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Nakjecki, welcher den Insurgenten gehörige Waffen in seinem Hause verborgen hatte, standrechtlich er schaffen. Auch im Uebrigen haben die Militärbe hörden in der Nähe des Jnsurrectionsschauplatzes jetzt ein scharfes Auge auf alle den Aufständischen günstigen Machinationen. So wurde zu Ragusa der bekannte südslavische Agitator Spiridon Gopcevic, der sich als Zeitungscorrespondent in Ragusa auf hielt, aber seine Journalistik augenscheinlich nur als Maske benutzte, um den Insurgenten Dienste zu leisten, verhaftet; sein Loos theilte ein in Ragusa wohnhafter ehemaliger serbischer Kaufmann Alexie, der mit Gopcevic für die Aufständischen thätig ge wesen sein soll. Endlich wurde der Correspondent des „Manchester Guardian," Herr Evans, der seit Monaten die unverschämtesten Lügen über die Zu stande in Süddalmatien und der Horzegowina ver breitete, ausgewiesen. Aranrrerch Tie Wiederauferstehung Bontoux steht in Aussicht. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß binnen Kurz m in Paris der finanzielle Anhang der „Union generale" und des Herrn Bontoux sich zu einer neuen geschäftlichen Vereinigung zusammenthun wer den, um das Geschäft, diesmal allerdings mit wesent lich geschwächten Kräften, wieder aufzunehmen. Die Hauptsache, worauf es zunächst ankommt, ist die Aufbringung eines Capilais für die „ersten Kosten." Einige Millionen werden sich wohl zusammenbringen lassen, und die Oesterreichische Länderbank scheint ohnehin geneigt zu sein, dieser neuen Union hilf reiche Hand zu bieten. Ob sich aber Gimpel finden werden, welche wieder auf den Leim gehen, ist allerdings eine andere Frage. Italien. Nach einem Artikel des D. T. gehören sechs der gelesensten italienischen Zeitungen einem Herrn Oblieght, oer vor etwa 30 Jahren mit den Oester reichern nach Mailand kam, 1865 ein Annoncen geschäft gründete, das er nach Rom verlegte, von nicht weniger als 120 Zeitungen den Jnseraientheil pachtete und so nach und nach zum Millionär wurde. Als solchem war es ihm natürlich leicht, in den oben genannten Besitz zu kommen. In neuester Zeil soll nun eine Aktiengesellschaft, hinter der Gambetta steckt, dem genannten Herrn seine Berechtigungen für 2'/r Millionen Lire abgekaust haben, um den Annoncen- Apparat zu Gunsten radikaler Wahlen in Italien auszunutzen. Nustland. Wie aus angeblich guter Quelle verlautet, waren Skobelew's Brandreden nicht durch einen augen blicklichen Antrieb veranlaßt, sondern reiflich vor bedacht gewesen. Es handelte sich dabei in erster Linie um eine Jnlngue gegen Giers, den man da durch in eine schiefe Stellung und zu bestimmten Erklärungen drängen wollte. Hierdurch erklärt sich das äußerst vorsichtige Vorgehen des Ministeriums des Aeußern in dieser Angelegenheit, indem Giers nur auf diese Weise den gegen ihn gerichteten Streich diesmal noch glücklich abgewendet hat. Die Nihilistin Jesse Heissmann, welcher der Czar die Todesstrafe nachgesehen hat, ist, wie aus Petersburg berichtet wird, an den Folgen der Ent bindung gestorben. Sie wurde in aller Stille auf dem Armenfriedhof begraben. Das Kind wurde einer Amme auf dem Lande übergeben und befin det sich ganz wohl. Serbien. Das in Belgrad ausgegebene Regierungsblatt veröffentlicht eine Proclamation des Fürsten, in welcher die von der Skupschlina beschlossene Erhe bung Serbiens zum Königreich sanclionirt und be kannt gemacht wird, daß der Fürst den Namen „König Milan Obrenovic I." und der Thronfolger den Titel „Königl. Hoheit" führen werden. Die Stadt ist illuminirt, von der Bevölkerung wird dem König ein Fackelzug dargebracht. Der österreichische Gesandte begab sich in feierlichem Aufzuge zum Könige, um demselben die Glückwünsche des Kaisers von Oesterreich darzubringcn. Das serbische Musik chor spielte dabei die österreichische Volkshymne. Ebenso beglückwünschte der türkische Gesandte den König. Tas Militär hat dem König bereits den Eid der Treue geleistet. Aus dem Muldeuthale. — Se. Exzellenz Staats- und Justizminister vr. v. Abeken weilte am Montag in Zwickau und wohnte daselbst einigen Verhandlungen der Civil- kammer des dortigen Landgerichts bei. — Tie Königl. Kreishauptmannschaft in Zwickau hat auf Grund von ß 24 des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemokratie vom 21. October 1878 dem Handarbeiter Johann Christoph Josef Herpig daselbst die Befugniß zur gewerbsmäßigen oder nicht gewerbsmäßigen öffent- j lichsn Verbreitung von Druckschriften, sowie die s Befugniß zum Handel mit Druckschriften im Um herziehen entzogen. Aus dem SachsenLande. — Se. Maj. der König ist am Sonntag Abend im besten Wohlsein in Mentone eingetroffen. In Marseille hat der König keinen Aufenthalt genom men, wie erst beabsichtigt war, sondern ist nach kurzem Verweilen weitergere'st. — Vom 1. Januar 1883 an darf feuergefähr liches Petroleum, d. i. solches, welches bei einem Barometerstände von 760 mm schon bei einer Er wärmung auf 21" 0. entflammbare Dämpfe ent weichen läßt, nur in Gefäßen feilgehalten werden, welche an auffälliger Stelle auf rothem Grunde die deutliche Inschrift „feuergefährlich" tragen; beim Einzelverkauf (unter 50 muß der Inschrift noch der Warnungsvermerk: „Nur mit besonderen Vorsichtsmaßregeln zu Brennzwecken verwendbar" beigefügt sein. Die Untersuchung wird mittelst des Aber'schen Petroleumprobers vorgenommen. — Die Zahl der deutschen Auswanderer über die drei deutschen Auswanderungshäfen Bremen, Ham burg und Stettin betrug im Jahre 1881: 184,369 gegen 94,966 im Jahre 1880. Außerdem wurden im Jahre 1881 von Antwerpen aus 26,178 deutsche Auswanderer befördert gegen 11,224 im Vorjahre. Ueber die anderen für deutsche Auswanderung wich tigen Hafen: Havre, Rotterdam, Liverpool, Glas gow, London stehen der deutschen amtlichen Statistik für 1881 keine Angaben zur Verfügung; in der obigen Summe von 210,547 ist jedoch ein großer Theil der über diese Häfen Beförderten enthalten, da die Erhebungen sich auch auf die „indirect" aus deutschen Häfen Beförderten erstrecken. Unter jenen Auswanderern waren 123,235 männliche, 87,312 weibliche Personen, und nach der Art des Zusam- mcnreisens vertheilen sich die Auswanderer so, daß unter je 100 sich befanden: männliche Fannlien- glieder 31,9, weiblicheFamilienglieder 32,7, männliche Einzelpersonen 26,6, weibliche Einzelpersonen 8,8. — Erledigt sind nachstehende Lehrerstellen: Zweite Lshrerstelle zu Furth bei Chemnitz. Koll.: Mimst, d. Kult. 1200 Mk. Gehalt, Wohnung. Gesuche bis 31. März an Bezirksschulinsp. Schulrat!) Saupein Chemnitz; — Nebenschulst. zu Rugiswalde bei Neu stadl bei Stolpen. Koll.: Minist. d. Kult. Wohnung im Schulhause, Honorar für Fortbildungschulunterr., 845 Mk. Gesuche bis 20. März an Bezirksschul insp. Lehmann in Pirna. — Dem Vorstande des christlich-socialen Vereins in Dresden ist auf die von ihm an den Fürsten Reichskanzler gerichtete Dankadresse folgendes Ant wortschreiben zugegangen: „Berlin, den 4. März 1882. Aus der Adresse vom 23. v. M. habe ich gern ersehen, in wie zahlreichen Kreisen der dorti gen Bevölkerung die sociale und wirthschaftliche Po litik des Reiches Zustimmung findet. Allen an der Adresse betheiligten Herren danke ich verbindlichst für die freundliche Zusage ihrer Mitarbeit an der weiteren Durchführung der thatsächlich bewährten Reformpläne, für die ich meinerseits einstehen werde, so lange meine Kräfte reichen, v. Bismarck." — Vor einigen Tagen starb in Dresden eine Persönlichkeit, die wegen ihres unglaublichen Geizes eine allgemeine, wenn auch traurige Berühmtheit erlangt hatte. vr. M'i8 Kersten, das ist der Name des Verstorbenen, wurde bereits im Jahre 1877 wegen Betrugs und Gebührenüberhebung aus der Liste der Sachwalter gestrichen resp. mit Gesängniß bestraft. Noch vor wenig Monaten mußte sich der Verstorbene wegen bedeutender Hintergehung der Einkommensteuer vor der Strafkammer verantworten, indem er sein Einkommen auf 1200 Mark beziffert hatte, während es in Wirklichkeit nachweislich mehr als das Zehnfache betrug. Außer einem großen Baarvermögen hinterläßt der Verstorbene ein großes, schuldenfreies Rittergut in Schlesien. — Betreffs des projectirten Börsenneubaues in Leipzig hat die Handelsgenoffenschaft daselbst jetzt die Ausschreibung einer Concurrenz beschlossen. Der Bau muß noch vor Ende dieses Jahres in Angriff ge nommen werden. — Die diesjährige Leipziger Ostermesse nimmt mit dem 24. April ihren Anfang und endigt mit dem 13. Mai. Der Großhandel kann in der bisher üblichen Weise bereits in der zum Auspacken be stimmten Vorwoche vom 17. April an betrieben werden. — Die vor einigen Monaten unterbrochenen Ar beiten zum Ausbau der neuen Pferdebahnlinie Leipzig-Lindenau durch den Brühl und die Frank furter Straße werden nunmehr wieder ausgenom men, und zwar begann am 6. d. M. die Einlegung der Geleise zunächst im Brühl auf dem Tracte zwischen der Hain- und Katharienstraße. — Die Chemnitzer Pfennigsparkaffe blüht unge mein auf. Im vergangenen Monat Februar wur den wieder 14,467 Stück Marken L 10 Pfennige verkauft. — Ein interessanter Fund ist von dem Gutsbe sitzer Michael Tauber m Gosel gemacht worden. Vor etwa 2 Jahren schon fand derselbe in seinem Gehöft an einer Stelle, wo früher ein Gebäude ge standen, 2 Geldstücke alten Gepräges. Kürzlich hat Herr Tauber an demselben Orte weitere 30 Stück alte Silbermünzen gefunden. Dieselben, welche übrigens wohl erhalten sind, haben die Größe eines silbernen Fünfmarkstücks; einige sind etwas kleiner und haben die Größe der unter Friedrich dem Große» geschlagenen preußischen Thaler. Die Münzen sind sächsische und sind in den Jahren 1572, bez. 1611, 1620 und 1622 geprägt. — Auch in Mylau hat es wieder gebrannt. Am 5. d. nachmittags 4^/2 Uhr brach in der Mittelgaffe daselbst Feuer aus und legte in 2'/2 Stunden das städtische Waisenhaus (Jmmanuelstift) in Asche. Nur dem Umstand, daß das eingeäscherte Gebäude ziemlich isolirt und der Wind weniger heftig war, ist es zu danken, daß das Feuer auf seinen Herd beschränkt blieb. — Peinliches Aufsehen erregt in Bautzen das Verschwinden des stark verschuldeten Rechtsanwaltes Thiermann. Am Montag, den 13. Februar, mor gens wurde derselbe das letzte Mal gesehen, und zwar auf der Reise nach Böhmen zu. Die Ver folgung des Flüchtigen ist bis jetzt erfolglos gewesen. Unter dem Publikum geht das Gerücht, daß die Summe der Schulden die Höhe von 150,000 Mk. erreiche. Am meisten werden- von dem Schaden Angehörige der Landbevölkerung betroffen, die dem Anwalt große Summen anvertrauten. Seiner Frau und Tochter soll er im ganzen 3 Mark zurückge laffen haben. — Der Stadtrath in Buchholz will ein neues Schulhaus mit acht Lehrzimmern und einer Aula bauen und fordert darum die Architekten der dortigen Gegend auf, ihm binnen 4 Wochen entsprechende Risse und Kostenanschläge zukommen zu lassen; zu gleich verpflichtet er sich, die beiden Pläne, welche dafür in sein Eigenthum übergehen, mit 150 bezw. 100 Mark zu prämiiren. — Den Berichten über die aufregende Seifers- dorfcr Leichenschändungs-Affaire ist noch hinzuzu- sügen, daß der verhaftete Lumpenhändler Kunath deshalb zu den behördlichen Erhebungen hinzuge zogen wurde, um festzustellen, ob und wie es dem selben, dem an einer Hand vier Finger feh len, möglich sei, allein einen Sarg aus dem Grabe zu heben. Kunath brachte wirklich einen Sarg allein heraus. In Seifersdorf'selbst ist man der Ansicht, daß die Leichenberaubung schon seit Jahren stattgefunden hat und daß bei weiteren Nachforschungen ein großer Theil Gräber leer ge funden werden dürfte. — Ueber das jüngste Feuer in Adorf wird von dort geschrieben: Noch ist der Jammer, welchen der große Brand am 4. Februar über einen großen Theil unserer Bewohner gebracht hat, nicht gestillt, noch ragen die Ruinen der Brandstätten schaurig zum Himmel empor und schon wieder hat eine starke Feuersbrunst 5 Häuser eingeäschert und 10 Familien ins Elend gebracht. Leider war das Feuer wieder an einer sehr gefährlichen Stelle, in der Mehlthau, ausgebrochen, wo die Schindeldächer und hölzernen Gebäude dem Eiende reiche Nahrung gaben. In einec Spanne Zeit von kaum einer halben Stunde standen 4 Häuserin Hellen Flammen, und die hiesige Feuerwehrspritze, die binnen 8 — 10 Minuten in Thätigkeit trat, hatte tüchtig zu thun, um die Nach barschaft in der sich noch dazu mehrere Scheunen befanden, zu retten. Ein Haus, das mit Schindeln gedeckt war und viel Holz- und Strohvorrälhe barg, wurde von den Pionnieren der Feuerwehr abge brochen, und so war an dieser Seite eine Grenze gezogen. Balo kam auch Hilfe von auswärts und nun ergossen sich solche Wassermassen, daß die Gluth endlich besiegt wurde. — Die Geraer Handels- und Creditbank wird pro 1881 eine Dividende von 5'/r Proc. zur Ver- theilung bringen und den Specialreservefonds mit 14,000 Mark dvtiren. Sitzung des Gewerbcvereins. *Waldenburg, 8. März. In gestriger Gewerbe vereinssitzung, in welcher als Gäste Se. Durch!. Prinz Friedrich von Schönburg, sowie 8 Schüler der Töpferschule zu Altstadt-Waldenburg anwesend waren, machte der Vorsitzende, Hr. Wirthschaflsdirec- tor vr. Lamprecht, Miltheilung 1. von der Auf nahme eines neuen Mitgliedes, 2. von einem Schrei- den des Gewerbevereinsvorstandes zu Meerane, die Wahl eines Mitgliedes zur Chemnitzer Gewerbe-