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nale Existenz zu kämpfen braucht, mit verdoppelter Kraft voll und ungestört dem Dienste der Wissen schaft widmen kann." Der „Presse" wird aus Zara telegraphirt: In der Bocche Kattaro bessert sich die Lage, die Krivo- scianer beginnen einzulenken seit dem Anmarsch der Truppen. Die Nachbarorte Krivoscie, auf deren Anschluß die Krivoscianer rechneten, richteten ein Telegramm an die „Narodni Listy" (Zara), darin jede Solidarität mit den Krivoscianern abweisend, die treue Ergebenheit für Kaiser und Reich betheuernd und die Störung des Friedens in der Herzegowina beklagend. Ueberdies erklären sie sich zur Bilvung von Freiwilligenkolonnen gegen die Insurgenten be reit. Bisher wurden 10 solche Kolonnen gebildet. Aus der Herzegowina strömen Freiwillige unaufhör lich nach Metkovich, um aus den Militärdepols Ge wehre zu fasten. Bisher wurden circa 5000 Ge wehre ausgegeben.. Im Kreise Ragusa formiren sich ebenfalls Freiwilligenkolonnen. Schweiz. Aus Zürich wird vom 8. d. M. geschrieben, daß dort mit Bewilligung der Behörden eine Versamm lung russischer und deutscher Socialdemo kralen zum Zwecke der Unterstützung der Opfer des russischen Regierungs-Systems stattgefunden hab?. Es ward unter Anderem ein Schreiben der Wera Sassulitsch verlesen, das sehr umständlich über die Bestrebungen der r volutionären Parteien Ruß lands sich äußerte. Frankreich Die Wahl von Boysset und Fallisres zu Vicepräsidenten der Kammer ist ein neuer Schlag für die Gambettisten, indem diese gegen Boysset, welcher Verfasser des ablehnenden Berichts über das Listenscrutinium und ein entschiedener Anti- gambettift ist, Herrisson aufgestellt hatten. Boysset und Herrisson sind Mitglieder der radikalen Linken, Fälliges der Union äßmoeratiqus. Eigene Can didaten ihrer Partei hatten die Gambettisten gar nicht aufzustellsn gewagt. Sämmtliche in den Belgrader Bureaux der „Union generale" beschlagnahmten Gegenstände werden aus 3 Millionen Francs geschätzt. Italien. Menotli Garibaldi, welcher zur Zeit in Neapel am Krankenbette seines Vaters weilt, soll vor Kur zem den Besuch eines montenegrinischen Senators erhalten haben, welchem derselbe auf eine bezügliche Frage antwortete, daß Garibaldi's Söhne vorläufig nicht daran denken, an der Bewegung auf dem öst lichen Balkan theilzunehmen; er kenne jetzt nur noch eine Pflicht, diejenige des Sohnes dem greisen Va ter gegenüber, welchem das Schicksal es vielleicht noch gestatten wird, noch einmal für die Freiheit der Völker das Schwert zu ziehen. Die Söhne würden alsdann dem Vater freudig und mit Be geisterung folgen. England. Die Kaiserin von Oesterreich ist zu den Fuchs jagden eingetroffen und die größte Anziehungskraft für die Grafschaft Cheshire. Die Kaiserliche Jä gerin setzt wieder ihrs Jagdgenossen durch die ge wagtesten Sprünge in. Erstaunen; nur wenige Kavaliere haben den Muth, derartige Hindernisse zu nehmen. „Aufregende Rennen sind jetzt an der Tagesordnung und die österreichische Majestät kehrt nach jedem glücklichen Run mit dem Schweifbusch des unglücklichen Meister Reinecke als Siegestrophäe heim. Aus dem Muldenthule. — Auf dem Bahnhofe in Zwickau hatten sich am 13. d. früh bei Abgang des 7-Uhr-Zuges nach Leipzig mehrere hundert Personen eingefunden, es galt der Abreise einer ziemlich großen Anzahl, man sagte gegen 50 Personen, die ihre alte Heimath ver ließen, um in Amerika sich eine neue zu gründen. Man bemerkte Männer, Frauen und Kinder unter den Auswanderern und sah man die Verwandten thränenden Auges sich von ihren Lieben vielleicht auf immer verabschieden. Marienthal sollte die meisten dieser Europamüden geliefert haben, doch waren auch Familien aus Wilkau und Schedewitz dabei, und Hörle man von vieler Munde, daß bald mehr Nachfolgen würden. Im Anschluß hieran wird aus Marienthal Folgendes geschrieben: Am heuti gen Morgen verließen nicht weniger als 38 Perso nen unsern Ort, um sich in Amerika eine neue, bessere Heimach zu suchen. Es befanden sich dar unter 7 vollzählige Familien —- 29 Köpfe —, 6 Familienväter, welche die Ihrigen nachkommen lassen werden, 1 Frau, welche ihrem Mann nachreist, und 2 junge Burschen, circa 19 Jahre alt. Wenige Monate vorher waren 3 Familienväter und 4 junge Burschen dahin abgereist. — Der Vertrieb von Loosen zu der in Verbin- ! düng mit der landwirthschaftlichen Landes-Ausstel- s lung zu Zwickau, vom 7. bis 12. September d. I., am 13. desselben Monats stattfindenden Verloosung von Ausstellungsgegenständen (Thiere, Maschinen, Geräthschaften) ist dem Herrn Kaufmann Paul Hering in Zwickau zum General-Vertrieb übergeben worden. Derselbe ist ermächtigt, Vereinen und Sp.cial-Verkäufern auf je 10 Stück Loose ein 11. Loos als Freiloos zu überlassen. Es werden 63,000 Stück Loose L 1 Mk. ausgegeben. — Durch die in Planitz bestehenden zwei königlichen Klöppelschulen sind im vergangenen Jahre recht günstige Resultate erzielt worden. Es wurden in beiden Anstalten circa 120 Schülerinnen unterrichtet und betrugen die Gesammt-Ersparnisse derselben am Schlüsse vorigen Jahres über 3000 Mark, so daß es möglich ist, daß von den zu Ostern Abgehenden Sparkeffenbücher mit Einlage bis zu 100 Mk. und darüber eingehändigt werden können. Es ist dies für ärmere Eltern solcher Kinder, welche letztere übrigens nicht etwa das ganze Jahr hindurch, son dern nur während einiger Monate die Schule be suchen, gerade bei der Konfirmation eine recht will kommene Hilfe. — In Rochlitz machte vorige Woche der 11jährige Sohn des Sleinmetzgesellen Bergmann daselbst sei nem Leben durch Erhängen ein Ende. Aus dem SachsenLauds. Die erste Kammer genehmigte in ihrer Sitzung am 13. d. (Ref. Handelskammerpräsident Rülke) den Etat des Elsterbades und den Berg-, Hütten- und Münzetat ohne Debatte. — Seiten der 2. Kammer wurde dem Rechenschaftsbericht über den Staatshaushalt innerhalb der Finanzperiode 1878/79 (Ref. Grahl) ebenfalls debatle?os und einstimmig Decharge ertheilt. Bei der Schlußbsrathung des Gesetzentwurfes über die Errichtung von Familien anwartschaften (Ref. v. Kirchbach) beschloß die Kam mer, den Artikel I und II Absatz 1 des Entwurfs mit einer redactionellen Aenderung anzunehmen, da gegen den zweiten Absatz des letztgedachten Artikels, wonach die Erhebung der Stempelabgabe auch in dem Falle Anwendung finden soll, wenn die Ver fügung von Denjenigen, welcher durch den Wegfall aller im Register oder Grundbuch eingetragenen Mitbelehnten das Recht zu freien Verfügung über das Lehen erlangt hat, zu Gunsten von Angehörigen seiner Familie getroffen worden ist, trotz der war men Befürwortung seilen des Herrn Finanzministers auf Antrag der Gesetzgebungsdeputation abzulehnen. — Die Pferdezucht im Königreich Sachsen hat neuerdings, Dank der energischen Thätigkeit des Landgestüts zu Moritzburg, wesentliche Fortschritte gemocht. Nach einer der Rechenschaftsdeputation der Zweiten Kammer gewordenen Millheilung war die Frequenz bei dem Gestüt von 2936 gedeckten Stuten im Jahre 1876 auf 3286 im Jahre 1879 gestiegen und das erwiesene und Wahrscheinlichkeits- ergebniß hatte im Jahre 1879 die Ziffer von 1352 Fohlen erreicht, während es im Jahre 1876 nur 936 Fohlen betragen hatte. — Bei Berathung des Etats des Ministeriums des Innern in der Finanzdeputation der Zweiten Kammer kam zur Sprache, ob nicht auch Unter stützungen an strebsame Handwerker und Gswerb- treibende zu Reisen, bez. längerem Aufenthalte im Inlands und Auslände an solchen Orten, wo die selbe vortheilhafte Anregung für ihre Berufsthätig- keit finden könnten, beansprucht und gewährt wür den. Von Seiten der Regierungsvertreter wurde viel Sympathie für solche Bewilligungen gezeigt und soll der Gedanke weiter verfolgt werden; na mentlich würde, so heißt es im Bericht der Depu tation, zu erwägen sein, ob die Errichtung von Reisestipendien für junge Handwerker und Gewerbe- beflissene in der Art, wie sie bei der Maler-Aka demie für junge Künstler bestehen, dem Zwecke die nen kann. Für die Regierung wird abzuwarten sein, ob und welche Gesuche um derartige Bewillig ungen gestellt werden; einen besonderen Antrag hat die Deputation bei der vorhandenen Bereitwilligkeit der Regierung nicht für nöthig erachtet. — Das k. Ministerium des Innern hat auf den Vortrag der Brandversicherungscommission geneh migt, daß für den diesjährigen ersten Hebetermin (1. April) ein Dritttheil der ordentlichen Brand- cassenbeiträge bei der Abtheilung der Gebäudever sicherung erlassen wird. Diese Beiträge werden mithin nur in der Höhe von einem Pfennig von jeder Beitragseinheit erhoben werden. Bei der Abtheilung der freiwilligen Versicherung findet eine Herabsetzung der Beiträge für diesen Termin nicht statt. — Ein schönes Andenken an seine Anwesenheit und glänzende Missten in Dresden hat der Chef der Mission der Verleihung des Hosenbandordens, Earl of Fife Dresden hinterlassen, indem er der dortigen Armenkasse 100 Pfund Sterling (2000 Mark) zur Vertheilung unter die Armen zufließen ließ. — Der Export aus dem Consulatsdistrict Chem nitz incl. Annaberg nach den Vereinigten Staaten beläuft sich für den Monat Januar 1882 auf 5,544,383 Mk., im Monat Januar 1881 betrug der Export 4,870,406 Mark; danach ist eine Zu nahme von 674,077 Mk. zu constatiren. — Seifersdorf bei Radeberg ist schon zu wieder holten Malen (6 bis 8 Fälle) durch nächtliche Aus grabungen und Beraubungen von Leichen in Auf regung gesetzt worden und wurde auch bereits im vorigen Jahre eins Belohnung von 400 Mk. auf Ergreifung der Thäter ausgesetzt; es wurde demnach auch öfters gewacht und zumal an und nach Be- gräbnißtagen. Nachdem nun am Freitag wieder eine große Leiche bestattet worden war, übernahmen wiederum zwei Leute in einer Stube der alten Pfarre, welche an dem Kirchhof liegt, das Wächter amt; gegen l/rl Uhr hörten dieselben hacken und sahen auch eine Gestalt auf dem Kirchhof. Da sie jedoch befürchteten, es könnten Mehrere sein, holten sie von dem Menzel'schen Gasthof, wo gerade Kar pfenschmaus war, Unterstützung herbei, und gelang es nach Umstellung des Kirchhofes, den Leichenräuber mitten in seiner Arbeit dingfest zu machen. Der Sarg stand bereits neben dem Grabe und letzteres war schon wieder zugefüllt. Das Schrecklichste ist, daß der Thäter der Vater des ausgegrabenen Kindes ist, Lumpenhändler Kunath, ein Mann von 30 Jahren, die Leiche, ein Kind von 1'/- Jahren, ist erst denselben Nachmittag, wo auch die schon erwähnte große Leichs beerdigt wurde, zur Ruhe gebracht worden. Auf Befragen gab er an, er wolle sein Kind mit nach Hause nehmen, um es nochmals zu sehen und dann wieder zu beerdigen. Warum hat er aber dann das Grab wieder in Ordnung gebracht? Verdächtig ist auch, daß bei den früheren Ausgra bungen eine Hacke, mit L gezeichnet, vorgefunden wurde. Der Thäter wurde noch in derselben Nacht in das Amtsgericht zu Raseberg eingeliesert. Es kann hier nur der grasseste Aberglaube vorliegen. Die Aufregung unter den Einwohnern war natür lich groß. — In Grumbach bei Jöhstadt ist dis 3 Jahre alte Tochter eines Gutsbesitzers im Schuppenge bäude von einem umfallenden Schlitten, auf wel chem das Kind geklettert war, so unglücklich ge troffen worden, daß es alsbald verschieden ist. — Wie man erfährt, ist am 10. d. auf Requi sition der Kgl. Staatsanwaltschaft zu Plauen der Gutsbesitzer Franz Kramer in Roitzscha», dessen Wohnhaus am 9. d. niederbrannte, in Untersuchungs haft genommen worden. — Die Herren Heller L Atzler in Potschappel bringen ein Fabrikat in den Handel, welches bei nur einiger Bewährung sicherlich ganz bedeutenden Absatz finden dürfte. Es ist dies ein Ledersohlen- Schutzmittel, durch dessen Anwendung die Sohle derart imprägnirt wird, daß dieselbe, ohne an Ela- sticilät zu verlieren, mindestens noch einmal so lange hallen soll. Der billige Preis dieses Präparates (60 Pf. pro Büchse, deren Inhalt für mindestens 4 Paar Sohlen genügt) rechtfertigt für Jedermann einen Versuch. Am schlimmsten dürften dabei die Schuhmacher fahren. — In Oelsnitz i. V. ist am 11. d. früh auf dem Bahnhof der die Werthsendungen enthaltende Postbeutel gestohlen worden. Der Werthostrag soll sich auf etwas über 1000 Mk. berlaufen. — In Borna fand dieser Tage eine Versamm lung statt, bei welcher die Errichtung einer Fohlen zuchtstation im dortigen Bezirke in Erwägung ge zogen wurde. Zur weiteren Vorbereitung dieser Angelegenheit ist nunmehr ein Ausschuß ernannt worden. — Wie die „Altenb. Ztg." aus Altenburg er fährt, ist für die Festlichkeiten der Vermählung der Prinzessin Marie Anna mit dem Erbprinzen Georg von Schaumburg die Woche nach dem Osterfeste in Aussicht genommen. Der Trouffeau der fürstlichen Braut wird in der nächsten Zeit fertig und dann auch für weitere Kreise zur Ansicht ausgestellt wer den. Für die fürstliche Ausstattung ist so viel als möglich in Altenburg in Bestellung gegeben worden. — In Gera brachen am Sonntag Nachmittag zwei junge Damen, welche den Elster-Fluß an einer Stelle, an der das Eis unzuverlässig und die des halb durch gelegte Stangen abgesperrt war, über schreiten wollten, im Eise ein. Die Stelle war tief. Doch wurden die beiden Damen, nachdem ein Ret tungsversuch mittels eines von einem Knaben ge reichten Stockes mißlungen war, von dem herbei eilenden Pächter der Schlittschuhbahn, der muthig in den Fluß sprang, nachdem die eine Dame bereits untergesunken war, wegen des nachbrechenden Eises nicht ohne Mühe gerettet.