englands, nach der Vorstellung vollständig nieder. Menschenleben gingen bei dem Unfall glücklicherweise nicht verloren, allein der angerichiete Schaden wird auf 15,000 L. geschätzt. Der Ursprung des Feuers ist noch nicht genau ermittelt. — Der Berliner Scharfrichter Krauts hat sich sammt einigen Gehil fen zur bevorstehenden Hinrichtung des Buchhalter- Gebhardt nach Gera begeben. — Die Stadt Kon stanz ist dieser Tage um ein geschichtliches Denk mal ärmer geworden. Der Paulsthurm, in welchem Hieronymus von Prag vom Mai 1415 bis Mai 1416 gefangen lag, ist bis auf die Grundmauer abgebrannt. Der sogenannte „Thurm" war eigent lich gar kein solcher, sondern eher ein etwas schwer fälliges, viereckiges Gebäude und diente einer der größten Brauereien als Annex; im Keller verwahrte man das Gährbier, im übrigen Raum waren Futter- vorräthe bis unter das Dach aufgestapelt. — Die bekannte Kunstreiterin Emilie Loiffet hat dieser Tage zu Paris einen schrecklichen Tod gefunden. Auf einen Reilpeitschenhieb bäumte sich das bei einer Probe von ihr zum ersten Male gerittene englische Pferd, schlug seitlich über und stürzte mit der Rei terin, welcher ein Haken des Sattelgurtes in die Leber drang. Das erst 25jährige Mädchen starb nach großen Schmerzen im Delirium. — Ihre Ho heit die Frau Fürstin von Jouriewska-Dolgoruki, bekanntlich die Wittwe des Kaisers Alexander II. von Rußland, ist mit ihren drei Kindern und Ge folge am 18. April von Petersburg in Berlin an gekommen. — In Schwerin ist am 18. April die Leiche des beim Theaterbrande verunglücklen Feuer wehrmanns Berger aufgefunden worden. — DerK >uf- mann Hülser, aus Solingen gebürtig, hatte in Berlin seine Braut aufderen Verlangen erschossen und sich selbst in die Gegend des Herzens getroffen, sodaß die Kugel nicht entfernt werden konnte und er unheilbarem Siech thum verfallen ist. Dieser Tage ist er zu der geringsten zulässigen Strafe, 3 Jahren Gefängniß, verurtheilt worden. Der Grund zur That war, daß seine Commisstelle ihm gekündigt worden war. „Hätte mir einer einen vernünftigen Rath gegeben, so würde ich zur Besinnung gekommen sein," antwor tete er dem Präsidenten auf diese Frage, warum er wegen einer solchen Bagatelle die tragische Sache angerichlek. Merkt's Euch! — Aus Magdeburg wird gemeldet, daß daselbst die Anlage einer elec- trischen Eisenbahn inmitten der Stadt ernstlich betrieben wird und das betreffende Concessions- gesuch beim Magistrat eingereicht ist. — Eine auf Veranlassung der „Lilianes lüraölits uni- vorsoUo" vorgenommene Sammlung für die vertriebenen russischen Israeliten lieferte in Fürth ein Ergebniß von 23,000 Mk. — Auf der Zeche Weststanley bei Darlington in England sind durch Schlagwetter 20 Bergarbeiter getödtet und in einer Kohlengrube zu Tudhon unweit von Durham gleich falls durch Schlagwetter 35 Bergleute getödtet und 6 verletzt worden. — In einer Fabrik zu Baltimore hat eine Kesselexplosion stattgefunden, wobei sechs Personen auf der Stelle getödtet und acht andere schwer verletzt wurden. Literarisches. Das „Deutsche Kamittenölatt" ist eines von jenen we nigen Journalen, die ohne jede frühere Reklame sich im Sturm nicht nur einen würdigen Platz neben jahrzehntelang beliebten und vielgelesenen Blättern errungen, sondern auch gleich und ebenbürtig neben diesen dasteht. — Das ist ge wiß der beste Beweis für den Werth eines Blattes, und daß seine Beliebtheit mit ungewöhnlicher Schnelle wächst, das zeugt für die ihm innewohnende Frische und Gediegen heit, die sich in eben diesem Beliebtsein am besten erkennen lätzt. Und das Familienblatt weiß dies Entgegenkommen von Seite des Publikums stets rege zu erhalten — es scheut keine Kosten, und darum bringt es eine schöne Auswahl des Besten von dem vielen Guten, welches die immer lebendige Literatur und Kunst schafft. — Die soeben erschienene, mit der gewohnten soliden Eleganz ausgestattete „Meyerheim- Nummer", eine Fortsetzung der bereits gebotenen Nummern anderer deutscher Meister, ist wieder ein weiterer Beitrag des Deutschen Familienblatts, der von seinen Lesern so aus genommen wird, wie eine neue Liebenswürdigkeit eines an genehmen Freundes, und wird gewiß dazu Mitwirken, diese Freundschaft zu festigen. (Prager Lloyd.) Indem wir uns dem vorstehenden Urtheil über das Deutsche Familienblatt mit Vergnügen anschließen, machen wir auf folgende in dem neuesten, soeben ausgegebenen Hefte enthaltenen Beiträge besonders aufmerksam: Der gelbe Tod. Von E O. Hopp. — Die Bühne der Gegenwart. II. Von Albert Lindner. — Die Ausstellung indischer Kunstgegenstände im Kunstge- werbe-Museum zu Berlin. Von E. Kaiser. Mit 9 Abbil dungen. — Eine merkwürdige Geige. Von L. von Ganting. — Das Petroleum und seins Verbreitungsbezirke. Von Karl Hennings. — Von der Nächstenliebe. Von Gerhard von Amyntor. — Von der Reise Sr. M. Korvette „Viktoria". I. — Das neue Heim des österreichischen Kronprinzenpaares. Von Paul Lindenberg. Mit Abbildung. — Wiener Chro nik. I. Von Fritz Lemmermayer. — Zur Frauenfrage. VIII. Ein Asyl für weibliche Arbeiterjugend. Von Klara Reichner. — An Gedichten, Räthseln und kleineren Beiträgen ist kein Mangel; die Plauderecke ist auch diesmal wieder sehr anregend und die Bilder wie gewohnt glänzend ausge fallen. Tas „Deutsche Familienblatt" hat jetzt schon 70.500 Abonnenten. Man abonnirt in allen Buchhandlungen und Postanstalten auf die Wochenausgabe für Mk. 1.60 viertel jährlich. Die Heft-Ausgabe, jährlich II Hefte zu 50 Pf., kann durch die Post nicht bezogen werden.