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Schönburger Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten sür die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und aldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pi. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Freitag, den 21. April S1. 1882. Versteigerung. Von dem unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte sollen den 27. April 1882 Vormittags 11 Uhr die zum Nachlaß des Oeconomen Hermann Pfau in Schwaben gehörigen Grundstücke, als: 1) das Gartengut Nr. 41 des Brandkatasters, Nr. 65a, 64, 65b und 207 des Flurbuchs, Fol. 36 des Grund- und Hypothekenbuchs für Schwaben und 2) das Feld grundstück Nr. 282 des Flurbuchs und Fol. 533 des Grund- und Hypothekenbuchs für Waldenburg, welche Grundstücke am 3. l. Mts. ortsgerichtlich und zwar das Gartengut auf 5772 Mk. und das Feldgrundstück auf 1200 Mk. —- ohne Berücksichtigung der Oblasten und ins besondere des darauf haftenden Auszugs gewürdert worden sind, erbtheilungs- halber auf Antrag der Erben im Pfau'schen Gartengnte in Schwa ben versteigert werden. Unter Bezugnahme auf den am hiesigen Gerichtsbrete und im Vogel'schen Gasthofe in Schwaben aushängenden Anschlag, welchem eine Beschreibung der Grundstücke und die Versteigerungsvedingungen beigefügt sind, wird solches mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß Tags darauf, also den 28. April 1882 Vormittags von 9 Uhr an das zum Nachlaß gehörige lebende und lodte Inventar, sowie das sonstige Mobiliar gegen Baarzahlung zur öffentlichen Versteigerung gelangt. Waldenburg, am 18. April 1882. Das Königlich Sächsische Amtsgericht. Baumbach. Ald. "Waldenburg, 20. April 1882. Das gelobte Land. Es dürfte selten über ein Land so übertrieben Günstiges und Verlockendes berichtet worden sein, als über die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Insonderheit haben die amerikanischen Blätter viel geschrieben über die ausgezeichneten guten Verhält nisse und den — seltene i Wohlstand, in welchem die jenseits des Meeres Angesiedelten leben sollen, und denen nach zu urthcilcn es überhaupt kein glück licheres Land auf dem Erdengrunde giebt, als die überseeische Republik. Jedoch wer das Leben in Amerika aus Erfahrung kennt, der weiß, daß in Wirklichkeit die Lage der Dinge anders ist, als man sie schildert, und daß die amerikanischen Zeitungsberichte — um Lust zur Auswanderung zu erregen — absichtlich ungenau verfaßt sind und demgemäß nur wenig Glauben verdienen. Die Mehrzahl der über's Meer ziehen den Europamüden ist -- wenn sie von einer zu ihrem Schutze vorhandenen Behörde lesen — der Meinung, es sei behördlicherseits hinreichend für ihre Sicherheit gesorgt, daher ihnen nichts Wider wärtiges passireu könne, eine Annahme, die nicht allein grundfalsch ist, sondern die auch Viele direct in die Hände von Spitzbuben und Betrügern führt, welche gleich hungrigen Wölfen Castle-Gurden, so heißt der Ort, wo die Auswanderer zuerst ankommen, beständig umschwärmen. Die Bundesregierung hat allerdings eine Ein- wanderer-Ueberwachungsbehörde, die ihren Sitz in New-Jork hat, geschaffen, die aber, so bald man ihrer bedarf — nirgends zu finden ist. Kein Wun der, wenn die Ausbeutung armer Emigranten unter den Augen dieser, blos dem Namen nach bestehenden Behörde, fast täglich siattfindet. Und da es in Amerika ohne Geld kein Recht giebt, ist es in sol chem Falle das Nathsamste, was man thun kann, den erlittenen Schaden zu verschmerzen und sich vorzunehmen, in Zukunft vorsichtiger zu Werke zu gehen. In der neuen Welt, so schreibt dem „Deutschen Tageblatt" ein Berichterstatter aus New-Jork, ver mag der allmächtige Dollar Alles! Selbst das Un mögliche wird möglich durch ihn. Wer ihn in Fülle hat und reich ist, der braucht das Gesetz und selbst den Strick nicht zu fürchte». Im „gelobten Lande der Freiheit" behält der Reiche immer Recht, der Arme erlangt es selten und kann unter Umständen unschuldig aufgeknüpft werden. Ein Gentleman ist Jeder, welcher reich, mit dem Golde in der Tasche klappern und damit umher- wersen kann; ob dessen Besitz ehrlich oder durch Be trug erworben wurde, ist Nebensache. Nach Gold gewicht werden auch Tugend, Ehre, Ruhm und Ansehen zuerkannt. Die außerordentlich günstigen Berichte der Iankee- blätter über hohe Löhne, leicht zu erlangenden Wohlstand rc. werden leider in gewissen Volkskreisen, für die sie berechnet sind, voll geglaubt. Wohlweis lich ist in denselben keine Silbe erwähnt davon, daß drüben ebenfalls jeder Tag seine Plage hat und die Menschen, wenn sie essen wollen, im Schweiße ihres Angesichts ihr Brod verdienen müssen. Auch der Arbeitsmarkt, d. h. die Nachfrage nach Arbeitskräften läßt mitunter viel zu wünschen übrig. Wie es damit in New-Jork aussieht, das lehrt besser denn alle Zeitungsberichte ein Spaziergang durch die Anlagen von Ballery Place und Castle-Garden. An dieser, für Manchen denkwürdigen Stelle be wegt sich Jahr ein Jahr aus eine, aus allen Himmelsgegenden der Welt zusammengewürfelte zahlreiche Menge beschäftigungsloser Individuen beider Geschlechter. Aus den Blicken der Meisten dieser Unglücklichen spricht Sorge und Kummer wegen der Zukunft, aus manchem Auge bereits die ; Verzweiflung. s Ist auch ihr Unglück selbst verschuldet, so muß i man dennoch inniges Mitleid mit diesen Aermsten s fühlen, die der Landessprache unkundig, der Unter- i haltsmittel entblößt, sich nicht zu helfen vermögen - und auf ihre Bitte um Hilfe ,.Hilf Dir selbst" als Antwort erhalten. In dieser höchsten Noth werden die in New-Jork residirenden fremden Consuln um Unterstützung angegangen und bestürmt. Diese müssen — wie die Mehrzahl vermeint — helfen und seien eigens zu diesem Zweck nach Amerika ge schickt, wobei man aber vergißt, daß man ausge wandert und gegenwärtig heimathslos ist. In welch' unangenehmer Weise die Ersteren heim gesucht werden, davon hat man keine Vorstellung. Männer und Weiber mit allem, was zu einem ge segneten Familienstand gehört, belagern förmlich die Consulate, Unterstützung oder freie Rückbeförderung in die Heimath von diesen verlangend. Natürlich ohne Erfolg, da den Consuln zu diesen Zwecken keine Mittel zur Verfügung stehen. Solche und ähnliche Scenen kann man in New-Jork alle Tage erleben. Ein höchst beachtenswerther Umstand ist der Leichtsinn, mit welchem viele Europamüden — hinsichtlich der Mittel — zu Werke gehen, indem sie öfters nicht viel mehr besitzen, als die Kosten zur Ueberfahrt betragen. Auf diese Art ist Mancher schon in bittere Noth gerathen, welche in einzelnen Fällen mit Verzweiflung und Selbstmord endete. Niemand sollte daher die Reise in's „gelobte Land" unüberlegt und ohne über genügende Baarmittel zu verfügen, antreten. Schließlich sei noch Einiges über die New-Iorker deutschen Emigrantenwirthe bemerkt. Diese mit allen Salben geriebenen Subjecte sind — mit ge ringer Ausnahme — von gemeiner Abkunft und haben ihre Studien in solch' gesellschaftlichen Kreisen gemacht, die näher zu bezeichnen nicht gut angeht. Ihre Verbindungen reichen bis in die entlegensten Winkel der Welt. Ihre vornehmsten Helfershelfer in der sicheren Ausbeutung armer Auswanderer sind verschiedene europäische Agenten, die ihre Schutzbefohlenen — gegen Judaslohn — an Erstere überantwortet. In Anbetracht der amerikanischen traurigen Rechtszustände kann man gegen diese privilegirten Beutelschneider nichts ausrichtcn. Das missen diese Kerle nur zu gut in Folge dessen sie ihr sauberes Gewerbe ganz ungenirt ausüben. "Waldenburg, 20. April 1882. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser ist am 19. d. vormittags 10 Uhr 30 Minuten in Wiesbaden unter enthusiastischem Empfang eingetroffen, um daselbst bis Anfang Mai zu verbleiben. Nach dieser Zeit wird er abwechselnd in Berlin und Potsdam residiren und den militäri schen Besichtigungen beiwohnen. Die neueste Nummer der „Prov.-Corr." enthält an ihrer Spitze einen Artikel über die „parla mentarischen Aufgaben". Sie sagt: Wir stehen vor einer arbeitsreichen parlamentarischen Zeit. . . . Wenn die Fortsetzung der Thätigkeit des Landtags zur Erledigung mehrerer wichtiger Vorlagen nicht umgangen werden kann, so ist die schnelle Inangriffnahme der dem Reichstage obliegen den Aufgaben nicht minder erforderlich, zumal wenn man bedenkt, daß die bevorstehende Session desselben, wenn sie auch äußerlich als eine selbständige auf tritt, doch in ihrem Wesen nur eine Fortsetzung und Vollendung der im Januar unterbrochenen Session ist. . . . Das Abgeordnetenhaus wird gewiß noch Zeit zu finden wissen, in der es die wichtigsten Vor lagen zum Abschluß bringt, ohne dadurch den Reichs tag wesentlich in seiner Thätigkeit zu behindern. . . . Mögen alle Stellen, von deren Mitwirkung das Gelingen abhängt, sich von demselben Gesichtspunkte, wie die Regierung leiten lassen, nämlich unter Auf rechthaltung der für den Staat unbedingt nothwen digen Befugnisse der katholischen Bevölkerung Preu ßens soviel Erleichterung für Befriedigung ihres religiösen Bedürfnisses, als vorläufig möglich ist, zu verschaffen und dadurch auch den dauernden kirch lichen Frieden zu fördern. In einem Artikel „des Kanzlers Hoffnungen und ihre Vertretung" kommt die „Prov.-Corr." auf die Frage gewisser Blätter — in Bezug auf die Einberufung des Reichstages — zurück, ob es denn mit den Plänen des Kanzlers solche Eile habe. Man habe auf jener Seite sich den Anschein ge geben, die Eile begreifen zu können, wenn Fürst Bismarck die Hoffnung haben könnte, seine Absichten durchzusetzen, nicht aber bedürfe es solcher Eile, „um die ganz sichere Verwerfung nur etwas früher zu erreichen." Die Prov.-Corr." sagt hierauf: „Aber ist denn die Verwerfung wirklich so ganz sicher? Will man Fürst Bismarck zumal zumuthen, sie sür sicher zu halten? Haben nicht dieselben Männer, dieselben Blätter die wichtigsten und größten seiner bisherigen Leistungen auch nach 1866 eben so leiden schaftlich, eben so zuversichtlich bekämpft? Und hat