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HchSnlmM TagMlüt und Der Abonnementspreis betrat vierteljähr- «rscheint Ausnahme ^der Tag ^4^ ^^4 H ^^4 Alle Postaichalten, die Expeditton und die «-»» L.2'S:^ Walokilvuraer -"""LLSÄR-" des vorhergehenden Tages. —— Amtsblatt für den Stadtrath zn Waldenburg. 1882 Freitag, den 9. Zuni 131 1 Acker 93 HZRuthen oder 72,« Ar groß, parzellenweise oder im Ganzen auf 6 Jahre gewiß und 6 Jahre ungewiß unter den im Termin bekannt zu machen den Bedingungen und mit Vorbehalt der herrschaftlichen Genehmigung der Ge bote verpachtet werden, wozu Pachtliebhaber eingeladen werden. Fürstliche Rentverwaltung Waldenburg, den 8 Juni 1882. Letz. sident des preußischen Staatsministeriums v. Putt- kamer und die Staatsminister v. Bötticher, Bitter und Maybach, sowie der Slaatssecretär Stephan und der Botschafter Graf Hatzfeldt theilnahmen. Am 7. d., dem Todestage des hochseligen Königs Friedrich Wilhelms III., besuchte Se. Majestät der Kaiser das Mausoleum in Charlottenburg und das Denkmal des Königs im Thiergarten, welches, wie alljährlich, von patriotischen Händen in pietätvoller Weise geschmückt war. Die neueste „Prov.-Corr." enthält an ihrer Spitze einen Artikel über das kirchenpolitische Gesetz. In demselben heißt es: „Das Gesetz, betreffend Abänderung der kirchenpolitischen Gesetze ist unter dem 31. v. Mts. von Sr. Maj. dem Kaiser und König vollzogen worden. Damit entfallen die be fremdlichen Vermuthungen, welche in einzelnen Organen theils der katholischen, theils der liberalen Presse an den Umstand geknüpft worden waren, daß der Vollzug nicht alsbald nach dem Schluß des Landtages erfolgen konnte. Eine Andeutung, daß in dem geregelten Gang der Kaiserlichen Arbeiten jeder Theil nach der Ordnung seine Stelle erhält, welche nur aus Gründen von besonderem Gewicht vertauscht werden, kann, wurde ungläubig ausge nommen und doch war diese Erklärung so begreiflich und natürlich. Man hat hinter der Einbringung dieses Gesetzentwurfes und dann wieder hinter der nur durch äußere Gründe veranlaßten kurzen Ver zögerung des Allerhöchsten Vollzuges Absichten suchen wollen, von welchen die Staatsregierung bei diesem Gesetz ganz und gar nicht geleitet worden ist. Der einzige Beweggrund der Staatsregierung ist gewesen, innerhalb der zulässigen Grenzen aus eigener Ini tiative dasjenige zu thun, was zur Befriedigung und Beruhigung der katholischen Bevölkerung dienen kann. Eine vollkommene Beilegung der Streitpunkte zwischen dem Staat und der katholischen Kirche hängt nicht von dem Staat allein ab. Aber auf das gegenwärtige Gesetz hat dieser Gesichtspunkt keinen Einfluß geübt; es hat allein dazu dienen können, die Wirksamkeit der kirchlichen Organe innerhalb ihres natürlichen Berufs zu erleichtern, welcher die Befriedigung der religiösen Bedürfnisse der katholischen Bevölkerung ist. Indem es diesen Zweck erreicht, wird es hoffentlich dazu beitragen, der katholischen Bevölkerung die wahren Absichten der Staatsregie rung zu zeigen. Der Director des Berliner Aquariums, Mitglied des Reichstags, Or. Hermes, hat die Mitglieder des Reichstags zu Donnerstag zu einem Besuch des Aquariums und nach Beendigung der Umschau zu einem Frühstück von Schlangeneiern in der „blauen Grotte von Capri" des Aquariums einge laden. Es wird eine große Zahl von Abgeordneten dieser Einladung Folge geben. Die Tabaksmonopol-Commission hat am 7. d. endlich in dritter Sitzung den Bericht festgestellt. Es ist wohl ein noch nie dagewesener Fall, daß eine Commission zur Feststellung ihrer Berichte eben so viele Sitzungen abhält, als sie auf die gesummte Beralhung der ihr zugewiesenen Vorlage verwandt hat. Erklärlich ist dieser Vorgang auch nur da durch, daß der Berichterstatter, seine Aufgabe ganz falsch aufgefaßt hatte, und daß eine Anzahl Com missions-Mitglieder, welche zu den entschiedensten "Waldenburg, 8. Juni 1882. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Reichskanzler Fürst-Bismarck ist am 6. d. Nachmittag von Sr. Maj. dem Kaiser empfangen worden und hat Sr. Majestät einen eine Stunde lang währenden Vortrag gehalten. Nach dem Vor- trage wurde der Reichskanzler von Sr. Majestät zur Tafel gezogen, an der außerdem der Vice-Prä Frankreich ein unerhörter Gründungs- und Börsen schwindel am eigentlichen Volke spurlos vorüber- zieht, können sich in Deutschland die Fabrikanten wie auch die kleineren Leute seit 10 Jahren von dem viel geringeren Gründungs- und Börsenschwindel nicht erholen. In Deutschland herrscht die Ansicht eines thörichten Bauern, der nach einem verwüsten den Hagelschlag meint, seinen Acker und Wohlstand nicht durch neue Aussaaten, sondern durch die ange messene Sparsamkeit des „Gehenlassens" durch die „laufenden Einnahmen" seiner verhagelten Wirth- schaft heben zu können. Das betrifft die bloß volkswirthschaftlichen Ge sichtspunkte. Ungleich thörichter erscheint die deutsche Pfennigfuchserei noch unter socialpolitischen Gesichts punkten. Von allen social-meteorologischen Stationen in Europa wird gemeldet: Sturm im Anzuge! Irland und Rußland befindet sich in socialen Kämpfen, di, man auch wohl Social-Revolutionen nennen könnte. Kaiser Wilhelm und Fürst Bismarck wollen von Deutschland das social-revolutionäre Ge witter durch Anbringung zahlreicher Reformen (Blitz ableiter) abwenden. Diese Blitzableiter kosten aber Geld, viel Geld, so wie die Abänderung einer aus wärtigen Kriegsgefahr viel Geld zu kosten pflegt. Wenn der auswärtige Feind losbricht, so findet es Jedermann selbstverständlich, daß der Kriegsminister über die vorhandenen Mittel hinaus große neue Geldmittel fordert, Niemand tritt dann auf, um dem Kriegminister bemerklich zu machen, „daß die vor handenen und ohnedem in der Zunahme begriffenen Einnahmen bei angemessener Sparsamkeit zur Be friedigung der Staatsbedürfnisse ausreichen." Erhöbe sich aber ein Abgeordneter zu solchen Aussprüchen der Staatsweisheit, so würde er entweder als Irr sinniger oder Landesverräther bei Seite gebracht werden. Denn Jedermann sieht einer äußern Kriegsgefahr gegenüber ein, daß das „Staatsbedürf- niß" hier ein abnormes und acutes wurde, welches aus den „laufenden Einnahmen" nicht befriedigt werden kann. Wenn heutzutage dasselbe nicht Jeder mann auch einer inneren Revolutionsgefahr gegen über einsieht, so liegt das keineswegs an großen sachlichen Unterschieden, d. h. an der viel geringern Revolutionsgefahr, sondern lediglich an der herge brachten menschlichen Blindheit, die erst durch vielen Schaden klug werden muß. Es sieht in Europa ganz darnach aus, als sollte es den Menschen nicht an reichlichen Gelegenheiten zu diesem „Klugwerden" fehlen. Vielleicht überlebt einer von den 21 Ver kündern der „angemessenen Sparsamkeit" diese Ge legenheiten, um dann „durch großen allgemeinen Schaden" klug geworden einen derzeitigen Neform- minister nicht wieder lahm zu legen durch falsche, d. h. durch spießbürgerliche Sparsamkeits-Grundsätze. "Waldenburg, 8. Juni 1882. Falsche Sparsamkeitsgrundsätze unserer Opposition. Die Tabakmonopol-Commission hat ihren ver werfenden Beschluß durch die unter allen Gesichts punkten ungeheuerliche Behauptung begründet: „daß die vorhandenen und ohnehin in der Zunahme be griffenen Einnahmen bei angemessener Sparsamkeit zur Besriedigung der Staatsbedürfnisse ausreichlen. Wir haben diese Behauptung eine ungeheuerliche genannt, weil wir es ungeheuerlich finden, daß 21 Vertreter des deutschen Reichs an die Aufgaben des Staals und demzufolge an die Staatsbedürfnisse einen so kleinlichen, wahrhaft philisterhaften Maßstab legen. Leider sind wir fortwährend in der patrio tisch schmerzlichen Nothwendigkeit, einer so verkrüp pelten Auffassung der Regierungsaufgaben in Deutsch land die großartige Auffassung entgegenzuhalten, welche fämmtliche Factoren des öffentlichen Lebens in Frankreich über die Aufgaben des Staates hegen und bethätigen. Es giebt in Frankreich weder Minister noch Volksvertreter, am wenigsten aber ausschlaggebende Majoritäten, welche Angesichts der großen Aufgaben des modernen Staates in militäri rischer, wirthschaftlicher und socialpolitischer Hinsicht den spießbürgerlichen Standpunkt proclamiren, diese riesenhaften und durch besondere Culturentwickelungen acut gewordenen Aufgaben ließen sich durch „ange messene Sparsamkeit" aus laufenden Einnahmen bestreiten. In Frankreich hat man von „angemes sener Sparsamkeit" einen anderen, und wie wir glauben, weisern Begriff. Niemand in Frankreich hält es für einen Gewinn, durch Abstriche am Mili- täretat die Sicherheit der Grenzen zu vermindern und durch Ersparung von vielleicht 50 Millionen von Neuem eine Einbuße von über 10 Milliarden zu riskiren. Niemand in Frankreich hält es auch für einen Gewinn, durch solche Ersparnisse das für Handel und Verkehr so nothwendige Sicherheitsge fühl zu vermindern. Ja man ist in Frankreich trotz höchster geschäftlicher Tüchtigkeit so wenig geneigt, in Sachen der nationalen Ehre den spießbürger lichen Maßstab der Pfennigfuchserei anzulegen, daß man jeden „Ersparnißgewinn" in dieser Hinsicht als den empfindlichsten und unerträglichsten Verlust fürchtet und fernzuhalten sucht. Doch auch von dem militärischen Gebiet und von der patriotischen Leidenschaft der Franzosen abge sehen, sind sie auch auf den volkswirthschaftlichen und socialpolitischen Gebieten weit entfernt davon, durch philisterhafte Sparsamkeit überall da Gewinne anzustreben, wo nur die reichlichsten Kapitalaussaaten im Stande sind, die schwersten Nothstände und Ge fahren fern zu halten. Wo man in Deutschland schon Herkuleslhalen zu vollbringen wähnt, wenn man für Eisenbahn- und Canalbauten 100 Millio nen fordert, greift man in Frankreich fern von aller spießbürgerlichen Kleinheit sofort zu Milliarden. Auch zeigt die tägliche Erfahrung, daß der Gewinn in dieser Großartigkeit des Geldausgebens, der Ver lust aber in der deutschen Kleinlichkeit liegt. Während in Frankreich diereichliche Kapitalaussaat eineblühende Volkswirthschaft, reichliche Beschäftigung, hohe Löhne und in Folge dessen gewinnreiche Geschäftsbetriebe erzeugt, krankt die deutsche Volkswirthschaft seit 10 Jahren an spärlicher Kapitalaussaat. Während in Wiesen-Verpachtung. -- d--