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fehlbar zu erklären? Hier aber lauert hinter der Opposition, die aus Gründen widerspricht, noch eine andere mit dem Vorsatz: Opposition jedenfalls! Und dies ist das Uebel." Zwei Kaiserinnen und drei Kaiser werden, wenn auch nicht sämmtlich in Person, so doch unter Stell vertretung bei der Tauffeier des Prinzen Fried rich Wilhelm als Pathen fungiren. Außer der Kaiserin von Indien und Königin von England und unserem Kaiserpaare — den Urgroßeltern des Täuf lings — sind nämlich als Taufpathen geladen worden Kaiser Alexander III. von Rußland und Kaiser Franz Josef II. von Oesterreich, welch Letz terer, wie schon erwähnt, durch den Kronprinzen Rudolf vertreten sein wird. Die Nachricht, daß auch Fürst Bismarck als Taufpathe geladen sei, bewahrheitet sich nicht. Erläuternd wird hierzu noch bemerkt, daß nach den ausdrücklichen Bestimmungen des deutschen Staatsrechts nur Pathen von „hohem Adel", d. h. souveräne Fürsten und Fürstinnen nebst ihren Angehörigen sowie die ehemaligen reichsun mittelbaren Herren bei Tauffeierlichkeiten am Hofe fungiren können. Der eigentliche hohe Adel kann staatsrechtlich nicht verliehen werden und rangirt Fürst Bismarck nach der Hofrangordnung daher hinter den Fürsten von Solms, Stolberg, Bentik re. Nur aus einem verständigen Zusammenwirken des conservativen und des liberalen Prine ips, schreibt die „Schlesische Ztg.", können Gesetze her vorgehen, welche dem Geiste unseres Volkes und unserer Zeit entsprechen. Nur aus dem Zusammen wirken beider vermochten die Grundgesetze von Staat und Reich, an denen Niemand zu rütteln wagt und deren Geiste alle weiteren Acte der Gesetzgebung entsprechen müssen, hervorzugehen. In seiner ein seitigen Entwickelung führt das conservative Princ'p zur Erstarrung, das liberale zum auflösenden und zerstörenden Nadicalismus; beide sind nicht einander ausschiießende Gegensätze, vielmehr berufen, einander zu begleichen. Auf dem Magdeburger deutschen Handwerkertage gelangte zum Schluffe auch noch ein Antrag der Berliner und Magdeburger Schuhmacher-Innung zur Annahme, wonach bei der Reichsregierung Schritte dahin geschehen sollen, „daß keinem Handwerker die Selbstständigkeit vor dem 24. Lebensjahre gestattet werden darf." Oesterreich. Der Magistrat der Stadt Laibach hat decretirt, daß der Hauptort Krains Ljubiliono zu heißen und daß die städtischen Behörden in slovenischer Sprache zu amtiren haben. Dieser Beschluß ist die nächste Folge der Niederlage der Deutichen bei den letzten Gemeinderathswahlen. Mit aller Macht wird an der Slovenisirung Krains gearbeitet und bereits drohen die Offiziösen jenen Gerichten, welche die slovenische Sprache nicht als Landessprache anerken nen wollen, mit den schärfsten Disciplinarmaßregeln. Anstatt des alten Sprichworts: Im Winter Aus gleich, im Sommer Reichsrath, könnte man nun ein neues anwenden: im Winter wird czechisirt, im Sommer slovenisirt. In Schlesien versucht man gleichzeitig zu polonisiren und zu czechisiren. Ungarn. Wegen der Mordgeschichte in Tisca-Eßlar, das unweit von Pest liegt, soll es nun doch zu einem Zusammenstoß der gemischten Bevölkerung gekommen sein. Ein Wiener Privat-Telegramm meldet, daß dort Nachrichten vorlägen, wonach in Tisca-Eßlar blutige Reibereien zwischen Christen und Juden stattgefunden hätten. Wahrscheinlich ist an dem vermißten Mädchen ein Lustmord ver übt worden, die Bevölkerung glaubt indeß, trotz aller Vorstellungen, an ein „jüdisches Christenopfer zum Passahfest". Italien. König Humbert hat die Absicht, sich persönlich nach Berlin zu begeben, um daselbst der Taufe des kaiserlichen Urenkels beizuwohnen. Die Leiche Garibaldi's war bei der Verbren nung in ein Asbestluch eingeschlagen, damit die Asche zusammenblieb. Verbrannt wurde die Leiche in der Nacht zum 5. d. unter Beisein der Familienmitglieder und Aufsicht des Doctor Prandina. Ein Ofen wurde nicht errichtet, sondern die Leiche auf einem Schei terhaufen, welcher nach Anordnung des Todten mit dem Holze seines selbstgepflanzten Waldes aufgebaut wurde, niedergelegt. Rutzland. In Petersburg wurden vier Officiere ver haftet wegen einer Aeußerung, der Czar möge sich verbergen wie er wolle, er werde doch ermordet werden, event. durchs Militär. England. Der Premier Gladstone hat der „Times" zu folge aus einer Privatquelle die Mittheilung erhalten, daß in einer jüngst in London abgehaltenen Ver sammlung von Irländern, in welcher die Morde in Dublin gebilligt wurden, ein anwesender Irländer mit großem Nachdrucke ausrief: „Ich hoffe, Glad stone wird der Nächste sein." Diese Bemerkung soll mit großem Beifalle ausgenommen und von den Zuhörern keineswegs als Scherz verstanden wor den sein. Türkei. Die Pforte hat am 4. d. eine Circularnote ver sandt, laut welcher sie das Conferenzproject ablehnt. Die deutschen Offiziere sind in Konstan tinopel angekommen. Die türkische Armee ist zwar vermöge ihrer Jnstruclion und Disciplin allen anderen socialen Klaffen des Reichs weit überlegen, aber seit dem letzten Kriege ist sie einem Unbehagen und einer Entmuthigung verfallen, deren Ursprung in der beklagenswerthen^ Administrationsweise Osman Paschas zu suchen ist. Die notorische Unfähigkeit Osman Paschas in administrativer Hinsicht hat in der Armee schwere Verwirrungen hervorgerufen unddie Mission der deutschen Offiziere wird gegen den stumpfen Starrsinn Osmans anzukämpfen haben. Nur in dem einen Falle ist ein anderer Ausgang zu hoffen, wenn der Sultan, von den deutschen Offizieren über die Situation aufgeklärt, sich ent schließen wird, Osman Pascha bei Seite zu schieben. Ein Vorgang der letzten Zeit beweist übrigens, daß der Sultan fest entschlossen ist, die Partei jener zu ergreifen, welche ihm freimüthig die Wahrheit sagen. Der seit einiger Zeit dem Kriegsministerium attachirte deutsche Intendanz-Offizier hat, von dem Gebühren Osman Paschas zum Aeußersten getrieben, seine Demission verlangt. Der Sultan, welcher sich von dem Offizieren selbst über den Fall genauen Bericht erstatten ließ, hat demselben aber, weit ent fernt davon, ihm die Demission zu gewähren, sogar einen höheren Rang verliehen, und an ihn zugleich das Ersuchen gerichtet, dem Sultan, so oft sich hierzu Gelegenheit biete, über die Ursachen der militärischen Desorganisation Mittheilung zu machen. Egypten. Arabi Pascha hat bereits alle Anordnungen ge troffen, um sofort nach Eintreffen der Specialabge sandten des Sultans die telegraphische Verbindung nach dem Auslande zu unterbrechen. Arabi Pascha erklärt offen, daß seine letzten Ziele auf die Zer störung des in Egypten dominirenden euro päischen Einflusses gerichtet seien und daß Tewfik ferner nicht mehr an der Spitze des Landes, das er den Europäern verrathen habe, stehen dürfe. Dies sei auch der ausgesprochene Wille des Sultans. Aus Alexandrien wird gemeldet, daß Arabi Pascha die Forts von Alexandrien wieder repariren ließ und die Errichtung neuer Erdwerke an strategisch wichtigen Punkten anordnete. Durch Erdwerke geschützte Batterien sind bei Raseltin, 400 Meter vom Ankerplatz des „Jnvincible" entfernt, aufgeführt worden. Marokko. Der Sultan Sidi-Muley-Hassan hat einen in seiner Hauptstadt Fez eingetroffenen französischen Photographen eingeladen, ihn und alle seine Frauen, deren Anzahl zwischen drei- und vierhundert beträgt, abzukonterfeien. Unter der fanatischen Bevölke rung von Fez hat dieser Schritt des Sultans große Erbitterung hervorgerufen, da derselbe hierdurch das Gebot des Korans, der ein Abbilden von Menschen verbietet, verletzte. Aus den Photographien seiner Frauen will sich nun der Sultan ein eigenes Al bum zusammenstellen^ Solche Albums besitzen üb rigens der Sultan in Konstantinopel, der Schah, der Khedive und der Ex-Khedive schon seit Jahren. Aus dem Muldenthale. *Waldenburg, 6. Juni. Der Militärverein in Oberwiera wird am Sonntag, den 25. d. die Weihe seiner neuen Fahne festlich begehen, und ist hierzu folgendes Programm aufgestellt worden: Am Sonn abend, 24. d., abends 9 Uhr Zapfenstreich; Sonn tag, 25. d., früh Reveille, mittags Empfang aus wärtiger Kameraden, nachmittags Festzug nach dem Festplatz, Weiheact, wieder Festzug und dann Concert und Ball; Montag, 26. d., nachmittags Stiftungs fest mit Ball. *— Der gestern gemeldete Unfall in der Holz stofffabrik zu Remse bestätigt sich, doch ist der ange richtete Schaden nicht allzu bedeutend. *— Im benachbarten Callenberg findet nächsten Sonntag, den 11. Juni, der 4. Gauturntag des Niedererzgebirgischen Turngaues statt. Derselbe beginnt nachmittags 1^/s Uhr mit Turnen in der Restauration „zum heitern Blick", worauf später Sitzung im „Plauen'schen Hof" folgt. Laut ergan gener Einladung wird sich auch der hiesige Turn verein daran betheiligen. — In Glauchau wurde am 4. d. abends der 5 Jahre alte Knabe des Werbermeisters Pampel von einem die Lichtensteinerstraße in vollem Jagen entlang fahrenden einspännigen Geschirre überfahren und er litt derselbe am linken Bein, sowie am Kopse zum Glück nur leichte Verletzungen. Der Fahrer des Geschirres, welches aus einem gewöhnlichen Korb wagen bestand, konnte nicht ermittelt werden. Im Wagen befanden sich 4—5 Mannspersonen. Aus dem Sachsenlande. — In der Geschäftswelt reißt immer mehr eine Unsitte ein, die zur höchsten Belästigung für das Publikum wird. Wir meinen die Zuschickunz von Gegenständen seitens auswärtiger Firmen, unter der Erklärung, daß sich der Zuschickende im Falle des Schweigens des Adressaten zu der Annahme be rechtigt halte, daß Letzterer geneigt sei, den offerirten Kauf einzugehen, und daß demgemäß der Kaufpreis s. Zt. von dem Adressaten eingezogen werden würde. Das Letztere geschieht dann durch Postnachnahme zu einer Zeit, wo Adressat womöglich sich garnicht mehr an die Zusendung erinnert und leider in den meisten Fällen, um Weiterungen zu vermeiden, das Ver langte zahlt. Es ist dringend geboten, das Publikum darauf aufmerksam zu machen, daß es weder zur Rücksendung der übersandten Gegenstände (Lotterie- loose, Photogramme, Bücher, Zeitschriften rc.), noch zur sorgfältigen Aufbewahrung derselben verpflichtet ist und daß nichts den Offerenten berechtigt, aus dem Schweigen des Adressaten auf dessen Einwilli gung zu schließen. Nur, wenn dieser Grundsatz ge nau durchgeführt wird, ist zu hoffen, daß der über handnehmenden Belästigung ein Ziel gesetzt wird. — Wegen wiederholter Sittlichkeitsverbrechen, ver übt an fünf seiner Obhut anvertrauten Schulmäd chen, ist am Sonnabend vom Landgericht zu Dresden der Schulamtscandidat Eugen Werner aus Sayda zu fünf Jahren Zuchthaus und sechsjährigem Ehren rechtsverlust verurtheilt worden. — Am Sonntag früh machte in Leipzig eine Anzahl junger Lente auf der Pleiße eine Gondel fahrt; unter ihnen befand sich auch der 26 Jahre alte, dort in Dienst gestandene Kellner Namens Franz Altmann aus B:uchlitz. Als dieselben am Schleußiger Wege hinfuhren und oberhalb des sog. Kirschwehres waren, stand Altmann plötzlich auf und sprang mit den Worten: „Nun paßt auf, was ich kann!" über Bord in den Fluß hinab. Die Milfahrenden glaubten anfangs, es handle sich um eine Schwimmprobe — aber der Unglückliche kam nicht wieder zum Vorschein, sondern wurde nach einiger Zeit todt aus dem Wasser gezogen. Keiner der fröhlichen jungen Leute hatte bei der Ausfahrt gedacht, daß ein so tragisches Ereigniß das jähe Ende der Lustpartie sein könnte. — Die Zahl der Studirenden an der Universität Leipzig beziffert sich im laufenden Sommersemester auf 3111, darunter 1319 Inländer und 1792 Aus länder. Davon entfallen auf die theologische Facul- tät 574 Studirende, und zwar 243 Inländer und 331 Ausländer, auf die juristische 723, darunter 249 Inländer und 474 Ausländer, auf die medici- nische 502, darunter 237 Inländer und 265 Aus länder, auf die philosophische 1312, darunter 590 Inländer und 722 Ausländer, hierzu kommen noch 55 Hörer, so daß sich eine Gesammtzahl von 3166 Besuchern ergiebt. — Die Unfallstatistik, wie diese im vergangenen Jahre auf Veranlaffurg der Reichskanzleramtes während 4 Monaten vorgenommen wurde, wonach bei dem in Betracht kommenden Betrieb bei 2,000,000 Arbeitern die Zahl sämmtlicher Unfälle im deutschen Reich pro Jahr 88,000, darunter ca. 2000 Todes fälle betrug, wozu noch insgesammt 1,750,000 Krankentage zu rechnen sind, ergab eine fast voll ständige Uebereinstimmung mit den Durchschnitts resultaten für! Chemnitz, nämlich jährlich auf 1000 Arbeiter I Todesfall, arf 22 Arbeiteri Unfall und auf 1 Unfall, der mit völliger Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit endigt, 19 Krankentage. Für Chemnitz kamen hierbei in Betracht 328 Etablisse ments, welche am 5. October 1881 15,418 männ liche und 5718 weibliche Arbeiter beschäftigten. Daß vielfach noch nicht gegen alle Unfälle versichert wird, ergiebt sich daraus, daß in Chemnitz 150 Etablisse ments mit 10,476 Arbeitern gegen alle Unfälle, 48 Elablissements mit 5996 Arbeitern nur gegen die Haftpflichtunfälle und 131 Etablissements mit 4664 Arbeitern gar nicht versichert waren. — Das Festprogramm zu der am nächsten Sonn tag in Meerane stattfindenden Fahnenweihe des dortigen Deutschen Militärvereins ist folgendes: Sonnabend den 10. Juni, abends 9 Uhr: Zapfen streich. Sonntag den 11. Juni, früh 5 Uhr: Reveille. Früh 7 Uhr Gedüchtnißfeier auf dem Friedhöfe und Schmückung des Kriegerdenkmals. Von 9 Uhr an: Empfang fremder Gäste. Von 11 Uhr an: Concert in Härtel's Garten. Von ^12—2 Uhr: Gemein-