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aus Kairo gemeldet wird, soll Kaiser Wilhelm durch den britischen Botschafter in Berlin Sir Garnet Wolseley zum Erfolge seiner Strategie und den be friedigten Resultaten des Feldzuges habe beglück wünschen lasten. Rußland. Die russischen Finanzen bessern sich. Die Reichseinnahmen vom 1. Januar 1882 bis 1. August 1882 betragen 30,128,035 Rubel mehr als in der gleichen Periode des Jahres 1881. Die Reichs ausgaben haben sich in der nämlichen Zeit dieses Jahres um 26,603,372 Rubel gegen das Vorjahr vermindert. Egypten. Aus Kairo wird berichtet, die englischen Autori täten hätten eine Untersuchung angeordnet, auf die Nachricht hin, daß am Sonnabend Nacht der An führer der Palast-Eunuchen mit etlichen Bewaffneten in die Zelle Arabis gedrungen sei und ihn so miß handelt habe, daß sein Leben in Gefahr kam. Ein anderer politischer Gefangener sei gleichfalls miß handelt worden. Dem englischen Generalconsul Malst wurde die Namensliste der Gefangenen zugestellt, welche das Kriegsgericht aburtheilt. Die Liste zählt 113 Per sonen; die Liste der Gefangenen in den Provinzen ist noch nicht mitgelheilt worden. Die Zahl dieser übersteigt nicht 30. General Alison wurde zum Chef der Occupationsarmee ernannt und am 12. d. in Kairo erwartet. General Wolseley reist am 20. d. ab und giebt am 13. d. zu Ehren des egyp- tischen Ministeriums ein Diner. Nach demselben findet großer Empfang statt. Aus dem Muldenthale. *Waldenburg, 13. October. In der gestern statt gefundenen Sitzung der Stadtverordneten wurde von einem Dankschreiben des Herrn Stadtralhs Limmer Kenntniß genommen und ein Entwurf, betr. das Ziehkinderwesen in hiesiger Stadt, genehmigt. Herr Stadtverordneter Gräser brachte die bereits früher beantragte Reinigung der Cisternen auf dem Markte und dem Kirchplatze wiederholt in Erinne rung, da gerade der Herbst die geeignetste Zelt hierzu sei; ferner beantragte derselbe die Revision des Krankenhauses und stellte das Verlangen nach einem Berichte über die etwa noch schwebenden Pro zeßsachen im Nichter'schen Nachlasse. Außerdem brachte Herr Stadtverordneter Hermstedt den Ver kauf der überflüssig gewordenen Wasserbottiche in wiederholte Erinnerung. Das Collegium schloß sich allenthalben den gestellten Anträgen an. *— Ein Einwohner in Callenberg hat in diesem Jahre mit der Kartoffelernte rechtes Pech gehabt. Von 10 Viertel gelegten Kartoffeln hat er nicht mehr als 9 Vierteln gute Kartoffeln erhalten; die andern waren völlig verfault. — Ueber den jetzt sichtbaren Kometen schreibt Herr Schurig dem „L. Tgbl.": Der kurz vor Sonnenaufgang in Südsüdost und Südost noch einige Zeit sichtbare Cruls'iche Komet wird seil dem 10. d. nicht mehr vom Monde belästigt. Er zeigte sich auch im der That am 11. früh mit recht inten sivem Lichte, so daß es sich auch für einen Nicht astronomen der Mühe verlohnt, einmal früh aufzu stehen, um diesen interessanten Schweifstern zu schauen, welcher recht wohl einen Vergleich mit dem großen Donati'schen Kometen von 1858 zuläßt. Die Zeit von 4 bis 5 Uhr früh eignet sich hierzu am besten, denn später erblaßt er sehr bald. — In Glauchau wurde am 11. d. mittags ein Tuchpantoffelhändler namens Fleischer aus Anna berg wegen eines im Gasthof „Stadt Hamburg" verübten Diebstahls festgenommen und wurden im Besitze desselben auch noch 3 Billardbälle von Hart gummi oder Papiermache, 2 Kopfkissen mit roth und weiß kleincarrirten Ueberzügen und eine roth und schwarz gemusterte Plüsch-Sophadecke, welche derselbe ebenfalls irgendwo gestohlen haben dürfte, vorgefunden. — In Berthelsdorf bei Glauchau erhängte sich am 12. d. vormittags der Bauer K. Derselbe soll in letzter Zeit an Schwermuth gelitten haben. — Ueber Verwilderung der Jugend werden die Klagen und Mittheilungen immer zahlreicher, wenn auch zum Glück nicht immer große Frevel gemeldet werden. Im Laufe voriger Woche ertappte ein Fleischergeselle in Zwickau auf dem Felde seines Meisters eine Anzahl Schulkinder beim Kartoffel stehlen, welche auf die Aufforderung, sich zu ent fernen, unter Droh- und Schimpfreden ihre Hacken erhoben und sich zur Wehr setzten. In gleicher Weise benahm sich ein zehnjähriger Knabe, als er einem siebenjährigen Mädchen einen Geldbetrag ge waltsam entrissen hatte und von der Mutter des letzteren zur Rückgabe aufgefordert, auf diese unter Drohungen mit einem Holzpantoffel eindrang. Aus dem Sach-enlande. — Das Königliche Ministerium des Innern hat folgende Verordnung erlassen: Es ist ermittelt wor den, daß in manchen Gegenden des Landes der ungesetzliche Vertrieb einer, den vorgenommenen Untersuchungen zufolge, stark Opium haltenden Tinctur unter dem Namen „schmerzstillende Kinder- tinctur" oder nur „Kindertinctur", sowohl durch hausirende Händler — die sogenannten Königseer — als sonst außerhalb in beträchtlichem Umfange stattfindet und daß namentlich auch Hebammen die beregte Tinctur verwenden. Da der Gebrauch dieser Tinctur, wenn er ohne ärztliche Verordnung statt findet, erhebliche und ernste Gesundheitsgefährdungen im Gefolge haben kann, der Vertrieb der Tinctur aber nach Maßgabe der kaiserlichen Verordnung vom 4. Januar 1875 nur in Apotheken und zwar, mit Rücksicht auf die starkwirkenden Eigenschaften der selben, unter Ausschluß von Handverkauf stattfinden darf, auch die Tinctur nicht zu denjenigen Heilmit teln gehört, deren Verordnung und Anwendung den Hebammen nach § 14 der revidirten Hebammen ordnung vom 8. Mai 1872 gestattet ist, so hat das Königliche Ministerium des Innern es für ange messen erachtet, daß Seiten der Aufsichtsbehörden in den Amtsblättern vor der Verwendung der frag lichen Tinctur ernstlich gewarnt und dabei die Vor schriften in § 367, suk 3 des Reichsstrafgesetzbuchs und in 8 10 der die Einführung einer Rev. Heb ammenordnung betreffenden Verordnung vom 8. Mai 1872, sowie in 8 14 der Rev. Hebammenord nung eingeschärft werden, in vorkommenden Zu widerhandlungsfällen aber mit allem Nachdrucke eingeschritten werde. — Erledigt ist die Lehrerstelle in Saupersdorf bei Kirchberg. Koll.: Minist. d. Cult. rc. 1000 Mk. Schulgeldfixum, Wohnung, Garten, 237 Mk. 61 Pf. für kirchendienstliche Verrichtungen und Honorar für Unterricht in der Fortbildungsschule. Ueberdies hat der Anzustellende Anspruch auf die gesetzlichen 5 Alterszulagen L 90 Mk. Gesuche bis zum 31. October an Bezirksschulinsp. Schulrath Naumann in Zwickau. — Im Leipziger Krystallpalast findet vom 1. bis mit 3. Februar 1883 unter dem Protectorat der Königin von Sachsen die vierte deutsche Koch kunstausstellung statt. — Im Chemnitzer Schloßteich ist am 11. d. vor mittags der Leichnam einer etwa 25 Jahre alten unbekannten Frauensperson aufgefunden und polizei lich aufgehoben worden. Die Verstorbene war bekleidet mit baumwollenem Unterrock, blau und weiß gestreifter Lamajacke, weißem Corset, schwarzer Ueber- jacke, blauer Leinwandschürze mit weißer Kante, baumwollenen blauen Strümpfen, trug goldne Ohr ringe mit Glocken und hatte einen offenen Korb bei sich. — In der Aufsichtsrathssitzung der sächsischen Stickmaschinenfabrik in Chemnitz wurde die Divi dende für das letzte Geschäftsjahr 1881/82 auf 6 °/o — 18 Mk. per Actie festgesetzt und findet die Generalversammlung am 6. November im Gasthaus zu Cappel statt. K Hohenstein, 12. Octbr. Der hiesige Gewerbe verein wird seinen zahlreichen Mitgliedern auch in diesem Winterhalbjahre eine Reihe gemeinnütziger Vorträge bieten und ist deren erster, „über Mnemo technik", gehalten von Herrn Weber Rumpe, auf den 25. d. festgesetzt. Für den zweiten Vortrag, im Mon. Novbr., ist Herr Nealschul-Oberlehrer Brückner in Glauchau gewonnen worden. — In Meerane wurde am 11. d. abends gegen 11 Uhr ein 19jähriges Mädchen, als sie einer Zu sammenkunft des Arbeitersparvereins in der Restau ration „Stadt Rom" beiwohnte, vom Herzschlag getroffen, der dem jungen Leben ein sofortiges Ende bereitete. — Den guten Zwönitzer« wäre fast das Kirmes- fest zu einem Trauertage geworden, den abends halb 6 Uhr stürzte die Sonne am Kirchthurme herab, beschädigte die Weiser der Uhr und zersprang auf dem Pflaster in mehrere Stücke, die weit um herflogen. Zum Glück wurde keiner der zahlreichen Paffanten verletzt. — Am letzten Sonntag lief in Leisnig ein Brief ein, enthaltend fünfhundert Mark, zur Verschöne rung der Kirche. Der Uebersender ist Kaufmann Franz Louis Schröter aus Leipzig. Wie er schreibt, hat er diesen Beitrag übersendet, um als geborener Leisniger seine Anhänglichkeit an seine liebe Vater stadt und an die Kirche, in der er getauft und con- firmirt ist, zu bethätigen. — Aus Meißen wird unterm 10. October ge schrieben: Die Manöverschäden, welche während der diesjährigen großen Herbstmanöver der sächsischen Truppen auf den Feldern und Fluren der diessei tigen königlichen Amtshauptmannschaft angerichtet und während der letztvergangenen Wochen durch eine zu diesem Zecke niedergesetzte, aus Militärs und Ver waltungsbeamten bestehende Commission an Ort und Stelle taxirt worden sind, sollen sich gutem Vernehmen nach auf ca. 10,000 Mk. belaufen. — Bekanntlich übertrifft die im März d. I. auf dem Grundstücke des Schneidermeisters Rüdiger in Gruben bei Meißen entdeckte Quelle an Eisengehalt alle übrigen Quellen Deutschlands. Dieses Factum war, sobald es publicirt wurde, die Veranlassung zu häufigen Besuchen des Mineralbrunnens von Seiten vieler Leidenden. An manchen Sonntagen sprachen über 300 Personen bei Herrn Rüdiger ein, das Wasser zu kosten, vr. Kühn aus Leipzig, Sohn der Frau Bergrath Kühn, hatte die Absicht, das Grundstück mit Brunnen zu kaufen und ein Bad dort zu errichten, allein das Projekt ist ge scheitert. — Die städtischen Collegien in Zschopau haben beschlossen, die von einem Comilö in Thum ausge hende Petition an die k. Ministerien des Innern und der Finanzen wegen Herstellung einer Eisenbahn durch das Wilischthal mit zu unterzeichnen. Die bedeutende Wasserkraft der Wilisch ist überall stark ausgenützt und sind daher schon seit einer langen Reihe von Jahren eine Anzahl großer und kleiner industrieller Anlagen im Betriebe. Dieselben so wohl, als auch den im Thale gelegenen zahlreichen Ortschaften ist wohl zu wünschen, daß die Petition von Erfolg ist und die längst gewünschte Bahnanlage endlich zur Ausführung kommt. — In Schönhaide hat am Sonntag ein 19jähriger Bürstenbinder an der 4'/sjähriaen Tochter des in Aschersleben wohnhaften Viehhändlers Jordan ein in 8 176,3 des Reichsstrafgesetzbuches bezeichnetes Verbrechen begangen und das Mädchen dann erdros selt. Der Mörder ist verhaftet. — Zum Bürgermeister von Schwarzenberg wurde einstimmig Rathsaffessor Gareis in Annaberg ge wählt. — In Cunnersdorf bei Hohnstein mußte am Montag eine Dienstmagd gefänglich eingezogen wer den, weil sie in dringendem Verdacht stand, heimlich geboren und ihr Kind vergraben zu haben. Ob dasselbe lebensfähig gewesen, wird die Untersuchung ergeben. Eigenthümlich sind aber die Umstände, unter denen das Verbrechen entdeckt wurde. Nie mand im Hause hatte eine Ahnung von dem Ge schehenen, die Magd hatte nach einigen Stunden Unwohlseins ihre Arbeit wieder ausgenommen, mehr denn 8 Tage waren vergangen und es schien, als solle die Unthat in ewige Nacht gehüllt bleiben. Da bringt am vergangenen Sonntag eine Kuh in dem Gute, wo die Magd bedienstet war, ein todtes Kalb zur Well und der Gutsbesitzer beauftragt einen Knecht, das Kalb zu vergraben. Auf die Frage, wo er den Kadaver eingraben soll, bezeichnet ihm der Herr einen Platz unter einem Hollunderstrauch. Der Knecht gräbt an der Stelle ein und findet in geringer Tiefe den noch gut erhaltenen Kindes leichnam. — Ein in Bautzen vorgekommener Vergiftungs versuch bildet dort das Tagesgespräch. Der Barbier C. F. A. Herold, welcher mit seiner Ehefrau nicht gerade in den glücklichen Verhältnissen lebte, ver suchte dieselbe mittelst Cyankalium, welches er ihr in den Kaffee mischte, zu vergiften; durch den pene tranten Geschmack des Kaffees jedoch aufmerksam gemacht, mißlang das Vorhaben und Herold wurde nach erfolgter Anzeige verhaftet. Das Cyankalium hatte sich Herold unter dem Vorgeben, seinen Hund zu vergiften, von dem Gehilfen einer dortigen Dro- guenhandlung zu verschaffen gewußt. Vermischtes. Kaffeesorten giebt es eine sehr große Anzahl. Die allerbeste Sorte ist der aus dem südlichen Arabien (Jemon) kommende ächte Mokka; davon gelangt aber nicht eine Bohne nach Deutschland. Darnach folgt der sogenannte Mokka-, richtiger Levantekaffee, der aber auch nicht, oder nur in äußerst geringen Quantitäten zu uns kommt. Die 3. Rangstufe nimmt der Javakaffee ein, der hier zulande als die beste Sorte gilt. Absteigend in der Qualität folgen nun die Bohnen von der Insel Bourbon, von West indien, von Brasilien rc. Durch Lagerung (nicht über 3 Jahre!) gewinnt der Kaffee; doch ist er äußerst empfindlich und büßt leicht an Arom und Güte ein. Kennzeichen einer guten Qualität sind: Gleichmäßigkeit der Bohnen, Frische der Farbe, schnelles Untersinken der Bohnen im Wasser, aro matischer Geruch beim Rösten rc. Guter Kaffee, nicht im Uebermaß und zu rechter Zeit genossen, wirkt sehr wohlthätig. Gesünder ist er wegen seiner anregenden, belebenden Wirkung des Morgens wie des Abends. Er sättigt, aber nur scheinbar, weil er den Stoffwechsel verlangsamt. Sehr gut ist eine