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SchönbmM Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge find erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und ine Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 1882 Sonnabend, den 27. Mai 121 Kirs chen-Verpachtung. Die diesjährige Nutzung der Kirschen von den fiscalischen Alleebäumen aus den Abheilungen 3 — 5 der Rochlitz-Waldenburger Chaussee (für Großhändler geeignet) und auf den Abtheilungen 2—4 der Reitzenhainer Chaussee, soll Freitag, den 2. Juni a. o., Nachmittags 2 Uhr, im Gasthofe „zum Zeissig" bei Penig, gegen Meistgebot und gleich baare Bezahlung des Erstehungsbetrags, sowie unter den im Termin bekannt zu machenden Bedingungen verpachtet werden. Königliche Chaussee-Jnspeetion Döbeln und Königliche Bauverwalterei Rochlitz, den 19. Mai 1892. Cröner. Wilke. *Waldenburg, 26. Mai 1882. I Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Fürst von Bulgarien ist am 25. d. in s Berlin eingelroffen. In einem Leitartikel äußert sich die „N. A. Z." ! über das Einschreiten gegen das Börsen spiel am i Schlisse dahin: Immerhin wird die Strafgewalt s nur den unglücklichen Spieler ereilen können, der vom Glück Begünstigte wird über die durch sein frivoles Verhalten verschuldete Verletzung der öffent lichen Mcnal und der allgemeinen Interessen trium- phiren. Wichtiger und wirksamer als jedes Eingreifen des Staatsanwalts würve die Neaction der Gesell schaft sein; so lange diese sich nicht mit allem Nach druck gegen den Börsenspieler, auch gegen den glücklichen, wendet und die Verwerflichkeit des Spieles in dem Spieler entsprechend stigmatisirt, so lange würde ein strafrechtliches Einschreiten gegen irgend einen insolvent gewordenen Börsenspieler minderer Ordnung dem Volke nur als eine neue Bekräftigung des alten Ersahrungssatzes erscheinen, daß man die kleinen Diebe hängt, die großen aber laufen läßt, l Unter dem Titel: „Die Monopolcommission und die Steuerreform" schreibt die „Prov.- Corr.": Die Reichstagscommission, welcher die Tabakmonopolvorlage zur eingehenden sachlichen Prüfung überwiesen war, hat sich dieses Auftrages in nicht mehr als drei Sitzungen entledigt. Das Ergebniß war, wie es bei dieser Bestellung der Sache nicht anders erwartet werden konnte, ein völlig negatives. Die Commission ließ sich aber hieran noch nicht genügen, sondern ging weiter über den ihr gewordenen Auftrag hinaus, indem sie in Form eines Protestes gegen weitere Besteuerung des Tabaks die Fortsetzung der Steuerreform überhaupt zu inhibiren beschloß. Es hatte bisher eine völlige Uebereinstimmung bis weit in die Fractionen der Linken hinein darüber bestanden, daß eine Steuer reform nothwendig sei. Seitdem dieselbe zur Dis- cussion gestellt worden ist, ist von keiner Seite die NolhwendigkeU derselben bestritten worden, vielmehr wetteiferten alle Parteien — mit Ausnahme der Fortschrittspartei — in Auffindung der hierzu ins Auge zu fassenden Mittel und Wege. Ferner aber bestand auch eine Einmüthigkeit darüber, daß diese Mittel und Wege auf dem Gebiete der indirecten Reichsbesteuerung zu suchen sind und daß das hierbei zu verfolgende Ziel auf eine mit Hülfe der aus höheren Reichseinnahmen zu bewirkenden Verminde rung direkter Abgaben und Entlastung der Ge meinden und unteren Klassen der Steuerzahler ge richtet sein muß. So lange über Steuerreform discutirt wird, ist von den Conservativen bis zu den Linksliberalen die Bedürsnißfrage im Allgemeinen in keiner Weise bestritten worden, ja sie bildete die selbstverständliche Voraussetzung der Discussion, und selbst im Einzelnen wurden von Allen die Ziele als berechtigt aneikannt, was sich namentlich auch bei den Beralhungen über das Verwendungsgesetz im preußischen Abgeordnetenhause kundgab. Ebenso wurde namentUch auch von nalionalliberaler und von Seite des Centrums bei der Debatte über die Monopolvorlage im Reichstage die Uebereinstimmung in den Zielen mit den verbündeten Regierungen erklärt Bei aller Anerkennung der Tüch tigkeit und Sachkennlniß der Commissionsmitglieder darf doch wohl ein Zweifel gestattet sein, ob es den selben möglich war, in kaum drei Sitzungen das technische Material sachlich eingehend zu prüfen. Wenn die Commiffion aber überdies noch einen Antrag annahm, welcher erklärte, daß überhaupt jedes neue Mittel zur Befriedigung der Bedürfnisse überflüssig sei und daß die bekannten Reformziele mit den vorhandenen Mitteln erreicht werden könnten, so hat sie einen Grund gegen das Monopol ange führt, der mit dem bisherigen Verhalten der National liberalen und des Centrums gegenüber der Steuer reform im Allgemeinen in einem directen Wider spruch steht. — Wir wollen nicht untersuchen, welcher Art die Gründe sein könnten, die die Nationallibe ralen und das Centrum zu dem Verlassen ihres bisherigen Standpunktes bewogen haben, so lange die Genehmigung des Beschlusses der Commission durch den Reichstag noch keine vollendete Thalsache ist. Wohl aber darf darauf hingewiesen werden, daß die Steuerreformfrage durch einen solchen Be schluß nicht aus der Welt geschafft werden kann. Das Land macht sich in der Anerkennung seiner Bedürfnisse und in dem Gefühl der financiellen Uebelstände, unter denen es leidet und deren Vor handensein von allen Parteien anerkannt ist, nicht von der Taktik der politischen Parteien abhängig und würde nach den jahrelangen Mühen um die Verwirklichung der Reform dafür kein Verständniß haben, wenn das Parlament mit einem Male die Steuerreform als überflüssig erklärte. Die „Prov.-Corresp." bespricht die Eröffnung der Gotthardbahn und sagt, die Gotthardbahn könne das Mittelmeer wieder zu einem Welthandels meer machen. Deutschland werde aber jetzt in weit höherem Grade als im Mittelalter in ein größeres Verkehrscentrum Hineinrücken und die belebenden Wirkungen desselben empfangen. Bedingung sei nur, daß das deutsche Volk reich gedeihe. Das Ge deihen der Völker hänge von der Tüchtigkeit der : staatlichen Organisation und von der Stärke des - Geistes ab, um beim Wachsthum der materiellen t Güter ein gerechtes Verhältniß zu zeigen und alle Volkstheile zu bewahren; es sei daher ein glückliches Vorzeichen, daß die Gotthardbahn zum guten Theil ein Werk des Fernblickes und der Geschicklichkeit der deutschen Staalskunst sei. Die Miltheilung, daß die conservative Fraction nach Ablehnung des Monopols mit Vorschlägen wegen Vermehrung der Reichseinnahmen hervortreten werde, findet durch die „Kreuzzeitung" ihre Bestätigung. Es können derartige Vorschläge aus der Initiative des Hauses natürlich nur Auf forderungen an den Reichskanzler sein, in der vor geschlagenen Richtung vorzugehen. Die Conservativen Preußens glauben, daß sie mit dem combinirten Vorschläge einer mäßigen Erhöhung der Tabaksteuer, der Einführung der procentualen Börsensteuer und einer Erhöhung der Branntweinsteuer, für welch' l letztere indeß die geeignete Form noch nicht gefunden s zu sein scheint, das Centrum und noch einige andere Mitglieder des Hauses gewinnen werden. Sie beab sichtigen bei der dritten Lesung des Monopolent wurfes — denn es ist nicht anzunehmen, daß die Regierung ihre Vorlage schon nach Ablehnung des Z 1 in zweiter Lesung zurückziehen wird — ihre Steuerpläne in Form von Resolutionen dem Hause zur Annahme zu unterbreiten; erfolgt deren An nahme, dann wird der Bundesrath sich mit den selben zu beschäftigen haben. Die Agitationen nach Einführung obligatorischer Innungen werden durch neue Petitionen fortge setzt. Im Schooße der Neichsregierung wird man, wie verlautet, diese Petitionen für jetzt unberücksichtigt lasten, da man dort gegen jede Revision des erst beschlossenen JnnungSgesetzes ist und aus dessen Wirksamkeit Erfahrungen sammeln will. Es macht einen sonderbaren Eindruck, zu lesen, daß sich das Unterstützungs-Comitä für die aus Rußland flüchtenden Israeliten in Brody aufge löst Hal und in einer diesbezüglichen Bekanntmachung als Grund dieses Beschlusses die mangelhafte Unter stützung seitens der Comitös in Berlin und London angiebt. Das Berliner Comilo hat nun auch eine Bekanntmachung erlassen, in welcher es vor über triebenen Hoffnungen auf Unterstützung warnt und die Bedingungen näher bezeichnet, unter welchen überhaupt nur eine Unterstützung flüchtiger Juden erfolgen kann. Aus sicherer Quelle erfährt man nämlich, daß sich auf die Nachricht hin, daß es in Brody und ebenso in Berlin Unterstützungsgelder für die Israeliten gäbe, ganze Schaaren von Juden sowohl nach der genannten galizischen Stadt, als auch nach der Neichshauptstadl Berlin gewendet haben, um auf diese Weise Geld zu bekommen. In Berlin sind sogar Juden aus Warschau — natürlich unter der falschen Vorspiegelung, daß sie aus Rußland vertrieben worden seien — eingetroffen, um auf leichte Weise sich beim Comitö Geld zu schnorren. Ebenso werden sie es wohl auch in Galizien gemacht haben. Man hätte also von vornherein vorsichtiger sein und den übertriebenen Schilderungen von Greuelthaten in Rußland nicht so bedingungslos Glauben schenken sollen. Die Hülfs-Comitss können jetzt sehen, wie sie sich der Anstürmenden erwehren. Die Piovinzial-Regierung zu Königsberg hat, wie es in einer Verfügung derselben heißt, mit Miß fallen bemerkt, daß junge Volksschullehrer als bald nach Erlangung einer Anstellung geheirathet und einen Hausstand gegründet haben, „ohne hin reichendes Brod und Obdach für eine Familie zu besitzen. Aus der allzu frühen Verheiralhung der jungen Lehrer pflegen sich dann mancherlei Unzu träglichkeiten zu ergeben, zumal wenn der betreffende Lehrer nicht einmal eine selbstständige Lehrerstelle inne hat." Im Weiteren wird dann an die Lehrer die Mahnung gerichtet, nicht eher an die Gründung eines eigenen Hausstandes zu denken, als bis sie die zweite Prüfung abgelegt und eine selbstständige Lehrerstelle erlangt haben. Aus Mannheim wird geschrieben: Unsere Stadt weist schon heute viele Geschäfte auf ohne alle christ liche Concurrenz, so z. B. in der Hopfen-, Eisen-, Leder-, Därme-, Schnaps- und Getreide-Branche und auch unter den hiesigen Bankgeschäften giebt es