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1881/82er Geschäftsgewinn des Vorschubvereins zu Leisnig, E. G., von 14,900 Mk. entspricht einer 14procentigen Verzinsung des auf 195,829 Mk. an gewachsenen Stammvermögens. Die Generalver sammlung beschloß die Vertheilung einer Dividende von 7°/a, Verwendung von 2000 Mk. zur Bildung einer Specialreserve und Dotirung des ordentlichen Reservefonds mit 5492 Mk., wodurch letzterer die Höhe von 70,313 Mk. erreicht. — Einen außergewöhnlich reichen Fang hat kürz lich die österreichische Zollbehörde in der Nähe von Gabel bei Zittau gemacht. Es wurde ein ganzes Fuhrwerk mit Cigarren, 28,000 Stück, sog. Weih- nachtspaketchen, abgerafft. Der Kutscher ließ die Waare, den Wagen und das davorgespannte Pferd, einen allerdings ausgedienten alten Schimmel, im Stich. — In der Nähe von Schmölln hat sich vorige Woche ein Jagdunglück zugetragen, welches recht fatal abgelaufen ist. Der Musikdirector Hofmann aus Schmölln hatte sich als Zuschauer einer Jagd emgefunden und derselbe nahe bei der Schützenlinie Posto gefaßt. Plötzlich entlud sich das Gewehr eines Jägers und die ganze Schrolladung drang Herrn H. in den Arm. Die Verwundung war eine so bedeutende, daß, trotzdem am selbigen Abend der verletzte Arm abgenommen wurde, Herr H. am 22. d. seinen Leiben erlegen ist. — Ein Ochse von außerordentlicher Größe und Stärke wurde kürzlich in der Kaiser'schen Schläch terei in Gera geschlachtet. Derselbe wog nicht weniger als 17 Centner und stammte von dem Nittergute Groß-Aga. Das Prachtstück erregte all- seitige Verwunderung der Zuschauer. — Die Erdrutschung über dem Haintunnel bei Weida nimmt immer größere Dimensionen an. Die Fahrstraße samml dem Fußweg, die alte Wasser leitung und das Geländer sind in einer Länge von 50 bis 60 Fuß hinabgestürzl und die früher ange legte NothbrUcke mit den daran befestigten Waffer- röhren schwebt über der Tiefe. Die der Rutschung wegen schon einmal verlegte Wasserleitung der Osterburg wird nur noch von seitwärts an Bäumen befestigten Balken gehalten und muß abermals ver legt werden. Vermischtes. Redegeschwindigkcit. Die größere oder geringere Schwierigkeit der Ausgabe eines praktischen Steno graphen wird am besten erläutert durch den ziffer- mäßig festgestelllen Grad der Redegeschwindlgkeit. Eine in angemessenem Tone vorgelragene Kanzel rede bewegt sich in einer Geschwindigkeit von 80 bis 90 Worten in der Minute (ein Wort durch schnittlich zu zwei Silben gerechnet). Mancher rede gewandte Prediger erreicht aber auch ein Maß der Schnelligkeit von 110 biß 120 Worten in der Minute, das als die mittlere Redegeschwindigkeit in den Parlamenten gilt. In diesen Köperschaflen muß der Stenograph jedoch auch mit Rednern gleichen Schritt halten, die 130 bis 150 Worte in der Minute sprechen. Von zweien der schnellsten Redner des preußischen Abgeordnetenhauses und des deut schen Reichstags, den Herren von Bennigsen und Rickert, ist fesigestelll worden, daß der erstere während eines 10 Minuten umfassenden stenographischen Turnus durchschnittlich 158, der letztere 155 Worte sprach. Einer Rede von durchschnittlich 100 Worten in der Minute muß selbst ein guter Dilettant fol gen können, ein geübter Stenograph schreibt bei diesem Tempo noch kalligraphisch, sodaß seine Niederschrift von einem andern Stenographen „vom Blatte" ohne weiteres gelesen werden kann. — Und was bewältigt in einer Minute ein Kurrent schreiber? Die Sprachen in Indien. Der neueste britische Zensus des ostindischen Reiches weist nach, daß darin 132 verschiedene Sprachen gesprochen werden. Bloße abweichende Mundarten sind dabei angeblich gar nicht mitgezählt. Wer weiß aber, ob die Zen susbeamten hinreichend philologisch gelehrt waren, um festzustellen, ob eine Sprache gänzlich verschieden von allen anderen ist? Darüber vermögen selbst Fachmänner ernstlich zu streiten. Nette Miether. Den Bewohnern des vierten Stockwerkes in einem Hause der Großen Frankfur ter Straße in Berlin war es schon seit einiger Zeit ausgefallen, daß sie des Nachts auf den Bodenräu men leise Schritte und Stimmen wahrnahmen, auch mitunter aus der letzten Treppe Papierfetzen und Speisereste fanden. Als sich nun in der Nacht vom letzten Montag jenes verdächtige Geräusch wieder hören ließ, machten die Mielher dem im ersten Stock wohnenden Hauswirth Mittheilung davon und sofort machte sich eine bewaffnete Macht, bestehend aus dem Wirth mit Revolver und Lampe in der Hand, dem mit Stöcken versehenen Kutscher und Haus diener desselben und mehreren Mielhern des Hauses, auf den Weg nach den Bodenräumen. Welch selt same Entdeckung machte man nun! In einem seit längerer Zeit leer stehenden Bodenverschlag brannte auf einem umgestülpten zerbrochenen Stuhle eine kleine Laterne und um dieselbe herum saßen drei Bassermannsche Gestalten, Karten spielend und der kreisenden Schnapsflasche fleißig zusprechend. Als sie die Herankommenden gewahrten, sprangen die Kumpane auf und nun entspann sich folgendes Ge spräch zwischen dem Wirth und dem größten und herkulischsten der Drei: „Was thun sie hier?" — „Sie sehen et ja, wir schafskoppen." — „Wer sind Sie?" — „Jk bin Kutzner und det is Wichmann und det Schulze. Und wer sind Sie denn?" — „Ich bin der Hauswirth und frage Sie, wer giebt Ihnen die Erlaubniß, hier zu nächtigen?" — „Wir haben uns det Zimmerken jemiethet, weil et so billig is." — „Seit wann?" — „Na, so etwa seil drei Wochen." — „Ihr scheint wenigstens keine Spitz buben." — „Nee, Herr Wirth, man keene Angst! Arm, aber jrundehrlich." — „Und wie lange denkt ihr hier noch zu „wohnen?" — „So lange, Herr Wirih, bis Sie uns kündigen." — „Nun gut, so bleibt meinetwegen heute Nacht noch hier, aber mor gen —". „Jul, Herr Wirih, wir nehmen die Kündigung an. Morjen ziehen wir!" — Damit endete das Zwiegespräch und der nächtliche Besuch. Am nächsten Abend blieb das „Zimmer" leer und eine schleunigst angebrachte Vorchür dürste in Zu kunft dergleichen „Miether" abhalten. Allerlei. Als Zollcuriosum ereignete sich bei einem Postamle in Hamburg der Fall, daß ein Arbeiter ein mit Rosinen durchbackenes Brod nach seiner Heimath absenden wollte und ihm dafür 1 Mk. 80 Pfg. Eingangszoll von dem betr. Zoll beamten abgefordert wurde. Der erstaunte Arbeiter erklärte, daß das Brod beim Bäcker ja nur 1 Mk. 10 Pfg. gekostet habe; indeß bestand der Zollbeamte auf den Bestimmungen des Zolltarifes, daß die Rosinen höhere Beträge zu zahlen hätten, und sonach Alles als Rosinen zu bezahlen sei. Der Arbeiter sah natürlich unter solchen Umständen von der Ab sendung des Weihnachtsgeschenkes ab. — Der neue Zeitungskatalog, der durch das Kaiser!. Post- Zeüungöamt in Berlin und die Kaiser!. Postanstal len des deutschen Reichspostgeluetes im Jahre 1883 zu beziehenden Zeitungen, Zeitschriften u. s. w., ist soeben erschienen und durch das Kaiser!. Post- Zeitungsaml in Berlin gegen Emsendung von 2 Mk. für das Stück zu beziehen. Die K. K. deutschen Postanstallen befördern nach dem Jnhaltsverzeichniß des Katalogs 5550 Zeitungen, Zeitschriften u. s. w. in deutscher Sprache. An Zeitungen in fremden Sprachen befördert die deutsche Post daher 2862, zusammen mit den deutschen 8412 der verschiedensten Organe aller Länder und Staaten. — Ein amüsanter Druckfehler fand sich vor kurzer Zeit in einer Provmzialzeitung. In einem Referat über eine Aufführung des „Lustigen Krieg" mit theilweise neuer Besetzung hieß es: „ . . . . den Spinola sang wieder Herr N., welcher diese Gesangsparlie dort kräirt hat." „Kräh—irl", ein schrecklicher Doppelsinn, der um so auffälliger wird, als der Referent Herrn N. nicht viel Gutes nachzusagen weiß. — Die Slaiue der Freiheitsgötlin, welche dieser Tage von Paris aus nach New - Jork verladen wird, ist um vierzig Fuß höher als der Colos von Rhodus, sie wird ohne das Piedestal zu rechnen von der Fußzehe bis zur Spitze Ler Fackel 145 Fuß messe». Die Dimensionen der Plinthe, auf welcher die Füße der Statue ruhen und die drapirten Gewänder sich ausbreiten, sind 40 Quadral- fuß. — In Berlin ist am 22. d. der Privalgelehrte Arends, Begründer des »ach ihm benannten Steno graphiesystem, 66 Jahre alt, gestorben. Gewerblich-technischer Theil. (Erscheint jeden Donnerstag.) Neue verstellbare Vorhänge. Für stark von der Sonne beschienene Fenster dürsten nachstehend beschriebene patentirte verstellbare Vorhänge ein Schutzmittel bieten, welches die durch ähnliche Ein richtungen bereits herbeigeführten Annehmlichkeiten nach mancher Richtung hin erweitert. Diese neuen Vorhänge sind zum Anbringen innerhalb der Räume (Fenster) eingerichtet und somit den derartigen beweglichen Constructioncn besonders schädlichenWitterungs- einflüfsen entrückt. Ein im Sturz des Fensters angebrach- I tes, mit Stoffblenden behangenes Bret trägt den Vorhang, nimmt die Schnur- und Gurtleitungen auf. Abweichend , von den Zug-Jalousien sind diese Vorhänge in möglichst breite (12,5 bis 20 ow) Bretchen zerlegt, welche einen be liebig gefärbten doppelten Stoffüberzug erhalten. Die breiten Lamellen sind durch Schnur- und Gurtlei tungen von der ganz vertikalen bis zur ganz horizontalen Lage stellbar gemacht. Hängen die Lamellen vertikal herab, so wirft der Vorhang Schatten wie ein gewöhnliches Stoff rouleau, d. h. er ist durchscheinend — bei horizontaler Stellung der Lamellen hingegen bleibt er sozusagen durch sichtig und zugleich schattenwerfend, denn die in der Seiten ansicht sehr dünnen, weit auseinander stehenden Lamellen behindern dann die freie Durchsicht nach Außen oder Innen äußerst wenig, da auf 1 m Fensterhöhe nur etwa 5je ca. 7 ww breite Streifchen in das Gesichtsfeld treten. Weiter bringt der Stoffbezug der Lamellen eine Verthei lung des einfallenden Lichtes in reflectirte und direct durch gehende Strahlen hervor, welche durch Wahl paffend ge färbter Stoffe dem Auge angenehm ins Gelbe, Blaue, Rothe rc. gebrochen werden können. Die Zerstreuung der Lichtstrahlen bewirkt augenscheinlich eine sehr gleichmäßige Beleuchtung des betr. Raumes, ohne daß die Lichtöffnung wesentlich verengt und die einströmende Lichtmenge ver kümmert wird. Die Licht zerstreuenden und Lichi färbenden Eigenschaf ten der verstellbaren Vorhänge, werden die Anwendung letzterer für Sammlungsräume, Zeichensäle, Kranken- und Wohnzimmer ebenso begünstigen, wie ihre Durchsichtigkeit namentlich für Schaufenster das Mittel abgiebt, licht empfindliche Schaustücke gegen die Sonnenstrahlen zu schützen, ohne dieselbe der Sichtbarkeit von auf der Straße Vorübergehenden zu entziehen. Der Preis der Vorhänge ist pro gw 8,50 Mk. Diesel ben werden nach der deutschen Bauzeitung von der be kannten Berliner Firma Franz Spengler angefertigt. Schöffengerichtssitzungen beim Königlichen Amtsgericht Waldenburg am 29. December 1882. 1 ., Vormiltags 9 Uhr in Strafsachen gegen den Fleischer Friedrich Hermann Köhler in Callen berg wegen Gewerbesteuerhinterziehung. 2 ., Vormittags ^410 Uhr i» Strafsachen gegen den Tagearbeiter Friedrich Ernst Vogel in Nieder winkel wegen Diebstahls. 3 ., Vormittags 10 Uhr in Privatklagsachen des Zimmermanns und Hausbesitzers Jacob Heinke in Ziegelheim gegen den Maurer und Hausbe sitzer Franz Werner in Oberarnsdorf wegen Beleidigung. Literarisches. Ernst Eckstein, welcher durch seinen Roman aus der römischen Kaiserzeit „Die Claudier", so berechtigtes Auf- Zehen erregte und sich damit sofort in die erste Reihe unse rer Romandichter stellte, hat einen neuen historischen Roman aus der Zeit der römischen Republik soeben vollendet. Die ser Roman wird unter dem Titel „Prusias" vom Januar ab in Schorers Familienblatt (bisher Deutsches Fami lienblatt) erscheinen, derselben Zeitschrift, welche sich durch ihre von keinem anderen periodischen Unternehmen erreichte künstlerische Ausstattung, sowie durch ihren gediegenen Text und billigen Preis so rasch zu einem unserer beliebtesten Unterhaltungsblätter emporzuschwingen verstand. Markt-Preise von Waldenburg am 27. December 1882. 85 Kilogramm Weizen 13 Mk. — Pf. bis 15 Mk. — Pf. 80 Kilogramm Korn 9 Mk. 75 Pf. bis 11 Mk. — Pf. 70 Kilo gramm Gerste 8 Mk. 50 Pf. bis 10 Mk. 25 Pf. 50 Kilogramm Hafer 5 Mk. 50 Pf. bis 6 Mk. 50 Pf. '/- Kilogramm But ter 70 Pf. bis 72 Pf. 4 Stück Eier 24 Pf. bis 28 Pf. '/» Kilogramm Rindfleisch 55 Pf. bis 60 Pf. V? Kilo gramm Schweinefleisch 70 Pf. bis — Pf. '/r Kilogramm Schöpsenfleisch 60 Pf. bis — Pf. '/» KilogrammKalbfleisch Pf. 45 bis 50 Pf. Abfahrt der Bahnzüge von Waldenburg. In der Richtung Hkauchau: früh 6. 33, Borm. 10. 57, Nachm. 2. 25 und 5. 26, Abends 8. 44. In der Richtung Wurzen: Vorm. 8. 22, Nachm. 12.13 (nur bis Großbothen) und 3. 35, Abends 6. 34 und 9. 47 (nur bis Penig). Ankunft der Bahnzüge in Walvenburg. Aus der Richtung Hlauchau: Vorm. 8. 21, Nachm. 12 12 und 3. SO, Abends 6. 32 und 9. 46. Aus der Richtung Wurzen: früh 6. 26 (von Penig ab), Vorm. 10. 56, Nachm. 2.15 und 5. u2 (von Großbothen ab), Abends 8. 40. Ortskatender von Waldenburg. Hkofl- und Telegraphen-Amt: Geöffnet Wochentags von Vorm. 8—12 Uhr, Nachm. 2—7 Uhr. Sonn- u. Feiertags von Vorm. 8—9 und 11—12 Uhr, Nach mittags 5—7 Uhr. Kenerftgnale: Bei 3 Schlägen Feuer in der Stadt, bei 2 Schlägen in Altwalvenburg und Eichlaide, bei 1 Schlag in Altstadt-Waldenburg. Standesamt: Expeditionsstunden Wochentags von Vor mittags 8—12 Uhr, Nachmittags von 2—6 Uhr. Sonn tags geschlossen. Für Eheschließungen nur Mittwochs und Sonnabends Vormittags geöffnet. Aürfll. Sparüasse: Geöffnet Dienstags und Sonnabends von Vorm. 8 —1i und Nachm. von 2—5 Uhr. Aönigl. Steneramt: Obergaffe 41. Expeditwnsstunden von Vorm. 8 bis 12 und Nachm. von 2 bis 5 Uhr. Zkersoneusahrpoft nach den von hier abgehenden Zügen: Zu den Zügen nach Penig Vorm. 7. 41, Nachm. 3S und 6. 5. Zu den Zügen nach Glauchau Borm. 10. 23, Nachm. 1. 54 und Abends 8. 16. Aorschußveretn, hinter der Kirche Nr. 243, parterre: Ge öffnet von Vormittags 9—12 Uhr und von Nachmit tags 2—k Uhr. Sonntags geschlossen. Haaseu-eiu L Vogler io Waldenburg, älteste Annoncen-Expedition. Vertreter: Eugen Wilhelm.